Kapitel 31

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Areum Park drückt mich an der Schulter nach hinten, dass ich mich zurückfallen lassen muss und halb auf dem Bett liege, während sie auf mich draufsteigt, sodass sie nun breitbeinig auf meinem Schoß sitzt. Ihre Hände fahren gierig über meinen Oberkörper und sie schaut lasziv auf mich hinab. Ich spüre die Hitze zwischen ihren Beinen auf meinem Schritt und ich schlucke schwer. Langsam begreife ich, was das hier werden soll und Panik steigt in mir auf, dennoch kann ich mich nicht bewegen. Kurz schießt mir durch den Kopf, dass sie mir vielleicht etwas in den Schnaps getan haben könnte, aber ich hatte meine Getränke immer im Blick. Mein Puls steigt in die Höhe und mein Atem verschnellert sich. Verdammt!

„Ich bin so neugierig, was du noch so alles kannst außer singen," sagt die Produzentin lächelnd und eine Hand fährt unter mein Oberteil. Mir läuft es eiskalt den Rücken hinab. Ihre Berührungen widern mich an und fühlen sich alles andere als gut an. Ich will mich wehren, sie von mir runter schmeißen, doch meine Arme sind schwer wie Blei und gerade bekomme ich vor Panik kaum Luft.
„Ich habe so einige Gerüchte über dich gehört," sie beugt sich nach vorne, sodass sie nun auf mir liegt und legt ihre roten Lippen an mein Ohr, „dass du sehr gut mit deiner Zunge bist."
Ich zucke zusammen, als sie an meinem Ohrläppchen knabbert. Heilige Scheiße, was geht hier ab!? Ich muss sofort hier weg, sonst passieren Dinge, die ich nicht will!
„Wenn du mich heute Nacht überzeugen kannst, dann überlege ich mir das mit dem Plattenvertrag. Was meinst du?" haucht sie mir ins Ohr, während ihre Hand über meine Bauchmuskeln streicht.
Ich brauche einen ellenlangen Moment, bis die Worte in meinem Gehirn ankommen und ich sie verarbeiten kann. Verwirrt blinzle ich zu ihr hoch und mache den Mund auf, aber es kommt kein Ton heraus, so sprachlos bin ich. Meint sie das wirklich ernst? Ich soll mit ihr schlafen, damit sie überhaupt erst in Erwägung zieht, über eine Zusammenarbeit nachzudenken? Ein neuer Schub Panik breitet sich in meiner Brust aus und meine Gedanken rasen. Plötzlich habe ich das Gefühl, stocknüchtern zu sein. Adrenalin schießt durch meine Adern und mein Puls beschleunigt sich noch etwas mehr, trotzdem bin ich so in Schockstarre, dass ich nicht in der Lage bin, mich zu bewegen. Ich muss irgendetwas tun, sonst eskaliert die Situation. Wut und Enttäuschung machen sich in mir breit und vertreiben meine Panik. Wie konnte ich nur so dumm sein? Warum war ich nicht vorsichtiger! In meinem Kopf rattert es und ich überlege, was Yeon jetzt in meiner Situation tun würde. Yeon! Was würde er ihr jetzt sagen? Er wüsste genau, was zu tun ist. Mein Puls beruhigt sich, meine Gedanken werden wieder klarer und Mut kommt irgendwo aus dem Inneren meines Herzens hoch. Allein der Gedanke an ihn bringt mich wieder runter. Aus einem Impuls heraus packe ich Areum und hebe sie von mir runter, als würde sie nichts wiegen. Unsanft lasse ich sie neben mich aufs Bett fallen und stehe auf. Kurz wird mir wieder schwindelig, aber ich kann mich schnell fangen. Jetzt nichts wie weg hier!

„Was soll die Scheiße?" keift sie mich an, während sie sich verwirrt und wütend aufsetzt. Ihr Kleid ist so durcheinander und verrutscht, dass ich ihren BH und Slip sehen kann. Unter anderen Umständen ein äußerst netter Anblick.
„Ich werde nicht mit dir schlafen, um einen Plattenvertrag bei dir zu bekommen!" sage ich ernst und bestimmt. „Das habe ich nicht nötig! Außerdem ist das sehr unprofessionell und erbärmlich von dir!!"
Urplötzlich ist Areum auf den Beinen und stampft zornesrot auf mich zu.
„So läuft das Musikbusiness eben! Du kannst es dir nicht leisten, mit den Musikstudios wählerisch zu sein!! So talentiert bist du jetzt auch wieder nicht!"
Eigentlich sollte mich das hart treffen und verletzten, weil es von einer angesehenen Musikproduzentin kommt, doch es lässt mich völlig kalt. Es macht mich eher wütend. Ihre Meinung ist mir mit einem einzigen Schlag völlig egal geworden. Nach dem, was sie hier gerade abzieht. Ich weiß, was ich kann und dass ich Talent habe, und das weiß sie auch.
„Ich bin sowohl bei den Musikstudios als auch bei meinen Sexpartnern sehr wählerisch. Einmal falsch entschieden und man hat die Pest am Hals!" kontere ich kühl und innerlich wundere ich mich, woher ich auf einmal diese Schlagfertigkeit nehme.
„Du kleiner Bastard einer Hure!!" schreit sie, greift nach den Bettkissen und wirft sie nach mir. Ich kann mich schnell wegducken und weiche zurück. Was ist das denn für eine Hexe?!
„Sagst du, ich bin die Pest, oder wie??!"
„Offensichtlich schon!"
„Du könntest froh sein, Sex mit mir zu haben, du kleiner Flachwichser!" Areum zerrt das Telefon, das auf dem Nachttisch steht, aus der Steckdose und wirft es ebenfalls nach mir. Es verfehlt nur knapp meinen Kopf und brettert hinter mir gegen die Tür, wo es in seine Bestandteile zerbricht. „Die Chance wirst du nie wieder haben!"
„Na, zum Glück!" sage ich wirklich erleichtert und gehe noch einen Schritt zurück, bis ich die Tür im Rücken spüre. Unauffällig greife ich hinter mich und versuche, das Schloss zu öffnen, ohne sie aus den Augen zu lassen. Nicht, dass sie noch mit einem Messer auf mich losgeht. Inzwischen traue ich der Wahnsinnigen alles zu!
„Verschwinde aus meinem Haus, Arschloch!" Jetzt wirft sie die Nachttischlampe nach mir. „Verpiss dich und lass dich nie wieder blicken! Ich werde dafür sorgen, dass dich kein Musikstudio nehmen wird! Ich habe sehr viel Einfluss! Du hättest mich einfach vögeln sollen, als du die Chance dazu hattest!! Mistkerl!"

Mit einem klickenden Geräusch weiß ich, dass ich mir meinen Weg in die Freiheit geöffnet habe und stürze schnell hinaus, bevor mir die irre Hexe noch weitere Beschimpfungen oder Gegenstände entgegenwerfen kann. Die Tür fällt ins Schloss, doch ich kann sie weiter toben hören. Fast wie meine Mutter. Draußen auf dem Flur stoße ich mit Jemandem zusammen und als ich aufblicke, erkenne ich Yeon. Mein erster Impuls ist es, ihm einfach um den Hals zu fallen und mich von ihm wegbringen zu lassen. Ich bin so froh, ihn gerade zu sehen, doch ich bin zu schockiert und traumatisiert, dass ich kein Wort hervorbringe und mir der Atem stockt. Ich stehe nur versteinert da und starre ihn an. Wahrscheinlich sehe ich fürchterlich aus, denn er schaut mich irgendwie zutiefst besorgt an. Alles in mir schreit danach, ihm einfach in die Arme zu fallen und von ihm getröstet zu werden, doch irgendetwas hält mich davon ab. Mein Körper gehorcht mir wieder nicht, zu sehr hält mich das Geschehen von vorhin noch fest. Mir ist schwindelig und übel.

„Was ist los?" fragt mich Yeon nach einem Moment der Stille und die Sorge in seinen Augen versetzt mir einen Stich ins Herz. Ich ertrage es nicht, ihn so zu sehen. Wieso muss ich ihm immer wieder solche Sorgen bereiten? Nach einem weiteren Augenblick kann ich mich wieder rühren und schlucke schwer. Wieso kann ich es ihm nicht einfach sagen? Was gerade passiert ist, ist furchtbar, aber nicht peinlich. Es muss mir nicht unangenehm sein, denn ich bin nicht daran schuld! Er wird mich nicht dafür verurteilen! Ich muss es ihm sagen! Jetzt!
„Es ist nichts! Lass uns fahren," sage ich stattdessen abweisend und gehe voran durch den Flur, um wieder nach unten zu gehen.



Als wir endlich in Yeons Wohnung ankommen, schmeiße ich meine Jacke aufs Sofa und tigere unruhig um den Couchtisch herum. Was zum Teufel war das gerade eben? Hat Areum Park mich absichtlich abgefüllt, um mich willig zu machen? Was hatte sie vor? Wollte sie gegen meinen Willen mit mir schlafen? Ich rieche ihr Parfum an mir und das verstört mich auf eine seltsame Weise. Ich fühle mich widerlich und dreckig und am Liebsten würde ich mich aggressiv schrubben, um das anhaltende Gefühl ihrer Berührungen abzukriegen. Tausend Gedanken und Fragen rasen durch meinen Kopf, die Atemnot schnürt mir die Kehle zu und mein Kreislauf steht kurz vor dem Kollaps, und das nicht nur wegen des Alkohols. So sehr ich es auch versuche, ich kriege mich einfach nicht beruhigt. Während ich unruhig und auf meiner Daumenspitze beißend durchs Wohnzimmer laufe, steht Yeon gegen die Küchenzeile gelehnt, die Arme wie immer verschränkt und den Blick fest auf mich geheftet.

„Wirst du mir jetzt endlich mal verraten, was passiert ist, verdammt?" fragt er nach einer Weile. Sofort bleibe ich stehe und blaffe ihn wütend an:
„Du hast nichts damit zu tun, also geht es dich auch nichts an!" zitiere ich ihn und anhand seines Blicks kann ich sehen, dass ich voll ins Schwarze getroffen habe.
„Wenn ich dir helfen soll, muss ich wissen, was los ist. Hat die komische Produzentin etwas damit zu tun?" fragt er dennoch ruhig, ohne auf meinen bissigen Spruch einzugehen. Manchmal hätte ich gerne seine starken Nerven.
„Das hat dich nicht zu interessieren!" fahre ich ihn an. „Misch dich nicht immer überall ein!!"
Verärgert ziehen sich seine Augenbrauen zusammen und nun stemmt er seine Hände in die Seiten.
„Ich verstehe echt nicht, wo dein Problem liegt!" entgegnet er grimmig, aber weiterhin ruhig, was mich noch wütender macht, als wenn er ebenfalls sauer werden würde.
„Und ich verstehe nicht, was du meinst!" maule ich laut zurück und nun verschränke ich die Arme vor der Brust, aber eher aus Selbstschutz. Seine Aussage irritiert mich schon wieder dermaßen, dass ich glatt meine Wut vergesse. Yeon schnauft, schüttelt den Kopf und blickt weg. Ich merke, dass er eigentlich etwas anderes meint.
„Das verstehst du jetzt eh nicht."
Wütend und zeitgleich verwirrt stapfe ich auf ihn zu, sodass nur noch die Kücheninsel zwischen uns steht.
„Dann versuch es doch mal mit deiner lakonischen Art! Wie wär's?" blaffe ich ihn provozierend an und starre ihm direkt ins Gesicht. Sein Blick verfinstert sich und ich habe sofort das Problem, diesem standzuhalten.
„Was soll das denn jetzt wieder heißen? Ich habe dich lediglich etwas gefragt. Du bist ja noch unausstehlicher als sonst! Du behandelst mich von oben herab und im nächsten Moment wieder total lieb, mal so, mal so. Bettelst mich an zu bleiben, dann bin ich wieder der Arsch. Was denn nun? Entscheid dich endlich mal! Ich kann nur mit einer Art umgehen!"
„Ich entschuldige mich nicht dafür, wie ich bin! Ich habe ziemlich viel Scheiße an der Backe, die mich fertig macht!!"
„Das weiß ich doch! Ich kriege es doch mit!"
„Du weißt gar nichts! Zu dem ganzen Scheiß kommst nämlich auch noch du dazu!!" schreie ich ihn an.
„Ich habe dich nicht gebeten, zu bleiben! Ich kann dich gern jederzeit wieder heimfahren und das Ganze beenden. Dann kannst du zusehen, wo du bleibst!" fährt mich Yeon nun doch etwas wütend an. Vor lauter Überforderung und Wut drehe ich mich von ihm weg, raufe mir die Haare und schreie in die Leere hinein. Das bringt doch alles nichts! Ich weiß nicht, was ich tun soll!

„Ich kann nicht wissen, wie es dir geht, wenn du es mir nicht erzählst. Ich kann dir nicht helfen, wenn du meine Hilfe immer wieder wegstößt," sagt Yeon nach einer Weile in die furchtbare Stille hinein, die nach meinem Schrei entstanden ist. Ich drehe mich wieder zu ihm um.
„Du kannst mir nicht helfen, weil du das Problem bist!" Ich erstarre und erschrecke mich vor meinen eigenen Worten. Das kann ich doch nicht wirklich selbst glauben. Oder? Yeon schaut mich überrascht an und all sein Ärger mir gegenüber scheint verschwunden zu sein. Das verwirrt mich nur umso mehr. Er sollte weiter sauer auf mich sein!

