Kapitel 28

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Als Draco wach wurde, tastete er auf die andere Bettseite und hob irritiert den Kopf als er Astoria nicht spürte. Sie war nicht da. Er setzte sich auf und horchte, als er ihre Stimme hörte.
„Ich verstehe."
„Es wäre wichtig, dass Sie zu dem Termin kommen", hörte er Potter und stand sofort auf.
Er blieb am Türrahmen stehen, als er Astoria in Jogginghose und einem Shirt vor dem Kamin kniete. Potters Kopf war in den Flammen zu sehen.
„Und sie können mir nicht schon etwas sagen?", hakte Astoria nach und Draco blieb weiterhin stehen.
Er wusste, dass man ihn vom Kamin aus nicht sehen konnte.
„Nein. Jones hat mir das Ergebnis nicht mitgeteilt. Er wird es heute mitbringen, wenn er ins Ministerium kommt." Astoria nickte steif und Potters Gesicht wirkte ernst. „Geht es denn heute bei ihnen um vierzehn Uhr?"
Sie nickte kaum sichtbar.
„Sicher. Ich bin zwar wieder in der Arbeit. Aber ich denke, dass ich dafür freibekomme."
„Sehr gut. Dann um vierzehn Uhr in der Aurorenabteilung."

Der Kamin flackerte kurz noch auf, bevor er erlosch. Astoria seufzte, zog ein Bein an und legte dort ihr Kinn ab. Draco zögerte keinen Moment, er ging auf sie zu, setzte sich hinter sie und zog sie an sich. Schlang fest seine Arme um sie und ihre Hände legten sich auf seine Arme, als er sich vorbeugte und sie auf die Wange küsste.
„Was wollte Potter so früh am Morgen?", nuschelte er.
„Ich soll heute um zwei zu ihm kommen. Die Ergebnisse sind scheinbar da. Über den Vaterschaftsnachweis. Und er will mich nochmal befragen." Sie seufzte und lehnte ihren Kopf nach hinten. „Ich habe dazu keine Lust. Sie haben scheinbar keine Spuren."
Er runzelte die Stirn.
„Überhaupt keine?"
Sie brummte.
„Nein. Auf der Flasche waren nur Fingerabdrücke von mir und dem Verkäufer zu finden. Ansonsten gar nichts." Er küsste sie an der Schläfe und ihre Finger schienen sich stärker an ihn zu klammern. „Was soll ich tun, wenn er mein Vater ist?"

Draco atmete schwer aus. Er wusste es nicht. Vor allem machte er sich Sorgen, wie Astoria reagieren würde, wenn es so war. Würde sie damit klarkommen? Sie hatten nicht mehr darüber gesprochen.
„Ich weiß es nicht, Astoria. Ich weiß es wirklich nicht." Er hielt sie fest. Drücke sie enger an sich, wenn das überhaupt möglich war. „Aber wir werden das schaffen, Tori. Ich verspreche es dir."
Sie wandte sich in seinem Armen und er ließ sie los. Sie lächelte milde, bevor sie ihn küsste.
„Danke Draco. Du bist lieb."
Er wollte einfach, dass es ihr gut ging. Dass sie glücklich war.
„Soll ich dich begleiten?", fragte er und sie schüttelte den Kopf.
„Nein. Nein, ich denke, ich schaffe das allein."
„Bist du sicher?", fragte er zweifelnd.
Denn er würde sich wohler dabei fühlen, wenn sie nicht allein sein würde. Wenn er mitkäme.
„Ganz sicher", sprach sie, drückte erneut ihren Mund auf seine Lippen und stand auf.

„Ich mache uns jetzt Frühstück."
Er seufzte, bevor er ihr folgte und sah, wie sie die Pfanne hervorholte und den Speck aus dem Kühlschrank nahm.
„Astoria", sprach er ruhig und sie blickte auf. Wirkte beinahe unbekümmert, und er wusste, es war nur Fassade. „Ich denke wirklich, dass dich jemand begleiten sollte. Ich dich begleiten sollte."
„Und ich sage, es ist unnötig. Außerdem hast du genügend Termine." Er gab einen Dreck auf diese Termine. Wenn sie Unterstützung brauchte, würde er da sein für sie. Immer. „Du hast so viele Wochen gefehlt in der Firma. So viele Stunden und Tage verschwendet."
Er schüttelte entschieden den Kopf.
„Das war keine Verschwendung." Sie hielt inne und er ging auf sie zu. Umfasste sanft ihr Gesicht. „Du bist nie eine Verschwendung. Und du wirst immer wichtiger sein. Egal ob es die Arbeit oder etwas anderes ist."
Sie lächelte erneut.
„Draco, das weiß ich. Und ich danke dir dafür. Wirklich. Aber ich denke, ich muss dort allein hin. Ich muss langsam mein Leben auf die Reihe bringen."
Aber bedeutete das, dass sie ihnen allen etwas beweisen musste? Er hielt es für eine schlechte Idee. Eine verdammt schlechte Idee.






Astoria war allein losgezogen. Sie wusste nicht, ob sie den andern oder sich selbst nur etwas beweisen wollte. Sie wusste nur, dass sie unruhig das Ministerium betreten hatte und noch nervöser geworden war, als sie auf Potter wartete, der sie im Anschluss in eines der Verhörzimmer brachte und ihr freundlich etwas zum Trinken anbot, was sie ablehnte. Bei Merlins Unterhosen, kapierte der Kerl nicht, dass sie keinen Durst hatte, sondern einfach nur das verdammte Ergebnis wissen wollte? Was war daran so schwer zu verstehen? Als er begann, nach ihrer Arbeit zu fragen, platzte ihr der Kragen.
„Mr. Potter, ich bin nicht hier, um Smalltalk zu betreiben. Können Sie mir jetzt sagen, ob dieser Kerl mein Erzeuger ist oder nicht? Oder müssen wir noch auf Jones warten?"

Mr. Potter musterte sie eine Weile, bevor er eine Akte aufschlug und ein Blatt herausnahm und es zu ihr drehte. Sie sah irgendwelche Tabellen. Las ihren Namen und den von Avery und ein Wort stach sofort ihr ins Auge.
„Ausgeschlossen", flüsterte sie und Potter nickte.
„Ja. Er ist nicht ihr Vater."
Sie sah zu ihm auf. Umklammerte ihre Finger fester.
„Ist das sicher?"
„Zu hundert Prozent."
Sie atmete schwer aus und spürte regelrecht, wie eine Last von ihr abfiel.
„Merlin sei Dank." Er war nicht ihr Erzeuger. Hyperion Greengrass war ihr Vater. War es schon immer gewesen. „Merlin", wiederholte sie und legte ihre Hand auf ihre Stirn.
Sie hatte das Gefühl einzuknicken und blickte nur langsam auf, als Potter sich räusperte.
„Darf ich Fragen stellen?"
Sie presste die Lippen zusammen. Hatte sie den eine Wahl?
„Brauche ich einen Anwalt?", fragte sie gegen und Potter lächelte ehrlich.
„Nein, ich denke nicht."

„Wieso hegen Sie so einen Hass gegen Mr. Avery.? Verstehen Sie mich nicht falsch, er hat eine sehr eindeutige Vergangenheit."
Sie schnaubte.
„Sie denken, dass ich übertreibe? Dass der Hass nur davon kommt, dass er jetzt meine Mutter vögelt?"
Und sie vermutlich vorher auch schon mehrfach gevögelt hatte, auch wenn ihre Mutter behauptete, dass es eine einmalige Sache war. Potter öffnete die Akte erneut.
„Mr. Malfoy Senior und sie, sind so fest von der Schuld überzeugt, dass es beinahe so scheint, als wären sie anwesend gewesen, als er diesen Saft vergiftet hat." Sie lachte lustlos. Sicherlich nicht. Dann hätte sie ihn eigenhändig in ihrer Wohnung umgebracht. „Und ich denke, dass mehr dahintersteckt als die Beziehung zwischen Mr. Avery Edward und ihrer Mutter. Oder den Pokerspielen ihres Großvaters und dem Vorfahren von Avery."
Sie presste die Lippen zusammen, als Potter ein Protokoll ihr vorlegte, dessen Tinte schon etwas verblasst war. Sie kannte es. Es war die erste Aussage von ihr gewesen. Nicht von ihr persönlich. Sondern von einem Heiler, der diese protokolliert hatte."

„In der Aussage des Heilers, dem scheinbar dann kein Gehör mehr geschenkt wurde, unterscheidet sich die Geschichte ihrer Rettung. Danach kam Lucius Malfoy dazu, als man gerade versucht hatte sie zu vergewaltigen." Sie schloss kurz die Augen. Versuchte ruhig zu atmen. „Eine der Personen, die dabei war, war Avery Edwards. Nicht wahr?" Sie sagte nichts. „Sie haben mehrfach versucht, Avery hinzuhängen. Mehrfach ihn als Täter angeprangert. Aber man hat ihnen nicht geglaubt. Es gab keine Beweise dafür, dass Avery bei dem Überfall dabei war. Keiner der Todesser, die bereits verurteilt wurden in diesem Fall, haben ihn hingehängt oder bestätigt. Veritaserum ist verboten bei den Verhandlungen." Was lächerlich war. Es würde so vieles vereinfachen. Potter tippte auf das Dokument. „Aber nach der Aussage des Heilers, der sowohl mit ihnen als auch mit Mr. Malfoy gesprochen hat, hat Lucius Malfoy sie nicht erst nach dem Überfall gefunden. Sondern ging dazwischen, während des Überfalls und hat sie dann weggebracht."

Sie sagte nichts. Presste ihre Lippen zusammen. Zur Hölle, sie hätte einen Anwalt diesen Besuch absolvieren lassen sollen.
„Wollen Sie dazu etwas sagen?"
Sie blickte Potter gelangweilt an.
„Ich habe keine Ahnung, was sie hören wollen, Mr. Potter."
Er lächelte schwach.
„Ich habe ebenfalls in Erfahrung gebracht, dass Mr. Malfoy kurz nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft, die monatlichen Raten in Gringotts übernommen hat. Und die Kosten für die Versorgung ihrer Mutter, sowie ihrer Schwester und ihnen. Er hat ihnen sogar das Studium bezahlt, nicht wahr? Das war alles sehr leicht einsehbar in Gringotts."
„Er ist ein Freund der Familie gewesen."
„Tatsächlich?"
„Natürlich. Das war er schon immer", log sie eiskalt.
Sicher, die Familien hatten sich gekannt, aber eine Freundschaft sah anders aus.

„Wissen Sie, was ich denke?" Sie schüttelte stumm den Kopf. „Ich denke, dass Mr. Malfoy bei dem Überfall entweder dabei war oder dazukam. Ich denke auch, dass er dazwischen ging, und glauben sie mir, ich halte von ihm nicht viel, aber er wahrlich kein Unmensch oder Monster, sowie einige andere Todesser. Ich glaube auch, dass sie, warum auch immer, sich beide diese hübsche Geschichte ausgedacht haben, wo Mr. Malfoy erst nach dem ganzen dazukam, um ihm Askaban zu ersparen. Der Überfall ihrer Familie war ein Exempel für das Gamot. Eine der ersten Fälle, die nach der Schlacht verhandelt worden war. Alle beteiligten sitzen bis heute noch im Gefängnis. Wenn natürlich auch nicht nur für diese Tat." Nur Avery nicht. „Und Avery Edward kommt davon mit einer dummen Ermahnung und Bewährung für seine Beteiligung, jetzt wo er wieder in England ist. Er wird nicht angeklagt für das, was er ihrer Familie angetan hat. Für das, was er bei ihnen versucht hat, als sie einfach nur ein Kind waren."

Astoria biss sich auf die Zunge. Sah Potter nicht an. Nein, er wurde nicht bestraft. Aber Astoria hatte auch keine Lust für ihre Gerechtigkeit Lucius hinter Gitter zuschicken.
„Und deshalb sind Lucius Malfoy und sie so fest von der Schuld von Avery Edward überzeugt." Ihre Blicke beengten sich wieder und Potter beugte sich vor. „Aber wissen sie, wie ich das sehe?" Sie zeigte keinerlei Regung. „Es ergibt keinen Sinn. Avery weiß doch, dass sie stillhalten, wegen Lucius Malfoy. Er hat keinen Grund, sie aus dem Weg zu räumen." Hatte er doch. Sie wusste es einfach. „Besonders wenn er glaubte, dass sie vielleicht sogar seine Tochter seien."
„Was ich nicht bin."
„Aber das wusste er zu dem Zeitpunkt noch nicht, Miss Greengrass", widersprach ihr Potter.
„Mr. Potter ich weiß nicht, was sie hören wollen. Ich habe ihn in Verdacht, das kann ich ihnen sagen", erwiderte sie kühl und als er den Mund erneut aufmachen wollte, redete sie weiter.

„Und dieser Kerl ist ein Monster. Ob das das Ministerium sehen will oder nicht. Er sollte in Askaban sitzen und dort vergammeln."
Was er nicht tat. Nein, er machte sich auf dem Anwesen ihrer Familie breit.
„Dann helfen sie mir. Sagen Sie erneut aus. Sie und Mr. Malfoy", bat er und sie schüttelte den Kopf.
„Nein."
Nein, das würde sie nicht tun.
„Wenn es um Mr. Malfoy geht, werde ich alles in meiner Machtstehende tun, dass er nicht nach Askaban muss."
Sie schnaubte innerlich. Potter würde gar nichts tun können. Nach dem Krieg hat das vielleicht gut geklappt. Und ja, Potter war anerkannt und ein Held. Aber er würde nicht verhindern können, dass das Gamot Lucius ins Gefängnis steckte. Es gab viel zu viele Menschen, die ihn verachteten und fanden, dass er ohnehin zu leicht davongekommen war. Astoria stand auf.
„Ich danke ihnen für das Gespräch, Mr. Potter."

Er blinzelte irritiert.
„Aber wenn sie keine weiteren Fragen haben bezüglich meiner Vergiftung, werde ich jetzt gehen."
„Miss Greengrass ..."
„Im Fall des Überfalles meiner Familie gibt es nichts mehr zu sagen. Die Sache ist Jahre her und für das Ministerium abgeschlossen." Und sie würde nicht riskieren, dass man Lucius einsperrte. Er hatte in dieser Nacht niemanden gefoltert. Er hatte nicht getötet. Nein, er hatte ihr Leben gerettet. Sie vor einer Vergewaltigung bewahrt. „Wenn das also alles war?"
Potter musterte und seufzte dann schwer.
„Ich kann sie nicht zwingen." Nein, konnte er nicht. „Wir ermitteln natürlich weiter."
Natürlich taten sie das. Aber wenn es keine Spuren gab, würde Avery wohl wieder davonkommen. Er reichte ihr die Hand und Astoria zögerte, bevor sie seine Hand schüttelte und sich verabschiedete.

Nur um aus dem Raum zutreten und beinahe zusammenzustoßen, mit niemanden anderen als seine Mutter, Avery und einen weiteren Mitarbeiter von Potter.
„Tori", wisperte ihre Mutter und wollte nach ihr greifen, doch Astoria wich einen Schritt zurück und es war ihr egal, dass ihre Mutter verletzt dreinblickte.
Sie war zu wütend, um Rücksicht auf sie zunehmen. Sie ertrug es nicht. Wollte sie nicht sehen. Wollte nicht ihre Entschuldigungen hören. Astoria wollte die Abteilung verlassen und atmete vor Erleichterung aus, als sie auf einen der Bänke, die im Flur standen, Draco sitzen sah und nun aufstand als er sie erkannte. Er war hier. Er war gekommen, obwohl sie ihm gesagt hatte, dass er es lassen sollte. Sie war einfach nur froh und dankbar, ihn zu sehen.

Er kam ihr entgegen und Astoria hörte ihre Mutter entschieden ihren Namen sagen. Sie umarmte Draco, der sie sofort besorgt in die Arme zog.
„Bring mich bitte nachhause", wisperte sie schwer und Draco nickte.
Legte ihr sanft einen Arm um und beide sahen wieder zu Avery und Cecilia. In den Augen ihrer Mutter regte sich etwas. Vielleicht erst jetzt die Erkenntnis und Astoria fragte sich, ob Daphne ihrer gemeinsamen Mutter nichts von der Beziehung zu Draco erzählt hatte. Es war ihr egal. Sie wollte einfach nur noch weg von hier. Draco nahm ihre Hand in seine und ließ sie nicht los, bis sie bei den Kaminen waren. Astoria trat zuerst in ihre Wohnung durch den Kamin und fuhr sich zittrig an die Stirn.

Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte das Gefühl gerade überwältigt zu werden. Erleichtert von der Tatsache, dass Hyperion ihr leiblicher Vater war. Geschockt darüber, dass Mr. Potter scheinbar im Groben wusste, was hier gespielt wurde. Wut und Hass auf diesen Mann, der ihr Gewalt antun wollte und jetzt auf heile Familie spielte. Merlin, sie hasste es.
„Tori", flüsterte Draco und sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht reden. Sie verlor gerade, das merkte sie genau. Verlor von den Gefühlen und Gedanken, sowie Erinnerungen, die sie drohten zu überrollen. „Astoria", wisperte der Blonde erneut und zog sie zu sich.
Küsste sie auf die Stirn, während Astoria sich an ihn klammerte und dabei die ersten Tränen spürte.


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