RANIA
Wir sitzen bereits seit einer Stunde im Jet und warten auf die Männer. Während sich die ganze Familie amüsiert, setze ich mich auf die andere Seite des Jets, schaue aus dem Fenster und reflektiere über mein Leben. Alles hat sich durch jene Nacht verändert, als ich bei Dania zu Besuch war. In dieser Nacht wurde ich zur Zeugin und mein Leben änderte sich, egal ob ich nun fliehen kann oder nicht. Wenn ich fliehe, werde ich ständig in Angst leben müssen, ob sie mich finden werden oder nicht. Und dann habe ich keinen sicheren Ort. Bei Dania? Niemals. Sie würden wissen, dass ich direkt zu ihr gehen würde.
In meinem Familienhaus? Das geht auch nicht, denn sie wollen mich offenbar nicht schützen, da sie mich einfach dieser Familie ausgeliefert haben. Meine feine Wohnung? Das geht auch nicht. Er weiß, wo sie sich befindet, denn er musste unbedingt mitkommen. Dennoch werde ich überlegen müssen, was ich tun soll. Wenn ich es nicht schaffe, zu fliehen, muss ich bei ihm bleiben. Er würde mich schlecht behandeln. Würde er mich vergewaltigen? Würde er gegen meinen Willen handeln? Natürlich, Rania, er hat dich gegen deinen Willen gezwungen, ihn bald zu heiraten.
Innerlich schlage ich mir auf die Stirn für meine Dummheit. Als Carlos zu Alejandro sagte, dass er seinen Arm um meinen Hals legen sollte, wusste ich, dass diese Familie nicht normal ist und ich weiß, dass ich Carlos jetzt schon hasse. Ich weiß nicht, ob es ein Segen oder ein Fluch ist, Spanisch zu verstehen. Aber sie dürfen erstmal nicht wissen, dass ich sie verstehen kann.
Alessio kommt zu mir und setzt sich gegenüber von mir hin. »Warum so weit weg von uns, zukünftige Schwägerin?« Statt ihm zu antworten, nehme ich mir Zeit, um ihn zu mustern. Er hat helle braune Haare, braune Augen und trägt ein schwarzes Tanktop. Er ist auch gut gebaut, aber nicht so gut wie Alejandro. Jetzt vergleiche ich ihn sogar mit ihm. Ich glaube, diese Menschen um mich herum tun mir nicht gut, ganz und gar nicht. »Bist wohl nicht gesprächig?«, fragt er weiter. Er redet mir jetzt schon zu viel. Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
»Du musst mir beim Fliehen helfen, besser noch vor der Verlobung, und wenn es nicht funktioniert, dann vor der Hochzeit. Würdest du gerne von jemandem, den du nicht kennst, gezwungen werden zu heiraten?« Spreche ich wie ein Wasserfall los. »Hör zu, ich kann und will nicht meinen Bruder hintergehen. Aber gib ihm doch eine Chance.« Als ich jemandem eine Chance gegeben habe, wurde mein Leben zerstört. Ich werde niemals jemandem eine Chance geben, das kann ich nicht. »Nein, und jetzt geh, ich möchte alleine sein.« Er nickt stumm und lässt mich dann auch alleine.
Doch ich kann trotzdem meine Ruhe nicht genießen, denn schon kommen die Männer herein und er läuft genau auf mich zu. Ich atme tief durch und schaue ihn an. Er setzt sich genau an Alessios Platz und mustert mich, was ich auch tue. Im Gegensatz zu seinem Bruder hat er schwarze Haare, die leicht nach hinten gegelt sind, grüne Augen und trägt einen schwarzen Anzug.
Seit ich ihn auf der Hauptstraße gesehen habe, hatte er immer nur einen Anzug an. Ich breche die Stille als Erste. »Ich möchte, dass meine beste Freundin bei der Verlobungsfeier und der Hochzeit dabei ist.«
Er schaut mich ohne Ausdruck an, dann nickt er leicht. Durch ihre Hilfe werde ich es bestimmt schaffen zu fliehen. »Und ich brauche mein Handy.« »Bekommst du nicht.« Er lehnt sich zurück und schaut mich weiterhin an. Ich warte auf eine Erklärung, die dann auch folgt. »Ich muss dein Handy erst einmal einstellen, dann bekommst du es.«
Was fällt ihm ein, so gelassen zu sprechen, als ob es seins wäre?! »Es ist mein Handy und du musst gar nichts damit machen, ansonsten kannst du es gleich wegwerfen!« Doch bevor er etwas sagen kann, kommt seine Familie zu uns, seine kleine Schwester setzt sich neben mich, und auch Luca setzt sich neben Alessia. Neben Alejandro setzt sich Alessio hin.
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Lost in my past
Romance»Wo willst du hin, mi amor?«, ich erstarre, nicht fähig mich zu bewegen. Doch ich sammle meinen ganzen Mut »Na ganz weit weg von euch. Es ist doch offensichtlich, oder sind Sie blind? Jetzt lassen Sie mich durch, ich will nach Hause gehen.« »Du hast...