„Ich weiß auch nicht mehr, was ich denken soll. Ich bin nur noch verwirrt und weiß gar nicht mehr, welchen Gefühlen und Gedanken ich glauben soll," sage ich nun wieder etwas ruhiger. Dass Yeon nicht wütend ist, überträgt sich irgendwie auch auf mich. Er löst sich vom Tresen und kommt langsam um die Kücheninsel herum.
„Du bringst mich immer so durcheinander, wenn ich in deiner Nähe bin. Ich kann dich überhaupt nicht einschätzen, weder was du denkst noch was du fühlst. Ich weiß gar nicht, was in dir vorgeht und das macht mich so wahnsinnig und nervös. Ich habe noch nie einen so undurchsichtigen Menschen getroffen und das macht mich verrückt. Das kenne ich so nicht. Deine ganze Präsenz ist so! Das hier gerade. Was soll das? Wieso schaust du mich so an? W-Was hat das zu bedeuten?" frage ich und als mir bewusst wird, wie nahe mir Yeon plötzlich kommt, werde ich ganz unsicher. Er macht es schon wieder! „W-Wieso machst du mich s-so nervös?"
Yeon geht einen letzten Schritt auf mich zu, nimmt mein Gesicht in seine großen, warmen Hände, murmelt:
„Halt für eine Sekunde deine Klappe!" und küsst mich.


Ich erstarre in meiner Bewegung und der letzte Satz, der mir auf der Zunge lag, bleibt mir im Hals stecken. Was passiert hier gerade? Werde ich von einem Mann geküsst? Von Yeon? Ich brauche einen ewig langen Moment, um überhaupt zu realisieren, in welch surrealen Situation ich mich gerade befinde. Meine Gedanken rasen, doch mein Herz schlägt wie wild in meiner Brust, dass es fast weh tut. Was macht er da? Ich will eigentlich sauer sein, ihn weiter anschreien und meinem Frust Luft machen! Das ist nicht richtig! Er nutzt meine schwache Gefühlslage aus? Ich will mich dagegen wehren, will ihn von mir stoßen und diesen abstrusen Moment beenden, doch irgendeine unsichtbare Kraft hält mich davon ab. Ist es der Alkohol?
Als ich aber diese weichen, heißen Lippen auf meinen spüre, wie sie sich heftig gegen meine drücken und ich ihren leicht süßlichen Geschmack wahrnehme, wird mir schlagartig anders. Sie sind vorsichtig und zeitgleich voller Sehnsucht nach mehr. Plötzlich spüre ich auch Yeons warme Hände an meinem Gesicht, die mich fest, aber zugleich behutsam halten und an sich ziehen. Sein herber Duft steigt mir in die Nase und vertreibt jeglichen Gedanken, den ich kurz zuvor noch in meinem Kopf hatte. Plötzlich ist mein Hirn wie leer gefegt und das Einzige, woran ich gerade denken kann, ist Yeon. Innerlich bin ich so sehr hin und her gerissen, dass ich nicht weiß, was ich machen soll. Sollte es mir nicht eigentlich zuwider sein, dass mich ein Mann küsst? Wieso aber gefällt es mir plötzlich? Es gefällt mir sogar so sehr, dass ich meine Augen schließe und mich entspanne, sein Duft und seine Wärme rauben mir alle Sinne.
Einen Moment später öffne ich leicht meine Lippen und erwidere den Kuss. Es fühlt sich verdammt gut an und meine Knie werden weich. Meine Hände gehen an Yeons Arme, weil ich in diesem Moment das Gefühl habe, mich irgendwo festhalten zu müssen, sonst könnte ich den Boden unter den Füßen verlieren. Ich spüre, wie er in den Kuss hinein lächelt und ihn intensiviert, was mir den Rest gibt. Wie kann ein einziger Mensch nur so verdammt sexy sein? Nun kann ich gar nicht mehr klar denken und jeder Gedanke und jeder noch so kleine Zweifel, den ich bisher ihm gegenüber hatte, ist wie ausradiert. Ich spüre, wie mich ein unsichtbarer Zug immer mehr zu ihm hinzieht, mich immer tiefer in seinen Bann zerrt und in mir eine Sucht auslöst, die ich zuvor noch nie verspürt hatte. Ich will mehr von diesem Mann, der meine gesamte Welt gerade auf den Kopf stellt. Ich will mehr von ihm und letztendlich lasse ich auch den letzten Widerstand in mir fallen und gebe mich der Situation und dem Kuss vollends hin. Es fühlt sich auf einmal so richtig an.

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