Part 31

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Ich hatte das Gefühl, den Schmerz für einige Augenblicke gar nicht mehr zu spüren und es lag etwas undefinierbares in der Luft. Nicht zu beschreiben, aber es war ein gutes Gefühl. Fast schon automatisch wanderte meine Hand an ihren Nacken, fasste an die weiche Haut und zog sie näher. Atmete ihren Geruch ein, genoss diesen Moment, obwohl ich wusste, wie falsch das hier doch war. Wie von selbst streifte ich ihr Shirt, bevor ich mit flinken Fingern daunter griff. Gebräunte, warme Haut empfing mich, ehe die junge Frau mit einem Ruck zurückwich. Irritiert starrte ich mein Gegenüber an. Was war denn jetzt los? Sie stierte mich an, als wäre ich ein Schwerverbrecher.

"Ich wusste, dass du nur auf das Eine aus bist. Ich wusste es, sonst wärst du nicht Tomlinson." Ich protestierte, beteuerte, ich wollte das gar nicht, redete mich geschickt heraus. Sie nickte lachend. Kein gewöhnliches, amüsiertes Lachen. Nein, es war ein freudloses, gehässiges Lachen  Eines, das ich nicht gewohnt war. Nicht das es mich verletzten würde, es war mir nur so fremd. "Ja, schon klar. Hör auf es zu verleugnen, es hat sowieso keinen Sinn." Keinen Sinn?  Was genau denn?, wollte ich fragen, doch sie bot mir keinen Anlass dazu, stand mit einem Ruck auf und stürmte zur Tür. Mit vier großen Schritten war ich bei ihr, fasste sie am Arm.

"Joanna, warte doch!"

Ruckartig wandte sie sich um - die Augen zu schmalen Schlitzen, die Lippen eng aufeinandergepresst undbdas Gesicht blass, wie ich es noch nie gesehen habe. Ihre Atmung ging schnell und unregelmäßig. Ohne mich zu Wort kommen zu lassen war sie kopflos nach draußen gehastet, um die nächste Straßenecke und weg war sie. Fluchend warf ich die Tür ins Schloss.

Eine ausgeklügelte und zugegeben verdammt gute Taktik, schoss es mir durch den Kopf, das war alles geplant. Erfolglos atmete ich durch und verzog das Gesicht. Frustiert schlug ich auf das Kissen am Ende der Couch ein. Solange, bis die Federn wirr durch die Luft flogen. Verdammte Scheiße, warum lief momentan alles nur so aus der Bahn?

Joanna

Zwei Tage war es her, seitdem es vorgefallen war. Um genauer zu sein: seitdem Louis Tomlinson mich geküsst hat. Gott, wie absurd. Er und ich? Bei der Vorstellung musste ich fast lachen. Never, war mein erster Gedanke. Doch dann dachte ich da an die wenigen Momente zurück, in denen er mir vertraut vorkam und ich ihm so nahe war. Schließlich teilen wir denselben Kummer. Wir vermissen beide Harry, auch wenn er seine Sehnsucht so gut wie nie zeigt.

Jedoch wunderte ich mich trotzdem, wie ich es so weit kommen hab lassen? Warum? Seit diesem, nenne ich es mal Erlebnis, ging Louis so gut wie es ging aus dem Weg, vermied jegliche Art von Konversation, hatte keine Lust auf sein bloßes Dasein. Auf sein dämliches Grinsen. Seine Ausreden. Seine ungenierten Anmachen.

Es war Freitag, an diesem Tag musste ich oftmals nur bis zwölf arbeiten, sodass ich den Nachmittag über frei hatte. Ein Luxus, den ich zu schätzen wusste. Schließlich gab es Kolleginnen, die ihren Monatsgehalt bitter benötigten, jeden Cent zweimal umdrehen mussten und fünf Tage die Woche von Anfang bis zum tatsächlichen Feierabend arbeiteten, Überstunden tätigten. Jedefalls befand ich mich bei 33 Grad im Schatten im schwarz - türkis gestreiften Bikini im saubersten und damit auch besten Freibad ganz Doncasters.

Ich war alleine, doch das war kein Problem. Mit Elan schwamm ich eine Bahn nach der anderen im angenehm kaltem Wasser. Nach einer halben Stunde war ich außer Atem und lief zu meinem Platz, trocknete mich ab, cremte mich erneut mit Sonnencreme ein, lehnte mich hinten an einen Baum an und fischte ein Sportmagazin aus meiner Tasche.

Ein großer, schlaksiger Junge sprang gerade vom Zehner, gröhlte, zog alle Blicke auf sich und genoss das sichtlich, als er auftauchte wischte sich mit einer einzigen Handbewegung die pechschwarzen Haare aus dem Gesicht. Da wusste ich, wer es war. Zayn, ein Kumpel von Louis. Nur bruchteilhaft erinnerte ich mich an besagten den Nachmittag, als er seine drei Freunde zum kicken einlud. Ich glaube, das war die erste Trainingseinheit. Kopfschüttelnd schob ich mir die Ray Ban, die Harry mir damals zum zwanzigsten geschenkt hat, auf die Nase und ließ meinen Blick durch die Badegäste irren. Als suche ich etwas, dabei wusste ich ganz genau, dass das hier sowieso wieder damit enden würde, eine Person zu entdecken, die ich nicht aussteheh konnte.

Da erblickte ich Louis, auf der Wiese liegend gegenüber von meinem Platz, der ein Mädchen neben ihm am Kinn packte und es ziemlich aggressiv küsste. Klar, wo Zayn war, war oftmals auch er. Und trotzdem krampfte sich etwas in mir zusammen. Neben ihm - wie sollte es anders sein - zwei perfekt braun gebrannte Frauen, die wie die aus Bodylotion-Werbungen aussahen. Die eine schwarzhaarig, die er vermutlich gerade seine Zunge gierig in den Hals steckte, die andere hellrote, fast blondes Haar. Üppige Oberweite und ewig lange Beine. Sehr viel mehr Eigenschaften brauchte man kaum, um in Louis' Beuteschema zu landen. Pf, das war doch ekelhaft. Kaum hat die eine nicht angebissen, stehen schon zwei andere in der Schlange an. Langsam wunderte es mich erst gar nicht mehr, dass er ein Ego für zwei besaß. Fußballspieler, attraktiv, Frauenheld, tättowiert, zeigte im Sommer beim Kicken nicht selten seinen nackten Oberkörper und mit seiner direkten Art eroberte er ganz Doncasters Frauen  - darauf fuhren die meisten ab. Doch ich nicht, dachte ich bitter und vertiefte angestrengt den Blick wieder in die Sportzeitschrift, die auf meinem Schoß lag. Ich betrachtete die Bilder, inspizierte die Tabellen, sah mir die Ergebnisse der letzten Spiele an, doch in Gedanken war ich weit von Fußballspielen entfernt.

Die meisten Mädchen in meinem Alter waren hier, weil sie sich präsentieren wollten. Den Jungs, den Kerlen schöne Augen machen. Sich im superknappem Bikini räkeln, als bemerken sie die Blicke gar nicht. Nicht zu vergessen natürlich die Tatsache, dass sie gefühlte hundert Mal am Beckenrand auf und ab liefen nur, damit man auch ja deren Körper begutachten konnte.

Der Himmel färbte sich langsam dunkel und ich beschloss, zu gehen. Schnell waren meine wenigen Sachen gepackt, duschte ich mich, wusch mir gründlich die Haare und schwang mich dann auf's Rad. Gerade als ich losfahren wollte, piepte mein Handy, meldete eine neue Nachricht und als ich den Inhalt laß, erstarrte ich.

Ich weiß, dass du mich gesehen hast. Du brauchst mich nicht zu ignorieren, Joanna. spätestens Dienstag sehen wir uns wieder.
PS. Hübscher Bikini, solltest du öfter tragen!
-L

A/N: OH OH OH Tomlinson sieht alles. ;)

Football TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt