Kapitel 51

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Chloé bekam einen Heulkrampf, als sie mich total verlottert auf dem kleinen Bett sitzen sah. Tränenüberströmt rannte sie in das kleine Zimmer und warf sich mir an den Hals, die kleine Krähe flatterte protestierend und ließ sich auf meinem Kopf nieder. „Oh cherié! Ich wusste doch, dass etwas im Busch ist!" sie löste sich von mir und sah mich aufgelöst an. „Mon dieu, warum hast du nur nichts gesagt?" Raul, der sich in der Zwischenzeit bei Satoru und Mei Mei bedankt und dann die Türe hinter ihnen geschlossen hatte, näherte sich jetzt ebenfalls dem Bett. „Ich kann irgendwie verstehen, warum sie nichts gesagt hat, Chloé. Das ist alles ... viel. Und mit viel meine ich so exorbitant viel, dass es mir nach viel vor schwerfällt, dass alles nicht als Fiebertraum abzutun." Er setzte sich auf meine andere Seite und sah mich ernst an.

„Wir sind schon von Direktor Yaga und Satoru instruiert wurden, was alles passiert ist. Das mit deinem toten Freund tut mir sehr leid. Und dass dieser Fluch Sukuna jetzt weg ist, dass tut mir auch leid." Er legte mir sanft eine Hand auf die Schulter. „Man konnte auf dem Ball sehen, dass du ihn wirklich liebst." Jetzt war ich diejenige mit Pipi in den Augen. „Oh ja, da hat Raul recht." Chloé kuschelte sich an meine andere Seite. „Ihr wart ein magisches Paar, cherié." Chloé zückte ein weißes Stofftaschentuch und tupfte mir die Tränen von den Wangen. „Als ihr getanzt habt, willst du wissen, was ich da gesehen habe, Addie?" ich nickte bloß, meine Finger strichen über das kleine Blatt des Baumes.

Chloé seufzte, ein verträumtes Lächeln auf dem Gesicht. „Das er eine düstere Aura hatte, dass lässt sich nicht leugnen. Und seine Augen, seine Augen waren so leer, so kalt. So emotionslos." Meine Freundin nahm meine Hand. „Aber wenn er dich angesehen hat, Addie. Dann war das anders. Dann war da ein Funkeln in seinen Augen, dass ich noch bei niemandem vorher je gesehen habe. Das du das Licht bist, dass ihn aus seiner Dunkelheit geführt hat. Das du sein Anker im wütenden Sturm bist. Das du alles bist, was er hat." Sanft hob Chloé mein Kinn an, stumm liefen mir die Tränen über das Gesicht. „Er würde für dich lebendig ausbluten, wenn du ihm nur sagst, dass deine Lieblingsfarbe rot ist, cherié. Er würde für dich die Welt in Schutt und Asche legen und sie danach wieder aufbauen, wenn du dir das wünschst."

„Ich vermisse ihn so!" platzte es aus mir heraus, als ich die Worte meiner Freundin hörte. Doch sie zog mich wieder in ihre Arme, kurz darauf schlang auch Raul seine Arme um mich und Chloé, sie hielten mich, gaben mir zu verstehen, dass ich nicht allein war. „Doch er hat mich vergessen ..." flüsterte ich. „Durch den Kraftzuwachs hat er seine Erinnerungen verloren ... oder sie werden blockiert, ich weiß es nicht, keiner weiß das!" mein Körper zitterte unter dem vielen schluchzen, dass mir das Reden abverlangte. „Ihr ... ihr hättet sehen müssen, wie er mich auf dem Dach angesehen hat." „Oh, dass ist alles Toshiros schuld!" auf Chloés Festellung hin folgte eine französische Schimpftirade, die weder ich noch Raul verstanden. Aber Chloés Gestik und Tonfall nach kam Toshiro verdienterweise nicht gut in ihr weg. „Sukuna wusste nicht mehr, wer ich bin. Er wollte mich nur töten. Da auf dem Dach." Chloé löste sich und schüttelte so stark den Kopf, dass ihre blonden Locken wippten. „Ich weigere mich, dass zu glauben. Er wird sich wieder an dich erinnern. So ist das doch immer, oder?" sie sah hilfesuchend zu Raul, dem man ansah, dass er nicht wusste, was er sagen soll. „Naja, dass hier ist keine RomCom, Chloé. Sondern die Realität." Chloé machte eine wegwerfende Handbewegung in seine Richtung. „Raul hat keine Ahnung von der Liebe." Bei den Worten musste ich schmunzeln. Ob Chloé wirklich so blind war? Raul war vernarrt in sie. Ich drehte den Kopf und zwinkerte ihm heimlich zu, als Chloé aufstand, um ihre Schminktasche zu holen. Sofort bekam er rote Backen, kratzte sich verlegen am Kopf und wechselte schließlich das Gesprächsthema.

