RANIA
Seit zwei Stunden suchen alle ein Verlobungskleid für mich, aber bisher haben wir keins gefunden. Entweder ist das Kleid zu kurz oder zeigt zu viel Ausschnitt. Seit er mir klargemacht hat, dass Kleider mir nicht stehen, trage ich seit ungefähr einem Jahr keine Kleider mehr.
»Wir suchen schon so lange. Können wir nicht einfach die Verlobungsfeier verschieben?« Vor einem Jahr war mein Wunsch, ihn zu heiraten und eine Familie zu gründen. Doch jetzt möchte ich weder heiraten noch eine Familie gründen. »Nein, wir können die Verlobungsfeier nicht verschieben, und wir werden bestimmt dein Verlobungskleid finden«, sagt Aurora, als ich mich von ihr abwende und weiter nach Kleidern suche.
Es ist ein großes Ankleidezimmer im Anwesen mit vielen Kleidern. Alejandro hat die Angestellten befohlen, alle Kleider von einer Boutique zum Anwesen zu bestellen, damit ich keine Chance habe zu fliehen. Ich gehe tiefer in den Raum hinein und suche nach einem Kleid. Nach zehn Minuten, ohne ein Kleid gefunden zu haben, will ich mich umdrehen und zu den anderen zurückgehen.
Doch dann sehe ich ein weinrotes, bodenlanges Kleid. Es verdeckt die Hälfte meines Dekolletés und hat einen langen Schnitt, der bis zu meinem Oberschenkel auf der rechten Seite reicht. »Ich habe ein Kleid gefunden, wie findet ihr es?«, sage ich, als ich auf sie zutrete und ihnen das Kleid zeige.
»Ist das Kleid nicht ein bisschen zu lang?«, fragt mich Lucia. Sie ist die älteste Frau unter uns, mit dem älteren Sohn Carlos verheiratet, und hat einen Sohn, Lorenzo.
»Mit kürzeren Kleidern könntest du Alejandro provozieren. Du hast selbst gemerkt, dass er schnell reizbar ist«, sagt sie, während ich das Kleid betrachte. Bestimmt würde es Spaß machen, aber nein. Ich habe seit ein Jahr keine Kleider mehr getragen, dafür fühle ich mich in diesem Stoff zu unwohl.
»Du hast recht, Lucia, aber dieses Kleid wird ihn umhauen. Los, Rania, geh das Kleid anprobieren«, drängt Adriana, indem sie mich in Richtung der Umkleide schiebt und dann verschwindet.
Ich ziehe das Kleid an und betrachte mich im Spiegel. Sehe ich wirklich so schrecklich in einem Kleid aus? Warum hast du mir das dann gesagt? Ich wünschte, das wäre nur ein Traum, dass ich morgen verlobt werde. Ich hatte nicht einmal Zeit, nach einem Fluchtweg zu suchen.
»Dreh dich um«, sagt sie, als ich mich umdrehe und sie mich von oben bis unten mustert. Meine Hände drücke ich fester an mich. Es ist ist mir unangenehm einfach nur dastehen und sie mich genau betrachtet. Meine Handflächen beginnen zu schwitzen.
»Du siehst einfach heiß aus, und ich wette, dass Alejandro seine Finger nicht von dir lassen kann. Komm, lass uns rausgehen und es den anderen zeigen.« Ihre Worte zaubern mir kein Lächeln. Ich will nicht, dass Alejandro es gut findet, ich will weder ihn noch seine Meinung. Sie zieht mich weiter hinaus, und so stehe ich vor Aurora, Cayetana, die Oma und den anderen fünf Mädchen.
»Du siehst umwerfend aus, mi hija«, macht mir Aurora ein Kompliment, und die anderen stimmen ihr zu. Ich nicke nur.
»Wenn du dich so einwickelst, siehst du angespannt aus. Entspann dich, du bist hübsch«, sagt Lucia. Ich versuche mich so weit wie möglich zu entspannen, wie sie es gesagt hat, aber ich schaffe es irgendwie nicht. Stattdessen drücke ich meine Hände noch fester um mich.
»Als ich mir ein Verlobungskleid ausgesucht habe, war ich auch nervös. Atme tief ein und wieder aus, dann wird es dir bestimmt gut gehen. Das ist bestimmt nur, weil du aufgeregt bist, mehr nicht«, versucht Carmen mich zu beruhigen. Sie hat den vierten Sohn Iván geheiratet.
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Lost in my past
Romance»Wo willst du hin, mi amor?«, ich erstarre, nicht fähig mich zu bewegen. Doch ich sammle meinen ganzen Mut »Na ganz weit weg von euch. Es ist doch offensichtlich, oder sind Sie blind? Jetzt lassen Sie mich durch, ich will nach Hause gehen.« »Du hast...