Geheime Intrige von Matteo

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Sicht von Noel:

Zonta nickte: „Und was ist, wenn er dort gefunden wird? Wird das viele Fragen aufwerfen?“ Ich hob die Schultern. „Die unterirdischen Gänge werden seit Jahren nicht mehr benutzt. Sie existieren noch nicht einmal mehr auf Karten. Niemand weiß davon.“ Zonta nickte. „Gut, dann lasst uns ihn zu den unterirdischen Gängen bringen, bevor er wieder zu sich kommt.“

Ich packte mir Noah und nahm ihn über meine Schultern. Zusammen mit Zonta schlich ich mich zurück zum Internat. Als wir endlich die versteckte Tür erreichten, betätigte ich einen Mechanismus und die Tür öffnete sich. Ein modriger Geruch schlug uns entgegen. Wir traten ein und die Tür schloss sich hinter uns. Das schwache Licht an den Wänden erhellte die Dunkelheit nur spärlich. Die Mauern waren alt, Spinnweben hingen von der Decke, und die Wege waren teilweise sehr verzweigt. Zonta und ich bewegten uns zusammen durch die engen und feuchten Gänge. Das Echo unserer Schritte hallte in der stillen Dunkelheit wider, während der muffige Geruch und die Kälte uns unter die Haut krochen.

Nach einigen Minuten erreichten wir endlich den Raum mit den Gitterstäben. Ich öffnete die Tür, legte Noah auf den Steinboden und schloss die Tür ab. „Und jetzt?“, fragte Zonta und richtete ihre Aufmerksamkeit auf mich. „Du gehst einfach zum Unterricht wie gewohnt.“ Meine Stimme war fest und leise, als ich ihre Frage beantwortete. „Wir müssen unauffällig bleiben. Niemand darf Verdacht schöpfen.“ Zonta nickte. „Und was ist mit Yoru?“ Ich sah Zonta ernst an und dachte kurz nach, bevor ich antwortete: „Entweder hilft uns dieser Schwächling oder sie kooperiert am Freitag mit uns.“ „Und was ist, wenn sie nicht mit uns kooperiert?“ Zontas Stimme klang besorgt, doch ich konnte eine unterschwellige Härte darin erkennen. „Sie wird kooperieren. Yoru ist schwach und weiß, was auf dem Spiel steht“, begann ich. „Und wenn nicht, tja, dann wird Noah und Fiametta die Konsequenzen tragen müssen. Und mit Sicherheit opfert sie sich dann“, sagte ich und ein breites, fieses Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Zonta lachte über meine Worte. „Ja, so erbärmlich, sich für andere zu opfern. Aber solange mich das nicht betrifft“, und sie zuckte mit der Schulter, „soll es mir recht sein.“ Ich nickte nur und ging dann geradewegs voraus den Weg zurück an die Oberfläche. Als ich schließlich die versteckte Tür wieder erreicht hatte und ins Freie trat, blendete mich das Tageslicht, und der Mechanismus schloss sich wieder. Zonta und ich verabschiedeten uns voneinander, und sie machte sich wieder auf den Weg zum Unterricht.

Noel, es ist noch nicht zu spät, den Plan aufzudecken und zu vereiteln. Du kannst das Geschehene noch wiedergutmachen“, fing mein dummer Wolf wieder an. „Halt einfach die Klappe, dummer Köter“, sprach ich in mich hinein. „Macht und Ansehen sind alles, was zählt.“ Komplett in Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, dass sich mir jemand näherte. „Hallo Noel!“, entgegnete die Stimme. Erschrocken drehte ich mich um. „Beta Matteo, was machen Sie denn hier?“ Er lächelte mich schelmisch an. „So förmlich, Noel? Das kennt man ja gar nicht von dir. Aber sei es drum. Wie steht es mit dem Plan?“ Ich zögerte einen Moment und antwortete dann: „Fiametta ist bereits beim Boss, aber Yoru ist abgehauen.“ Matteos Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ich weiß, dass Yoru abgehauen ist! Aber das wie? Wie konnte das passieren? Du solltest persönlich sicherstellen, dass sie hier bleibt, Noel!“ Seine Stimme hatte nun einen scharfen, befehlenden Ton angenommen. Ich holte tief Luft, um mich zu sammeln. „Es war spätabends. Ich hatte versucht, sie noch aufzuhalten, aber dennoch ist sie geflohen. Es wurde auch sofort die Verfolgung aufgenommen, aber keine Spur von ihr.“ Matteo seufzte tief und fuhr sich durch das Haar. „Verdammt! Dann kann sie wahrscheinlich also schon wandeln. Und wenn sie dann auch noch lernt, ihre Elemente zu beherrschen… Ja, dann wäre der Plan ruiniert. Die Macht, das Ansehen, einfach alles, was wir bekommen hätten, wäre dann futsch.“ Ich nickte langsam und senkte den Blick. „Keine Sorge, in sechs Tagen wird sie sicherlich nicht die Kontrolle über ihre Elemente erlangen und schon gar nicht unseren Plan vereiteln. Und selbst wenn sie kurz davor steht, haben wir immer noch ein Ass im Ärmel. Fiametta und Noah. Und wenn wir erst einmal die anderen Element-Gestaltenwandler haben, ja, ihnen wird sie sicherlich nicht schaden wollen.“ Matteo schien über meine Aussage etwas beunruhigt, doch er ließ es sich nicht anmerken. „Gut, stelle aber sicher, dass am Freitag nichts schiefgeht.“ Matteo wandte sich zum Gehen ab. „Werden Sie am Freitag etwa nicht anwesend sein?“ fragte ich ihn noch schnell, bevor er ging. Matteo hielt kurz inne. „Nein, ich werde nicht da sein“, antwortete er bestimmt. „Ich kann es mir nicht erlauben, entdeckt zu werden. Denn wenn dieser Plan scheitert, habe ich noch einen anderen.“ Danach setzte Matteo seinen Weg zum Direktor fort.

Die 6 Elemente und die Gestaltenwandler Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt