Part 58

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Joanna

Louis war Mittwochnachmittag hier und hörte mir mehr oder weniger geduldig zu, wie ich ihn zum zehnten Mal volljammerte, wie sehr Harry mir doch fehlte. Und als ich kurz davor war heulend in Tränen auszubrechen, nahm er mich in den Arm. Meine Schultern bebten unablässlich gegen seinen Körper, als wollen sie nur, dass sich seine Hände darauflegten. Nein, das tat er nicht. Stattdessen lagen seine Hände ruhug auf dem Stoff der Couch und verharrten dort - rührten sich nicht vom Fleck. Es war eines dieser Dinge, das ihn so anders, so gegensätzlich der anderen Typen in unserem Alter machte. Vielleicht das Besondere? Das geheimnisvolle?

Irgendwann glaubte ich keine Kraft mehr zu haben, zu weinen und zu jammern und zu schreien, also hörten die Tränen fast von selbst auf meine Wangen herunterzurennen. Die Tür fiel langsam, man könnte meinen zögerlich ins Schloss. Mom schob eine Überstunde nach der anderen. Man meinte, sie war arbeitssüchtig. Obwohl .. vielleicht war sie es sogar. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr verriet, dass es viertel nach acht war. Heute hat sie aber gewaltig übertrieben, sonst machte sie bis sechs. Aber bis acht? Das gab es selten.

Ich wollte mich gerade aus der Position, die fast etwas wie 'ne Umarmung war aufrichten, als die Tür mit einwm Fuß aufgeschoben wurde. Der Boden knarzte. Der Atem stockte. Mein Herz stolperte. Ein Schrei. War das meine Stimme. Die Diele hob dich, die Gläser wackelte. Alles drehte sich und ich krallte mich an der Tischkante fest, bohrte die Nägel tief ins Holz. Ich schwitzte, wollte schreien, weinen, lachen, alles zusammen. Ich konnte mich nicht bewegen, war starr. Da bemerkte ich, dass ich zitterte. Ich bekam nur am Rande mit, wie sich die Person, die mir alles andere als fremd war, auf mich zubewegte und mich in den Arm nahm. Ich schaffte es gerade noch, die Umarmung zu erwiedern und meine Hand fuhr immer wieder über den Rücken, die Haare, die Stirn, die Wangen. Nur um mich zu versichern, dass ich nicht träumte. Mein Gesicht war nass vor Tränen und dennoch könnte ich die Welt umarmen. Es war ein Gefühl der so enormen Glücklichkeit, dass man es gar nicht beschreiben konnte. Ich wischte mir über die Lider, blinzelte und strahlte.

War es Schweiß oder eine Träne die meinem geliebten Bruder die Wange herunterlief?

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a few days later

Harry

"Was läuft da?" entkam mir die Frage, die mir seit kurzer Zeit unter den Fingern brannte. Wie ein Tier, das aus seinem Käfig ausbrechen wollte. Ihre Augenbrauen wurden verständnislos zusammengezogen, als verstände sie meine Sprache nicht. "Zwischen dir und ihm, verdammt!" Meine Stimme schellte schrill nach oben, kam mir plötzlich so verdammt fremd vor - fremd, wie alles. Joanna, Mom, selbst mein bester Freund. Gott, was ist in diesem einen Jahr bloß passiert? Sie schwieg, schwieg und wandte den Blick nach unten.

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Montagvormittag ging ich zum Bäcker und bestellte mir einen Kaffee mit Zucker, es war nicht so, dass ich zu Hause keine Zeit verbringen wollte, im Gegenteil. Aber ich wollte die Stadt wiedersehen, erleben. Es regnete und die dicken Tropfen perlten an der Glasscheibe des Cafés hinunter. Fast wie Tränen, kam es mir und ich rührte den Zucker in den Kaffee, bis ich kein Knirschen mehr hören konnte.

"Ich versuche, ihn zu vergessen." Die weibliche Stimme klang wenig überzeugt. Es war bekannt, dass die Verkäuferinnen dieser Bäckerei echte Tratschwaffeln waren, aber das es schon so weit ging, dass ihnen Mädchen ihr verzweifeltes Herz ausschütteten?

Ein Mädchen auf dem Platz neben mir hatte mir den Rücken zugewandt. Ich ließ meinen Blick über sie gleiten. Da fiel mein Blick auf ihren Knöchel und da wusste ich, wer sie war. Bethany, das Schmetterlingstattoo am linken Fußknöchel verriet es mir. Es ergriff mich ein komisches Gefühl des Unwohlseins. Ich wollte weg, wollte unter keinen Umständen, dass sie mich sah. Mein Blick flog hinüber, die Tür lag wenige Meter vor mir. Unwahrscheinlich, dass sie mich entdecken würde, doch erleichtert war ich dennoch keineswegs. "Zahlen", murmelte ich so leise wie möglich in Richtung Theke. "Gerne, Mr Styles", strahlte die schwarzhaarige Verkäuferin. Verdammt! Ich fluchte innerlich, kramte meine Geldbörse aus dem Mantel und legte ein paar Pounds auf den Tisch. Sollte reichen. Ich stieß die Glastüre auf.

"Harry?" Fast hätte ich sie überhört. Beklommen drehte ich mich um, erblickte das schmale, blasse Gesicht. Langsam, wie in Zeitlupe ging ich auf sie zu, setzte mich an ihren Tisch. Keiner sagte ein Wort. Es war als verstummten in dem Moment sämtliche Außengeräusche. Dann weinte sir in mein Shirt bis es dunkelgrau fast schwarz war und ihre brünetten Wellen bebten an meiner Schulter. Ihre Hand berührte meine Wange, strich darüber. Schlagartig riss ich mich los, sprang auf und entfloh ihrem irritierten Blick. Die Augen füllten sich erneut mit Tränen.

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Am frühen Abend fuhr ich mit dem Motorrad zu Tomlinson. Es war herrlich. Die frische Luft, das Dröhnen der Maschine, das röhrende Auspuff, die tiefstehende Sonne. Wir lagen mehr oder weniger auf der Couch, er rauchte und trank sein Bier mit einem Spritzer Tequila, ich erzählte ihm von Bethany, er mir von dies und dem. So wie immer. Alles war anscheinend so wie immer. Aber dennoch war es anders.

"Wo hast du denn bitte das gelernt?" fragte der mittlerweile dunkelbrünette erstaunt und hob die Brauen und lachte amüsiert, höhnisch, wie damals. "Beim Millitär lernt man viel für's Leben, Kumpel", war alles, was ich zugegeben, nüchterner als ich wollte, murrte.

Da war etwas zwischen Louis und Joey. Ich wusste noch nicht, was es war, aber es war äußerst seltsam.

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HARRY IS BACK IM CRYING

LOVE U ALL GUYS XO

Football TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt