Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet

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Andys Sicht:

Die Schule fing gut an, und zwischen mir und Simon lief es hervorragend. Es war alles gut, auch wenn ich Lockhart noch immer für einen Schwindler halte, was sich während dem Unterricht bestätigte. Snape war immer noch gemein, aber immerhin haben wir dieses Jahr nicht mehr mit den Slytherins Zaubertränke, sondern mit den Gryffindors, und die Gryffindors mag er um einiges weniger als uns.

Es war alles gut, bis wir einmal in eine Menschenmenge liefen. «Was ist los?» fragte ich einen Schüler neben mir. Dieser schwieg jedoch. «Ach du Scheisse», hörte ich Owen. «Was? Was ist denn?» fragte ich sofort. Er war der Grösste von uns und sah wohl über die anderen hinweg. «Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Schlammblüter, nehmt euch in Acht», sagte Owen. «Was steht da?» fragte Ed und versuchte, sich gross zu machen. «Ja, mit Blut an die Wand geschrieben. Und Mrs. Norris hängt dort», sagte Owen.

Da kamen Professoren angerannt. «Alle in ihre Gemeinschaftsräume», rief McGonagall. «Lasst uns gehen», meinte Tabea. Wir gingen also in den Gemeinschaftsraum, wo auch schon einige sassen und über die Kammer des Schreckens sprachen. Wir liefen zu der Couch-Ecke, in der wir immer sassen, nur um zu sehen, dass dort Erstklässler sassen. «Hey, aufstehen, das ist unser Platz», sagte Ed. «Ed», sagte Tabea empört, doch die Erstklässler standen wirklich auf und verschwanden.

«Was denn?» sagte er schulterzuckend und setzte sich hin wie wir anderen. «Denkt ihr, das stimmt? Also, dass die Kammer geöffnet worden ist?» fragte Margo dann. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich merkte, wie Simon, auf dessen Schoss ich sass, seinen Kopf an meine Schulter lehnte. «Kann sein. Sie wurde doch schon mal geöffnet», sagte nun Luke. «Ja, damals starb die maulende Myrthe», sagte Tabea. Ich sah überrascht zu ihr. «Hatte mal länger mit ihr gequatscht», sagte sie. «Freiwillig?» fragte Margo verblüfft. Tabea nickte. «So schlimm kann sie doch nicht sein», sagte Owen. «Oh doch», sagte ich bestimmt.

«Was ist dort eigentlich drin?» fragte Ed. «Weiss man nicht. Myrthe konnte es mir auch nicht sagen», meinte Tabea. «Denkt ihr, es geht wirklich auf Schlammblüter los?» fragte Simon murmelt hinter mir. «Sag das nicht», meinte ich nur. «Was ist, wenn es wirklich so ist? Luke und ich gehören zu den Schlammblütern», fuhr Simon fort. «Nennt euch nicht so», sagte ich wieder. «Aber wir gehören dennoch dazu», sagte nun auch Luke.

«Ich glaube, es war nur ein schlechter Streich», sagte Ed. «Ein verdammt schlechter. Wieso sollte jemand so etwas tun?» sagte ich und griff nach Simons Hand. Er wirkte sichtlich unwohl. «Der Erbe Slytherins, er war es bestimmt», sagte Margo. Mysteriös. «Und wer genau soll der Erbe Slytherins sein?» fragte Owen nach. Sie zuckte die Schultern. «Das gibt es herauszufinden», sagte Margo. Ich verdrehte die Augen. «Wenn es uns nicht schon vorher holt», murmelte Simon hinter mir.

Meine Beinprothese wurde weggeschoben. Ich nehme an, dass es Simon war, der mein Bein neu positioniert hat. Dann fing Ed an zu fluchen und umgriff sein Fuss. «Verdammt. Wessen Bein habe ich erwischt?» sagte Ed. Ich sah verwirrt zu ihm. «Andys», sagte Luke. «Hast du ein Bein aus Blei oder was?» fluchte dieser weiter und hielt sich schmerzerfüllt den Fuss. «Wieso trittst du mich auch?» fragte ich. «Wollte eigentlich Simon erwischen wegen seiner dummen Aussage, aber man Andy, was trägst du da unter den Strümpfen», sagte Ed.

«Jetzt tu doch nicht so zimperlich. Andy reklamiert gar nicht, vielleicht hat sie auch Schmerzen», sagte Margo. «Es ist wieder das Linke», hörte ich Luke murmeln. «Hast du dein Bein geschient? Du bewegst es ganz komisch, wenn man's genau nimmt. Wir setzen uns immer so hin, dass du dein Bein nicht heben musst. Du musst doch was am Bein haben», zählte Luke auf. Ich sah unsicher auf mein Bein. Sollte ich es ihnen sagen? Sie sind meine Freunde, und die meisten der hier Anwesenden wissen es schon. Aber wenn es die ganze Gruppe weiss, wird offener darüber gesprochen, was mich eigentlich nicht stört, worüber ich eventuell dankbar bin. Jedoch heisst das auch, dass man sich schneller verplappert, und ein Gerücht verbreitet sich schnell in Hogwarts. Ich möchte nicht, dass es alle wissen.

Ich seufzte. «Muss ich mir Gedanken machen, dass du mich so beobachtest?» fragte ich dann schliesslich Luke, blickte jedoch noch immer auf mein Bein. «Alle schweigen jedoch», meinte ich. «Mein Bein ist nicht geschient. Naja, wird auch schwierig. Es existiert schliesslich nicht», sagte ich und blickte auf. Owen sah vorwurfsvoll zu mir. Darüber zu spassen ist wohl nicht die richtige Art, es ihnen mitzuteilen. Ich seufzte wieder.

Ich ziehe mein Bein so hinterher, kann es nicht heben, spüre keine Schmerzen, und es ist verdammt hart, weil es kein richtiges Bein ist. Es ist eine Prothese. Ich habe mein Bein verloren. Vor drei Jahren, um genau zu sein, sagte ich und blickte kurz zu Ed und danach zu Luke. «Deswegen hast du Hogwarts verlassen», stellte Ed fest. «Deswegen wolltest du kein Quidditch mehr spielen», fügte Luke noch hinzu. «Genau, ja», bestätigte ich. «Und ihr wusstet das alle», sagte Ed. Die anderen nickten. «Sie hat es mir gesagt. Irgendjemand sollte man sich immer anvertrauen», sagte Owen. «Sie ist in der Dusche mal hingefallen und brauchte Hilfe. Tabea und ich waren zur Stelle», sagte Margo.

«Das war mir so verdammt unangenehm», stimmte ich grinsend zu. «Und dir hat sie es wohl auch erzählt», sagte Luke und sah zu Simon. Er murmelte nur. «Ich hätte einen anderen Zeitpunkt wählen sollen», sagte ich nur. «Und ich anders reagieren», sagte Simon. «Warte, war das, als ihr euch getrennt habt? Hast du dich deswegen von ihr getrennt?» fragte Ed und blickte zu uns beiden. Simon schwieg. «Nicht seine Glanzleistung», bestätigte ich. «So ein Vollpfosten», sagte Ed. «Das weiss er wohl schon selbst», sagte Luke. Simon nickte nur.

Andrea Griven - Nichts läuft wie geplantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt