Sicht von Nuri:
„Nein, du hast nichts falsch gemacht“, sagte ich sanft. „Es ist nur … kompliziert. Die Sache mit Adrik, Vergangenes und Zukünftiges.“
Fiametta nickte wieder, ihre Augen spiegelten eine Mischung aus Mitgefühl und Besorgnis wider. „Ich verstehe. Wir alle haben unsere Vergangenheit, Nuri. Nur manchmal ist es besser, wenn man nicht alles alleine trägt, sodass der Gegenüber dich verstehen lernen kann.“
Ihre Worte trafen mich, berührten mein Herz. Vielleicht musste ich wirklich lernen, meine Lasten zu teilen. Doch noch war nicht die richtige Zeit dafür. Die bevorstehende Herausforderung, meine und Adriks Vergangenheit, die Experimente über die Chaoswölfe, das alles wird noch früher oder später herauskommen … wenn die Zeit dafür kommt.
„Vielleicht hast du recht“, antwortete ich schließlich, während ich den Blick wieder zum Himmel wandte. Die Sterne funkelten unbeeindruckt von unseren Sorgen, als wären sie Zeugen zahlloser Geschichten, die in der Dunkelheit der Nacht erzählt wurden. „Aber jetzt … jetzt ist nicht der richtige Moment.“
Fiametta schwieg, als ob sie spürte, dass es Dinge gab, die unausgesprochen bleiben mussten, zumindest für den Augenblick. Sie zog die Knie an die Brust und legte die Arme darum, als suche sie Trost in der Umarmung ihrer eigenen Glieder.
„Manchmal frage ich mich, wie viel ein Herz ertragen kann, bevor es zerbricht“, sagte sie leise und ihre Stimme klang wie das Flüstern des Windes.
„Mehr als wir denken“, erwiderte ich sanft. „Unsere Herzen sind stark, stärker als wir oft glauben. Sie brechen nicht so leicht.“
Fiametta lächelte schwach und schien in Gedanken versunken, als sie wieder zum Himmel hinaufschaute. Die Stille legte sich wieder über uns, nur unterbrochen vom leisen Rauschen der Blätter und den Geräuschen des Camps. Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander, jeder von uns gefangen in den eigenen Gedanken.
Irgendwann sah ich, wie Fiametta sich langsam erhob. Ihre Bewegungen waren bedächtig, fast so, als hätte sie Angst, die fragile Ruhe, die sich zwischen uns gesponnen hatte, zu zerreißen. Sie stand da, in das silberne Licht des Mondes getaucht, und ich konnte den Schmerz und die Sorge in ihren Augen sehen.
„Ich denke, ich sollte zurück zum Zelt gehen“, sagte sie leise, fast widerwillig. „Es wird kalt, die Sperrzeit beginnt bald und ich bin müde.“
Ich nickte nur, unfähig, die richtigen Worte zu finden. Es gab so vieles, was gesagt werden musste, doch die Nacht schien nicht der richtige Moment dafür zu sein. Fiametta drehte sich um und ging langsam zurück.
„Schlaf gut, Fiametta“, murmelte ich, während sie in die Dunkelheit zurückkehrte. Ich beobachtete, wie ihr Schatten im Schein des Mondes verschwand, und seufzte leise. Die Kälte der Nacht kroch durch meine Kleidung, und ich zog den Umhang enger um mich. Langsam erhob ich mich und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Zelt, doch kurz bevor ich dort ankam, traf ich auf Samael.
„Ähm Hallo … Nuri war dein Name, oder?“, fragte er mich.
„Ja, richtig“, antwortete ich, überrascht, dass er meinen Namen kannte. „Und du bist Samael … Oder sollte ich eher sagen, Experiment 6 der Nachtschwarzen? Findest du es nicht einsam? Alleine zu sein … ohne Familie … ohne irgendwo dazugehören … ist das nicht irgendwie kränkend?“
Samael wirkte einen Moment lang betroffen, aber irgendwie auch entrüstet darüber. „Wovon sprichst du?“, fragte er und blickte mich ernst an.
„Nun, das, was ich gerade sagte“, antwortete ich. „Die ganze Sache mit den Nachtschwarzen. Du bist ein Teil von ihnen. Aber ständig in Angst zu leben, das könnte der letzte Tag … gehasst und gefürchtet zu werden und nirgendwo geduldet zu werden.“
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Die 6 Elemente und die Gestaltenwandler
WerewolfYoru, ein 18-jähriges junges Mädchen. Sie ist die Tochter des Betas aus dem Nordrudel. Aber sie ist anders als andere Gestaltwandler, denn sie kann sich nicht verwandeln. Doch alles nimmt eine Wendung. Seid sie auf das Gestaltwandler-Internat geht u...