Astoria Greengrass war irgendwie in den Mittelpunkt der Party geraten, nachdem sie das Anwesen betreten hatte und Draco schnaubte darüber böse. Kaum war sie im Garten gewesen, hatte seine Mutter sie, im wahrsten Sinne des Wortes, an die Hand genommen und ihr unzählige Leute vorgestellt. Als wäre sie irgendein neues Haustier der Familie Malfoy, dass man herzeigen musste. Es war lächerlich. Und eins musste man ihr lassen. Sie konnte in dieser Liga mitspielen. Sie steckte in einem hübschen Kleid, dass sie recht attraktiv wirken ließ. Betrieb Smalltalk und hatte ein nettes Gesicht aufgesetzt. Alles nur Show, das wusste Draco genau. Ihre Ausstrahlung täuschte über ihren eigentlichen Wert hinweg, aber sie alle schienen sich davon blenden zu lassen. Er nicht. Er kannte diese Fassade. Hatte sie schon damals bei Daphne durchschaut und die Aufregung über ihr ständiges Erscheinen bei Veranstaltungen und Banketten nicht verstanden. Eine Hexe, recht hübsch herausgeputzt. Nicht mehr und nicht weniger und so war es bei ihrer kleinen Schwester genauso.
Er konnte es nicht leiden. Sie nicht. Die Leute, die sie anhimmelten. Selbst seine Eltern gingen ihm auf die Nerven, die scheinbar einen Narren an ihr gefressen hatten. Wieso? Wieso zur Hölle? Auch jetzt als sie sich aus der Greifzange seiner Mutter scheinbar befreit hatte und offenbar Richtung Buffet gehen wollte als Dracos Vater sie abfing, in dem er ihren Namen sagte. Sein Vater, der sich mit Geschäftskollegen unterhielt und viel zu vertraut für Dracos Geschmack seine Hand auf Greengrass Rücken legte, während er ihr scheinbar die Herren vorstellte. Was war das eigentlich für ein Theater? Draco verstand es nicht. Hatte es von Beginn an nicht verstanden. Die Beweggründe von Lucius. Sollte sein Vater nicht einfach nur froh sein, dass nach dem ganzen Mist mit dem Krieg, den Verhandlungen und Verurteilungen, dass die Firma lief? Wieso stellte er dann diese Hexe ein?
Die erste Zeit hatte sich Draco gefragt, ob sein Vater das tat, um das Image aufzubügeln der Familie. Immerhin war Greengrass Vater im Widerstand gewesen. Aber niemanden interessierte das noch großartig. Das war typisch. Gold war mehr wert als ein angeschlagener Ruf. Aber wieso dann und wieso verbrachte sein Vater so viel Zeit und Kraft damit? Er verstand es nicht. Würde es nicht verstehen und mittlerweile wollte er einfach nur noch, dass sie aus seinem Sichtfeld verschwand. Aus seinem Leben. Aus seiner Firma. Oder zukünftigen Firma. Egal, sie sollte einfach gehen. Zur Hölle nochmal. Und, als wäre das nicht schlimm genug, mutierten seine besten Freunde zu einem privaten Fanclub dieser kleinen hinterhältigen Hexe. Wobei Blaise Aufmerksamkeit schnell verschwunden war als er Tracey Davis gesehen hatte. Auch keine gerade bessere Wahl. Nicht dass er sich an der Blutlinie an Davis störte, die ihr Vater ruiniert hatte, mit der Heirat einer Muggelgeborene. Es war der soziale Status von Traceys Mutter. Das Einzige, was die Blondine vielleicht besser machte, als Greengrass war das Vermögen ihrer Familie.
Draco griff nach einem Weinglas, dass an einem Tablett an ihm vorbeischwebte, während er sah, wie sein Vater amüsiert dem Gespräch von Astoria und einem älteren Mann lauschte und Draco erkannte noch etwas in dem Blick seines Vaters. Stolz. Draco kochte und er wandte sich ab, nur um vorzutäuschen, dass er der Dame vor sich zuhörte, die über irgendetwas sprach. Draco lauschte ihr schon gefühlte zehn Minuten nicht mehr und versuchte seine Aufmerksamkeit wieder auf sie zu lenken. Aber sie langweilte ihn. Das taten viele. Es war immer der gleiche Mist: Kunst, den neuesten Tratsch in den Kreisen und irgendwelche langweilige Hobbys, den die Damen nachgingen. Er nahm eine Regung bei seinem Vater wieder war und er beobachtete, wie Greengrass es scheinbar doch jetzt zum aufgebauten Buffet schaffte.
„Würden Sie mich kurz entschuldigen", unterbrach er seine jetzige Gesprächspartnerin.
Eine hübsche Hexe mit welligen karamellfarbenem Haaren. Die Hexe wirkte überrascht, aber lächelte dann.
„Natürlich."
Er wandte sich von der Frau ab, quetschte sich vorbei an tratschenden und lachenden Gästen und fixierte dabei Greengrass, die bereits oben an der Terrasse angekommen war und scheinbar das Buffet abschätzig musterte.
„Nichts dabei für deinen Gaumen?", fragte er als er neben sie trat und sie wandte sich ihm erschrocken um, bevor ihr Gesichtsausdruck vor allem eines zeigte: Abscheu. „Soll ich dir die Speisen erklären?", hakte er nach und schwenkte dabei etwas seinen Wein.
Sie schnaubte und strich sich einige Strähnen hinter ihr Ohr. Sie trug ihre Haare heute offen und aalglatt, nur etwas nach hinten gesteckt.
„Ich komme allein zurecht, Malfoy."
Das glaubte er kaum. Sie spielte ein Spiel mit ihnen allen und er war der Einzige, der das durchschaute. Die Frage war, warum sie das tat.
„Hübsches Kleid." Sie runzelte die Stirn, während sie an dem Buffet entlang ging und ihn keines Blickes würdigte. „Weißt du, normalerweise bedankt man sich für ein Kompliment."
Sie lächelte ihn boshaft an.
„Wenn es ein ehrliches Kompliment ist, werde ich das tun, Malfoy."
War das ihr Ernst?
„Woher...", wollte er anfangen und sie sah zu ihm auf.
„Oh bitte, Malfoy. Wir wissen beide, dass ich dir auf die Nerven gehen und dass du im Grunde mich verachtest." Er presste die Lippen fest zusammen und sie legte den Kopf schief. „Du bist der Meinung, dass ich in eurer kleinen, aufgesetzten Welt nicht hineinpasse oder besser gesagt nicht hineingehöre. Dass mir die Klasse, die Werte und das Prestige fehlt." Miststück. „Also hör auf mir nachzuschleichen, falsche Komplimente zu geben und widme dich wieder dieser kleinen Hexe da hinten, die dein falsches Getue hören will."
„Du kannst mit mir nicht so reden, Greengrass", zischte er und baute sich vor ihr auf.
„Kann ich nicht?", fragte sie unschuldig. „Ich glaube, ich tue das gerade."
„Greengrass..."
Sie unterbrach ihn.
„Mich interessiert nicht, was du denkst und vor allem nicht, was du glaubst, was du von mir zu erwarten hast oder wie ich mich dir gegenüber benehmen sollte."
„Du bist unausstehlich."
„Das nehme ich als Kompliment", meinte sie zuckersüß und ihr Blick glitt zur Seite, bevor sie sich augenrollend von ihm abwandte und bevor Draco sich umsehen konnte, weswegen sie die Augen rollte, schob sich schon eine Hand über seinen Rücken zu seiner Schulter.
„Draco", säuselte eine vertraute Stimme und Draco sackte innerlich zusammen. Parkinson. Verdammt. Sie schob sich neben ihn, in ihrem mintgrünen Kleid und lächelte zu ihm auf. „Du hast gesagt, du nimmst dir Zeit."
Hatte er nicht. Er hatte sie vertröstet.
„Ich unterhalte mich gerade", erwiderte er kalt und Pansys Augen legten sich auf Astoria, als würde sie Greengrass jetzt erst bemerken, was sicherlich nicht der Fall war.
„Oh Greengrass. Du hier?"
„Parkinson", meinte Greengrass knapp und beachtete sie nicht weiter, was Pansy scheinbar nicht passte.
„Wie geht es Daphne? Ich habe gehört, das Wetter in Australien ist unerträglich."
Greengrass seufzte, bevor sie sich wieder ihnen zuwandte.
„Wir wissen beide, dass dich das einen Dreck interessiert." Pansy schnappte nach Luft. „Aber tun wir doch so, als würde es dich wirklich interessieren. Danke der Nachfrage, Daphne liebt ihr neues Zuhause. Das Wetter ist auszuhalten, besonders wenn man den Ozean direkt vor der Tür hat."
„Du bist unmöglich", zischte Pansy. „Hat dir das schon einmal jemand gesagt?"
„Stell dir vor, derjenige steht neben dir."
Pansys Wangen färbten sich rot.
„Dir sollte jemand einmal Benehmen beibringen."
Astoria lachte auf.
„Ich hoffe, du meinst damit nicht dich, Pansy. Leg dich nicht mit mir an."
„Du solltest lernen, wo dein Platz ist", presste Pansy hervor und Astorias braune Augen funkelten.
„Und du solltest lernen, dass dein Platz rein gar nichts in der realen Welt bedeutet."
Greengrass wollte sich wegdrehen und Draco Pansy aus der Schusslinie bringen als diese so fest an seinem Arm zog, dass der Inhalt des Weinglases auf Greengrass landete, die erschrocken nach Atem rang, bevor sie alle drei auf das Desaster sahen. Der Rotwein hinterließ nicht nur eine feuchte Spur auf dem feinen Stoff ihres Kleides, sondern auch seltsame rote Flecken.
„Oops", machte Pansy amüsiert und Draco wollte den Mund aufmachen. Sich entschuldigen. Erklären, dass nicht er das war, sondern Pansy, auch wenn es geraden nicht so aussah. Doch er spürte im nächsten Moment einen heftigen Schlag in seinem Gesicht und taumelte fluchend zurück, während sein Glas am Boden zersprang. Seine Nase brannte und der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen. Greengrass selbst fluchte auf und schüttelte ihre Hand aus, während Pansy aufschrie.
„Du Biest."
Draco schlug Pansys Hand weg, während er selbst seine Hand gegen seine Nase drückte.
„Scheiße", schimpfte er. „Hast du den Verstand verloren?", schimpfte er weiter und sah, dass Greengrass sich ihre Hand mit der anderen umklammerte.
„Ist dein Gesicht aus Marmor?", jammerte Astoria und augenblicklich brach Tumult bei ihnen los.
Kaum einen Wimpernschlag später schob sich Tracey zu Astoria, die besorgt ihre Hand umfasste und mit Draco und Pansy schimpfte. Pansy, die über Greengrass weiter herzog, gefolgt von Blaise, der fragte, ob er helfen konnte. Draco glaubte, Blut zu schmecken. Er war sich sicher, dass er Nasenbluten hatte. Vielleicht hatte das Miststück seine Nase gebrochen. Gefolgt von seiner Mutter, die versuchte sie alle ins Haus zutreiben, was sie mit Mühe schaffte. Er sah nicht, wo Tracey mit Astoria verschwand. Blaise drückte ihn im Salon auf den Sessel und untersuchte seine Nase.
„Sie ist nicht gebrochen", meinte sein bester Freund amüsiert und Draco sah ihn böse an.
„Scheiße, die Kleine hat einen guten Schlag drauf", gluckste der Dunkelhaarige.
„Sie ist eine Verrückte", übertrieb Parkinson laut.
„Halt die Klappe", fuhr Draco sie an und ächzte als Blaise mit seinem Stab über seine Nase fuhr.
„Ich? Ich habe gar nichts..."
„Du weißt genau, was du getan hast!"
Sie schob schmollend ihre Unterlippe nach vorne und rauschte davon, nur um fast mit seiner Mutter zusammenzustoßen.
„Was hast du gemacht?", schimpfte seine Mutter mit ihm los.
„Ich?", fragte Draco aufgebracht. „Ich habe gar nichts..."
„Du wirst dich bei Astoria entschuldigen."
„Aber..."
„Keine Diskussion, Draco. Ich fasse es nicht. Dieses Verhalten von dir ihr gegenüber hört sofort auf."
„Aber ich habe wirklich..."
„Du bist kein Kleinkind mehr", redete sich seine Mutter in Rage. „Du wirst dich bei Astoria entschuldigen. Verstanden."
Sie jammerte leicht als Tracey die Eiswürfel in dem Geschirrtuch erneut auf Astorias Finger legte. Sie wusste nicht, was mehr schmerzte, ihre Finger oder das ruinierte Kleid, das jetzt im Bad hing. Tracey wollte versuchen, die Flecken zu entfernen. Astoria hatte sich kaum beruhigen können. Tracey musterte sie besorgt und fuhr erneut mit dem Stab über ihre Finger.
„Gebrochen ist nichts", sagte sie leise und Astoria schluchzte erstickt auf.
„Ich hoffe, ich habe ihm seine Nase gebrochen."
Ihre Freundin lächelte milde, bevor sie das Tuch wieder abnahm und Astoria zog scharf die Luft ein. Ihre drei mittleren Finger wirkten bläulich.
„Ich wusste gar nicht, dass du so einen Schlag draufhast. Wer hat dir gezeigt, wie man zuschlägt."
Sie winkte mit der Hand ab. Das war eine zu lange Geschichte und im Grunde hatte sie sich nicht daran gehalten, was man ihr beigebracht hatte, sonst wären ihre Finger jetzt nicht blau.
Ihre Augen glitten durch ihr Schlafzimmer, während sie mit Tracey auf dem Bett saß. Die Blondine immer noch in ihrem zarten rosafarbenen Kleid. Astoria mittlerweile mit Jogginghose und Top. Ihre Augen blieben an dem hübschen Kleid hängen, das im Bad an der Duschkabine hing. So viel Gold verschwendet.
„Tori", sprach Tracey besorgt und fuhr ihr mit einer Hand über ihren Rücken. „Ich werde es mitnehmen. Meine Mum bringt die Flecken sicherlich raus. Ich verspreche es."
Sie schüttelte wimmernd den Kopf und Tracey zog sie vorsichtig in eine Umarmung.
„Er ist so ein Arschloch. Ich habe ihm gar nichts getan."
Und das war die Wahrheit. Sie war den ganzen Nachmittag diesem Idioten aus dem Weg gegangen und dann ruinierte er ihr Kleid. Wichser.
„Du hast dafür sein hübsches Gesicht ruiniert", hörte sie Tracey sagen und sie beide lachten erstickt, bevor die Blondine Astoria losließ. Sie fuhr mehrmals mit ihrem Stab über Astorias Fingern und Astoria spürte wie diese kühler und etwas taub wurden. „Ich denke, es ist eine Prellung", stellte Tracey fest und sah Astoria aufheiternd an. „Das wird schon."
Astoria nickte stumm, bevor sie mit ihrer heilen Hand an ihre Stirn fuhr.
„Oh, was werden die Leute nur denken"
„Ich glaube, dass haben gar nicht alle mitbekommen." Aber Narzissa hatte es mitbekommen. Sie hatte scheinbar versucht zu helfen und wollte Astoria aufhalten, die nur noch nachhause wollte. Mrs. Malfoy hatte sich geschlagen gegeben, gegen Tracey als diese gesagt hatte, dass sie Astoria begleiten würde und das die beste Idee sei. „Mach dir doch darüber keine Gedanken."
„Und ich habe dein Gespräch ruiniert", klagte Astoria weiter. Sie hatte genau gesehen, dass Blaise Zabini sich mit ihr unterhalten hatte.
Die ganze Zeit. Traceys Wangen wurden leicht rosa und sie senkte etwas die Lider.
„Blaise hat sich sicher um Draco gekümmert. Außerdem ist es ja nicht so, als würde er mich nicht kennen." Sicher, Blaise kannte sie. Aber scheinbar... hatte er heute erst Tracey richtig bemerkt. „Also mach dir darüber keine Gedanken."
Machte sie aber.
„Hattest du wenigstens etwas Spaß?"
Astoria rollte mit den Augen und Tracey lachte leise.
„Ich wollte endlich etwas essen, bevor Mr. Arrogant und diese eingebildete Ziege daherkamen."
Sie hätte sich einfach etwas reinstopfen sollen, während Malfoy sie mit seiner üblichen Art nervte. So hatte sie nur etwas Champagner gehabt.
„Na, dagegen können wir doch etwas tun", meinte Tracey gutgelaunt. „Ich lauf schnell vor zur Ecke und hol uns Pizza."
„Tracey, du musst nicht...", fing Astoria an und die Blondine war schon von Astorias Bett gerutscht.
„Natürlich mache ich das. Hier geht es immerhin auch um meinen Hunger."
Astoria sah sie dankend an und die Blondine verschwand in den Wohnraum und Astoria hörte im nächsten Moment die Haustür.
Sie ließ sich zurück in die Kissen fallen und lauschte den Geräuschen von draußen. Sie hörte einige Kinder lachen, die vermutlich draußen auf dem Gehweg spielten. Es war hier eine recht ruhige und familienfreundliche Gegend. Vor allem mit bezahlbaren Wohnungen, dachte Astoria und setzte sich auf, nur um wieder auf ihr Kleid zu sehen. Sie stieg aus dem Bett, ging ins angrenzende Bad und seufzte beim Anblick des schönen Kleides. Sie hätte sich einfach nicht dazu überreden lassen dürfen, es zukaufen. Sie hätte diese dämliche Einladung nicht annehmen sollen. Wobei es... irgendwie amüsant und schön war. Narzissa hatte sie so oft Leuten vorgestellt und dabei Astoria am Arm, dem Rücken oder der Schulter berührt. Vertraut, wie eine... Sie wollte den Gedanken nicht denken, aber wie eine Mutter, die mit ihrer Tochter angab. Was für ein unsinniger Gedanke. Von Lucius war sie es mittlerweile gewöhnt. Er stellte sie oft Geschäftskollegen vor und gab mit ihrer Leistung an. Ihre Finger berührten den Stoff es hübschen Kleides und sie spürte die Wut wieder in sich hochsteigen. Draco Malfoy war ein Riesenarschloch.
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Leidenschaft umfasst Liebe und Hass
FanfictionSie war für Draco ein Dorn im Auge und es machte es nicht gerade besser, dass sein Vater ihr Mentor war und er sie praktisch jeden Tag zu Gesicht bekam. (Drastoria).