RANIA
Seine Lippen liegen immer noch auf meinen, aber ich kann den Kuss nicht erwidern. Ich stehe einfach wie versteinert da, immer noch unter Schock. Was, wenn er keine Lust mehr auf mich hat? Würde er mich auch ohne mit der Wimper zu zucken erschießen? Das Klatschen der Gäste reißt mich aus meinen Gedanken.
Ich nehme nichts mehr um mich herum wahr, nur dass sich eine Hand um meine schließt und mich von der Bühne zieht. Erst als ich tief ein- und ausatme, schaue ich mich um. Die Gäste amüsieren sich weiterhin, als hätte Alejandro nicht gerade eben jemanden ohne Grund zwischen die Augen geschossen. Seine Leiche wird herausgebracht, und die Bühne wird abgebaut.
Am Tisch sitzen Alejandro und ich.
»Warum?«, seine Stirn legt sich in Falten. »Warum hast du ihn umgebracht?«, Ich wusste nicht, dass noch etwas mich aus der Fassung bringen könnte, aber offensichtlich hatte mich gerade das aus der Fassung gebracht.Er zuckt nur mit den Schultern. »Alles hat einen Grund, amor.« Eigentlich sollte mich nichts mehr überraschen. Ich meine, ich bin doch bei der Mafia, da ist alles normal. Pablo kommt mit einem Kameramann an unseren Tisch. »Jetzt werden Hochzeitsbilder gemacht«, verkündet er.
Das ist das Letzte, was ich will. Wir gehen tiefer in den Garten, wo keine anderen Gäste sind, nur seine Familie. Zuerst werden Bilder von uns beiden gemacht, dann mit der ganzen Familie. Der Kameramann dirigiert uns in die richtige Pose. Alejandro steht hinter mir, seine Hände schließen sich um meinen Bauch, und meine Hände ruhen auf seinen. Es ist wirklich unangenehm, dass mein Rücken eng an seiner Brust liegt. Ihn allgemein an mir spüre.»Señora, schauen Sie Ihrem Mann tief in die Augen und vergessen Sie nicht zu lächeln«, sagt der Fotograf. Ich drehe meinen Kopf nach links und treffe seinen Blick. Er sieht mich intensiv an, aber ich kann den Blick nicht erwidern. Stattdessen schaue ich auf seine Stirn, damit es so aussieht, als würde ich ihm in die Augen sehen.
Es werden viele Bilder in jeder erdenklichen Pose gemacht. »Das letzte Bild soll mit einem Kuss sein«, sagt er mit starkem spanischem Akzent. Ich will gerade protestieren, da flüstert er mir ins Ohr, und mein Herz bleibt beinahe stehen.»Wenn du jetzt etwas dagegen sagst, wird er misstrauisch werden. Das bedeutet, er wird auch sterben, weil er dann ebenfalls ein Zeuge wird. Merk dir das, es wäre deine Schuld.«
Ich schlucke schwer und sehe ihn an. Er beugt sich zu mir herunter, und dann spüre ich seine Lippen auf meiner Stirn. Erleichtert atme ich auf. Danach werden noch ein paar Bilder mit seiner Familie gemacht.
Alejandro zieht mich mit in die Mitte, wo bereits einige Paare miteinander tanzen. Als wir anfangen, zusammen zu tanzen, verschwinden alle um uns, und die Tanzfläche ist leer. Er hält mich an meiner Seite, und meine Hände liegen um seinen Nacken. Wir bewegen uns langsam zur Musik. Ich bin angespannt. Ich hasse Berührungen, auch wenn es eine Person ist, die ich mag oder nicht. Ich kann trotzdem keine Berührungen oder die Nähe von jemandem leiden.
Er führt mich, und so oft wie ich auf seinen Fuß trete, bemerkt er bestimmt, dass ich nicht tanzen kann. Er ist mir so nah, dass ich seine Wimpern zählen könnte. Er beugt sich zu meinem Ohr. »Lächeln, Señora Martinez«, flüstert er und haucht mir einen Kuss auf die empfindliche Stelle unter meinem Ohr. Sofort bildet sich eine Gänsehaut. »Mansour!«
Als ich über seine Schulter schaue, bleibe ich bei einer bekannten Person stehen. Als die Person ein paar Schritte näher kommt, kann ich sie identifizieren - Dania. Sie formt mit ihren Lippen das Wort „Toilette". Ich wende mich von ihr ab und räusper mich. »Ich muss mal auf die Toilette.«
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Lost in my past
Roman d'amour»Wo willst du hin, mi amor?«, ich erstarre, nicht fähig mich zu bewegen. Doch ich sammle meinen ganzen Mut »Na ganz weit weg von euch. Es ist doch offensichtlich, oder sind Sie blind? Jetzt lassen Sie mich durch, ich will nach Hause gehen.« »Du hast...