Kapitel 35

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Ich stehe hier. Der ganze Ärger hat hier angefangen. Vielleicht würde man denken, dass ich in meinem alten Haus bin oder in dem Kerker, aber nein. Ich stehe hier. Wo ich Sammy das letzte mal gesehen hatte. Mom hat gesagt ich soll Sam beschützen, aber auch damit hatte ich versagt. Sie war verschwunden. Keine Spur die einem ansatzweise zeigt, wo sie nun war. Also stehe ich hier und versuche schlau zu denken.

Das letzte mal als ich sie sah lag sie zusammengekauert unter diesem Baumstamm. Ein Streuner musste sie entdeckt haben. Aber er konnte ihr hier nichts getan haben, weil ich es sonst gehört hätte. Ja ich war anderweitig beschäftigt, aber ein Welpen Schrei ist unüberhörbar. Denke ich.

Also sie musste ihre Augen aufgemacht haben und diesen Köter vor sich gesehen haben. Vielleicht waren es auch mehrere. Jedenfalls musste sie an ihm vorbei, weil hinter dem umgefallen Baumstamm, so was ähnliches wie ein Höhlen Eingang ohne einer Höhle dahinter war. Also sie musste an ihm vorbei. Ganz egal wie sie es geschafft hat, sie hat es geschafft.

Was würde ein kleines Lebewesen tun, wenn es in solch eine Situation kam? Genau. Hilfe holen. Sie musste Richtung Stadt gelaufen sein. Aber der Werwolf oder die Werwölfe haben ihr den Weg abgeschnitten. Das heißt sie ist Richtung Norden gelaufen, aber irgendwann musste sie vom weg abgekommen sein und ist nordöstlich lang. Das Direwolf Rudel ist im Süden. Sie wäre auch da niemals mehr vorbei gekommen.

Ich verwandelte mich augenblicklich in ein Wolf und zögere gar nicht. Ich laufe die Route lang, die Samy an dem Tag des Geschehnisses auch gelaufen sein müsste. Bestimmt hat Lian sich auch schon von dem rein logische her, Gedanken darüber gemacht, welche Route Sam letztendlich gelaufen sein musste, aber als das Direwolf und Pagomeno Rudel an dem Tag nach gesehen hatten, konnten sie Samantha nicht finden.

Ich verlasse nach unschlagbaren 10 Minuten mein Territorium. Sam hätte 25 Minuten gebraucht. Sie hat kurze Beine und ist nicht besonders schnell. Außerdem hatte sie noch jemanden hinter sich gehabt, denn sie abschütteln musste, weshalb sie nicht geradewegs, so wie ich, rausgelaufen sein konnte. Sie musste viele Kurven gelaufen sein, bis sie dann, das Territorium verlassen hatte. Sie ist ein schlaues Kind und außerdem hatte sie noch ihren inneren Wolf. Ein innerer Wolf, eines Werwolfes, ist ein Überlebens Künstler. Sie wissen was in solchen Situationen zutun ist.

Gut jedenfalls... Ich bin stehen geblieben paar Meter vor meinem Territorium. Ich sehe mich um. Was müsste als nächstes passiert sein. Der Köter müsste immer noch hinter ihr her gewesen sein. Das heißt sie musste weitergelaufen sein...oder - ich hielt inne - oder er hatte sie erwischt. Meine Augen sahen den ganzen Wald ab. Lian und ich wissen bis jetzt immer noch nicht, warum diese Streuner das tun, was sie eben tun. Dörfer in Brand stecken, Dorfbewohner umbringen oder Direwolf und Pagomeno Wölfe attackieren. Wieso? Wieso tun sie das?

Das ganze Brainstorming, welches ich gerade intensiv verspürt hatte, brachte mich nur zu einem Schlusspunkt. Das waren keine Streuner. Streuner arbeiten nicht zusammen. Wir müssen von einem anderen Rudel attackiert worden sein. Dieses Rudel möchte aber nicht, dass wir wissen, dass es ein Rudel ist. Diese Wölfe rochen alle unterschiedlich. Keine Ahnung wie dieses Rudel dies geschafft hatte, aber sie müssen alle von dem gleichen Rudel sein. Und dieses Rudel will etwas von uns. Entweder wollen sie dass wir Angst bekommen oder etwas anderes...irgendwas bestimmtes. Sie haben die kleine Schwester, des Alphas gekidnappt. Sie werden sich schon ziemlich bald melden. Das müssen sie einfach.

Ein gebrochener Zweig von links. Reflexartig sah ich dahin. Ein weiterer gebrochener Zweig. Entweder der Eindringling ist ein unschuldiges Tier oder ein bösartiger Streuner/Köter/was auch immer. Ich knurre. Nur damit ich das Tier warnen kann, was ihn hinter dem großen Busch erwartet. Mich. Eine verrückte Waise oder anders gesagt ein Alpha. Eigentlich musste er meine Präsens auch ohne mein Knurren gespürt haben. Das wiederum lässt mich darauf schließen, dass er absolut keine Angst vor mir hat oder ziemlich ziemlich dumm war.

Little WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt