Es ist mitten in der Nacht in irgendeinem schäbigen, versifften, kleinen Nachtclub am Rande von Seoul, als ich meine Lebensentscheidungen, die mich hierhin geführt haben, reichlich überdenke. Es ist stickig, heiß und es stinkt nach Schweiß, Rauch und Alkohol. Die Musik dröhnt laut in meinen Ohren und der Bass wummt mir schwer im Magen, während ich über die Köpfe der tanzenden Meute hinweg schaue. Einige halbnackte Mädels tanzen auf Podesten oder an der Stange und räkeln sich im Laserlicht des Clubs, ihre Blicke leer und ausgelaugt und fast habe ich Mitleid mit ihnen, wenn ich nicht wüsste, dass einige von ihnen freiwillig hier sind. Betrunkene Männer gaffen und wollen sie anfassen und ich merke, dass die Stimmung des Abends bald ihren Zenit erreicht hat. Ein Zeichen, besser bald die Biege zu machen. Ich hasse das Nachtleben mit diesen Menschen, die auf alles scheißen und einfach tun, wonach ihnen ist, betrunken oder nicht. Alles ist laut, grell, hektisch und gefühlt an jeder Ecke stinkt es nach Kotze. Ich hasse es. Doch durch meine Arbeit werde ich öfters damit konfrontiert als mir eigentlich recht ist. So wie auch an diesem Abend.
Ich schaue kurz über die Schulter und sehe hinter mir die Gruppe von Rich Kids, die ordentlich abfeiern und den gemieteten VIP-Bereich auseinandernehmen. Sie pöbeln rum, singen und schreien und versauen die Sofas mit ihren Getränken. Einer kickt einen Hocker durch die Gegend. Den ganzen Abend schon musste ich sie begleiten und das Theater ertragen, da einer der verwöhnten Rotzgören Geburtstag feiert und sein reicher Daddy mich engagiert hat, um den Aufpasser zu spielen. Nun stehe ich als ihr Bodyguard an der Treppe, die hinauf zum VIP-Bereich führt und „passe auf", dass niemand Stress macht. Dabei fühle ich mich einfach nur wie ein beschissener Babysitter und verfluche meinen Boss für diesen erbärmlichen Auftrag. Eigentlich bin ich dem Mann zu großem Dank verpflichtet. Er war derjenige, der mich damals in einem Club entdeckte, in dem ich als Türsteher gearbeitet hatte, mich abwarb und für seine Agentur einstellte, die Personenschutz anbietet. Damit zog er mich aus einem tiefen Loch und aus einem beschissenen Arbeitsumfeld, doch inzwischen frage ich mich, ob mein jetziger Job so viel besser ist.
Hinter mir geht etwas zu Bruch und ich spüre, wie Flüssigkeit gegen mein Hosenbein spritzt. Ich drehe mich um und blicke erst auf die Flasche Champagner, die zerbrochen auf der Treppe liegt, dann hoch zu den Halbstarken, die sich einen Dreck scheren und lachen. Mein verwöhnter Klient, der diese Party schmeißt, lacht besonders laut und fuchtelt mit der Hand herum, während er mir mit einer Hochnäsigkeit, bei der ich am liebsten kotzen würde, zuruft:
„Hey! Dreh dich wieder um und kümmere dich um deinen Scheiß! Mach gefälligst deine Arbeit!"
Ich höre seine schnöseligen Freunde nervtötend gackern, als ich mich wieder umdrehe und nach vorne in die Menge blicke. Verbittert knirsche ich mit den Zähnen. Innerhalb weniger Minuten ist es noch voller geworden und die Gäste drängen sich nun dicht an dicht auf der Tanzfläche. Trotz meiner schwarzen, dezenten Kleidung werfen die Leute mir verstohlene Blicke zu oder gaffen mich ungeniert an, als sei ich ein Affe im Zoo. Manche zeigen auch mit dem Finger auf mich und tuscheln. Insgeheim genieße ich diese Art von Aufmerksamkeit, wenn die Menschen mich nicht einschätzen können, vor mir zurückweichen und ich in ihren Gesichtern eine gewisse Furcht lesen kann.
„Der Typ ist aber ganz schön unheimlich," höre ich einen der Rich Kids hinter mir sagen.
„Der ist bestimmt ein Auftragskiller, so wie der guckt!" sagt ein anderer. Ich muss in mich hineinschmunzeln.
„Er ist doch kein Killer," höre ich meinen Schnösel-Klient rufen, „wobei man ihm das schon nachsagt. Mein Vater hat keine Kosten und Mühen gescheut, um mir den besten Bodyguard der Stadt für heute Abend zu besorgen!" Ein beeindrucktes Raunen geht durch die Runde der Freunde. „Heute Nacht kann uns niemand etwas anhaben!"
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From Guardian to Lover - A Korean Lovestory
RomanceWährend Yeon sein Dasein als Gelegenheitsbodyguard mit einem ziemlich brutalen Ruf fristet, lebt Sumi als weltbekannter Kpop-Star und regelrechter Strahlemann ein Leben in übermäßigem Reichtum. Unterschiedlicher könnten die beiden also nicht sein. D...