Das war eindeutig zu viel

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Andys Sicht:

Ich setzte mich auf und hielt mir sofort den Kopf. Das gestern war zu viel. Warum musste ich überhaupt so viel trinken? Habe ich überhaupt so viel getrunken? Muss sein, sonst würde es mir nicht so schlecht gehen. Verdammt, warum kann ich mich nicht an gestern Nacht erinnern? Habe ich alleine getrunken? Nein, da war jemand. Ich versuchte mich zu erinnern. Ich hörte mich lachen und auch einen Mann neben mir. Wer war das? Ich war gestern glücklich, das weiss ich. Ich fühlte mich gut und verstanden, angekommen. Das muss wegen dem Mann gewesen sein. Ich versuchte mich an ihn zu erinnern, doch alles, was kam, war eine wohlige Wärme in mir. Aber kein Name, kein Gesicht kam mir in den Sinn. «Verdammt», murmelte ich. Ich rieb mir mit beiden Händen über das Gesicht und spürte etwas. Ich blickte auf meine rechte Hand. Ich trug einen schwarzen Ring an meinem Daumen. Ich zog ihn aus. Er lag schwer in meiner Hand. Da blitzte in mir eine Erinnerung auf: «Natürlich werde ich mich an das hier erinnern», hörte ich mich selbst lachend. «Ach ja, das bezweifle ich.» «Natürlich», lallte ich selbst und fiel beinahe vom Barhocker. «Ich habe mich noch nie so verstanden gefühlt», hörte ich mich wieder selbst sagen. «Ich auch nicht. Leider wirst du dich nicht daran erinnern», hörte ich den Mann wieder, doch ich sah sein Gesicht nicht, alles war so trüb. «Doch, das werde ich tun», hörte ich mich wieder sagen. Dann sah ich eine grosse Hand vor mir, die sich selbst einen schwarzen Ring vom Ringfinger zog. «Wenn du dich an mich erinnerst, an mich und unser Gespräch am heutigen Abend, dann gib mir den Ring zurück», sagte er und legte den Ring in meine Hand. Das gleiche Gewicht.

Ich versuchte mich weiter zu erinnern, aber mehr kam nicht. Nur das und das Gefühl, das ich hatte. Dieses unglaubliche Gefühl. Wie kam ich eigentlich wieder hierher? Warum habe ich nur so viel getrunken? Ich will wissen, wer das war. Ich will. Ich will. Ich will wieder diese Gefühle spüren. Ich stand hektisch auf und fiel gleich wieder auf den Boden. Ich stöhnte auf. «Habe ich wirklich so viel getrunken, dass ich vergessen habe, dass ich nur ein Bein habe», murmelte ich. Ich robbte wieder zurück zum Bett, stemmte mich wieder darauf hoch und zog mir erstmal die Prothese an. Dann suchte ich in meiner Handtasche nach Aspirin, welches ich trocken herunterschluckte. Ich zog mich an und lief in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Er war wirklich schön, aber kam nicht an den von Hufflepuff heran. Ich lief Richtung Grosse Halle. Einige Schüler kamen mir entgegen. Viele trugen Ansteckbuttons mit der Aufschrift «Potter stinkt». Ich fühlte mich nicht dafür verantwortlich, dass diese Buttons mit einem Druck auf «Ich bin für Cedric Diggory, den WAHREN Hogwarts Champion» umsprangen. Aber es ist wirklich total mies.

Als ich in der Grossen Halle ankam, sah ich Cedric in ein Buch vertieft. Das Frühstück stand nicht auf dem Tisch. Ich sah auf meine Uhr. Oh, es war zwei Uhr nachmittags. Gott, ich habe viel zu viel getrunken. Ich lief auf eine Zweitklässlergruppe zu. «Hey, gib mir das mal», sagte ich und schnappte mir den Button. «Hey, was soll das?», sagte er. «Du kommst darüber hinweg», rief ich ihm zu und lief auf Cedric zu, knallte vor ihm den Button auf den Tisch, wodurch sich von «Potter stinkt» auf «Ich bin für Cedric Diggory, den WAHREN Hogwarts Champion» umstellte. Cedric sah fragend zu mir. «Findest du so etwas toll?» fragte ich ihn. «Die sind nicht von mir», stellte Cedric klar. «Aber du tust nichts dagegen. Ist dir bewusst, dass diese Dinger einen 14-Jährigen zerstören? Harry leidet darunter. Und sind wir mal ehrlich. Hat er nicht schon genug gelitten? Ganz zu schweigen davon, dass er an diesem bescheuerten Turnier gar nicht teilnehmen wollte», sagte ich und stampfte davon. Ich brauche etwas zu essen.

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Ich fluchte vor mich hin, während ich das Auge des chinesischen Feuerballs, Yurri, behandelte, welches der grosse Viktor Krum zerstört hatte. Zuvor war ich bei der Kurzschnäuzlerin Dame, Maila, welche ganze drei Zähne verloren hatte, weil Cedric einen Stein in einen Hund verwandelt hatte und Maila zugebissen hatte. «Na, sieh mal an, wie so ein kleines Persönchen so heftig und ohne zu atmen stundenlang fluchen kann», er war Zino, der zu mir kam. «Ich habe geatmet, sonst wäre ich dazu nicht mehr in der Lage», murmelte ich. Zino lachte. «Wie geht es Norberta?» fragte ich. «Ganz gut, würde ich behaupten. Sie ist ein wenig aufgewühlt», erzählte er, zog einen Stuhl zu sich und setzte sich neben mich. Der Kopf von Yurri lag auf dem Boden vor mir. Ihr gewaltiger Kopf war so gross, dass ich, während ich auf einem Stuhl sass, etwa auf Augenhöhe war. Na gut, ein bisschen runterbeugen musste ich doch. Ich versuchte immer noch, die Bindehaut zu heilen und ihre Linse zu richten. «Inwiefern aufgewühlt?» fragte ich. «Sie konnte sich von den Ketten befreien», sagte Zino. Ich richtete mich sofort auf und sah zu Zino, der mich überrascht ansah, wohl wegen meiner abrupten Bewegung. «Wie geht es Harry?» fragte ich. «Der Kleine? Der kam ganz gut klar. Neben Krum wurde er am wenigsten verletzt», sagte Zino. Ich seufzte. «Was geht durch dein hübsches Köpfchen?» fragte Zino mit seinem Akzent. Ich hatte mich schon daran gewöhnt, dass er mir ab und zu ein Kompliment macht, auch dass er in meiner Gegenwart alles verniedlicht. «Das sind Drachen», sagte ich. «Das ist mir durchaus bewusst. Ich arbeite täglich mit ihnen», sagte Zino. «Ich weiss das, Volltrottel. Ich mache mir Sorgen um Nina, Kayden, Herbert und alle anderen», sagte ich und arbeitete bei den Augen weiter. «Wer?» fragte er. «Meine Tiere. Drachen halten einiges mehr aus als ein Tebo, ein Zweihorn, eine Wampuskatze oder auch eine Feuerkrabbe», sagte ich. «Was ist Herbert?» fragte Zino. «Ein Snallygaster», sagte ich. «Ihr nennt einen Snallygaster Herbert», sagte Zino lachend. «Eure Namen sind auch nicht besser. Ausserdem gehen irgendwann einmal die Namen aus», sagte ich, lachend. Ich streckte meinen Rücken durch, der knackste. Ich sah auf die Uhr. Das Abendessen hat begonnen. Ich lief zum Lager der Drachenpfleger. «Hey Talis», sagte ich zum hochgewachsenen Blondhaarigen. «Yurri ist soweit versorgt. Aber sie schläft noch. Ich gehe jetzt etwas essen, komme danach jedoch nochmal», sagte ich. «Gut gemacht, Liten», sagte er, sein norwegischer Akzent war sehr stark ausgeprägt. «Liten?» fragte ich. «Kleines», übersetzte er und lief los. Nennen mich jetzt alle so. Ich lief zu der grossen Halle. «Andy, für dich ist heute Morgen ein Brief gekommen, nachdem du beim Frühstück gegangen bist», wurde ich von Fred begrüsst, und mir wurde ein Brief entgegengehalten. Ich schob einen Jungen, der neben Fred stand, zur Seite und setzte mich hin, da ich jetzt mein Bein einfedeln kann. «Hättest auch einfach was sagen sollen», murmelte der Junge. «Jaja», winkte ich ab und öffnete den Brief.

Andrea Griven - Nichts läuft wie geplantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt