Kapitel 34

13 3 0
                                    

YEON

In dieser Nacht habe ich aus irgendeinem Grund endlich mal etwas Schlaf gefunden, auch wenn mich die schmale, unbequeme Couch langsam und qualvoll umbringt. Mein Rücken meldet sich allmählich zu Wort und innerlich vermisse ich mein Bett. Trotzdem schlafe ich tief und fest und träume irgendeinen Unsinn, bis mich ein plötzliches Geräusch weckt und dermaßen erschreckt, dass ich aus Reflex um mich schlage. Meine Faust trifft ins Schwarze und etwas Schweres fällt stöhnend auf mich. Was zum Teufel? Das Licht einer Straßenlaterne fällt durchs Fenster und lässt einige Umrisse um mich herum und im Wohnzimmer erkennen und nach und nach erkenne ich Sumi, der vor Schmerz gekrümmt halb auf mir liegt.

„Ich bin's doch nur!" stöhnt er leise. „Warum schlägst du direkt zu? Du hast voll meine Nüsse getroffen!"
„Dann schleich dich nicht an mich ran!" raune ich müde und übellaunig. Ich hasse es, wenn man mich unnötig aus dem Schlaf reißt. Vor allem auf diese Weise. Langsam richtet sich Sumi auf, sodass er nun auf meinem Schoß sitzt. Ist ihm eigentlich klar, was er da macht?
„Ich habe mehrmals nach dir gerufen, aber du hast nicht reagiert," flüstert er, als wolle er niemanden wecken. „Hast du etwa so fest geschlafen?"
„Offensichtlich!" knurre ich gereizt und fahre mir müde durchs Gesicht. Gerade würde ich ihn am liebsten hochkant aus der Wohnung kicken. Ich versuche, diese überraschende Sitzposition, in der wir uns gerade befinden, zu ignorieren. Offenbar hat es Sumi noch nicht geschnallt.

„Was willst du so spät noch?"
Sumi lehnt sich leicht vor, um mir näher zu kommen und als er spricht, kann ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. Dummer Sumi, hat nicht den blassesten Schimmer, auf welch gefährliches Terrain er sich gerade begibt. Wäre ich nicht so sauer, überrascht und müde, wäre ich sofort geil.
„Ich will wissen, wieso du ausgerechnet auf mich stehst. Deine Antwort war nicht zufriedenstellend!" entgegnet er, noch immer flüsternd.
„Das willst du nicht wirklich hier und jetzt mit mir ausdiskutieren?" frage ich mürrisch und langsam werde ich wacher. Er treibt mich manchmal regelrecht in den Wahnsinn und dann wundert er sich, wieso ich so oft schlechte Laune habe!
„Doch, jetzt! Sonst kann ich nicht schlafen."
„Na schön," sage ich dann, ziehe ihn an mich heran und lege die Arme fest um ihn, sodass er nun vollständig auf mir liegt und sich nicht mehr wehren kann. Sumi gibt ein überraschtes Geräusch von sich, als ihm klar wird, wie nahe wir uns gerade kommen. Im schwachen Licht kann ich seine großen, blau-grünen Augen funkeln sehen und mein Herz macht einen aufgeregten Hüpfer. Es fehlt nicht mehr viel und ich verliere meine Beherrschung. Das Gefühl seines perfekten Körpers auf meinem macht mich verrückt.
„Ich stehe auf dich, weil du ein gutes Herz hast, obwohl du es nicht zugeben willst. Du bist großzügig und liebenswert, klug und auf eine nervige, aber süße Art auch naiv. Du bringst mich zum Lachen, auch wenn mir nicht danach ist. Du akzeptierst und respektierst mich so, wie ich bin, du bist tatsächlich der Erste, der keine Angst vor mir hat. Du bist mutig und irgendwie auch optimistisch, was sehr ansteckend ist. Und du bist verdammt sexy," murmle ich ihm zu.

„Das sind aber viele Gründe," meint Sumi nach einer Pause und klingt dabei sehr baff.
„Du hast wirklich geglaubt, ich hätte das mit dem Mögen nur so gesagt, oder?"
Sumi schweigt und regt sich nicht und das ist Antwort genug für mich.
„Wie sexy bin ich denn?" fragt der blonde Star plötzlich und ich kann ein freches Grinsen in der Dunkelheit sehen. Ich grinse zurück und antworte mit tiefer Stimme:
„Das kann ich dir zeigen."
Ich nehme Sumis Gesicht zwischen meine Hände, ziehe ihn zu mir heran und küsse ihn, was schnell in einen intensiven, heißen Zungenkuss übergeht. Zu meiner Überraschung erwidert Sumi den Kuss wie beim ersten Mal und schlingt seine Arme eng um meinen Hals. Gierig fahren meine Hände über seinen Rücken und bleiben an seinem Hintern stehen, wo sie kräftig zupacken. Inzwischen weiß ich, dass ich von diesem Gefühl nicht genug bekommen kann und ich Sumi so oft es geht spüren und berühren will. Er stöhnt immer wieder leise zwischen den Küssen auf und ich spüre, dass er leicht erregt ist. Das turnt mich an und ich drücke meine Hüfte leicht gegen ihn, sodass er meine harte Erektion fühlen kann. Er atmet stöhnend auf und löst sich aus unserem Kuss. Inzwischen glüht sein Körper vor heißem Verlangen und ich kann seinen schnellen Atem spüren. Eine seiner Hände hat sich in meine Nackenhaare gekrallt.
„Jetzt habe ich eine ungefähre Vorstellung, wie sexy du mich findest," haucht er zittrig und drückt seine Hüfte gegen meine. Ich lache leise kehlig. Verdammt.
„Du hast ja keine Ahnung!"

Wir küssen uns wieder, unsere Zungen erkunden sich und schlingen sich gierig ineinander. Es fühlt sich so verdammt gut an. Sumi löst eine Hand von meinem Nacken und fährt neugierig über meine Brust, dann den Bauch hinab und schiebt sie unter mein Shirt. Ich spüre seine warme, weiche Hand und sofort kriege ich eine Gänsehaut vor Erregung. Jede einzelne Berührung brennt und löst das Verlangen in mir aus, immer mehr zu wollen. Ich höre Sumi wieder leise stöhnen, als seine Hand über mein Sixpack streicht, es klingt irgendwie ungläubig und überrascht und das macht es ziemlich sexy. Seine Hand macht aber an meinem Bauch nicht Halt, sondern wandert weiter nach unten und streicht seitlich über meine Hüfte zum Oberschenkel. Kurz streift einer seiner Finger meinen harten Schwanz und ich atme zittrig aus. Weiß er eigentlich, was er da tut?
„Fang nichts an, was du nicht auch beenden kannst," hauche ich leise.
Sumi lächelt heiß in den Kuss hinein und beißt in meine Unterlippe. Das bringt das Fass bei mir zum Überlaufen und ich kann nicht mehr. Das war seine Einladung an mich, einen Schritt weiterzugehen. Kurzerhand packe ich mir Sumi und drehe mich mit ihm auf der Couch, sodass er nun unter mir liegt und ich mich über ihn beugen kann.


SUMI

Mir entweicht ein überraschtes Geräusch, als Yeon mich packt, umdreht und ich nun derjenige bin, der unten liegt. Mir stockt der Atem und mein Herz schlägt wie verrückt, als ich ihn so über mir sehe, die Arme rechts und links neben meinem Kopf abgestützt und die Beine zwischen meinen Schenkeln, sodass ich sie spreizen muss. Bedrohlich und finster beugt er sich in der Dunkelheit über mich, wie ein wildes Tier, das jeden Augenblick zuschlägt. Gefährlich und unberechenbar, aber auch verdammt heiß! Plötzlich weiß ich nicht mehr, was ich machen soll, weil mich diese Situation und diese geballte Ladung Sexyness überfordern. Noch nie hatte ich jemanden, der so dominant und selbstbewusst war und genau wusste, was er will und wie er es bekommt. Es schüchtert mich ein, zeitgleich macht es mich aber auch unendlich geil.
Yeons schwarze Haare fallen ihm ins Gesicht und in der Nacht sind seine Augen ungewöhnlich dunkel, seine gesamte Aura hat sich verändert. Sie schreit nur so vor Lust und Verlangen und es steckt mich regelrecht an. Ich habe seinen herben Duft in der Nase, der mich verrückt macht und noch mehr in seinen Bann zieht, aus dem ich mich nicht mehr befreien kann. Mein Kopf ist komplett leer und frei von Sorgen und Gedanken. Ich denke an nichts anderes mehr als an Yeon und das Hier und Jetzt. Ich kann spüren, wie ich mich immer mehr der Sache hingebe und mich entspanne. Yeon küsst mich wieder heftig, dann wandert er mit seinen Lippen runter zu meinem Hals, wo er zärtlich, aber bestimmt kleine Bisse hinterlässt. Als ich seine Zähne auf meiner Haut spüre, durchfährt mich ein heftiger Schauer und ich stöhne leicht auf. Seine Küsse wandern weiter über mein Schlüsselbein hinab, während Yeon seine Hand unter mein Top schiebt und es nach oben zieht. Seine Lippen bahnen sich küssend ihren Weg zu meiner Brust und über meinen Bauch. Ich erzittere leicht und spanne mich an, alle seine Berührungen sind reines Feuer auf meiner Haut und brennen sich tief ein. Statt weiter nach unten zu gehen, kommt er wieder nach oben und küsst mich wieder, ich kralle mich in seine Haare und merke, dass ich mich immer mehr nach ihm verzehre. Ich will mehr! Will ich mehr von ihm oder bin ich einfach nur notgeil?
Yeons Hand geht erneut über meinen Oberkörper, spielt kurz mit meinen steifen Brustwarzen und es macht mich einfach wahnsinnig, dass er genau weiß, was er tut. Seine Hand geht wieder nach unten und legt sich letztendlich auf meinen Schritt und wir stöhnen beide gleichzeitig auf, als sich seine Hand leicht über der Boxershort um meine Erektion legt. Ich kralle mich laut atmend in die Sofakissen, als er mich langsam zu massieren beginnt. Die Gefühle überschlagen sich und stehen in meinem Kopf im Kampf gegeneinander. Es fühlt sich so verdammt gut an, ich will mehr, mehr von Yeon! Doch irgendwie fühlt es sich auch falsch und seltsam an und mein Kopf sträubt sich dagegen. Verdammt, was mache ich hier eigentlich?!
„Yeon," hauche ich leise.
Er reagiert nicht, sondern küsst wieder meine Brust und umspielt mit seiner Zunge gekonnt eine meiner Brustwarzen. Es kribbelt und ich spanne mich noch etwas mehr an.
„Yeon!" murmle ich, nun etwas lauter. „Yeon, ich ..."
Panik macht sich plötzlich in mir breit und mit einem Schlag wird mir die ganze Situation zu viel.
„Yeon!" rufe ich laut und stoße den Schwarzhaarigen von mir runter. Sofort richtet sich der große Mann auf.

„I-Ich kann das nicht!" stammle ich, bevor ich aufstehe und völlig überfordert aus dem Wohnzimmer stürze und ins Badezimmer eile. Die Tür fällt laut ins Schloss und ich schließe sofort hinter mir ab, bevor ich mich schwer atmend dagegen lehne. Meine Atmung verändert sich, sie wird schnell und unregelmäßig und mein Puls geht so hoch, dass er mir in den Ohren pocht. Ich habe einen dicken Kloß im Hals und die Panik schnürt mir die Kehle zu. Durchgehend frage ich mich, was nur mit mir los ist. Ich stehe nicht auf Männer! Ich bin nicht schwul, wieso also lasse ich es dann zu? Wieso gefällt es mir so sehr? Irgendetwas stimmt nicht mit mir! Alles um mich herum verschwimmt und mir wird schwindelig. Ich lasse mich an der Tür zu Boden sinken und ziehe die Beine an den Oberkörper heran. Meine Gedanken rasen und alles scheint in diesem Moment auf mich einzuprasseln. Alle Probleme, alle Sorgen und Ängste bedrängen mich und trotzdem fühle ich in diesem Moment nichts außer nackte Panik. Den einzigen Gedanken, den ich zu fassen kriege, ist die Frage, was mit mir nicht stimmt.


YEON

Sumi stürzt panisch aus dem Wohnzimmer und knallt die Tür lautstark hinter sich zu. Ich bleibe total verdattert und überrascht auf der Couch zurück. Was ist denn jetzt los? Habe ich etwas falsch gemacht? Hat es ihm nicht gefallen? Plötzlich trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Ich bin eindeutig zu weit gegangen! Es ist ihm zu viel geworden und ich habe nicht frühzeitig aufgehört.
„Fuck!" schreie ich und pfeffere ein Kissen quer durch den Raum. Ich lehne mich auf der Couch zurück und fahre mir mit der Hand durch die Haare. Mein Herz schlägt immer noch aufgeregt und meine Gedanken wirbeln wild hin und her. Vielleicht hat er seine Meinung mir gegenüber doch geändert. Vielleicht hat er gemerkt, dass er mich doch nicht mag. Aber er hatte doch gar keine Zeit, wirklich gründlich darüber nachzudenken. Wieso also kam er dann mitten in der Nacht zu mir und ließ all das zu? Ich fühle mich beschissen, weil ich zu weit gegangen bin und dadurch wahrscheinlich alles ruiniert habe. Scheiße, wieso habe ich mich von meinen Trieben leiten lassen? Was hat er sich nur dabei gedacht, auf mich drauf zu klettern? War es Absicht? So naiv kann er doch nicht sein, dass er nicht wusste, was als nächstes passieren würde. Scheiße. Ich habe es verkackt. Es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht weiß, was los ist und was in Sumi vorgeht und kurz überlege ich, ob ich mit ihm sprechen soll, doch irgendetwas hält mich davon ab. Also liege ich die ganze restliche Nacht war und kann kein Auge mehr zutun.

Auch die nächsten Tage versuche ich, Sumi zu verstehen und Verständnis für sein Verhalten und seine abweisende Reaktion aufzubringen, doch je mehr und länger ich darüber nachdenke, desto frustrierter und verwirrter werde ich. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Unter meine Verwirrung und den Unmut mischt sich auch etwas Ärger, denn ich merke relativ schnell, dass Sumi keinerlei Anstalten macht, das Gespräch mit mir zu suchen und sich zu erklären. Dabei wäre es so einfach und ich würde ihn wahrscheinlich sogar noch verstehen, doch nachdem ich mehrmals versucht habe, das Thema anzusprechen und er mir immer wieder ausgewichen ist, sehe ich es inzwischen nicht mehr ein, weiter auf ihn zuzugehen. Offensichtlich hält er es nicht für nötig, über die Sache zu sprechen und es aus der Welt zu schaffen, sondern kehrt es lieber unter den Teppich und tut so, als würden wir uns kaum kennen. Das wiederum verärgert und frustriert mich so dermaßen, dass ich es nach wenigen Tagen tatsächlich vorziehe, ihm so gut es geht aus dem Weg zu gehen und mich von meiner eigenen Wohnung fernzuhalten. Es ärgert mich selbst, weil ich weiß, dass dieses Verhalten auch nicht gerade erwachsen von mir ist, doch in diesem Moment weiß ich keine andere Lösung, um mich vor seiner derart verletzenden Art zu schützen.


From Guardian to Lover -  A Korean LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt