Kapitel 22

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SUMI

Irgendwie geht es mir gegen den Strich, dass Yeons Aufmerksamkeit plötzlich nicht mehr mir gilt, sondern nur noch seinem Handy und meiner jungen, gutaussehenden Assistentin, mit der er sich unterhält. Er scheint ihr zu gefallen und ihre Blicke gehen immer wieder in seine Richtung. Verstohlen schaue ich zu Yeon hinüber, der schon wieder auf sein Handy blickt. Irgendwie macht es mich fuchsig und ich kann mich nicht so recht auf mein Shooting konzentrieren. Warum stört mich das alles nur so sehr? Sollte ich nicht wichtigeres im Kopf haben? Plötzlich hört der Fotograf auf und folgt meinen Blicken, dann seufzt er dramatisch und lässt die Kamera sinken.

„Du, Bodyguard!" ruft er genervt zu Yeon, der finster zu ihm aufschaut. „Jimin braucht seinen Emotional Support Dog. Also komm her und setz dich da hin."

Überrascht und völlig verwirrt halte ich inne. Was soll das werden? Will er Ärger mit Yeon? Er kann es nicht leiden, wenn man ihn wie einen Hund behandelt! Ich will schon den Mund aufmachen und etwas sagen, da sehe ich, dass Yeon zwar gereizt seufzt, sich dann aber in Bewegung setzt und zu uns kommt, um sich hinter den Fotografen auf den Stuhl zu setzen. Genau so, dass er mich und ich ihn im Blick habe. Nervös rutsche ich im Sessel herum und fahre mir durch die frisierten Haare. Sofort kommt mein Stylist und richtet es wieder. Ich sehe, dass Yeon zwar finster und extrem schlecht gelaunt dreinblickt, aber er schaut mich nun fest und beobachtend an. Er lässt mich nicht mehr aus den Augen und aus irgendeinem Grund beruhigt es mich, während es mir zeitgleich einen warmen, wohligen Schauer verpasst. Mein Herz schlägt schneller und fast verspüre ich so etwas wie Aufregung. Während des weiteren Shootings erregt es mich schon fast zu wissen, dass ich nun Yeons volle Aufmerksamkeit habe und er mich mit seinen Augen fest im Griff hat. Sein Handy lässt er links liegen und auch die Assistentin, die noch einige Male bei ihm vorbeikommt, schenkt er keine Beachtung. Immer wieder treffen sich unsere Blicke, die nun länger und öfter von Dauer sind und ich wehre mich nicht dagegen, von ihnen in ihren tiefen Bann gezogen zu werden. Ich liefere von da an ein perfektes Fotoshooting ab und auch wenn ich nicht genau weiß, was gerade passiert - was mit mir passiert - lasse ich es einfach zu. Am Ende läuft es sogar so gut, dass der Starfotograf sehr begeistert von mir ist und mir ein Kompliment ausspricht.


YEON

Als der Fotograf die Kamera sinken lässt und den Feierabend verkündet, stehe ich sprunghaft auf und verlasse fluchtartig den Raum, um draußen auf der Terrasse eine zu rauchen. Ich zünde mir eine Zigarette an und nehme einen kräftigen Zug, während ich in den Garten blicke. Die Sonne geht bereits langsam unter, trotzdem sind noch einige Zikaden zu hören. Das Poolwasser bewegt sich leicht und wirft helle Lichter an die Hauswand. Ich atme tief durch und versuche mich zu entspannen. Die letzten zwei Stunden waren die reinste Qual. Nicht nur, dass es eine Folter war, Sumi dabei zusehen zu müssen, wie er sich im Poolwasser in nasser Kleidung räkelt und wie die Reinkarnation Neptuns ein ums andere Mal aus dem Wasser steigt, zum Schluss musste er sich auch noch halbnackt in Männerunterwäsche präsentieren und Bilder für irgendein Modemagazin machen lassen. Er sah so verdammt gut aus. Da wären beinahe alle Leitungen bei mir durchgebrannt und ich wäre am liebsten vor den Augen der anderen über ihn hergefallen. Es hätte wirklich nicht mehr viel gefehlt! Ich seufze nur und schüttle den Kopf. Was ist nur in mich gefahren. Ich habe mich doch sonst so gut im Griff. Müde fahre ich mir durch die Haare und nehme noch einen Zug an meiner Zigarette. Dann höre ich, wie hinter mir die Terrassentür aufgeht und im nächsten Moment steht Sumi neben mir, nur in einen Bademantel gehüllt und ein kleines Handtuch über der Schulter. Seine Haare sind nass und hängen ihm ins Gesicht, offensichtlich war er bereits duschen. Er wirkt ebenfalls erschöpft, aber auch zufrieden.

„Wieso bist du so schnell abgehauen?" fragt Sumi und schaut mich an. „Es gab noch Sekt für alle."

„Ich musste an die frische Luft. Und ich trinke nicht."
Sumi lächelt mich mitleidig an und seufzt.

From Guardian to Lover -  A Korean LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt