Streichekrieg beginnt

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Andys Sicht:

Der September verging schnell. Ich gewöhnte mich wieder an das Schulleben. Owen und ich waren wieder unzertrennlich. Ich verstand mich aber auch gut mit Tabea, Margo, Simon, Ed und Luke, der mich immer noch überzeugen wollte, am Quidditchauswahlverfahren teilzunehmen. Cedric war auch ganz okay. Mit Angi habe ich auch ab und zu gesprochen; sie ist einfach unglaublich liebenswert.

Gerade waren wir in der Bibliothek, und ich liess meinen Kopf stöhnend auf das Buch fallen. Ich verstand Arithmetik einfach überhaupt nicht. «Könntest du etwas leiser sein?» fragte der Junge neben mir. Ich sah zu ihm, Gryffindor und mein Jahrgang, hatte jedoch nicht die geringste Ahnung, wer es war. Ich legte den Kopf schief. Rote Haare. Im Zweifelsfall ist jeder rothaarige Gryffindor ein Weasley, hat mir Ed einmal gesagt. Bin ich mit einem Weasley in einer Jahrgangsstufe. «Was? Warum schaust du mich so an?» fragte er leicht genervt, noch immer flüsternd, da wir in der Bibliothek sind. «Wie heisst du?» fragte ich flüsternd. «Percy Weasley», murmelte er. Ich riss die Augen auf. «Der Freund von Penelope», kam es erstaunt von mir. Penelopes Percy ist einen Monat jünger als sie, also muss er im selben Jahrgang sein wie wir. «Woher hast du das?» fragte er erstaunt. Also stimmt es. «Ausser dem sind wir nur Freunde», sagte er noch. «Habe da nur etwas in diese Richtung gehört», murmelte ich schmunzelnd. Dann schwiegen wir wieder, und ich sah wieder auf mein Buch. Das hat mir doch Shawn schon mal erklärt. Naja, auf jeden Fall den mathematischen Teil. Vom Wahrsageteil verstand er auch nichts, und Chris hat das nie interessiert. Hat das Fach schon gar nicht gewählt. Und wieder stöhnte ich genervt auf.

Percy neben mir seufzte. «Kann ich dir helfen?» fragte er widerwillig. «Vielleicht bei Arithmetik?» fragte ich kleinlaut. Er rutschte näher zu mir. «Was verstehst du nicht?» fragte er dann. «Das Ausrechnen ist ja klar und einfach, aber wie komme ich dann auf das Wahrsagen?» fragte ich ihn. Er sah mich fassungslos an. Er schnappte sich mein Lehrbuch und blätterte dieses durch und schlug eine Doppelseite auf. Eine grosse Tabelle. «Die Grundaussage kannst du hier einfach ablesen, das Weitere ist dann mit den restlichen Rechnungen in Verbindung zu setzen», sagte er. «Ich muss nur ausrechnen, und der Rest kann man ablesen. Ersthaft?» fragte ich verwirrt. «Die meisten haben mit dem Ausrechnen Mühe. Und für die Prüfung solltest du diese Tabelle auswendig können», sagte er erklärend. «Oh», gab ich geistesabwesend von mir. Und deswegen bin ich beinahe verzweifelt. «Danke» murmelte ich. Percy nickte und überflog mein Pergament. «Wie hast du die gelöst?» fragte er dann erstaunt. «So wie der Rest. Ist eigentlich das Gleiche, scheint nur verwirrender», erklärte ich. «Siehst du. Wenn du diese Teile quadrierst, ist es viel einfacher zu rechnen», sagte ich. Percy sah meinen Rechenweg genauer an. «Und warum hast du das gemacht? Darf man das?» fragte er und zeigte auf etwas. Ich sah es mir genauer an. «Kommutativgesetz. Das Vertauschungsgesetz. Ja, das darf man, wenn man es richtig anwendet», sagte ich. «Oh, und hier das Verbindungsgesetz», sagte er. Ich nickte lediglich. «Das ist äusserst elegant gelöst», stellte er erstaunt fest. «Danke» schmunzelte ich. «Du bist Andrea Griven, nicht wahr?» fragte er. «Ja, genau», sagte ich dann. «Andy!» hörte ich Owens Stimme durch die ganze Bibliothek rufen. Danach kam ein lautes «Schhhh». Ich fing an, meine Sachen zusammenzuräumen. «Was ist?» fragte ich ihn dann. «Einige von uns hat es erwischt», sagte er nur. «Wie erwischt?» fragte ich Owen. Er ergriff jedoch nur wieder meine Hand und rannte los in Richtung Grosse Halle, wenn ich mich nicht täusche.

Tatsächlich kamen wir in der Grossen Halle an, und als ich zu den Hufflepuffs blickte, musste ich ein Lachen zurückhalten. Viele der Hufflepuffs hatten weisse Gesichter und zwei schwarze Streifen, die über die Augen nach unten verliefen. Wie ein Dachs nun mal. Wir setzten uns zu Luke, Ed und Simon, wo Luke und Simon die eben genannte Gesichtsbemalung hatten. Ab und zu hörte ich noch einige von den anderen Tischen lachen. «Na, das nenne ich mal Hausstolz» lachte ich dann doch. «Haha, sehr witzig», murrte Luke. «Wie ist das passiert?» fragte ich grinsend. «Etwas in den Getränken. Man hat es schon wieder geändert, aber anscheinend hält das Ding 24 Stunden», erklärte Simon, und wieder lachte ich los. «Also läuft halb Hufflepuff jetzt so herum?» fragte ich lachend. «Wohl mehr als die Hälfte», murrte Luke. «Brilliant. Das ist wirklich gut», lachte ich wieder. «Weiss man, wer es war?» fragte ich grinsend. «Natürlich weiss man es, aber es gibt keine Beweise dafür», sagte Ed, der seine Freunde auch angrinste. Ed und Owen wollten noch unbedingt ihre Schachpartie zu Ende spielen, deswegen wurden sie wohl kein Opfer davon. Ich sah fragend zu Owen. «Die Weasley-Zwillinge natürlich», sagte Owen. Ich drehte mich um und blickte zu den Zwillingen, die jedes Mal, wenn sie zu den Hufflepuffs schauten, in Gelächter ausbrachen. Ich drehte mich wieder zurück und sah über den Tisch. «Luke, gibst du mir mal die Chiasamen?» fragte ich. Er gab mir die Büchse, und ich stopfte sie mir in die Tasche und stand auf. «Was hast du vor?» fragte Owen mich. Ich grinste ihn jedoch nur an. Ich lief auf den Gryffindor-Tisch zu, direkt zu den Zwillingen. Kurz bevor ich bei ihnen war, nahm ich in beide Hände eine Handvoll Chiasamen.

«Hey Jungs», sagte ich und klopfte ihnen beiden auf den Rücken, verteilte so die Chiasamen auf ihrem Rücken. Die beiden sahen erschrocken zu mir. «Ich dachte, ich stelle mich vor. Ich heisse Andy, und falls ihr mich noch nicht kennt, ich bin die, die man... nicht so schnell vergisst», grinste ich sie an. «Hey Andy, wir sind Fred und George», sagte einer von ihnen. Ich grinste sie noch immer an und steckte meine Hände wieder unauffällig in die Tasche, um meine Hände wieder mit den kleinen Chiasamen zu füllen. «Wisst ihr, das, was ihr da mit den Hufflepuffs gemacht habt, meinem Haus, war nicht sonderlich nett. Ihr solltet euch auf alles gefasst machen», grinste ich. Patschte ihnen auf die Köpfe, um die Chiasamen natürlich zu verteilen, und lief wieder grinsend zum Hufflepuff-Tisch. Von hinten hörte ich einen der Zwillinge sagen: «Wollte sie uns gerade drohen?» Ich grinste in mich hinein und setzte mich wieder neben Owen. «Was sollte das?» fragte er verwirrt. «Achte und geniesse», sagte ich grinsend, stellte die Chiasamen wieder auf den Tisch und holte eine andere Dose hinaus, öffnete diese und sah grinsend zum silbernen Inhalt. «Halt mal», sagte ich Owen und drückte ihm die Dose in die Hand und holte meinen Zauberstab nach vorne. «Was ist das?» fragte Ed mich. «Mondkalbmist», sagte ich schlicht. «Muss ich verstehen, wieso du das mit dir rum schleppst?» fragte Owen und rümpfte die Nase. Ich bildete mit meinem Zauberstab eine Blase voller Mondkalbmist und liess diese weit nach oben schweben. «Wir hatten heute Kräuterkunde. Luke, navigiere mich, wann bin ich über den Zwillingen?» sagte ich und sass gerade hin. «Noch ein bisschen weiter. Jetzt rechts, nein, das war zu viel. Halt, ja genau, jetzt bist du über ihnen», sagte Luke, der dann doch verwirrt zu mir sah. «Was war das?» fragte Simon. «Das ist nicht sonderlich eine grosse Menge an Mist. Da brauchst du schon ein wenig mehr, um ihnen einen Streich zu spielen», sagte Ed. «Nein, glaub mir, das ist genug», sagte ich. Ich drehte mich noch einmal zu den Zwillingen und winkte ihnen grinsend. Sie sahen verwirrt zu mir, und da liess ich die Blase platzen. Der Mondkalbmist fiel auf sie drauf; sie sahen verwirrt nach oben, danach zu mir. Ich grinste sie noch immer an. «Und was bringt das jetzt?» fragte Owen weiter. Ich hob nur einen Finger. «Warte und staune», sagte ich grinsend. Da fingen die Chiasamen zu spriessen. Sie wuchsen und wuchsen. Die Zwillinge sahen verwirrt zueinander und standen erschrocken auf. Die Chiasamen wuchsen und wuchsen und überwucherten die Zwillinge komplett. Die gesamte Halle fing an zu lachen, so wie auch ich. Dann hatten sie die Idee, ihre Umhänge auszuziehen, jedoch hatten sie noch immer welche auf dem Kopf und auch weiter welche, die irgendwohin gekugelt waren. Bei einem wuchs sogar etwas aus der Hose. Ich lachte mich schlapp, so wie die anderen. «So, genug. Mr. und Mr. Weasley, geht doch zu Madam Pomfrey», sagte Professor McGonagall, und die beiden liefen los. «Das war super, Andy», lachte Ed. «Glorreich. Mondkalbmist lässt Dinge schnell und kräftiger wachsen», lachte Luke. «Die Meisterin der Scherze ist wieder zurück», lachte Owen begeistert. «Man tut, was man kann», lachte ich.

Nach dem Abendessen, als wir uns auf den Weg in unseren Gemeinschaftsraum machen wollten, kamen auf einmal die Zwillinge entgegen. Beide in Trainingshosen und Nasenhaaren. Oder Pflanzen, nirgendwo. «Hey Andy», sagte der Eine, und sie blieben vor uns stehen. «Nicht übel, nicht übel.» «Eine würdige Konkurrenz.» «Wir werden sehen, wer gewinnen wird.» «Du hast recht, dich werden wir nicht so schnell vergessen», sagten sie abwechselnd und verschwanden dann. «Ich glaube, du bist jetzt im Krieg», sagte Simon. «Ich bin überzeugt, dass du gewinnen wirst», grinste Owen.

Andrea Griven - Nichts läuft wie geplantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt