In diesem Kapitel wird das Kriegsgeschehen dargestellt. Ich möchte den Krieg keinesfalls verschönigen, verherrlichen oder ähnliches. Der Krieg war und ist grausam. Ich versuche, es so real wie möglich zu schreiben und hoffe, es ist mir gelungen. Das wollte ich hiermit nur einmal klarstellen.
Harry
Heute waren wir in Nähe einer kleinen Stadt, dessen Name ich nicht kannte, stationiert. Vor einigen Wochen noch gab mehr Kindersoldaten als je zuvor. Ich konnte es nicht glauben, wie man Kindern so etwas antun konnte. Sie waren noch so jung. Hatten ihr ganzes Leben vor sich. Meine Gedanken fielen zurück auf Joanna. Oft dachte ich an sie. Während meine Kameraden einen flachen Witz erzählten, nur um eine Grimasse auf dem Gesicht des anderen zu sehen, was nur selten gelang. Zu getrübt, zu angespannt, zu surreal war die Stimmung hier. Oder wenn Besprechung war und der Offizier befahl wer wo und wann zu sein hatte, passte ich nur halbwegs auf, dachte ich an meine Schwester.
Ich wurde zurück in die Realität gerissen, als mich derjenige, der neben mir lag an der Schulter rüttelte und schrie ich solle mich konzentrieren das hier wäre keine Geburtstagsfeier. Fast hätte ich geschmunzelt, aber nur fast. Wieder wurden unzählige Handgranaten geworfen, welche Sekunden danach tosend explodierten und unsere Sicht verschwamm. Stinkender Rauch stieg auf. Ich schloss kurz, nur für ein paar Sekunden, die Augen. Versuchte wieder klar denken zu können, öffnete sie wieder und drückte auf den Abzug. Das war die einzige der letzten Sekunden, Minuten, Stunden. Chawson, welcher keine zwei Meter neben mir lag, wurde weggezerrt. Erst jetzt bemerkte ich, wie schlaff sein Körper war, seine Augen halb geöffnet, ein Schuss mitten in den Kopf. Chance zu Überleben war gleich Null. Mein Herz raste hart gegen meinen Brustkorb. Kalter Schweiß brach in mir aus. Das war definitiv das allerschlimmste an der ganze Sache. Mann um Mann starb, ging von uns, verließ uns. Der eine urplötzlich wie aus dem Nichts, der andere starb zäh, langsam. Oft beteten wir für die Verwundeten, Verletzten, Toten. Manche von ihnen schafften es, andere nicht. Ich hatte aufgehört zu zählen, wie viele bereits gestorben sind.
Das Schreckliche war jedoch die Hoffnung. Jeden Morgen, wenn ich die Augen aufschlug hoffte ich, es hätte bald ein Ende und ich würde meine Jo, Mom und Gemma endlich in die Arme schließen können, und am Abend schlief ich, wenn ich konnte, mit demselben Gedanken ein.
Die Patronenhülsen klackerten ohrenbetäubend, obwohl es nur solch kleine Gegenstände waren. Schüsse wurde abgefeuert. Menschen schrien, schrien um ihr Leben. Keine einzige Sekunde verging tonlos. Und das war eine der schlimmsten Sachen am Krieg. Der Lärm. Ich zuckte heftig zusammen, als mich jemand anstieß. "Zwei Meter nach vorne!" zischte der Kommandeur, der Ton schneidend scharf das man damit selbst Blei wie Butter schneiden können. Doch ich war den Ton gewohnt. Er war für Außendstehende sicher nicht normal, doch wir waren ihm gewohnt.
Doch was war hier, an all dem schon normal?
Ich tat was er sagte und gab es an den linken von mir weiter, der wieder an seinen Partner. So ging das weiter bis Mann für Mann nach vorne robbte auf dem dreckigem Schlammboden.
Jede noch so kleine Bewegung konnte Angriff bedeuten. Jedes Zucken, jedes Keuchen, jedes Husten - alles. Man musste die Ohren offen halten. Immer und überall. Plötzlich durchfuhr mich ein Schmerz, der mit Worten nicht zu beschreiben war. Ich stöhnte, schnappte gierig nach Luft, hechelte. Links von mir wurden größere Waffen hervorgeholt und damit sofort Schüsse abgefeuert. Ich hielt inne und wartete darauf, dass mein Herz aufhörte zu schlagen, ich den letzten Atemzug nahm, das sich zum letzten Mal meine Lider bewegten. Doch nichts von all dem passierte. Ich feuerte noch ein-, zweimal ab, bis mich erneut der gleißende Schmerz durchfuhr.Ich sog scharf Luft ein. Jemand packte mich plötzlich grob an den Waden, zog mich aus dem Schützengraben über den holprigen Boden. Egal wohin, nur weg aus der Schusslinie.
Ich wusste nicht, wie lange mich jemand durch den Boden zog. Erst jetzt bemerkte ich den Nieselregen. Die kleinen Tropfen landeten auf meinem Gesicht, perlten langsam wieder ab, kühlten mich. Nach einer gefühlten Ewigkeit, verharrte die Person, ehe sie abrupt losließ und wieder zurück in die Schützengräben rannte. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Sorge atmete ich zitternd aus. "Styles du wirst verbluten, wenn ich es nicht behaldle!" schrie mir der Arzt dicht ins Ohr. "Geht schon", krächzte ich heißer, meine Stimme war nicht mehr als ein leises Wimmern. Doch der Arzt schnitt den Stoff durch, bis die Wunde zum Vorschein kam. Mehr als deutlich sah man das Fleisch. Blut quoll unentwegt hervor und ich fragte mich, wie viel Blut man verlieren musste, um zu sterben. Ich biss mir auf die Lippen, kniff die Augen zusammen. Desinfektionsspray wurde unzählige Male gesprüht und ich konnte nicht anders als zu schreien. "Aber wie hieß es so schön? Ein Indianer kennt keinen Schmerz." meinte der Arzt und bohrte mit einem sterlilem Tuch die größeren Dreckbrocken hervor. Trotz der unpassenden Lage und Situation formten sich meine Lippen zu einem kleinen Schmunzeln. So schnell wie es gekommen war, verschwand es auch wieder. Ich keuchte und Sterne tanzten vor meinen Augen. Bloß nicht schlapp machen, spornte ich mich selbst an. Die Schmerzen waren höllisch und kaum zu ertragen. Nach Minuten, vielleicht auch Stunden, war der Arzt fertig und ich bekam mit, dass nun Stellungskrieg herrschte und ich deshalb ins Lager durfte mit ein paar anderen Schwerverletzten.
Abends lag ich auf dem Hochbett, hatte die Hände hinter meinem Kopf verschränkt. Dank dem anschlangendem Schmerzmittel spürte ich nur nich wenig wegen der Verletzung. Unter mir wurde gehustet, Sekunden danach erbrach jemand. Unter mir lag Chawson. Er hat tatsächlich überlebt. Ja, es gab hier tatsächlich noch kleine Wunder. Ich starrte an die Decke.
Ein erneuter Tag im Krieg verging. Ein Tag an dem ich überlebte. Jede Minute, jede Stunde gingen unzählige Kameraden von uns. Ich war lebendig - noch war ich es.

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Football Teacher
Fanfiction❝Louis, bring es ihr bei.❞ ❝Ich unterrichte doch keine Mädchen!❞ ❝Ich weiß nicht, ob ich überlebe, also bitte tu mir den Gefallen.❞ All rights reserved © 2018 to admiredstyles