Capítulo 37

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RANIA

»Wie lange braucht er noch?« Seit zehn Minuten sind wir gelandet, und der Fahrer von Alejandro ist immer noch nicht aufgetaucht. Dieser Idiot. Sollte er nicht schon längst hier sein, bevor wir überhaupt landen?

Alejandro wirft mir einen kurzen Blick zu, ignoriert mich dann aber wieder - so wie er es seit drei Tagen macht, nur weil er mich bei einem Deal mit einem seiner Feinde erwischt hat. Aber eins solltest du wissen, Alejandro Martínez: Wenn sich mir die Chance bietet zu fliehen, werde ich sie ergreifen. Ich bin Rania Mansour, natürlich werde ich einen Weg heraus finden. Immer.

Und wenn ich noch nicht fliehen kann, dann werde ich mir eben die Zeit vertreiben. Wir sind schließlich verheiratet, also warum nicht ein bisschen Spaß mit dem Ehemann haben, bis die Flucht möglich ist? Ich versüße mir die Zeit, bis ich die Chance ergreifen kann.

Endlich parkt ein SUV vor uns, und Álvaro steigt gelassen aus, als wäre er nicht zu spät. »Wie seht ihr denn aus?« fragt er, während er Alejandro die Tür aufhält. Ich wollte gerade die Tür auf der anderen Seite öffnen und mich hineinsetzen, doch sofort werde ich zurückgezogen. Ich atme hörbar aus. Wie konnte ich vergessen, dass ich noch eine Handschelle am Handgelenk trage? Und warum bekommt er eigentlich keinen Ärger, weil er zu spät ist?

Alejandro zieht mich mit sich und lässt mich als Erste einsteigen, da die Handschellen diesmal an meinem linken Handgelenk befestigt sind. Ich rutsche auf den Sitz, und Alejandro setzt sich neben mich. Álvaro schließt die Tür und setzt sich ans Steuer. »Ein kleiner Unfall, nichts Besonderes,« sagt er mit seiner dunklen, wütenden Stimme, die mir einen kalten Schauer über den Rücken jagt.

Sein Blick wandert vom Rückspiegel zwischen mir und Alejandro hin und her. »Sollte man nicht glücklich aus den Flitterwochen zurückkehren? Ihr seht aus, als wärt ihr gerade aus einer Prügelei gekommen.« Ich verdrehe die Augen; seine hässlich-blöde Stimme verursacht mir regelrecht Ohrenschmerzen. »Klappe,« kommt es von uns beiden gleichzeitig, doch ich schenke Alejandro keinen Blick und vermeide stattdessen absichtlich seinen.

Er hebt beschwichtigend die Hände. »Lasst eure Wut nicht an mir aus. Wenn ihr zu Hause seid, könnt ihr sie an dem anderen auslassen,« sagt er, bevor er den Motor startet und losfährt. Zu Hause? Ich weiß nicht, ob ich es wirklich so nennen kann. Ein Zuhause sollte ein Ort sein, an dem man sich zurückziehen und wohlfühlen kann. Bisher habe ich nur ein einziges Haus mein Zuhause genannt - und das war nicht das Haus meiner Familie.

»Du kannst die Dinger jetzt abmachen, wir sind im Auto.«
Er tippt weiter auf seinem Handy und ignoriert mich. Dass er mich ignoriert, stört mich nicht –  schließlich ignoriere ich ihn auch . Aber er soll endlich diese verdammten Dinger abmachen.
»Locken stehen dir«, versucht Álvaro die Stimmung aufzuheitern.
»Ich weiß«, entgegne ich kühl. Natürlich weiß ich es nicht, aber da ich ihn nicht ausstehen kann, muss ich ihm auf diese Weise antworten.

Ich lehne mich zu meinem Mann, und mit meiner freien Hand übe ich festen Druck auf seinen Schritt aus. Endlich legt er das Handy weg und sieht mich mit seinen dunklen Augen an. Er knirscht mit den Zähnen und hält mein Handgelenk fest an Ort und Stelle. »Wag es nicht,« knurrt er. Ich beuge mich zu seinem Ohr. Dann mach die Dinger ab.« Álvaro räuspert sich. »Ihr könnt in eurem Zimmer ficken, aber nicht in meiner Anwesenheit.«
»Klappe,« fauche ich ihn an.

Ich hatte niemals vor, ihn vor jemandem oder alleine anzufassen. Ich ziehe meine Hand von seiner weg und schiebe sie stattdessen in seine Hosentasche. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich den Schlüssel hier vorne hineinlege.« Doch das glaube ich. »Bettel, und ich mache ihn dir ab.« Sofort entferne ich mich von ihm.

Lost in my pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt