Konflikte - Freundschaften - Verborgene Emotionen

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Sicht von Yoru:

Tut mir leid, Noah“, sagte Alec nun etwas kleinlaut. „Ich werde mir die Protokolle sofort ansehen.“ Ich beobachtete die kurze Auseinandersetzung schweigend, während ich die Wachen abschätzte. Alec schien nicht der Typ zu sein, der Vorschriften besonders ernst nahm; Alessio hingegen wirkte eher schweigsam, jemand, der die Vorschriften ernst nahm. Noah war zufrieden, als Alec die Papiere nun ernsthafter entgegennahm. „Gut so“, murmelte er, bevor er sich wieder mir zuwandte. „Komm, Yoru. Wir haben noch mehr zu erledigen.“

Noah und ich verließen die beiden Wachen und machten uns weiter auf den Weg. „Wo geht’s jetzt hin?“ „Zum Westtor und anschließend zur Krankenstation“, antwortete Noah, während wir über den Hof gingen.

Am Westtor angekommen, standen dort zwei Wachen. Eine davon war ein junger Mann, der gerade einen Schluck Wasser aus seiner Flasche nahm. Dieser war vielleicht in Noahs Alter, mit kurzen, blonden Haaren; die andere eine Frau mit starkem Gesichtsausdruck, die offensichtlich die Verantwortung trug. „Hey, Noah! Was gibt’s?“, fragte die Frau.

Hey Alea, wir bringen die neuen Sicherheitsanweisungen“, antwortete Noah und überreichte ihr die Unterlagen.

Hey Kumpel“, wandte sich nun auch der Blonde an Noah. „Du bringst die neuen Sicherheitsanweisungen? Danke, es ist immer gut, informiert zu sein.“ „Das ist mein Job, Lui, und ich nehme ihn ernst“, antwortete Noah mit einem leichten Lächeln. „Wir müssen schließlich alle auf dem gleichen Stand sein, nicht wahr?“

Lui nickte zustimmend, während Alea die Unterlagen durchblätterte. „Hoffentlich gibt es keine großen Änderungen. Wir haben genug zu tun, ohne uns mit neuen Protokollen herumzuschlagen“, sagte Alea mit einem Lächeln. „Es sind nur ein paar kleine Anpassungen“, beruhigte Noah sie.

Lui warf einen Blick auf die Uhr und sagte dann: „Wir sollten uns beeilen, bevor die nächste Schicht kommt.“ „Gut, dann bis später!“, rief Noah, und wir drehten uns um und wollten uns auf den Weg zur Krankenstation machen, doch jemand hielt uns auf.

Du bist Yoru, oder? Die mit dem Vorfall gestern?“, fragte mich ein junger Mann, vielleicht Ende 23. Ich hielt inne, drehte mich um und sah ihm direkt in die Augen. „Ja, das bin ich“, antwortete ich kurz und fühlte mich unwohl. Das Letzte, was ich wollte, waren Diskussionen über den Vorfall oder Mitleid. Der junge Mann trat einen Schritt näher, seine Augen waren voller Neugier, aber auch Mitgefühl. „Ich habe gehört, was passiert ist. Das tut mir leid, dass du das durchmachen musstest.“ Und da war es wieder… Mitleid, das, was ich gar nicht wollte. „Danke“, murmelte ich aus Höflichkeit und wandte meinen Blick ab. Noah schien die Spannung in der Luft zu spüren. „Alessandro, lass sie in Ruhe“, sagte Noah ruhig, aber bestimmt. „Wir haben noch Arbeit zu erledigen. Und du solltest gleich bei der nächsten Wachschicht mithelfen.“ Alessandro hob beschwichtigend die Hände, „Okay, okay. Tut mir leid.“ Er lächelte leicht entschuldigend und wandte sich dann ab.

Noah und ich setzten unseren Weg zur Krankenstation fort. Die Stille zwischen uns war spürbar, unterbrochen nur vom Knirschen unserer Schritte auf dem Kiesweg. „Das war Alessandro, einer der neuen und hauptsächlich die Nachtwache übernimmt“, brach Noah die Stille. „Er ist… etwas übereifrig, aber im Grunde ein guter Kerl“, erklärte er.

Wir erreichten die Krankenstation, ein größeres Gebäude am Rande des Internats. Der Geruch von Desinfektionsmitteln und einer sterilen Umgebung schlug uns entgegen, als wir das Gebäude betraten. Die Krankenstation war hell erleuchtet und die Wände strahlten in einem warmen blauen Ton. Noah ging direkt zum Empfang, wo eine Krankenschwester mittleren Alters etwas im Computer tippte. „Hallo Sarah“, sagte Noah freundlich. Die Krankenschwester sah von ihrem Computer auf und lächelte freundlich. „Ah hallo Noah, diesmal mit Begleitung!? Was bringt ihr uns denn diesmal?“ „Wir bringen die neuen Formulare“, sagte Noah und überreichte sie Sarah. „Oh, danke! Das ist wirklich hilfreich. Wir haben gerade eine Menge neuer Fälle, und die letzten Formulare sind schnell vergriffen.“ Ich konnte nicht umhin, ein wenig Mitleid mit ihr zu empfinden. „Scheint, als wäre es heute ziemlich voll hier“, bemerkte ich. „Das ist zum neuen Schuljahr immer so. Die Schüler kommen oft mit den verrücktesten Beschwerden“, lachte sie und warf einen Blick auf mich. „Ja, das kann ich mir vorstellen“, antwortete ich und lächelte zurück. Dann wandte sie sich wieder an Noah. „Noch einmal danke, dass ihr die Formulare gebracht habt. Ich werde mich gleich darum kümmern, dass sie an die richtigen Stellen verteilt werden.“ Noah nickte. „Gut, dann machen wir uns wieder auf den Weg, die restlichen Dokumente zu verteilen.“

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