„Ich sage dir, so schnell bin ich wohl noch nie umgezogen. Chloé und ich waren seit der Nacht nicht mehr am Campus." „Das ist auch besser so, Raul. Als wir unten in dem Kellerlabyrinth waren hatte ich ständig Angst, in naher Zukunft einen von euch beiden so hergerichtet sehen zu müssen und wieder nicht stark genug zu sein, es zu beenden." Raul angelte eines der Brote von dem Tablett, dass Chloé am Rückweg wieder mitgebracht hatte und reichte es mir. „Du redest von Yatsuda? Gojo-Sensei hat uns erzählt, was passiert ist. Ich will das du weißt, dass das nicht deine Schuld ist." „Du hast getan, was du konntest, cherié. Das ist mehr als genug." Ich knabberte etwas unsicher an dem Brot und sah die Beiden abwechselnd an. „Wie ... wie geht es euch hier eigentlich? Und nach ... ihr wisst schon." „Du meinst nach der Nacht, in der du dem Mann lachend die Eingeweide aus dem Körper gerissen hast?" fragte Chloé lächelnd und ohne mit der Wimper zu zucken. Wow, sie trug es echt mit Fassung. „Danke, dass du für uns ein Wortbild gemalt hast, Chloé." Meinte Raul und wurde etwas weiß um die Nasenspitze. „Oh uns geht es hier sehr gut!" Chloé zückte ein Etui und Raul tat es ihr gleich. „Wir haben von Panda diesen schicken Brillen bekommen, jetzt können wir auch Flüche sehen. Genial, oder?" kicherte sie und schob sich die Brille auf die schmale Nase. Die Brille schien sie noch hübscher zu machen und Raul schmolz dahin.

Chloé rückte die Brille zurecht und sah mich ernst an. „Aber jetzt müssen wir über das Unausweichliche reden. Ich kann nicht glauben, dass man dich töten will! Mon dieu, in France könnte niemand einfach so jemanden hinrichten!" „Ich glaube, dass wir da nicht allzu viel Mitsprachrecht haben." Raul packte die Brille wieder in das Etui und legte es auf den Tisch. „Oder Addie." „Satoru sagte, er wird mir wenigstens eine Chance verschaffen, mich rechtfertigen zu können. Auch wenn ich noch zweifle, ob das was ändern würde. Viele der Hohen sind bereits voreingenommen, manche auch offen feindselig." Das Gakuganji mich hasste und auch Yuji gehasst hatte, als er Sukunas Gefäß gewesen war, war jetzt kein gut behütetes Geheimnis hier an der Akademie. „Aber du musst es probieren! Versprich es mir, cherié."

Ich nickte und Chloé klatschte in die Hände, zog ihren Schminkkoffer ans Bett heran und öffnete ihn. Der Koffer war so groß, dass man damit sicher wen hätte erschlagen können solange man nur den richtigen Winkel fand und traf. „Dann richte ich dich jetzt her, Addie." Sie zog eine schuldvolle Schnute. „Ich habe nämlich das Gefühl, dass das mit dem Vorsprechen schneller gehen wird als wir denken. Und wenn du dort auftrittst wie ein Olchi, hast du schon verloren." Sie schnalzte mit der Zunge. „Raul! Geh hoch in Addies Zimmer und hol das süße dunkelblaue Kleid! Und Snacks! Ich weiß, dass Yuji die Guten in der Küche hinter dem Kühlschrank versteckt hat." Raul salutierte und verließ dann mit einem Ohr-zu-Ohr Grinsen das kleine Kellerzimmer. Als Chloé eine große Haarbürste und einen noch größeren Lockenstab gezückt hatte, wurden meine Knie doch etwas weich. „Chloé?" „Oui, cherié?" „Danke dass ihr hier seid. Das bedeutet mir viel. Auch, dass ihr mir alles verziehen habt. Und ich will ehrlich sein, ich habe schreckliche Angst." Chloés freie Hand fand meine und drückte sanft zu.

„Wir sind Freunde, cherié. Wir werden immer für dich da sein."

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Heute bin ich in Schreiblaune und werde im Verlauf des Abends noch ein neues Kapitel hochladen!

Bis dahin,

eure Erin xx

Plötzlich Fluch (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt