Kapitel 36

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Es dauerte nicht lange, bis ich Yaga, Satoru und Shoko geholt hatte und wir die Leiche in Shokos Labor gebracht hatten. Der Geruch von Desinfektionsmittel und Blut kroch mir in die Nase. Während Yaga Sukuna wieder mit den Bannseilen fesselte, sah sich Shoko den Körper des Jungen an und blickte jetzt nachdenklich drein. Ein Wunder, dass Sukuna überhaupt mit in das Labor gedurft hatte. „Auf jeden Fall ist der Junge ... ja ich denke mutiert ist das richtige Wort." Meinte Shoko jetzt. „Ist das Mahitos Werk?" fragte Satoru, doch Shoko schüttelte den Kopf. „Nein. Das war keine Seelenmanipulation." Sie blickte zu mir. „Du meintest, dir seien Gewebeproben entnommen worden?" ich nickte. „Sie meinten, sie wollen herausfinden, was es möglich gemacht hat, dass ich Sukunas Fähigkeiten übernommen habe." Ich ließ die schwarzen Male über meinen Körper tanzen. „Damit sie damit auch den Rest der Nicht-Jujuzisten „behandeln" können." Ich malte mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft. „Damit sie ihre reine Welt schaffen können. Sowas Beklopptes habe ich vorher wirklich noch nie gehört." „Du bist nicht die Einzige, die das für total abwegig hält, Addie." Yaga war fertig mit den Bannseilen und stellte sich zu uns an die Metallbare.

„Nun, sie scheinen deinen Auslöser nicht gefunden zu haben." Shoko hatte eifrig etwas Fleisch des toten Jungen in ein Reagenzglas voller Flüssigkeit fallen lassen. „Sie scheinen lediglich Fluch-DNA in den Jungen gepflanzt und ihn danach mit Fluchkraft vollgepumpt zu haben, um die Mutation auszulösen." Erneut wanderte ihr Blick zu mir. „Aber so eine saubere Verwandlung wie bei dir ist ja ganz offensichtlich nicht dabei herausgekommen. Ob der Junge ihnen entwischt ist?" Ein dicker Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet, ich kämpfte mit meinen Emotionen, die jeden Augenblick drohten, aus mir herauszubrechen. „Er ist ihnen ganz sicher entwischt. Geto ist niemand, der schlampig arbeitet." Sagte Satoru. „Er war doch noch ein Kind." Sukuna war von hinten an mich herangetreten, seine Nähe spendete mir Trost. „Was machen wir denn jetzt mit seiner Familie?" ich reichte Yaga den Flyer, den Hashida uns damals gegeben hatte. „Sie und die Polizei suchen den Jungen. Sein Name war Yatsuda." Yaga betrachtete nachdenklich den Flyer, dann die missgestaltete Leiche. „Seine Beine sehen einigermaßen normal aus. Wir werden es als tragischen Unfall verkaufen, die Beine können dann bestattet werden. Dann weiß die Familie zumindest, dass der Junge tot ist." Ich schluckte. „Und der Rest von ihm?" „Der wird entsorgt." Shoko drückte einen Knopf, der an einem langen Kabel von der Decke hing. In meinem Rücken öffnete sich eine Klappe, dahinter kam eine Verbrennungsanlage zum Vorschein, in der die Flammen hungrig an den steinernen Wänden leckten. Langsam ging ich darauf zu, streckte eine Hand aus und ließ eine der Flammen auf meine Hand überspringen. Gedankenverloren bewegte ich die Hand, sah der Flamme bei ihrem Tanz auf meiner Haut zu und seufzte. „Das ist alles so schlimm."

Kollektives Nicken. „Und es wird noch schlimmer." Nanami war durch die Türe getreten, er hielt ein Tablet in der Hand. Er tippte einige Momente darauf herum und zeigte uns dann den Bildschirm. Darauf abgebildet war ein Klassenfoto. Dort, in der Mitte, strahlte uns ein lächelnder Yatsuda an. Doch ich erkannte den Platz, auf dem das Foto gemacht worden war. Es war der Vorplatz meines alten Campus, der Platz, über den ich schon so oft gelaufen war, um zu meinen Kursen zu kommen. „Der Campus scheint nicht nur der Stiftung des Austauschprogrammes gewidmet zu sein. Offenbar ist dort auch eine ganz normale Schule mit untergebracht." Führte Nanami seine Rechercheergebnisse aus und rückte seine Brille zurecht. Jetzt, wo er es sagte, fiel mir wieder ein, dass ich dort oft Schüler in Uniformen gesehen hatte. Aber ich hatte dem nie groß Beachtung geschenkt, mir war von Anfang an klar gewesen, dass der riesige Campus unmöglich nur für uns Austauschschüler hätte sein können. „Dann war Yatsuda dort an der Schule." Warf Satoru in den Raum. Nanami wischte weiter auf dem Tablet herum. „Laut Polizeibericht ist der Junge von der Schule nicht mehr nach Hause gekommen. Und jetzt haltet euch fest." Erneut drehte er uns den Bildschirm zu. „Unser Toshiro Yara ist nicht nur Teil des Vorstandes der Stiftung." Auf dem Bildschirm präsentierte Nanami uns ein Foto des Vorstandes der Stiftung. „Er ist der Direktor der gesamten Einrichtung." Shoko pfiff anerkennend durch die Zähne, Satoru räusperte sich nervös. „Das heißt, dass er das Geschehen in letzter Zeit in den Händen hält. Und das ist immer noch nicht alles. Yatsuda ist nicht der erste Schüler, der von dort verschwunden ist. Er ist lediglich der zweite einheimische Verschwundene." Nanami unterbrach sich kurz selbst, um einen neuen Artikel auf dem Tablet zu öffnen, ehe er es uns wieder zudrehte. „Es sind schon vorher einmal Austauschschüler verschwunden. Noch nicht allzu lange her. Das jüngste Ereignis ist jetzt knapp zwei Jahre her."

Mir lief es heiß und kalt den Rücken runter. Ich nahm Nanami das Tablet ab und überflog den Artikel. „Lass mich raten. Das Verschwinden von Touristen oder generell Leuten aus einem fremden Land lässt sich leichter vertuschen als das eines Einheimischen. Die bürokratischen Wege ins Ausland bei Verbrechen an Urlaubern oder generell Nicht-Einheimischen sind tausend Mal komplexer. Da lässt es sich leichter vertuschen. Da verschwindet hier eine Akte, da ein Foto, hier ein Bericht. In all dem Chaos ist das leicht zu entschuldigen." Meinte ich und gab Nanami mit zitternder Hand das Tablet zurück. Er nickte. „Gut zusammengefasst, Addie." „Das heißt, dass er sich seine Versuchskaninchen auf dem Campus holt." Alle drehten wir synchron den Kopf, einen ungläubigen Ausdruck in den Gesichtern. Sukuna hatte sich doch tatsächlich an dem Gespräch beteiligt. Siedend heiß wurde mir klar, worauf er hinauswollte. „Raul und Chloé! Sie sind immer noch auf dem Campus! Und so viele Austauschschüler sind es dieses Jahr nicht!" panisch lief ich im Kreis. „Wenn jetzt bekannt wird, dass man den Jungen tot aufgefunden hat, wird sich Toshiro sicher einen der Austauschschüler aussuchen, um weiter herumzuexperimentieren für diesen Geto. An dem ist eh was faul." Ich seufze. „Und warum sollten sie nicht einen der Beiden aussuchen, nur im mir eins reinzuwürgen." Schweigen füllte den Raum, dass mir bestätigte, dass alle exakt das dachten, dass ich gerade ausgesprochen hatte.

„Ich denke, wir müssen den Campus genauer unter die Lupe nehmen." Nanami trommelte nachdenklich mit den Fingern auf dem Tablet herum. „Das du nicht dort gefangen warst heißt nicht, dass dort nicht etwas Großes versteckt ist." „Sehen wir der Realität ins Auge." Yaga stützte sich auf der Metallbare ab und strich sich über den Bart. „Letztlich müssen sowohl Yara als auch Geto aus dem Verkehr gezogen werden, zusammen mit diesen verdammten Flüchen, die bei ihnen herumlungern." Er spielte sicher auf Mahito und Jogo an. „Damit die Dinge wieder ihren gewohnten Gang gehen können."

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Kapitel 36 für euch an diesem regenreichen Tag!

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Eure Erin xx

Plötzlich Fluch (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt