~Währenddessen bei Noah~
Sicht von Noah:
Langsam verlor ich immer mehr mein Zeitgefühl, seit ich von Noel am Montag hier eingesperrt wurde. War ich hier unten erst Stunden oder waren es Tage? Fragte ich mich. Wie lange würde es dauern, bis sie merkten, dass ich weg war? Oder hatte Noel auch dafür schon gesorgt, dass sie keinen Verdacht schöpften? Fragen über Fragen, aber Antworten waren Mangelware. Nur die Dunkelheit der Einsamkeit umhüllte mich, während ich versuchte, einen Plan zu schmieden, wie ich hier herauskommen könnte.
Mein Blick fiel auf die Gittertür und ich wusste, dass meine einzige Chance auf Freiheit darin lag, es zu überwinden. Obwohl es schon sehr alt und verrostet war, sah es sehr stabil und massiv aus. Das würde es eine Herausforderung werden, dachte ich. Aber ich hatte keine Wahl. Ich musste es versuchen.
Mit zitternden Händen tastete ich nach einem der Stäbe. Der Rost bröckelte unter meinen Fingern, als ich daran zog. Es bewegte sich kaum. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, begann ich, an dem Gitter zu rütteln. Es ächzte und knirschte, aber es gab nicht nach. Verzweiflung überflutete mich. Ich ließ mich auf den Boden sinken, den Rücken gegen die Wand gelehnt. „Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt“, flüsterte ich in die Dunkelheit.
„Versuche das Schloss zu öffnen“, gab Chronos mir den Rat.
Mühsam erhob ich mich von der kalten, feuchten Erde und ging zu dem Türschloss. Mit den Fingerspitzen tastete ich mich vorsichtig um das Schloss herum. Es war alt und verrostet, genau wie das Gitter selbst, aber fest verschlossen. Ich zog meine Wolfskrallen hervor und begann, das Schloss zu öffnen. Minuten vergingen wie Stunden, während ich beharrlich an dem Schloss arbeitete. Meine Finger und mein Körper schmerzten von der Anstrengung und der Mühe, die Teilverwandlung aufrechtzuerhalten. Doch ich durfte nicht aufgeben. Endlich, nach unendlich erscheinender Zeit, spürte ich dann, wie sich das Schloss langsam zu bewegen begann. Ein leises Klicken durchbrach die Stille und das Schloss war geöffnet!
Ein ungläubiges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich die Tür langsam aufschob. Ich war frei - zumindest aus dieser verdammten Zelle. Meine Glieder fühlten sich steif und schwach an, aber ich musste weitergehen, bevor jemand bemerkte, dass ich entkommen war. Doch gerade als ich um eine Ecke trat, stieß ich mit jemandem zusammen. Und ein einziger Blick verriet mir, dass es Noel war.
„Was soll das denn werden?“, fragte er mich mit einem spöttischen Unterton. Ich sammelte meine Gedanken. „Das siehst du doch, ich werde gehen“, antwortete ich mit einem Anflug von Entschlossenheit in meiner Stimme.
Noel lachte trocken. „Ach, Noah, so einfach werde ich dich nicht gehen lassen. Du wirst mir erst sagen, wo Yoru ist. Oder wo du sie vermutest.“
Ich trat einen Schritt näher an ihn heran, „Woher soll ich das wissen, wenn ich hier eingesperrt bin? Und selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir, du erbärmlicher gewalttätiger Verräter, ganz bestimmt nicht verraten.“
Noel funkelte mich mit einem kalten Blick an, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Du spielst ein gefährliches Spiel, Noah“, sagte er leise, aber mit bedrohlichem Unterton. Sein Gesichtsausdruck verriet keine Emotionen, nur eine eisige Entschlossenheit lag in seinen Zügen.
„Du bist zwar klug. Aber unterschätze nicht, was ich tun kann“, fuhr Noel fort, seine Stimme ruhig, aber fest. Er trat ebenfalls näher, sodass wir uns beinahe berührten. „Gehe wieder zurück, entkommen kannst mir eh nicht“, fügte Noel hinzu, sein Ton unbeirrbar. „Es sei denn, du willst, dass ich Gewalt anwende.“
Seine Drohung hing schwer in der Luft. Ich wusste, dass er keine Hemmungen hatte, sie wahr werden zu lassen. Ich wich einen Schritt zurück, meine Gedanken rasten. Wie konnte ich ihn ablenken? Wie konnte ich Zeit gewinnen, um weiter zu fliehen?
Ich suchte schnell nach einer Ablenkung. Meine Hand griff instinktiv nach einem locker sitzenden Stein an der Wand und warf ihn in die entgegengesetzte Richtung. Noel drehte sich abrupt um, um dem Geräusch nachzugehen. In diesem Moment nutzte ich die Gelegenheit und rannte los, so schnell meine geschwächten Beine mich tragen konnten. Die Gänge schienen endlos, und die Dunkelheit verschluckte jeden meiner Schritte. Ich hörte Noel nicht mehr hinter mir, aber ich wusste, dass er mich nicht einfach so gehen lassen würde.
Meine Muskeln schmerzten, und meine Lungen brannten vor Anstrengung. Ich musste einen Weg nach draußen finden, koste es, was es wolle. Plötzlich erreichte ich eine Abzweigung. Links oder rechts? Instinktiv entschied ich mich für den rechten Weg, doch als ich um die Ecke bog, stand Noel bereits dort, mit einem eiskalten Lächeln auf den Lippen.
„Du dachtest wohl, du könntest mir entkommen, hm?“, spottete er und trat langsam auf mich zu und drückte mich gegen die Wand. „Sei froh, dass ich dich noch am Leben lasse“, zischte er.
Noels eiskalte Worte trafen mich wie ein Schlag. Seine Hand umklammerte meinen Arm mit einer eisernen Festigkeit, die mir den Atem raubte. Ich spürte die eiskalte Mauer an meinem Rücken und wusste, dass ich in dieser ausweglosen Situation gefangen war.
„Du kannst mich nicht ewig festhalten, Noel“, brachte ich keuchend hervor, meinen Blick fest auf seine kalten Augen gerichtet. „Früher oder später wirst du auffliegen! Werde ich entkommen! Und du wirst nachgeben müssen!“
Noel lachte spöttisch. „Du unterschätzt mich, Noah. Ich habe alles unter Kontrolle.“ Und er drückte mich fester gegen die Mauer, seine Augen glühten vor Entschlossenheit. Sein Griff wurde härter und ich zwang mich, ruhig zu bleiben.
„Du warst eben mutig, Noah, das muss ich zugeben“, sagte Noel mit einem eiskalten Lächeln. „Aber deine Flucht endet trotzdem hier.“
Er lockerte seinen Griff etwas und darin sah ich meine Chance. Mit einem schnellen Ruck befreite ich meinen Arm aus seinem Griff und stieß ihn zur Seite. Er stolperte zurück, überrascht von meiner plötzlichen Gegenwehr, und ich nutzte die Gelegenheit, um in den dunklen Gang zu fliehen.
Noel kam schnell wieder auf die Beine und rief mir fluchend hinterher. Seine Schritte hallten mir bedrohlich nach, während ich verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Die Gänge schienen ein Labyrinth ohne Ende zu sein; jede Wendung führte nur tiefer.
Auf einmal spürte ich plötzlich einen scharfen Schmerz in meinem Rücken. Noel hatte mich eingeholt und mich mit einer präzisen Bewegung niedergestreckt. Ich fiel auf die Knie, mein Blick verschwamm vor Schmerz und Erschöpfung. Noel stand über mir, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt.
„Naiver Narr“, flüsterte er mit eisiger Kälte. „Du dachtest wohl, du könntest mich überlisten und entkommen. Aber ich bin immer einen Schritt voraus.“
Ein schmerzhaftes Lächeln huschte über meine Lippen, als ich seine Worte hörte. „Du wirst mich nie brechen, Noel, du wirst Yoru nie bekommen!“, keuchte ich, kämpfend gegen die Ohnmacht, die mich überflutete. „Es ist nicht vorbei. Deine Intrige wird ans Licht kommen.“
Noel zog mich grob hoch und schleifte mich zurück in die Dunkelheit des Verlieses. Die Tür fiel ins Schloss, und das Letzte, was ich sah, war das kalte Lächeln auf seinem Gesicht, während die Dunkelheit und die Ohnmacht mich verschlang.
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Die 6 Elemente und die Gestaltenwandler
WerewolfYoru, ein 18-jähriges junges Mädchen. Sie ist die Tochter des Betas aus dem Nordrudel. Aber sie ist anders als andere Gestaltwandler, denn sie kann sich nicht verwandeln. Doch alles nimmt eine Wendung. Seid sie auf das Gestaltwandler-Internat geht u...