Part 21

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Das Telefon klingelte und ich wollte liegenbleiben. Warum zum Teufel konnte man dort keinen anderen Klingelton einstellen, sondern immer dieses kontinuierliche, nervige Piepsen.

Ich war kurz davor irgendein Kissen nach dem piepsenden Gerät zu werfen, als Mom vom Flur rief, ich solle doch rangehen, vielleicht war es ein Freund von mir. Ich biss die Zähne zusammen und stand mürrisch auf. Ich weiß ganz genau, wen du meinst, Mom, fluchte ich innerlich und warf ihr durch die angelehnten Tür einen vernichtenden Blick zu. Daraufhin grinste sie schief und wandte sich um. "Styles." meldete ich mich mit monotoner Stimme und zwirbelte eine dunkelblonde Haarsträhne um meinen Zeigefinger.

"Ebenfalls", kam es vom Hörer. Ich erstarrte. Ein dummer Scherz von Louis? Nein, soetwas respektloses würde er nicht tun. Obwohl .. ich meine, es war Louis. "Louis das ist nicht witzig. Oder hörst du ein Lachen? Nein, also. Lass den Quatsch."

"Jo, ich bin's. Harry." Ich erstarrte und meine Glieder waren wie eingefroren. Benommen taumelte ich zum Bett und setzte mich auf die Bettdecke. Ich verharrte mitten in meinen Bewegungen und war wie erstarrt. "H-harry?" entwich es mir zögerlich, unsicher, nervös, unruhig. Es war so ungewohnt, fast schon ungewohnt, fremd, diese Stimme zu hören. War er es wirklich? Gott, wenn es Louis war, würde ich ihm eigenhändig seinen Kopf herunterreißen.

"Wie kommst du drauf das ich Lou wäre? Hast du was geraucht oder warum bist du so kleinlaut?" Er kicherte. Jetzt machte es klick. Die altbekannte Stimme, die ich schon Millionen Mal gehört habe war wieder da. Nach einigen qualvollen Monaten.

"HARRY!", schrie ich vollkommen hysterisch in den Hörer und lauschte aufgeregt. Meine Knie wurden weich und mein Atem ging flach. Soviele Fragen in meinem Kopf, dass ich einfach eine in den Raum warf. "W-wie geht's dir?" Meine Stimme zitterte nun leicht. Viel zu unruhig war ich, um einen klaren Gedanken zu fassen.

"Abgenommen habe ich. Grandma wäre stolz auf mich, sie meinte doch so oft, dass meine Hüften zu breit wären." Ich blieb stumm und sagte nichts darauf. Abgenommen? Er hatte die Kilos nötiger als wir alle zusammen. Mein Bruder lachte auf. Ein freudiges, amüsiertes Lachen. Jeder schien seiner eigenen Erinnerung an Grandma nachzuhängen und dachte über die Dinge in der Vergangenheit nach. Es tat gut, nicht mehr alleine zu sein, sondern Harry hier zu haben. Nach einer Weile fuhr er mit belegter Stimme fort. "Mir geht's besser. Und euch? Was ist mit Molly? Immer noch genauso rund wie früher?" witzelte er und ich hörte sein schallendes Lachen. Der Hörer wurde dichter an mein Ohr gepresst, sodass ich seine Stimme besser hören konnte. Ich sog all seine Laute auf, wie ein hungriges Tier.

Ich antwortete immer knapper, nur um mehr von ihm zu hören. Um jede Minuten mit ihm auszukosten wie ein Geschenk. Nein, es war eines. Das beste seit langem. "Uns geht's gut. Molly frisst von Tag zu Tag mehr, wo soll das nur enden? In ein paar Wochen wird sie schon zu dir herüberrollen können." Wieder dieses Lachen, welches einem mitten durchs Herz ging. Ich wünschte, es jeden einzelnen Tag hören zu können.

"Wie sieht's mit dem Fußball aus? Hat Lou dir schon den Innenriss gezeigt? Seine Tore, die er damit schießt sind legendär." Automatisch dachte ich an heute Nachmittag zurück. Ich hatte eines geschossen. Sollte ich ihm davon erzählen? Vielleicht wäre er stolz auf mich. Plötzlich fühlte ich mich wieder ganz klein. Wie ein sechsjähriges Kind, welches um die Anerkennung ihres Vaters buhlte. Für das Alter war es ganz selbstverständlich und normal, doch in meinem. Vielleicht brauchte jeder Mensch, sein ganzes Leben lang Anerkennung. Schließlich war das der Schlüssel zu vielem. Zur Motivation, zum Anspornen und schlussendlich auch zum Erfolg.

Ich riss mich von den Gedanken los und konzentrierte mich wieder auf Harry. "Ja, den habe ich heute schon geübt. Louis sagt zwar, es gäbe noch einiges aufzuholen, doch das glaub' ich ihm nicht. Fußball ist doch schließlich nicht Physik. Da gibt's tausende von Büchern, Millionen Infos im Internet. Das Wissen darüber ist scheinbar unendlich."

Football TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt