Capìtulo 4

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RANIA

Es sind mittlerweile drei Tage vergangen, seit ich vor den Mördern geflüchtet bin. Trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl, dass etwas passieren wird - etwas Schlimmes. Ich habe gerade das Unmögliche geschafft: vor drei Mördern zu flüchten. Aber ich glaube nicht, dass sie so dumm sind, eine Zeugin einfach herumspazieren zu lassen. Sie werden mich sicherlich suchen.
Nachdem ich nach Hause gekommen bin, habe ich sofort mein bereits mit dem Laptop verbundenes Handy genutzt, um sämtliche Daten zu löschen. Jetzt können keine Dateien von mir in falsche Hände geraten.

»Bearbeitet die Aufgaben 1 und 2 auf Seite 45 bis nach den Ferien«, durchbrach die Stimme von Herr Müller, dem Mathelehrer, meine Gedanken. Er ist echt der nervigste Lehrer, den es gibt. Obwohl ich mich aktiv beteilige, behauptet er am Ende der Stunde, dass meine Mitarbeit nicht ausreicht. Man muss ihm zeigen, was es bedeutet, dass es nicht genug ist. Dieser Arsch.

Um eine bessere Note zu bekommen, macht mein alter Mathelehrer uns den abscheulichen Vorschlag, mit ihm zu schlafen. Ich wusste, dass er mir diesen Vorschlag machen würde, wenn ich ihn auf meine Note anspreche. Entschlossen nahm ich alles auf und zeigte es dann dem Schuldirektor. Daraufhin wurde er entlassen, und ich hoffe, dass niemand mehr Erwägung zieht, ihn einzustellen.

Draußen vor der Schule treffe ich meine beste Freundin Dania. »Hey Dania, wie gehts«, wir hatten bis jetzt keine Stunde zusammen. Und jetzt wird sie bestimmt einen langen predigt halten, weil ich mich bei ihr nicht gemeldet habe. »Willst du mich verarschen? Ich versuche, dich seit gestern Nacht bis heute Morgen zu erreichen! Ich dachte, dir ist etwas passiert, als du einfach dein verdammtes Handy ausgeschaltet hast, während ich mit dir geschrieben habe. Und du hast mir immer noch nicht geantwortet.« Sie ist außer sich vor Wut.

»Ich will dir jetzt alles erklären, was passiert ist. Du wirst es mir nicht glauben, was ich die letzte Nacht alles erlebt habe.« Nachdem ich ihr alles bis ins kleinste Detail erzählt hatte, steht sie immer noch geschockt da, unfähig, etwas zu erwidern. Dann höre ich plötzlich, wie sie in schallendes Gelächter ausbrach. Sie lacht, bis ihr Tränen über die Wangen laufen, und ich stehe neben ihr und verstehe die Welt nicht mehr. Warum lacht sie? Ich schaue sie fragend an. Nachdem sie sich wieder beruhigt hat, spricht sie ungläubig »Also zusammengefasst: Du wurdest von drei Mördern entführt, hast es geschafft zu entkommen und sie haben dein Handy an sich genommen« sie macht eine Pause.

»Du hast schon viele Streiche gespielt, aber das hier ist übertrieben. Dass du mich die ganze Nacht ignoriert hast, finde ich nicht in Ordnung.«
Mir fällt die Kinnlade herunter. Ich kann nicht glauben, dass sie es als eine meiner Streiche bezeichnet. Obwohl ich es diesmal ernst meine, glaubt sie mir kein Wort.

»Glaubst du, ich würde mein wertvollstes Handy, das ich als meinen Ehemann bezeichne, einfach so alle Daten löschen?« frage ich sie fassungslos. Ihre Augen zeigen weiterhin Zweifel, und ich spürte, dass die Wahrheit schwer zu schlucken war. »Komm schon, Rania, das klingt wirklich verrückt", sagte sie mit einem Hauch von Unglauben in ihrer Stimme.«

»Außerdem würden sie keine fünf Minuten mit dir aushalten.« Da bin ich mir nicht so sicher. Selbst als ich sie mit Fragen bombardiert hatte, haben sie mich nicht erschossen. Ein Wunder.

Doch ich kann es ihr nicht übel nehmen, denn würde sie mir diese Geschichte erzählen, dann würde ich auch so lachen wie sie. »Wir haben noch zwei Stunden Schulzeit, und nächste Woche beginnen die Ferien. Das bedeutet, heute setzen wir endlich um, was wir schon lange geplant haben.« Mein Grinsen wurde breiter wegen meiner grandiosen Idee. »Heute werden wir in das Büro des Direktors gehen und über die Lautsprecher sprechen«, rufen wir vor Freude und machten uns auf den Weg zum Büro.

Lost in my pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt