Vorbereitung

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Charlies Sicht:

Ich sass auf dem Boden im grossen Hauptbereich bei den Tieren. Rune und Benji spielten vor mir miteinander. Luke und Sirius sassen neben mir, und gemeinsam sahen wir zu, wie die Griven-Geschwister von Tier zu Tier gingen und diskutierten. Tom war auch bei ihnen, nickte eifrig und notierte sich etwas. Viel zu sagen hatte er nicht. Natürlich durften wir drei auch an der Diskussion teilnehmen, aber wir waren wohl alle froh, dass wir es nicht mussten. Die Griven-Geschwister bildeten gemeinsam eine fast undurchdringliche Front. Sie diskutierten gerade darüber, welche Tiere zur Verteidigung genutzt werden können. Uns allen war bewusst, dass es einen Kampf geben würde, und wir jede Unterstützung gebrauchen könnten.

«Hat von euch schon jemand mit Tieren apparieren versucht?» fragte Luke unsicher. Er hatte wohl von uns allen am wenigsten mit den Tieren zu tun. «Nein, aber ich bin schon mal als ein Tier apparitiert. Hilft das?» fragte Sirius. «Nein, eigentlich nicht», sagte Luke. «Sie werden uns keine Tiere mitgeben, die wir nicht beherrschen können», sagte ich, um ihn zu beruhigen. Wie die Tiere reagieren werden, nach dem Apparieren, steht offen. «Vielleicht nehmen wir auch den Koffer. Mit dem sind sie doch schon apparitiert», sagte Sirius.

Benji kam zu mir und zupfte an meinen Ärmeln. «Ja, Kleiner?» fragte ich. «Äm, äm», kam nur von ihm, und er öffnete den Mund ein paar Mal hintereinander. Sirius streckte ihm wortlos ein Stück Reiswaffel entgegen. Er ass diese schon die ganze Zeit. «Warum stopfst du dich eigentlich damit voll?» fragte Luke. Sirius gab Rune nun auch eine Hälfte, und dieser fand es natürlich überhaupt nicht gut, dass sein Bruder etwas bekam und er nicht. «Weiss doch nicht», murmelte Sirius mit vollem Mund. Ich schmunzelte. Wir waren ziemlich ein komischer Haufen. Andy hob gerade Mimba hoch, als wäre sie ein Baby. Und wieder schmunzelte ich.

«Habt ihr eigentlich vor, weitere Kinder zu bekommen?» fragte Luke. «Das will ich doch hoffen», sagte Sirius. Ich sah verwundert zu ihm. «Beinahe die einzige Möglichkeit, dass Chris an Kinder kommt. Auch wenn es nur seine Neffen sind», sagte er dann ehrlich. «Chris liebt Kinder. Ich auch, nebenbei bemerkt. Aber als gleichgeschlechtliches Paar ist es beinahe unmöglich, ein Kind zu adoptieren, und noch viel schwieriger, ein Zauberkind zu adoptieren."  "Die wollen was am Gesetz ändern», murmelte Luke. «Das kann noch dauern. Haben denn du und Shawn...» fing Sirius an, doch Luke unterbrach ihn. «Nein, nein. Ich will Karriere machen, und Shawn unterstützt mich dabei. Ausserdem findet er den Gedanken... eh... komisch? Ein Kind mitü, einem Mann zu haben», sagte Luke. «Komisch? Was ist daran komisch?» fragte Sirius unverständlich. «Ich bin seine erste Beziehung mit einem Mann, und vor mir hat er auch nie daran gedacht, eine Beziehung mit einem Mann einzugehen. Und deswegen kommt es für ihn wohl komisch vor», erzählte Luke. Mir war nie bewusst, was sie alles durchmachen müssen. Selbst wenn sie wollten, könnten sie nicht. Das war mir nicht bewusst. Und da die Zauberei hinterherhinkt, was solche Sachen angeht, wird es wohl wirklich noch Ewigkeiten dauern. «Sie ist nicht abgeneigt für weitere Kinder. Nach all dem Mist», sagte ich. Dann schliesslich: «Ein kleines Mädchen wäre süss», kommentierte Luke. «Hey, ihr habt kein Recht, Wünsche anzubringen», sagte ich lachend. «Kein Wunsch mehr, eine Bemerkung. Ich meine, deine Familie ist bekannt mehrheitlich Söhne zu haben», sagte Sirius. «Ja, so lange müsst ihr nicht warten auf ein Mädchen, okay», sagte Luke. Wieder: «Aber anzahlmässig könnt ihr deine Familie als Vorbild nehmen», sagte Sirius. «Unterbreitet das doch mal Andy», sagte ich, und beide schwiegen sofort.

So kam es, dass wir ab diesem Tag spezifisch mit Tieren trainierten. «Nein, nicht, lass das, Herbert bitte», hörte ich Luke, und ich grinste und sah stolz zu Steven, der dann jedoch anfing zu knurren, als Sirius vorbeitrabte. Naja, Sirius trabte nicht. Er sass auf dem Leucrotta, das ihm gehörte, eher unsicher, aber er sass. «Das machst du super, Schatz», rief ihm Chris zu, der, so viel ich wusste, bei einer Horde Thestrale stand – so genau wusste ich das nicht. «Bitte, Lucy, ich bitte dich, bleib doch stehen», hörte ich Tom jammernd. Ich sah zu ihm. «Andy, wieso genau hast du mir Lucy übergeben?» fragte Tom. Ich sah mich suchend um. Wo war sie überhaupt? «Ich probiere was», rief sie von irgendwo, und dann stürzte der Zouwu heraus. Alle zückten ihre Zauberstäbe, nicht mehr mit gemütlichem Üben. Der Zouwu sträubte wie wild herum. «Passt auf seine Rute auf!» rief Chris. Shawn löste die anderen Tierwesen weg. «Was zur...» hörte ich Luke neben mir. «Nicht zaubern!» rief er dann. Ich sah verwirrt zu ihm. Doch dieser starrte auf den Zouwu. Dieser sprang im Kreis herum, und jetzt entdeckte ich sie. Andy sass auf dem Zouwu. «Hon!?» rief ich aus. «Einen Moment», rief sie und quietschte auf, als der Zouwu abrupt stehen blieb und sie beinahe runterfiel. Dann fing sie an zu grinsen. «Feiner Junge. Das hast du gut gemacht, Johannes», sagte sie und kraulte ihn hinter dem Ohr, was irgendwie... ungewohnt aussah. «Lass mich runter?» fragte sie. «Runter», sagte sie nochmal mit Nachdruck. Der Zouwu, oder Johannes, legte sich hin, und Andy rutschte auf den Boden und fiel hin. Der Zouwu reagierte jedoch unglaublich schnell, schnappte nach Andys Kapuze und richtete sie auf. Ich lief zögerlich auf sie zu. «Hon? Alles in Ordnung?» fragte ich. «Ja, ja, alles bestens. Tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken», sagte sie entschuldigend. «Johannes, geh bitte in dein Gehege», sagte Andy und drehte sich zum Zouwu um. Dieser sah sie jedoch nur mit schiefgelegtem Kopf an. «Na komm, geh», sagte sie mit Nachdruck und zeigte in eine Richtung. Und er, der Zouwu, lief schliesslich in die richtige Richtung. Da entspannten sich auch die anderen und kamen auf uns zu. Die Zwillinge machen gerade Mittagsschlaf. Andy drehte sich begeistert zu ihren Brüdern um. «Zowus sind wie grosse, verspielte Katzen. Mir kam das in den Sinn, nachdem Sirius das Gefühl hatte, er müsse ihn allein unter Kontrolle bringen. Newt hat ihn mal erwähnt, in Paris hätte er einen getroffen von einem Zirkus gerettet. Auch dieser konnte den Zouwu mit Spielzeug einfangen. Zowus scheinen wirklich unglaublich verspielt», sagte Andy begeistert. «Könntest du mal aufhören, zu wilden Tieren ins Gehege zu rennen?» fragte Chris mürrisch. Sie sah emotionslos zu ihm. «Nein», sagte sie schlicht. Ich unterdrückte mir ein Schmunzeln. Da ich das natürlich nicht fördere, war es aber nun mal typisch Andy. Dann hörte ich ein Schreien, und kurz darauf ein zweites, und dann hörte es wieder auf, und es quietschte nur noch. «Keine Schreihälse mehr, sondern Schweinchen», murmelte Andy und lief los, schüttelte belustigt den Kopf. Wenn ich nicht wüsste, dass Andy die beiden liebt, hätte ich wohl Angst, dass sie sie plötzlich aus dem Fenster werfen würde. Ich folgte ihr, so wie Luke. Wieso er mitkam, keine Ahnung. Ich nahm Andy schliesslich Rune ab. «Andy, hast du was von den anderen gehört?» fragte Luke unsicher. Er machte sich Sorgen, verständlich, aber wieso schien er so unsicher? «Luke, ich erzähle dir immer direkt alles, wenn ich sie getroffen oder gehört habe. Wir können nichts tun», sagte sie dann. Es schien, als hätten sie schon öfter darüber gesprochen. «Du weisst, sie hierherzuholen geht nicht. Und wollen sie schon nicht. Sie sind sicherer, wenn sie dort sind, wo auch immer sie sind», sagte Andy. Luke seufzte.

Andrea Griven - Nichts läuft wie geplantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt