Kapitel 50

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„Das ist mein Mädchen."

Sukuna kniete blutbesudelt neben mir in der großen Blutlache, hob die Hand und strich mir sanft über die Wange, verteilte so Toshiros Blut weiter in meinem Gesicht und grinste. „Ich hab dich so vermisst." Flüsterte ich und schmiegte mein Gesicht in seine Hand. „Warum hast du mich allein gelassen?" „Du siehst aus wie ein Todesengel, Adelina." Sukunas Lippen strichen sanft über meine. „Das Blut und der wilde Ausdruck in den Augen stehen dir." Langsam kam er immer näher, sein warmer Atem strich über meine Lippen, als ich hintenüber in die Blutlache kippte und mein Rücken warm wurde. Sukuna folgte mir schnell, er stützte sich links und rechts von mir ab, beugte sich herunter und küsste mich. Ich stöhnte leise auf, als seine Lippen auf meine trafen, meine Finger krallten sich in seinem Shirt fest, Blut tropfte aus seinen Haaren warm auf meine Stirn. Ich hatte das Gefühl, auf Wolken zu schweben. Sukunas linke Hand schlüpfte unter mein blutiges Shirt, seine Berührungen hinterließen eine Spur von Stromstößen, die mir den Verstand raubten. Grinsend rollte ich uns beide herum und als Sukuna am Rücken lag, fanden seine Hände schnell meine Hüften. Er hob eine Augenbraue und schmunzelte. „Was wirst du jetzt tun, Adelina?"

„Addie!" grob packte mich jemand von hinten am Kragen und zog mich auf die Füße, weg von Sukuna. „Addie! Was hast du getan?" Satorus Gesicht tauchte vor mir auf, verschwommen nahm ich seinen irritierten Gesichtsausdruck wahr. Mein Blick zuckte zurück zu Toshiro, der in Stücke gerissen am Boden lag. Das heiße Blut, in dem die Leiche lag, dampfte in der kalten Nachtluft. Ich hob die Hand, legte sie an Satours Wange und grinste ihn an. „Er ist tot. Wir haben gewonnen." Mit dem Daumen verteile ich Toshiros Blut auf Satorus Wange, der bloß den Kopf schüttelte. „Scheiße." Grob packte er mich an den Haaren und drehte mich der Leiche zu.

Langsam klärte sich meine Sicht.

Der Tote war nicht Toshiro.

Es war der Mann, der mich bis eben noch angebaggert hatte. Viel war von ihm nicht mehr übrig. Hinter der Blutpfütze standen Yuji, Megumi und Mei Mei. Und hinter ihnen Chloé und Raul, die mich mit schreckgeweiteten Augen ansahen, Chloé liefen Tränen über das Gesicht.

Der Höhenflug, auf dem ich mich bis eben noch mit Sukuna befunden hatte, nahm ein jähes Ende und ich landete schmerzhaft wieder in der Realität. Einer Realität ohne Sukuna.

Ich ... ich hatte mir das alles eingebildet.

„Mörderin! Monster!"

Toshiros Worte klingelten in meinem Kopf. Und er hatte recht. Entsetzt starrte ich meine blutbesudelten Hände an, mein Blick flackerte zwischen ihnen und dem Toten hin- und her. Er hatte Recht. Mit allem Recht, was mich betraf. Ich war ein Monster, eine Mörderin.

„Was hab ich getan?"

Kurz darauf wurde alles schwarz.

Ich wusste nicht, wie lange ich die Decke des kleinen Kellerzimmers anstarrte. Lange war es Sukunas Gefängnis gewesen. Jetzt war es meins. Ich hatte einen Menschen getötet. Ich hatte es verdient, weggesperrt zu werden wie ein wildes Tier. Meine Finger spielten mit dem kleinen gepressten Blatt, als nach einer gefühlten Ewigkeit die Türe geöffnet wurde und sich Satoru durch den schmalen Spalt in das Zimmer schob, ein Tablett in der Hand. „Stell es zu den anderen." Gemeint war die Ecke des Zimmers, in der sich bereits einige unangerührte Tabletts angesammelt hatten. „Und nimm den Rest mit. Es fängt an, zu stinken." Satoru stellte das Tablett wider meiner Anweisungen neben mich auf das Bett und rückte sich dann den nagelneuen Stuhl zurecht, den Yaga in das Zimmer hatte bringen lassen.

Keines der Möbel hier drin hatte meinen Wutausbruch überlebt, dennoch war Yaga so engagiert gewesen und hatte neue bringen lassen, nachdem ich ihm versprochen hatte, sie nicht wieder zu zerstören. Was hätte das auch für einen Sinn gehabt? „Wir müssen reden." Meinte er dann, doch ich ließ ihn nicht weiterreden und hob die Hand. „Worüber? Ist das jetzt der Augenblick, an dem du mir erzählst, dass man mich hinrichten wird? Du nichts mehr ausrichten konntest?" Satorus Schweigen, dass eindeutig ein Ja war, hatte ich gar nicht gebraucht. Ich wusste auch so, was mir bevorstand. „Noch ist nichts sicher. Womöglich hast du noch eine Chance." Ich spitzte die Ohren, Satoru schlug die Beine übereinander und zog sich die Sonnenbrille von der Nase. „Wenn ich das alles richtig gedeutet habe neulich Nacht, dann hattest du auf das alles keinen Einfluss? Richtig?" ich nickte und zog die Decke enger um meine Schultern. „Der Kraftzuwachs war plötzlich da. Ich weiß weder, warum, noch wie ich es hätte stoppen sollen." „Hmm. Das ist jetzt gleichzeitig gut und schlecht." Satoru schnappte sich eines der Sandwiches von meinem Tablett und hob dann kauend einen Finger. „Erstens spricht es für dich, dass du den Mann nicht hattest töten wollen. Ist doch so? Du hast die Kräfte nicht bewusst genutzt, um den Alki zu töten?" wieder nickte ich. „Ja, ich wollte ihn nicht töten."

Mein Magen verknotete sich, als ich an die zerpflückte Leiche des Mannes dachte und daran, wie viel Freude ich dabei empfunden hatte. Auch, wenn ich dachte, dass es Toshiro war, änderte das rein gar nichts an der Tatsache, dass ich Freude daran gehabt hatte, einen Menschen zu töten. Vor dem Gericht der Moral hätte man mich schon längst exekutiert und gevierteilt. Und das wohl zu Recht. Satoru nickte wohlwollend. „Bleibt noch der Nachteil." Er hob einen zweiten Finger. „Wenn du nicht in der Lage bist, diese Kräfte im Griff zu haben, so wie es in jener Nacht der Fall war, dann gibt es keinen Grund, dich leben zu lassen." Empört schlug ich die Decke zurück. „Ich habe die Kräfte im Griff! Aber das neulich war anders." „Wollt ihr beide meine Theorie hören?"

Satoru und ich drehten den Kopf Richtung Türe. Mei Mei stand lächelnd im Türrahmen und strich sich ihren Zopf aus dem Gesicht, eine Krähe saß auf ihrer Schulter und flatterte aufgebracht mit den Flügeln. „Bitte, Mei Mei. Ich bin gespannt, ob sie sich mit meiner deckt." Satoru angelte sich das zweite Sandwich von dem Tablett und sah seine Kollegin gespannt an. „Bitte, du darfst." Mei Mei ließ sich neben mir auf dem Bett nieder, die Krähe hüpfte von ihrer Schulter auf meine. Kurzerhand nahm ich Satoru das Sandwich ab und begann, die Krähe damit zu füttern.

„Sukuna hat sein volles Potential erreicht. Und auch, wenn es er auf dem Dach nicht genutzt hat, heißt das nicht, dass es nicht da ist." Begann Mei Mei. „Vier Arme und so." Satoru grinste breit und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Du, Addie, du bist mit Sukuna verbunden, wenn womöglich auch etwas zeitversetzt." Fuhr Mei Mei fort. In meinem Kopf machte es Klick. „Ihr meint, jetzt wo Sukuna das volle Potential hat, habe ich es auch und es frisst sich langsam durch mich hindurch ans Tageslicht?" Satoru reckte beide Daumen in die Luft. „Genau das wollen Mei Mei und ich damit sagen. Dieses volle Potential äußert sich jetzt langsam auch bei dir, beziehungsweise bist du drauf und dran, es zu entwickeln." Er beugte sich vor und nahm mir die Reste des Sandwiches wieder ab, die Krähe protestierte lautstark auf meiner Schulter. „Da du aber nach wie vor ein Mensch bist, ist der ganze Prozess augenscheinlich von einigen Nachteilen und Ausfallerscheinungen gezeichnet. Das mit dem Alki war das beste Beispiel." Erneut rutschte mir mein Herz in die Hose.

„Also muss ich die Hohen davon überzeugen, dass ich nach wie vor keine Gefahr bin oder sein will und all das hier," ich deutete auf mich selbst, „im Griff habe?" „So ist es." Satoru nickte. „Die Frage ist, ob sie Addie überhaupt noch einmal anhören werden." Warf Mei Mei ein. Stimmt. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Die Hohen waren überhaupt nicht dazu verpflichtet, mich erneut anzuhören. „Ich hasse das." Sagte ich leise und senkte den Kopf. „Bei anderen darum betteln zu müssen, leben zu dürfen." Mei Mei legte mir eine Hand auf das Bein und drückte sanft zu. „Aber ist es dir das wert?" „Natürlich ist es das." Trotzig hob ich den Kopf. „Ich werde ihnen beweisen, dass ich es wert bin, zu leben." Seufzend kraulte ich der Krähe das Köpfchen. „Das ich das mal sagen würde hätte ich auch nicht gedacht." Satoru stand auf und sammelte all die Tabletts zusammen. „Ich werd mich darum kümmern." Auch Mei Mei stand auf und blickte auf die Krähe hinab. „Ich hole ihn später ab. In der Zwischenzeit sollte dir etwas Gesellschaft guttun."

Sie öffnete die Türe, dahinter standen Raul und Chloé.

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Kapitel 50!

Ich freue mich sehr, das es immer mehr Leute werden, die meine FanFiction lesen!

Bleibt dran!

Die Spannung baut sich erneut auf und führt uns auf was Großes zu!

Eure Erin xx

Plötzlich Fluch (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt