RANIA
Ich starre Alejandro immer noch an. Sein Gesicht hat jede Farbe verloren. Obwohl er schwach aussieht, bemüht er sich, stark zu bleiben. Ein Teil von mir will ihn sterben lassen, wenn der Arzt noch länger braucht. Aber ich weiß, dass das auch mein Todesurteil bedeuten würde. Seine Familie ahnt bereits, dass ich mich in diesem Bereich auskennen sollte. Und tot hätte ich meine Freiheit auch nicht zurück. Das Problem ist, ich habe so etwas noch nie gemacht, sondern nur davon gelesen. Mich haben immer Vergiftungen und ihre Wirkung interessiert, doch jetzt, wo ich mein Wissen anwenden muss, spüre ich die Last der Verantwortung.
Mein Blick wandert zu den restlichen Martinez-Brüdern. In ihren Augen ist nichts zu lesen, nur das pure Gift ihrer Blicke ist erkennbar. Doch ihre Körperhaltung verrät sie: Sie sind angespannt. Ich nehme an, dass sie noch nie mit einer Vergiftung konfrontiert wurden, sondern eher an normale Schussverletzungen gewöhnt sind.
Ich räuspere mich, um die Nervosität zu verbergen, die meine Kehle zuschnürt. „Zieht euch Schutzhandschuhe an. Dieses Gift ist über die Haut übertragbar. Einer von euch soll den Arzt anrufen, damit ich mit ihm sprechen kann." Statt sich zu bewegen, starren mich alle an. Ihre Augen sind kalt und misstrauisch. Ein Gefühl der Frustration steigt in mir auf. „Es ist nicht meine Schuld, wenn euer Bruder stirbt, weil euer Arzt sich verspätet." Kommt es patzig von mir.
Carlos und Manuel halten Alejandro fest, während Theo den Arzt anruft. „Marie!", brüllt Iván. Die Angestellte kommt angerannt, und bevor sie sprechen kann, fährt Iván fort: „Hol aus dem Krankenzimmer Schutzhandschuhe." Sie rennt schnell zur Kellertür. Die Existenz eines Krankenzimmers im Keller überrascht mich.
Theo reicht mir sein Handy. „Hola Señora Martinez, ich bin Ricardo."
„Nur Rania. Also, er hat Miosis, Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden, vermehrtes Schwitzen, Schwindel und einen Streifschuss. Nach den Symptomen zu urteilen, hat er eine Organophosphatvergiftung, aber die Aktivität der Cholinesterase muss noch gemessen werden." Ich komme sofort zum Punkt, ohne um den heißen Brei zu reden. Die Kälte meiner Stimme, zeigt das mich die Situation kalt lässt. Da ich es so für richtig halte, dass sie denken, dass er für mich nicht wichtig ist. Und das ist halt auch der Fall oder?
Ich war schon immer an der Wirkung von Giften und Medizin interessiert. Jetzt kann ich mein Wissen einsetzen, obwohl ich keine praktische Erfahrung habe. Die Ironie der Situation entgeht mir nicht. Jetzt muss ich meinen Entführer-Ehemann retten.
Der Arzt atmet scharf ein, bevor er spricht. „Ich brauche etwa 10-15 Minuten. Tatsächlich stimmen die Symptome für eine Organophosphatvergiftung überein. Wissen Sie, was zu tun ist, bis ich da bin?"
Während ich ihm zuhöre, zeige ich Marie, dass sie die Schutzhandschuhe Carlos und Manuel geben soll. Die beiden sehen mich verstört an, trotzdem ziehen sie sie an.
„Wir müssen ihn zuerst waschen, um das Gift von seinem Körper zu entfernen, dann braucht er noch ein Gegenmittel. Hoffentlich sind Sie dann schon hier, wenn er gewaschen wurde, damit Sie den Rest übernehmen können. Falls nicht, muss ich wissen, wo sich Atropin befindet." Der Arzt verabschiedet sich und legt dann auf. Theo nimmt das Handy zurück, und ich wende mich an Carlos und Manuel. „Ihr müsst ihn mit lauwarmem Wasser waschen. Die Kleidung kommt in eine Mülltüte."
„Da du dich besser auskennst, solltest du ihn waschen. Wir bringen ihn schon mal hoch." Ohne ein weiteres Wort gehen die beiden in Alejandros Zimmer. Nachdem sie gegangen sind, wendet sich Theo an mich. „Du bist seine Ehefrau, also solltest du für ihn da sein." Er will mir auf die Schulter klopfen, doch ich weiche zurück. Ich hasse körperlichen Kontakt, egal von wem.
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Lost in my past
Romance»Wo willst du hin, mi amor?«, ich erstarre, nicht fähig mich zu bewegen. Doch ich sammle meinen ganzen Mut »Na ganz weit weg von euch. Es ist doch offensichtlich, oder sind Sie blind? Jetzt lassen Sie mich durch, ich will nach Hause gehen.« »Du hast...