Sicht von Fiametta:
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich Yoru. Und da lag sie regungslos auf dem Waldboden. Ich verwandelte mich zurück und kniete mich neben sie, um nach Verletzungen zu suchen, fand aber nichts. „Wach auf, Yoru, bitte. Ich brauche dich, wir brauchen dich“, flüsterte ich. Doch sie regte sich nicht. Meine Tränen begannen zu fließen. „Lass uns doch einfach gehen, das Menschlein rührt sich doch eh nicht“, sagte Zonta in einem arroganten Ton. Und genau das machte mich einfach nur aggressiv. „Für wen hältst du dich eigentlich? Die Welt dreht sich nicht nur um dich. Du bist nichts weiter als eine verzogene Göre, die alles und jeden tyrannisiert“, knurrte ich sie an.
Nach dieser Ansprache wandte ich mich von Zonta ab und wieder Yoru zu, aber ich spürte regelrecht Zontas fieses Grinsen hinter meinem Rücken und dass sie irgendwas planen wird. Aber anstatt darauf zu reagieren, versuchte ich ruhig zu bleiben und mich darauf zu konzentrieren, Yoru zu helfen.
Als ich Yoru dann hochheben wollte, öffnete sie plötzlich langsam die Augen und kam zu sich. Erleichtert umarmte ich sie. „Du bist wach! Was ist passiert? Geht es dir gut?“, fragte ich besorgt. Yoru erklärte, dass sie mir gefolgt war und dann ohnmächtig geworden war, es ihr aber gut ging. „Lasst uns aber lieber zurück zum Internat gehen“, schlug sie vor.
„Endlich. Hier ist es einfach nur kalt, nass und eklig“, mischte sich Zonta wieder ein. „Du hättest ja zurück gehen können. Aber nein, Madame ist sich ja zu fein und schwach“, konterte ich wütend. Bevor Zonta etwas erwidern konnte, half ich Yoru beim Aufstehen. Wir gingen zusammen zurück zum Internat. Am Tor angekommen sprach ich: „Ich bitte vielmals um Entschuldigung für unser spätes Dasein. Aber wir sind Schüler des Internats und bitten um Einlass.“
„Eure Namen bitte?“, sprach einer der Wachen harsch. „Ich bin Fiametta Jurina Dunken und das ist meine Freundin Yoru Bennett … ach, und das ist Zonta Evans.“ „Es heißt Alpha Zonta Evans. Ist das klar?“, fügte Zonta genervt noch hinzu, wurde jedoch offensichtlich ignoriert. Die Wachen ließen uns herein, baten uns aber noch einen kurzen Moment zu warten.
„Ich soll hier warten? Niemals! Mir ist kalt, ich bin hungrig, morgen ist Schule und ich bin eine verdammte Alpha!“, protestierte Zonta wieder und wollte gehen. Ein stattlicher Herr hielt sie jedoch an der Schulter fest. „Verdammt noch mal, was soll das? Wer hat dir erlaubt, mich zu berühren? Ich verlange sofort, dass du mich loslässt“, fuhr sie ihn an, aber er ließ sie nicht los.
Der stattliche Herr, der sie an der Schulter festhielt, blieb ruhig und behielt seine Fassung. „Miss Evans, wir wissen Ihre Position zu schätzen, aber Respekt ist eine Grundvoraussetzung hier. Sie müssen lernen, wie man angemessen mit anderen spricht“, sagte der Herr streng. Zonta wollte etwas erwidern, wurde jedoch von dem Herrn ignoriert und unterbrochen. „Genug ist genug! Wir gehen jetzt alle zum Direktor und das ohne Widerworte.“
Sicht von Noah:
Am Büro von Herrn Klevis angekommen, klopfte ich kurz und betrat dann sein Büro. „Gibt es Neuigkeiten von den Vermissten?“, erkundigte er sich.
„Sie sind wieder aufgetaucht und warten wie angeordnet vor der Tür.“ Er nickte. „Gut, schick Sie bitte alle zu mir herein. Und du kommst dann bitte noch einmal zu mir, wenn sie weg sind.“ „Verstanden.“ Ich verließ dann den Raum und schickte die drei dann herein.
Sicht von Fiametta:
Herr Klevis saß hinter seinem massiven Schreibtisch, umgeben von Büchern und Dokumenten, die streng sortiert waren, als wir hereintraten. Sein Blick war ruhig, aber durchdringend, als er uns ansah.
„Setzt euch bitte“, sagte er mit einer tiefen, autoritären Stimme. Ich nahm sofort Platz, gefolgt von Yoru, die sich etwas zögerlich setzte, und Zonta, die demonstrativ den Stuhl etwas lauter schieben ließ, bevor sie sich ebenfalls hinsetzte. Herr Klevis beobachtete uns einen Moment lang schweigend.
„Es freut mich zu sehen, dass Sie wohlbehalten zurück sind“, begann er schließlich. „Allerdings haben sie drei gegen Regeln verstoßen. Ihr seid zu spät zum Internat zurückgekehrt. Und Sie, Miss Evans, haben noch gegen die Verhaltensregeln verstoßen und die Anweisungen von einem Sicherheitsangestellten ignoriert.“
Zonta schnaubte verächtlich, aber Herr Klevis ignorierte ihre Reaktion und wandte sich stattdessen an mir und Yoru. „Wie kam es dazu, dass Sie zu spät zurückgekommen sind?“ Ich ergriff das Wort und begann zu erzählen, wurde jedoch von Zonta unterbrochen.
„Fiametta, erzähle die Geschichte der Wahrheit nach. Denn so ist es nicht abgelaufen! Herr Klevis, wenn ich bitten darf, würde ich gerne mit der richtigen Version der Geschichte fortfahren.“ Zu meinem Erschrecken nickte Herr Klevis Zonta zu und sie begann ihre Version zu erzählen.
„Es war so, ich war wie jeden Tag nach dem Unterricht als Wolf unterwegs. Mitten im Wald traf ich dann auf Fiametta und Yoru. Nach einem Kommentar meinerseits, der eher als Scherz galt, ging Fiametta aber plötzlich bedrohlich knurrend und Zähne fletschend auf mich zu. Und Yoru ja, sie stand nur daneben und lächelte teuflisch. Nun verstand ich, dass mein Verhalten falsch war und entschuldigte mich umgehend auch. Doch es schien so, als wollte Fiametta davon nichts hören und bedrohte mich weiterhin.
Dann, wie aus dem Nichts, kamen so um die drei oder vier Rouges und griffen uns an. Aber statt dass Fiametta mir geholfen hat, ging sie lieber zu Yoru, verwandelte sich zurück und gaben sich einen Handschlag und lachten teuflisch. Mit Mühe und zum Glück ohne große Verletzungen habe ich sie dann aber doch alleine besiegt und vertrieben. Ich verwandelte mich dann ebenfalls zurück und wandte mich fragend an Fiametta, warum sie nicht geholfen hat. Weil bei Yoru kann ich es absolut nachvollziehen, aber bei Fiametta nicht. Aber statt mir einen Grund zu nennen, beleidigten und beschimpfen sie mich als dumme verwöhnte Alphas Göre. Sie gingen dann einfach los.
Ich lief ihnen noch hinterher und sagte, dass wir zum Internat zurückmüssen. Aber sie lachten nur und sagten ach was, die sind doch so blöd, das checken die eh nicht und auf diesen Unterricht ’ne können wir auch gerne verzichten. Am Ende redete ich dann auf sie ein und nutze meine Ausstrahlung, wodurch sie dann offenbar doch zu Verstand gekommen sind und mit mir zum Internat zurückgegangen sind.“
Ich war so wütend auf Zonta und spürte die Hitze in mir aufsteigen, verursacht durch mein Feuerelement. Wütend ballte ich meine Fäuste und haute vor Wut auf den Tisch. „Das ist lächerlich!“, platzte es aus mir heraus. „Herr Klevis, das, was Zonta erzählt, ist eine Verdrehung der Wahrheit. Ja, es gab Rouges. Aber der Rest entspricht nicht der Wahrheit.“ Herr Klevis hob eine Hand, um mich zum Schweigen zu bringen: „Halten Sie sich bitte zurück, Miss Dunken. Dann können Sie Ihre Version weiter erzählen.“
Ich atmete tief durch, um meine Wut zu kontrollieren, bevor ich ruhig fortfuhr. „Es war so, Yoru und ich gingen gegen 17:45 Uhr zu einer Steinformation. Dort erzählte ich ihr von meiner Oma Holly. Danach wollten wir zurück zum Internat. Doch dann hörten wir einen Hilferuf und ich schickte Yoru zurück zum Internat. Als ich dann zu dem Ort des Geschehens ankam, fand Zonta vor, die von Rouges bedroht wurde. Anstatt sie aber etwas unternommen hat, wich sie mit eingeklemmtem Schwanz und fletschenden Zähnen zurück.
Ich habe die Rouges dann im Alleingang besiegt. Kurz darauf spürte ich dann aber, dass etwas mit Yoru nicht stimmte. Ich wollte Zonta zurück zum Internat schicken, doch sie wollte nicht und fing wieder an Drama zu machen. Daraufhin liefen wir dann gemeinsam zu ihr hin. Und meine Vorahnung bestätigte sich. Wir hatten Yoru ohnmächtig aufgefunden. Aber auch hier hat sich Zonta nur abfällig geäußert. Wie, 'lass uns doch einfach gehen, das Menschlein rührt sich doch eh nicht.' Kurz darauf wachte Yoru dann aber auf und erklärte mir, wie das geschehen ist. Danach machten wir uns dann zusammen auf den Weg zurück zum Internat.“
Herr Klevis nickte nachdenklich und sah uns abwechselnd an. „Verstehe. Wie sehen Sie das denn, Miss Bennett?“, fragte Herr Klevis Yoru schließlich.
„Naja es ist so wie Fiametta sagte“, begann sie, „Aber wie es bei den Rouges und zwischen Fiametta und Zonta ablief, kann ich natürlich nicht sagen, da ich wie gesagt nicht dabei war. Aber ich weiß, Fiametta würde nie irgendjemandem schaden.“
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Die 6 Elemente und die Gestaltenwandler
Hombres LoboYoru, ein 18-jähriges junges Mädchen. Sie ist die Tochter des Betas aus dem Nordrudel. Aber sie ist anders als andere Gestaltwandler, denn sie kann sich nicht verwandeln. Doch alles nimmt eine Wendung. Seid sie auf das Gestaltwandler-Internat geht u...