Flucht aus dem Krankenhaus - Mysteriöse Stimme

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Sicht von Yoru:

Als die Tür hinter Fiametta ins Schloss fiel, sackte ich im Bett etwas weiter zusammen. Die Anspannung, die ich die ganze Zeit über aufrechterhalten hatte, ließ nach, und ich spürte, wie eine Welle der Erschöpfung meinen Körper durchflutete.

Noah stand immer noch da, seine Augen auf mich gerichtet, doch der Zorn, der ihn eben noch beherrscht hatte, war nun zu einer stillen Sorge gewichen. Er setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett und fuhr sich mit einer Hand durch das Haar.

Du kannst dich glücklich schätzen, Yoru, eine so gute Freundin wie Fiametta zu haben, die immer für einen da ist. Warum hast du wenigstens nicht ihr gesagt, was wirklich passiert ist? Was überhaupt an dem Abend passiert ist?“, sagte er schließlich, seine Stimme ruhiger, aber immer noch eindringlich.

Ich seufzte und wagte es, schließlich ihn anzusehen. „Es tut mir leid, Noah. Ich wollte sie nicht unnötig belasten. Und es ging mir kurz danach auch wirklich besser, und ich hatte keine Schmerzen.“

„Keine Schmerzen?“, wiederholte Noah mit einem skeptischen Ton, während er sich vorlehnte und mich eindringlich ansah. „Niemand hat bei mehreren Rippenbrüchen, Prellungen, Hämatomen, Kratzspuren und vor allem bei einem Silberschnitt keine Schmerzen. Deshalb sage bitte, wer das war.“

Ich biss mir auf die Lippe und vermied seinen Blick, während die Wahrheit wie ein schwerer Stein in meiner Brust lag. „Es ist nicht so einfach“, flüsterte ich und drehte mich von ihm weg.

Noah blieb für einen Moment still, sein Blick bohrte sich in meinen Rücken. Ich spürte, wie er tief einatmete und versuchte, sich zu beruhigen. „Nichts an dieser Situation ist einfach, Yoru. Aber du musst mir vertrauen und dir helfen lassen. Sage bitte, wer es war, denn sie oder er wird es wieder tun, glaube mir.“

Ich presste die Lippen zusammen und schloss die Augen, dabei konnte ich spüren, wie Noahs Anspannung neben mir brodelte. Seine Besorgnis war spürbar, aber gleichzeitig war da auch ein Hauch von Wut, den ich ihm nicht verübeln konnte. „Noah, es war nur ein Missverständnis und das habe ich dir schon x-mal gesagt, ja“, antwortete ich schließlich mit einer Mischung aus Frustration und Erschöpfung in meiner Stimme.

Yoru, es war kein Missverständnis. Du kannst nicht ewig schweigen und so tun, als wäre nichts geschehen“, appellierte er erneut, seine Stimme voller Sorge. Doch damit erreichte er nur das Gegenteil. Entschlossen richtete ich mich im Bett auf, schneller als ich es mir selbst zugetraut hätte, und begann, die verschiedenen Kabel und Sensoren zu entfernen, die mich mit den medizinischen Geräten verbanden. Das Piepen verstummte abrupt.

Yoru, was machst du da?“, rief Noah alarmiert aus. „Du musst dich ausruhen, deine Verletzungen sind noch nicht verheilt!“

Ich ignorierte seine Beschwichtigungsversuche und zog mir hastig meine Kleidung über, die auf einem Stuhl neben dem Bett lagen. Meine Hände zitterten leicht, als ich meine Schuhe band. Die Schmerzen waren da, ein stechender Schmerz in meiner Seite, ein dumpfes Brennen in meinem Arm, aber der Wunsch zu fliehen war stärker.

Ich rannte aus dem Zimmer, die Tür schlug hinter mir zu. Der sterile Geruch des Krankenhauses wich der kühlen, frischen Luft des Flurs, doch der Schmerz in meiner Seite brannte wie Feuer. Ich rannte, ohne nachzudenken, ohne auf mein Atmen zu achten, getrieben von einem unbändigen Fluchtinstinkt. Die Schmerzen waren unerträglich, aber der Gedanke, Noahs Fragen zu beantworten, war noch unerträglicher.

Meine Lungen brannten, meine Beine fühlten sich wie Blei an, aber ich rannte weiter. Mein einziger Gedanke war, so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Weg von den Fragen, weg von den besorgten Blicken. Meine Füße trugen mich blind durch die Flure des Krankenhauses, vorbei an überraschten Patienten und Ärzten. Mein einziges Ziel war der See im Wald.

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