Die ganze Nacht durch heule ich mir die Augen aus dem Kopf, bis ich wieder Kopfschmerzen habe, keine Tränen mehr kommen und ich mich komplett ausgetrocknet und benommen fühle. In dieser Zeit habe ich es gerade einmal vom Wohnzimmerboden auf die Couch geschafft, wo ich mich in Fötusstellung zusammenrolle und irgendwann nur noch geistesabwesend in die Leere starre. Richtig bemitleidenswert. Meine Wohnung fühlt sich mit einem Schlag so verdammt riesig und leer an und ich fühle mich einsam und klein. Der Streit mit Yeon war heftig, doch ich habe es nicht anders verdient. Ich habe es verdient, allein zu sein und mit meinen Problemen selbst klarkommen zu müssen. Yeon hatte mit allem Recht und ich habe nicht auf ihn gehört! Unbewusst und unkontrolliert habe ich mich immer weiter und tiefer ins Verderben geritten und war sogar noch der festen Überzeugung, etwas richtig zu machen. Wie dumm und bescheuert ich doch bin! Yeon hatte mit allem Recht! Mit meinem schlechten Benehmen und unbedachtem Handeln und dass ich mir damit Menschen vergraulen werde. Er hatte Recht behalten, was Mr Seomun betrifft. Verdammte Kacke, ich habe alles kaputt gemacht!
Am frühen nächsten Morgen kommt mein Vermieter vorbei und erteilt mir ordentlich Ärger wegen der beschädigten Wohnungstür. Er tobt wie wild, was ich nur verstehen kann. Nur mit Mühe und Not kann ich ihm irgendeine Lüge auftischen und ihn abwimmeln. Mit der Rechnung für die Reparatur muss ich dennoch rechnen. Verdient.
Danach igle ich mich in meiner Wohnung komplett ein, reagiere weder auf Nachrichten und Anrufe noch auf die Wohnungsklingel und eigentlich warte ich nur darauf, dass sich Yeon meldet. Aber er tut es nicht. Natürlich nicht! Ich bin derjenige, der ihn verärgert und verletzt hat, daher versuche ich mehrmals am Tag, ihn irgendwie zu erreichen. Am Anfang werden meine Anrufe noch weggedrückt, dann wird einfach klingeln gelassen und später geht nur noch sein Anrufbeantworter ran. Und das macht mich ziemlich fertig, weil es mir zeigt, dass er wirklich nichts mehr mit mir zu tun haben will. Verdient.
Trotz des Herzschmerzes und meiner unendlichen Schuldgefühle, oder vielleicht genau deswegen, werde ich wieder kreativ und fange an, neue Songtexte zu schreiben. Sie gefallen mir vom Inhalt her nicht wirklich und ich bezweifle, dass aus ihnen irgendwann mal richtige Lieder entstehen werden, aber das Schreiben hilft mir, mit meiner beschissenen Situation irgendwie klarzukommen und mich abzulenken. Ich schotte mich komplett von der Außenwelt ab, gehe nur noch zum Einkaufen kurz vor die Tür und vernachlässige sonst alles, was ich bin und habe, weil ich einfach keine Kraft und Motivation mehr dazu finde. Wenn man mich jetzt sehen würde, könnte man meinen, ich sei ein Penner. Was bringt mir ein schickes und ordentliches Aussehen oder eine aufgeräumte Wohnung? Das alles ist nicht mehr wichtig. Ich suhle mich regelrecht in Selbstmitleid und treibe immer tiefer in einen Strudel aus negativen Gefühlen und Gedanken, aus dem ich nicht mehr herausfinde. Ich habe keine Kraft mehr und lasse mich von diesem negativen Sog hinabziehen, bis alles um mich herum irgendwie grau und eintönig wirkt, als würde ich alles durch einen Schleier sehen, der nichts an Gefühlen an mich heranlässt. Ich habe komplett den Boden unter den Füßen verloren und finde keinen Halt mehr in meinem Alltag und Leben. Es ist zum Verzweifeln. Verdient!
Evened the scores, then I let it all go fall apart
And every step forward put a little more sword in your heart, yeah
Looking sideways when I say I'm okay with the past
But I'm afraid of what I might say if you ask
Gave you way too many chances, you ran through 'em all
Got everything I could want, but it wasn't enough
Nobody left for me to talk to, nobody to call
Got everything I could want, but I still wanted more
Yeah, I still wanted more
There's not another way, don't let me go
Don't dig another grave today
I'll make the same mistakes, I'll never know
Who I was before I faded away into the grey
All of this time sitting inside, sitting in the dark
And every night I can see why you could never stop, yeah
Lying is hard, and the truth comes out anyway
You're going way too far, gonna drop-dead at this rate
Gave you way too many chances, you ran through 'em all
Got everything I could want, but it wasn't enough
Nobody left for me to talk to, nobody to call
Got everything I could want, but I still wanted more
There's not another way, don't let me go
Don't dig another grave today
I'll make the same mistakes, I'll never know
Who I was before I faded away into the grey
I did it to myself, tried to be someone else
I let it tear me down, and I'll never be the same
I did it to myself, tried to be someone else
And you didn't notice 'til I finally got, finally got away
There's not another way, don't let me go
Don't dig another grave today
I'll make the same mistakes, I'll never know
Who I was before I faded away into the grey
...
(Songtext von Bad Omens – The Grey)
Und so kommt es, dass ich mich mehrere Wochen komplett abschotte, während meine Welt draußen langsam im Chaos versinkt. Die Medien sind inzwischen voll mit Nachrichten und Schlagzeilen über mich und ich habe schnell aufgehört, sie zu schauen oder Social Media durchzusehen. Der Skandal über meinen Produzentenwechsel hat eingeschlagen wie eine Bombe und die Kritik lässt kein gutes Haar an mir. Verdient! Aber auch Gerüchte über Familienzoff und einen möglichen Stalker machen inzwischen die Runde und es kurieren die wildesten Theorien. Ich versuche, so gut es geht alles auszublenden und zu ignorieren, weil mich all diese Schlagzeilen panisch machen. Zwar weiß ich nicht, wer das ausgeplaudert haben könnte, aber irgendwie vermute ich Saejin dahinter. Nicht mal, dass sie es mit Absicht gemacht hat, aber sie kann manchmal ihre Klappe nicht halten. Sie ist auch die Einzige, die sich in der ganzen Zeit unermüdlich bemüht, mich irgendwie zu erreichen. Sei es telefonisch oder persönlich. Mehrmals höre ich sie vor meiner Wohnungstür, aber natürlich mache ich nicht auf und tue auch sonst so, als sei ich tot. Ich weiß, dass ich Termine wahrnehmen und ins Musikstudio gehen muss, aber mir fehlt die Kraft und Lust dazu. Gerade will ich von nichts und niemandem etwas wissen.
Meine Panikattacken sind in diesen Wochen wieder schlimmer geworden, vielleicht noch schlimmer als je zuvor. Ich habe sie immer häufiger und heftiger, wenn ich mich wieder in meinen negativen Gedanken verliere und mir wilde Szenarien ausmale. Irgendwie wird mir alles zu viel, egal wie sehr ich versuche, nichts an mich ranzulassen. Inzwischen glaube ich sogar, es nicht weiter zu schaffen und aufgeben zu müssen. Mein Leben macht aktuell in meinen Augen einfach keinen Sinn und ich habe jeglichen Antrieb verloren. Selbst das Essen vergesse ich immer häufiger, weil mir einfach der Appetit fehlt. Ich vermisse Yeon unendlich sehr und jeder noch so kleine Gedanke oder jede noch so wage Erinnerung an ihn schmerzt tief in meinem Herzen, auch wenn ich mir etwas anderes einzureden versuche.
Zu allem Überfluss zu meiner eh schon schlimmen Panik vermute ich in dieser ganzen Zeit, dass mich der Stalker mehrmals aufgesucht hat. Einige Male meine ich wieder, ein Klopfen an der Tür gehört zu haben oder eine dunkle Gestalt unten auf der Straße zu sehen. Irgendwann weiß ich aber nicht mehr, ob ich es wirklich gesehen oder mir nur eingebildet habe. Die Grenze der Realität zu meiner negativen Gedankenwelt verschwimmt zunehmend und ich kann es nicht aufhalten.
Eines Nachmittags höre ich plötzlich Leute vor meiner Wohnungstür im Flur. Weil es aber an sich nichts Neues ist, rege ich mich nicht. Ich liege mal wieder wie benommen auf der Couch und starre auf den Fernseher, kriege aber von der Sendung nichts mit, weil ich zu sehr meinen dunklen Gedanken nachhänge. Erst, als ich ein lautes Knacken höre, richte ich mich langsam auf und blicke fragend zur Tür. Einen Moment später fliegt diese schwungvoll auf, sodass sie gegen die Wand knallt und zitternd zurückschwingt. Ich fahre innerlich so sehr zusammen vor Schreck, dass sich meine müden Muskeln verkrampfen. Mein Herz rast wie wild, während ich dabei zusehe, wie erst Saejin durch den Türrahmen in meine Wohnung tritt, und dann ein älterer Mann in Latzhose, den ich nur flüchtig als den Hausmeister identifizieren kann. Als ich meine Managerin sehe, wie sie die Hände in die Seiten stemmt und sich naserümpfend in der halbwegs ordentlichen Wohnung – die ich endlich mal etwas aufgeräumt habe – umblickt, zieht sich mein Magen zusammen. Ich will sie jetzt nicht sehen. Ich kann sie nicht sehen! Diese schrecklichen Erinnerungen kommen sonst wieder hoch. Sie erinnert mich zu sehr an sie!
„Wochenlang lässt du dich nicht blicken und meldest dich nicht! Ich dachte schon, du hättest dich aufgeknüpft!" schimpft Saejin ungehalten.
„Ist nicht so, als hätte ich nicht drüber nachgedacht," murmle ich leise und zu meinem Glück hat es meine Managerin nicht gehört.
Sie bedankt sich beim Hausmeister für seine Hilfe, woraufhin er die Wohnung wieder verlässt. Die Braunhaarige kommt zu mir an die Couch und mustert mich verärgert.
„Was soll der Scheiß, Sumi?! Was ist mit dir, dass ich deine Tür aufbrechen lassen muss? Mr Cho macht sich Sorgen, ich mache mir Sorgen! Du wirst im Studio vermisst und hast einige Termine verpasst! Was ist hier los?"
„Ich habe gerade keinen Bock. Mir geht es nicht gut," knurre ich nur, lege mich wieder hin und drehe mich auf die Seite.
„So schlecht kann es dir nicht gehen, wenn du es schaffst, die Wohnung aufzuräumen, dir Fast Food zu bestellen und Termine sausen lässt! Und krank siehst du auch nicht aus!" zetert Saejin weiter, ohne überhaupt mal darauf zu achten, wie scheiße ich aktuell aussehe.
Ich störe mich ziemlich an ihrer dummen Aussage und bin sofort genervt und gereizt. Was will die blöde Kuh von mir?
„Es kann einem schlecht gehen und trotzdem kann man seinen Alltag bewältigt kriegen. Und man kann krank sein, ohne dass man es von außen sehen kann!" maule ich sie verärgert an, blicke sie aber nicht an. Mein Herz rast noch immer wie verrückt und langsam bildet sich der verdächtige Kloß in meinem Hals. Gerade wünsche ich mir Yeon wieder an meine Seite. Er würde mich verstehen und verteidigen. Irgendwie erkenne ich in Saejin gerade auch etwas von meiner Mutter wieder und das bereitet mir Übelkeit. Wieso muss mich diese alte Furie überall verfolgen und kann mich nicht in Ruhe lassen?
„So kann es jedenfalls nicht weitergehen, Sumi!" meint Saejin schnaufend, als ich nichts mehr dazu sage und mich auch sonst nicht mehr bewege. „Es liegt noch viel Arbeit vor dir! Du musst noch dein Album aufnehmen und dich auf deine Promotour im Dezember vorbereiten."
„Du sollst mich mit dem Scheiß in Ruhe lassen!" schreie ich sie an, während ich schnell hochfahre, um sie wütend anzublicken. Ich habe gerade keine Kraft für diese elendigen Diskussionen. „Ich will davon nichts wissen! Ich habe momentan andere Sorgen!"
„Was ist aktuell wichtiger als deine eigene Karriere?" fragt mich Saejin wütend und verschränkt abwartend die Arme vor der Brust.
Als ich wieder nichts sage und den Blick abwende, scheint ihr irgendwie ein Licht aufzugehen.
„Sag mir nicht, du hast Liebeskummer oder so was!" Sie klingt zynisch und recht abfällig, was mir erneut bitter aufstößt.
Ein Popstar darf doch auch ein gebrochenes Herz und private Probleme haben? Und selbst wenn, geht sie das ja wohl nichts an! Langsam weicht meine Panik einer Wut, die aus den Tiefen meiner Brust emporsteigt. Es braucht nicht mehr viel und ich habe die Nase gestrichen voll von ihr. Ich drehe den Kopf weg, weil mir das gesamte Thema ohnehin schon unangenehm ist und sie die letzte Person ist, mit der ich darüber sprechen will. Plötzlich habe ich gar kein so gutes Gefühl mehr bei meiner Managerin, wie ich zu anfangs noch hatte. Ich weiß aber nicht, wieso auf einmal. Hatte Yeon, was Saejin angeht, ebenfalls Recht?
„Also doch! Du hast ernsthaft Liebeskummer!" ruft die Braunhaarige dann lachend und zu meiner Überraschung ist sie nicht weiter wütend, sondern eher neugierig. „Erzähl schon, wer ist es?"
Sie mustert mich und ihre Augen begutachten mich gierig, auf der Suche nach einer interessanten Geschichte.
„Ist es jemand aus dem Studio? Oder aus dem Freundeskreis? Ein notgeiler Groupie?!"
„Hör auf! Es ist kein Liebeskummer!" schreie ich erneut laut, richte mich auf und setze mich an die Couchkante. Müde fahre ich mir durchs Gesicht. Was soll dieses Gespräch überhaupt bringen? Ist sie nur gekommen, um private Stories von mir zu hören?
„Ich habe mich nur mit wem gestritten," murmle ich leise.
„Ist es dieser Yeon?" fragt Saejin abfällig und als ich seinen Namen höre, zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen. „Du kannst doch froh sein, denn los zu sein. Der war doch eh lästig und zu nichts zu gebrauchen!"
„Das stimmt nicht. Yeon ist mein Freund und ich habe ihm sehr viel zu verdanken," sage ich leise und schüttle schwach den Kopf. Es tut immer noch so verdammt weh, über ihn zu reden. Aber was rege ich mich eigentlich so auf? Wir waren nie zusammen und trotzdem schmerzt es wie eine bittere Trennung. Saejin lacht wieder verächtlich und zischt.
„Mach mal die Augen auf, Sumi! Yeon war nur dein Bodyguard und hat seinen Job gemacht, wenn auch mehr schlecht als recht. Er war nur so nett zu dir, weil er musste! Immerhin wurde er von dir bezahlt. Sieh es doch ein!"
Ich schüttle erneut den Kopf, habe aber keine Kraft mehr, noch irgendetwas darauf zu erwidern. Egal, was ich jetzt sage, sie hat eh irgendein fadenscheiniges Gegenargument. Dieses ganze Gespräch erinnert mich zunehmend an meine Mutter, wodurch meine Gedanken und Gefühle wieder Achterbahn fahren. Bin ich denn nur von toxischen Menschen umgeben? Yeon ist ...war der einzig gute Mensch in meinem Leben. Wieder bildet sich ein Kloß in meinem Hals und ich schlucke schwer.
„Das Trauerspiel muss jetzt aufhören! Du musst zurück ins Studio, sonst schmeißt Mr Cho dich raus und du kannst deine weitere Karriere vergessen!"
Plötzlich durchflutet mich eine neue Energie, die von meiner Wut angetrieben wird. Sie soll mir nicht auf die Nerven gehen mit meiner bescheuerten Karriere! Ich weiß, dass ich einiges vernachlässigt habe und wieder daran arbeiten muss, das muss sie mir nicht sagen. Alles, was sie bisher von sich gegeben hat, war negativ und alles andere als aufbauend oder ermutigend. Ich habe die Schnauze voll von ihr. Sie ist nicht der Mensch, den ich in meinem Leben brauche. Ich stehe sprunghaft auf und drohe ihr mit dem Finger.
„Wenn du nicht auf der Stelle verschwindest und mich mit dem Scheiß in Ruhe lässt, lernst du eine andere Seite an mir kennen!" knurre ich wütend und todernst.
Saejin starrt mich für einen Moment irritiert und fragend an, dann verziehen sich ihre Mundwinkel nach unten und sie stemmt die Hände wieder in die Seiten.
„Hast du mich gerade gefeuert?!"
„Ja, habe ich! Ich brauche dich nicht! Ich brauche niemanden! Keinen von euch! Du kannst dich zum Teufel scheren!!"
„Das kannst du nicht machen! Du bist auf mich angewiesen!"
„RAUS!"
Saejin starrt mich mit großen Augen an und es herrscht eine eisige Stille zwischen uns. Ich habe endgültig genug, von jedem gesagt zu bekommen, was ich zu tun und zu lassen habe! Vor allem von so Menschen wie ihr oder meiner Mutter, die keinerlei Empathie und Verständnis zeigen und meine Lage nicht einmal verstehen wollen. Unter anderen Umständen hätte ich ihr vielleicht von allem erzählt, damit sie es hätte verstehen können, aber auf diese Art und Weise braucht sie mir nicht mehr kommen! Ich bin fertig mit ihr und allen anderen, die mir nichts Gutes wollen!
„Das wirst du noch bitter bereuen! Du wirst sehen, was du davon hast! So einfach lasse ich mich nicht abservieren!" keift Saejin lauthals.
„Ja ja, denk dir mal was Neues aus. Diese Sprüche sind schon ausgelutscht," maule ich unbeeindruckt, während ich sie zur Tür schiebe.
„Ich werde dir das Leben zur Hölle machen, Sumi!" droht sie mir noch, bevor sie mit einem wütenden Blick auf dem Absatz kehrt macht und die Wohnung mit einem lauten Türknallen verlässt.
Ich atme tief durch und irgendwie bin ich etwas erleichtert, sie los zu sein, auch wenn mein Herz noch immer rast wie wild. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und ich hätte eine Panikattacke bekommen. Nichts, wovon sie wissen muss.
Am nächsten Morgen sind die Medien wieder voll mit Schlagzeilen über mich. Saejin hat ihre Drohung wahrgemacht und sich an irgendein billiges Klatschblatt gewendet und einige bescheuerte Geschichten über mich ausgeplaudert. Das Meiste davon stimmt nicht einmal. Unter anderem behauptet sie, dass wir eine Affäre gehabt hätten und ich sie böse abserviert hätte. Darüber kann ich nur müde lächeln. Die Behauptung, dass ich gewalttätig, aggressiv und unberechenbar sei, ist allerdings alles andere als zum Schmunzeln und nehme ich ihr wirklich sehr böse. Kurz überlege ich, ein offizielles Statement abzugeben, lasse es dann aber, weil ich mich nicht in der Lage sehe, mich dem entgegenzustellen. Und das noch alleine. Mir fehlen der Antrieb und die Kraft, gegen solche Behauptungen zu kämpfen und Antworten darauf zu geben, auch wenn ich es gerade jetzt wahrscheinlich am dringendsten tun sollte. Ich fühle mich der ganzen Sache einfach nicht mehr mächtig und alles überfordert mich nur noch, also lasse ich einfach alles bleiben und lasse diese ganze Kritik und Schmach über mich ergehen.
Ein paar Tage später tauche ich trotzdem im Musikstudio auf und entschuldige mich aufrichtig bei meinem Produzenten Yung Cho. Er ist zurecht verärgert und verlangt eine Erklärung, die ich ihm auch gebe. Ich erzähle keine Einzelheiten, aber gerade so viel, wie er wissen muss, um verstehen zu können, dass es mir wirklich nicht gut ging und ich diese Auszeit brauchte. Zu meiner Überraschung und Erleichterung verzeiht er mir und fragt nicht weiter nach. Dass ich einige neue Songtexte mitgebracht habe, die ich ihm vorstellen kann, haben wahrscheinlich erheblich dazu beigetragen. Und so kommt es, dass ich mich mit Yung schnell und intensiv in die Produktion neuer Lieder stürze und ich mal wieder merke, dass dies die richtige Entscheidung war. Yung ist ein toller Mensch und ein sehr guter Produzent, der mich in meinem kreativen Schaffen unterstützt, mir aber seine ehrliche Meinung nicht vorenthält. Wir harmonieren sehr gut zusammen und ich bin sehr froh, dass wir uns so gut verstehen. Die Arbeit im Studio lenkt mich sehr gut ab und bringt mich auf andere Gedanken. So sehr, dass, wenn ich nach Hause komme, ich mich noch einsamer und verlassener fühle in meiner großen Wohnung. Nach ein paar produktiven und erfolgreichen Tagen im Studio kommen Yung und ich nun doch noch einmal auf meine aktuelle Lage zu sprechen und ich habe nun eher das Gefühl, ihm mehr erzählen zu können.
Ich erzähle ihm von der Aktion mit meiner Mutter, dem Stalker, Mr Seomun und letztendlich auch grob von Yeon. Er hört sich alles geduldig an und auch wenn er mich kein einziges mal verurteilend anschaut oder einen abfälligen Kommentar ablässt, hat er eine ganz klare Meinung zu der ganzen Sache. Was meine Mutter angeht, habe ich mich seiner Ansicht nach mehr als richtig entschieden, was Mr Seomun und Yeon angeht, habe ich eindeutig falsch gehandelt. Ich hätte mit meinem alten Produzenten vorab reden und das klären müssen, denn dadurch wird Yung nun auch etwas mit in die Sache gezogen, mehr oder weniger. Und bei Yeon habe ich wohl alles verkehrt gemacht, was man verkehrt machen kann und ich habe ordentlich verschissen, aber er ist auch der Meinung, dass vielleicht noch nicht alles verloren ist und ich noch einmal mit ihm reden sollte. Nachdem ich Yung Cho alles erzählt habe und inzwischen den Eindruck gewinnen konnte, dass ich ihm vertrauen kann, baue ich auch auf seine Ansicht, was Yeon betrifft. Ich schöpfe neuen Mut und neue Hoffnung, das Thema noch nicht ganz zu den Akten zu legen und beschließe, das klärende Gespräch mit meinem ehemaligen Bodyguard zu suchen. Es ist eh schon viel zu viel Zeit ins Land gegangen und ich bin es ihm schuldig. Wie stelle ich es nur am Besten an?
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From Guardian to Lover - A Korean Lovestory
RomanceWährend Yeon sein Dasein als Gelegenheitsbodyguard mit einem ziemlich brutalen Ruf fristet, lebt Sumi als weltbekannter Kpop-Star und regelrechter Strahlemann ein Leben in übermäßigem Reichtum. Unterschiedlicher könnten die beiden also nicht sein. D...