Hochzeit

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Andys Sicht:

Geweckt wurde ich mal wieder von Schreien. Kurz darauf erklang auch schon das zweite. «Ich gehe», murmelte ich, küsste Charlie neben mir auf die Wange, ergriff die Krücken am Bettrand und humpelte zu den Reisebettchen, wo ich dann einen nach dem anderen heraus hob. Schliesslich beruhigten sich die beiden. «Sehr gut», murmelte ich und legte Benji wieder in sein Bettchen. Dieser sah mich jedoch neugierig an. «Mit diesem Blick wirst du nicht so schnell wieder einschlafen.» Ich sah auf die Uhr. Zehn nach fünf. Ich seufzte. «Dann beginnt unser Tag jetzt, was?» sagte ich, setzte jedoch Rune nun auch in das Bettchen von Benji. Und humpelte wieder zum Bett, wo ich dann so leise wie möglich meine Prothese anzog. Ich schnappte mir dann die beiden und lief mit ihnen so leise wie möglich ins Badezimmer. Ich setzte Benji in die Badewanne und überprüfte kurz, ob auch wirklich nichts in Reichweite ist, was er sich ins Mund schieben könnte. Und machte mich dann ans Wickeln und Anziehen von Rune. Schliesslich machte ich dann dasselbe mit Benji, während Rune in der Wanne sass, bevor ich dann mit beiden in die Küche lief. Ich setzte sie schliesslich auf den Boden und fing an, einen Apfelbrei vorzubereiten, während ich die beiden scharf im Auge behielt. Schliesslich stellte ich die Schüssel auf den Tisch. Ich legte den beiden, die noch auf dem Boden sassen, ein Lätzchen um und hob sie dann hoch. Ich setzte mich mit den beiden hin, positionierte sie jeweils auf einem Oberschenkel von mir und schlang einen Arm um die beiden. Rutschte ganz nahe an den Tisch und gab ihnen jeweils abwechselnd einen Löffel des Apfelmuses. Ich hörte auf einmal die Treppe runterschlurfen. «Wieso hast du nicht gesagt, dass du mit ihnen aufstehst?» hörte ich Charlies raue Morgenstimme. Ich drehte mich zu ihm um. Er hatte sich nur die Jogginghosen angezogen. Obenrum trug er nichts. Ich liebe diesen Anblick noch immer. Aber ehrlich gesagt, trug ich auch nicht sonderlich viel mehr. Unterwäsche und eines von Charlies Shirts. «Wollte dich schlafen lassen», sagte ich nur. Er gab mir einen Kuss, holte noch einen Löffel, nahm mir Benji ab und setzte sich hin, um ihn zu füttern. Ich hob Rune kurz auf mein rechtes Bein und fütterte ihn weiter. Kurz darauf kamen auch Molly und Fleur die Treppe hinunter. Sie sprachen leise miteinander. Über Essen, stellte ich fest. «Adorable», hörte ich Fleur, und ich sah zu ihnen. «Eine richtig kleine Familie», sagte Molly entzückt. Ich schmunzelte. «Dennoch würde ich gerne länger schlafen», murmelte Charlie wohl noch immer müde. «Ach», sagte Molly und schlug ihrem Sohn auf die Schulter. «Du solltest mal wieder deine Haare schneiden, du siehst ja kaum was», sagte Molly und inspizierte Charlies Haare. «Mom, lass das», murrte Charlie. «Ist doch nicht praktisch, so lange Haare zu haben. Kannst sie nicht einmal richtig zusammenbinden», sagte sie wieder. «Also, ich mag seine Haare so», half ich ihm dann. Er grinste zu mir. «Ach, ist das so?» fragte Molly. Ich nickte. «Wir wollen nicht, dass die Mutter meiner Kinder mich nicht mehr attraktiv findet», sagte Charlie. «Als ob ich dich nur wegen deiner Haare attraktiv finde», murmelte ich. «Mutter deiner Kinder und Verlobte?» fragte Molly hoffnungsvoll. «Mom», sagte Charlie genervt und lang gezogen. «Was denn, ist doch eine berechtigte Frage», sagte Molly wieder. Charlie sah zu mir. Er möchte, das weiss ich inzwischen, dass das zu seinem Familienwunsch gehört. Er denkt jedoch, dass ich nein sagen würde, weil ich noch nicht soweit bin. Er versteht nicht, dass ich ihm jeden Wunsch erfüllen möchte und wohl nicht einmal in der Lage bin, nein zu sagen auf eine Bitte von ihm. «Wir sind noch nicht so weit», sagte dann Charlie. «Was hindert euch denn daran? Ihr liebt euch und habt Kinder, ein wunderschönes Haus und...» Charlie unterbricht sie. «Mom, lass es. Wir sind einfach noch nicht so weit.» «Es ist wegen mir», sagte ich dann kleinlaut. Molly sah überrascht zu mir, genauso wie Fleur. «Hon...», fing Charlie an. Ich sah zu ihm. «Ist doch so. Das darf deine Mutter auch ruhig wissen», sagte ich zu ihm. «Ich halte nichts von der Ehe. Ich brauche das nicht», sagte ich dann ehrlich. «Aber warum denn?» fragte nun Fleur. «Ich weiss, dass ich Charlie liebe und mein Leben mit ihm verbringen möchte. Da brauchen wir uns nicht gegenseitig einen Ring anstecken. Das ist meine Meinung. Vielleicht ändert sich das, wenn ich älter bin, aber momentan brauche ich das nicht. Und Charlie ist so unglaublich lieb, dass er das akzeptiert», erklärte ich. Charlie sah lächelnd zu mir. Molly wollte gerade zu einem Kommentar ansetzen, doch Charlie unterbricht sie. «Bitte akzeptiere Andys Meinung», sagte er, stand auf und holte einen Lappen, womit er Benjis Gesicht wusch, bevor er mir den Lappen reichte, und ich dasselbe bei Rune machte, bevor ich aufstand und dann Rune in die Arme von Charlie drückte. Ich nahm Lappen, Löffel und Schüssel und wusch diese ab. Fleur nahm schon einen Haufen Zutaten aus dem Kühlschrank und verschwand dabei beinahe im Kühlschrank. Sie müssen ihn magisch vergrössert haben. «Kann ich euch bei was helfen?» fragte ich. «Oh, du musst nicht helfen, du bist ein Gast», meinte Molly. «Genau genommen bist du auch ein Gast auf der Hochzeit, Molly», sagte ich. «Ich kann dich schlecht, Bill und Fleur alles selber machen lassen», sagte Molly. «Nein, Braut und Bräutigam sollten sowieso nichts machen. Dafür haben sie ja Trauzeugen. Und da ich mit einem Trauzeugen mehr oder weniger liiert bin, helfe ich», sagte ich, und sah auf die Zutaten. «Bist du dir sicher?» fragte Molly nach. «Natürlich, was soll ich tun.» Sie erklärten mir alles, und ich machte mich an die Arbeit. Zwischendurch kamen auch die anderen in die Küche. Fleur verabschiedete sich einmal, um sich fertig zu machen. Dafür kam uns Ginny helfen. Sie wollte nicht bei Fleur sein.

Andrea Griven - Nichts läuft wie geplantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt