Kapitel 35

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Seit jenem Abend verstehe ich die Welt einfach nicht mehr. Eigentlich ist nichts passiert und trotzdem hat sich irgendwie alles für mich verändert. Ich habe inzwischen das Gefühl, als würde ich gar nicht mehr wissen, wer ich eigentlich bin. Egal, wie oft ich versuche, darüber nachzudenken, was passiert ist, was ich dabei empfunden habe und was das über mich aussagt, ich komme einfach zu keinem Ergebnis. Ich kriege einfach keinen klaren Gedanken mehr gefasst und irgendeine Entscheidung zu treffen, egal bei was, ist mir fast unmöglich. Seit jenem Abend schaffe ich es kaum noch, Yeon in die Augen zu sehen oder mehr als zwei Sätze mit ihm zu reden. So sehr tut mir meine Reaktion ihm gegenüber leid und so sehr ist mir die ganze Sache peinlich. Ich fühle mich, als hätte ich ihm mein tiefstes Innerstes offenbart, mein schlimmstes Geheimnis. Dass Yeon irgendwann aufgegeben hat und lieber das Weite sucht, statt bei mir zu sein, kann ich ein Stück weit verstehen. Und dann auch wieder nicht. Es quält mich, dass er kaum mit mir spricht und es mir so verdammt schwerfällt, mit ihm zu reden und dass er nicht da ist, wenn er mich nicht gerade wegen irgendetwas durch die Gegend fahren muss. Immer wieder versuche ich, mir Gedanken über meine aktuelle Situation zu machen, mir darüber im Klaren zu werden, wer ich bin und was ich will, doch ich komme einfach nicht weiter.

Stattdessen versuche ich, mich abzulenken, während ich allein in der Wohnung bin, indem ich mich nach einem neuen Musikproduzenten und Manager umschaue. Aber selbst intensive Recherchen im Internet und etliche Telefonate führen zu keinem nennenswerten Ergebnis. Entweder kann ich nichts Gescheites finden oder es wird behauptet, das Musikstudio sei schon ausgelastet oder würde aktuell niemanden suchen. Wer's glaubt! Ich weiß ganz genau, dass nach den letzten Schlagzeilen mein guter Ruf einen Knacks hat. Niemand will sich mit einem labilen K-Popstar herumschlagen.


Eines Abends liege ich – mal wieder allein – auf der Couch und scrolle gefrustet durch mein Handy. Der Wirbel um mich hat deutlich nachgelassen, trotzdem stoße ich immer wieder auf irgendwelche Berichte und Artikel, die das Ende meiner Karriere beschwören oder andere fadenscheinige Erklärungen und Gründe suchen. Wenn die wüssten! Irgendwann fällt mir auf, dass ich lange nichts mehr von meiner Mutter gehört habe. Nachdem ich überstürzt das Haus verlassen habe, hat sie noch lange Nachrichten- und Telefonterror gemacht, aber nachdem sie irgendwann gemerkt haben muss, dass ich nicht darauf reagiere, hat sie schlagartig damit aufgehört. Manchmal vermisse ich sie tatsächlich, auch wenn ich nicht verstehen kann, wieso. Ich hatte noch nie ein gutes Verhältnis zu ihr und hatte noch nie wirklich gute Gefühle mit ihr in Verbindung gebracht, dass diese Sehnsucht nach ihr erklären würde. Vielleicht vermisse ich auch nur mein altes Zuhause, wo noch alles irgendwie in Ordnung war und ich mich nicht mit so vielen Problemen rumschlagen musste. Trotzdem denke ich in letzter Zeit öfters an sie und frage mich, wie es ihr geht und was sie wohl gerade so macht.

Plötzlich klopft es ganz leise an der Tür. Ich halte inne und stoppe das Video, das gerade auf meinem Handy läuft und lausche in die Stille der Wohnung hinein. Vielleicht war es auch nur nebenan, die Nachbarn sind manchmal sehr laut unterwegs. Das leise Klopfen ertönt erneut und ich schrecke unsicher von der Couch hoch.
„Yeon?" rufe ich, doch auch nach weiterem Warten ist kein Schlüssel im Türschloss zu hören und ich bekomme keine Antwort. Ich lausche weiter und warte. Ganz weit entfernt kann ich den Verkehr der Innenstadt hören, doch ansonsten ist da nichts. Vielleicht doch Einbildung. Gerade will ich mich wieder hinlegen, da erklingt das Klopfen erneut. Doch, eindeutig! Ich kann es ganz klar hören, auch wenn es sehr leise und vorsichtig ist. Langsam, in einem ruhigen Rhythmus und irgendwie ein wenig unheimlich. Wer klopft denn so an eine Tür? Ganz leise stehe ich von der Couch auf, das Handy fest umklammert und schleiche vorsichtig zur Wohnungstür hinüber. Wieder halte ich inne und horche und als kein Klopfen mehr zu hören ist, traue ich mich, durch den Türspion zu schauen. Doch im hell erleuchteten Hausflur ist niemand zu sehen. Kurz zögere ich, dann entriegle ich die Tür und öffne sie gerade so weit, dass ich meinen Kopf hinausstecken kann. Weder rechts noch links im Flur ist jemand zu sehen, dennoch stellt sich mir sofort die Frage, wieso der Bewegungsmelder der Beleuchtung anging. Plötzlich überkommt mich eine eisige Gänsehaut und ich verschließe schnell die Tür wieder hinter mir. Da hat sich wohl Jemand einen dummen Spaß erlaubt.


Später am Abend ist es nun wirklich Yeon, der von draußen mit den Schlüsseln klimpert und kurz darauf die Wohnung betritt. Ich schaue gerade fern und lasse mir nicht anmerken, dass ich innerlich heilfroh bin, dass er wieder da ist. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen will, aber dieses seltsame Klopfgeräusch hing mir noch lange nach.
„Hi," begrüße ich ihn, doch dieses Mal bekomme ich nicht mal mehr ein Nicken zur Begrüßung.
„Sind wir jetzt sogar schon so weit, dass wir uns nicht mal mehr Hallo sagen?" frage ich eingeschnappt, was im Nachhinein betrachtet vielleicht unfair war. Immerhin war ich derjenige, der mit dem ganzen Schweigen und Ignorieren angefangen hat. Yeon hält inne und wirkt für einen Moment so, als wolle er etwas dazu sagen, entscheidet sich aber dagegen und geht in die Küche.
„Danke fürs Aufräumen," höre ich ihn grimmig murmeln und unweigerlich muss ich glücklich in mich hinein schmunzeln. Dann setze ich mich auf und mache den Fernseher aus. Es wird Zeit, dass wir das Schweigen endlich brechen.
„Wir haben ja jetzt alles so weit für die Renovierungsarbeiten besorgt, richtig?" Yeon steht mit dem Rücken zu mir am Kühlschrank – offensichtlich hat er noch Hunger –, aber ich kann sehen, dass er nickt. Ich frage mich, wo er sich immer rumtreibt, wenn er nicht zuhause ist. Eine andere Arbeit hat er nicht, oder?

„Kennst du vielleicht ein, zwei Leute, die uns ...mir dabei helfen könnten? Für ein paar extra Won, versteht sich." Als sich Yeon mit einer angebissenen, halben Gurke wieder zu mir umdreht, setze ich den Dackelblick auf und lasse meine Wimpern klimpern. Auch wenn der große Raum gerade sporadisch beleuchtet ist – Yeon hasst es, wenn überall Licht brennt –, hoffe ich, dass er meinen Blick sehen kann. Er starrt mich eine Weile kühl und völlig ausdruckslos an, während er von der Gurke abbeißt. Gerade erinnert er mich an einen sturen Gaul mit einer Möhre.
„Der Scheiß funktioniert bei mir nicht!" knurrt er gereizt, wirft sich den letzten Rest Gurke in den Mund und geht in den Flur. Ich seufze schwer und lasse mich zurück in die Sofakissen fallen. Nach einem Moment höre ich die Badezimmertür aufgehen.
„Ich werde wen fragen!" höre ich Yeon rufen und ein breites Grinsen legt sich auf meine Lippen. Wer sagt's denn!


Am Samstagmorgen sind wir bereits sehr früh in meiner Wohnung und bereiten schon einmal alles für die große Renovierungsaktion vor. Die letzten Tage haben wir damit zugebracht, alle nötigen Utensilien und Materialien hierher zu bringen und je öfter ich in der Wohnung war, desto mehr gefällt sie mir. Besonders der großzügige Schnitt und die vielen Räume gefallen mir sehr. Wenn man die Wohnung betritt, ist gleich zur Rechten die Garderobe, zur Linken befindet sich eine große Abstellkammer, die ich als Waschküche nutzen werde. Sofort steht man in einem riesigen Wohnzimmer zur Linken mit einer offenen Wohnküche zur rechten Seite. Geradeaus durch befindet sich ein kleiner Bereich, den man als Essecke nutzen könnte. Dort befindet sich auch die große Balkontür. Rechts zwischen Küche und Garderobe durch führt ein langer Flur zu den weiteren Zimmern. Rechts liegt das große Badezimmer, links ein Raum, den ich wahrscheinlich als Büro oder ähnliches nutzen werde und geradeaus befindet sich das Schlafzimmer.

Inzwischen bin ich ganz froh, dass ich dieser Wohnung zugesagt habe, auch wenn sie mich einiges kostet. Ich hätte es aber deutlich schlechter treffen können. Gerade sind wir dabei, den Boden großzügig mit Folie auszulegen, um ihn nicht mit Farbe zu versauen. Auch wenn Yeon und ich kaum ein Wort miteinander wechseln, klappt unsere Zusammenarbeit erstaunlich gut und ich bin innerlich sehr froh darüber, dass es zu keinen Reibereien kommt. Ich bin auch so schon extrem aufgeregt und gespannt. Ich habe noch nie eine Wand gestrichen oder anderweitige Reparaturen vorgenommen. Es ist also komplettes Neuland für mich und das macht mich etwas nervös. Als wir den kompletten Boden in der Wohnung abgedeckt haben, mache ich eine kurze Trinkpause, während Yeon mit dem Abkleben der Fenster und Türrahmen weitermacht.
„Wen hast du denn jetzt eigentlich gefragt zum Helfen?" frage ich, nachdem ich einen großen Schluck aus der Wasserflasche getrunken habe.
„Freunde," knurrt Yeon knapp und öffnet eine neue Rolle Klebeband. Fast wäre mir die Flasche aus der Hand gefallen und ich verschlucke mich kurz.
„Das heißt, ich lerne heute deine Freunde kennen?" frage ich hustend und klopfe mir auf die Brust. Yeon schaut mich aus dem Augenwinkel fragend an.
„Sie kommen nur zum Streichen, nicht zum Kaffeekranz abhalten! Aber ja, du lernst gleich meine Freunde kennen."

Just in diesem Augenblick klingelt es an der Tür und ich schrecke zusammen. Der Klingelton ist ja furchtbar! Das ist die erste Änderung, die ich sofort vornehmen werde, wenn ich eingezogen bin! Yeon steckt sich die Kleberolle in die Arschtasche und verlässt das zukünftige Schlafzimmer und geht durch den langen Flur zur Tür, kurz darauf höre ich sie aufgehen. Stimmengewirr wird laut und mehrere Leute betreten die Wohnung. Es klingt, als würden sie sich begrüßen und einen Moment später kehrt Yeon mit einigen Leuten im Schlepptau ins große Schlafzimmer zurück, wo ich mir vor Aufregung fast in die Hose mach. Zu meiner freudigen Überraschung ist Sammy unter ihnen, der beste Freund von Yeon. Als er mich sieht und erkennt, kommt er sofort auf mich zu und umarmt mich fest. Außer ihn habe ich keinen von ihnen bisher kennen gelernt oder gar gesehen. Yeon stellt sie nacheinander vor und ich habe Mühe, mir all ihre Namen zu merken. Da wären Minho und Sora, zwei ehemalige Kollegen aus der Agentur, die als Brüder durchgehen könnten und etwas älter als Yeon zu sein scheinen. Auch sie sind relativ groß und ordentlich durchtrainiert, aber bei Weitem nicht so wie mein tätowierter Bodyguard. Wir begrüßen uns höflich mit einer Verbeugung. Drax – ein ehemaliger, bulliger US-Soldat – ist ebenfalls ein alter Kollege aus der Security-Agentur und bei Weitem der Älteste von allen. Er wirkt sehr zäh und schweigsam und sofort habe ich einen Heiden Respekt vor ihm. Und zu guter Letzt noch Murdoc, ebenfalls eine Einwanderin aus den USA und eine Kollegin und Freundin von Yeon. Ich bin überrascht, unter all den starken und kräftigen Männern auch eine Frau zu sehen. Sie ist sehr hübsch und ich kann ihr sofort ansehen, dass auch sie regelmäßig trainiert und sehr taff ist. Auch sie begrüßt mich mit einer Verbeugung, die aber nicht ganz so tief ausfällt wie die der anderen. So, wie ich das nun verstanden habe und mir behalten konnte, sind Sammy und Marianna alias Murdoc die einzigen richtig engen Freunde von Yeon. Das sind die einzigen beiden, die für mich wichtig sind, wenn ich mehr über ihren großen, kräftigen Freund erfahren möchte.

Ohne große Umschweife erklärt Yeon ihnen mit ein paar kurzen Worten, was zu tun ist und sofort macht sich jeder an die ihm zugeteilte Aufgabe. Von so viel Motivation und Tatendrang bin ich echt begeistert und es steckt so sehr an, dass ich ebenfalls tatkräftig anfangen möchte, auch wenn ich nicht genau weiß, wo ich beginnen soll. Die einen beginnen bereits, das Wohnzimmer zu streichen, während die anderen im Badezimmer die Lüftung reinigen und das kaputte Wachbecken abmontieren. Es dauert eine Weile, bis ich meine Aufgabe gefunden habe und letztendlich finde ich mich mit Murdoc im Schlafzimmer wieder, wo wir die restlichen Stellen an den Fenstern mit Klebeband und Folie abkleben, damit hier gleich gestrichen werden kann. Nicht lange und ich komme mit der aufgeweckten und äußerst redseligen Freundin ins Gespräch. Ich erfahre, dass sie in den USA geboren und aufgewachsen ist, aber bereits im Teenageralter von zuhause abgehauen und nach Südkorea ausgewandert ist. Ein streng katholisches Elternhaus, schlechte Schulnoten und die jugendliche Rebellion waren der Auslöser für diese drastische Entscheidung, der damalige Exfreund war der Grund, wieso sie geblieben ist. Auch sie arbeitet als Bodyguard und Begleitperson – aber mehr für Messen, Ausstellungen und kleinere Veranstaltungen – und hat Yeon vor einigen Jahren durch seine Arbeit als Türsteher in einem Club kennen gelernt. Yeon war mal Türsteher? Ihren seltsamen Spitznamen erhielt sie irgendwann mal während der Arbeit, weil jemand der Meinung war, Maria oder Marianna würde zu harmlos klingen. Irgendwann erfahre ich sogar, dass sie es war, die den ersten Tipp bezüglich der Veröffentlichung meiner Aufenthaltsorte gegeben hat. Jetzt im Nachhinein komme ich mir dumm vor, dass ich deswegen eifersüchtig war. Ich konnte ja nicht wissen, dass sie nur eine Freundin ist, und nicht die eine Freundin.

„Läuft was zwischen euch beiden?" fragt Murdoc nach einer Weile des Schweigens, während wir den ersten Farbeimer öffnen, um das Schlafzimmer zu streichen. Ich lasse erschrocken den Deckel fallen und versaue mir die Sneakers. Während unseres Gesprächs habe ich bereits gemerkt, dass sie nicht auf den Mund gefallen und sehr ehrlich ist, aber mit so einer indiskreten Frage habe ich jetzt nicht gerechnet. Die Amis ticken eben etwas anders als wir Koreaner. Sofort werden meine Wangen rot und ich suche stammelnd nach einer passenden und glaubhaften Antwort.
„W-Wir sind nur Freunde! U-Und er arbeitet ja für mich, also ...stehen wir in einem Arbeitsverhältnis. Deswegen ...ähm, nein. Wie-Wie kommst du darauf?"
Murdoc dreht sich um und blickt durch die offene Tür in den Flur, wo Yeon gerade konzentriert dabei ist, die Decke zu streichen. Dann blickt sie wieder mich an und grinst breit. Sie hat einfach eine offene und herrlich erfrischende Art, die unheimlich ansteckend ist und lange kann ich ihr wegen dieser Frage nicht böse sein. Ich mag sie bereits jetzt.
„Ich kenne Yeon eben. Er ist selten so motzig drauf und wenn, dann ist entweder die Arbeit oder ein anderer Mann der Grund. Und da bei seiner Arbeit alles gut läuft und er gut bezahlt wird, muss es ein Mann sein."
Ich muss nun doch stutzen. Hatte Yeon nicht eigentlich gesagt, dass er um seine sexuelle Orientierung keinen Wirbel macht? Aber andererseits, sie ist seine beste Freundin, sie sollte eigentlich wissen, dass er schwul ist.
„Weiß etwa jeder hier Bescheid?" frage ich unsicher und ich weiß nicht, ob sie genau weiß, was ich meine.
„Klar! Das ist doch kein Geheimnis. Hast du dich etwa noch nicht geoutet?"
Ich lasse fast die große Farbrolle fallen. Sie kennt wirklich keine Grenzen.
„Nein!" sage ich schnell und etwas schroffer, als beabsichtigt. „I-Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt auf Männer stehe. Darüber habe ich mir bisher nie Gedanken gemacht. Und außerdem ist das als Promi und Person des öffentlichen Lebens in Südkorea nicht so einfach. Kaum jemand outet sich, das würde die Karriere schwer belasten."
Murdoc nickt verstehend, blickt mich aber lange aufmerksam und kalkulierend an und ich frage mich, was sie wirklich dazu denkt, aber sie lässt meine Aussage unkommentiert. Sie tunkt die Rolle in den Farbeimer, rollt sie mehrmals über das Abtropfgitter ab und beginnt, die erste Wand im Schlafzimmer zu streichen. Zwar ist die bisherige Farbe ebenfalls Weiß, aber der Unterschied zur neuen, frischen Farbe ist gravierend. Der Vormieter hat sich wohl nie die Mühe gemacht, hier mal ordentlich zu renovieren.

„Verarsch' Yeon nur bitte nicht," meint die hübsche Murdoc nach einer Pause, ohne mich dabei anzusehen, „er ist zwar ein alter Stinkstiefel, aber auch ein herzensguter Mensch. Er verdient es, glücklich zu sein."
Ich nicke, auch wenn ich weiß, dass sie es nicht sehen kann und schlucke schwer. Plötzlich hat sich ein dicker Kloß in meinem Hals gebildet und schwere Schuldgefühle machen sich in meiner Brust breit. Ich hatte nie vor, ihm weh zu tun oder ihn zu verarschen und trotzdem ist unser Verhältnis gerade schlechter denn je. Nur weil ich nicht den Mumm habe, mit ihm offen darüber zu reden. Es tut mir unendlich leid, dass ich ihn so mies behandelt habe, doch ich weiß einfach nicht, wie ich es wieder gut machen kann. Oder gar, wie ich ein Gespräch beginnen soll. Wird er mir überhaupt zuhören wollen? Wird er mich verstehen? Ich bezweifle es, ich verstehe mich ja selbst nicht. Murdoc bemerkt meinen Blick, der durch den Flur zu Yeon geht und lächelt mich verschmitzt an.
„Du solltest mal mit ihm reden. Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber ein Gespräch würde sicher helfen."
Ohne zu zögern lege ich die Farbrolle ab und gehe in den Flur. Ich höre noch, wie mir Murdoc hinterher zischt:
„Doch nicht jetzt, wo alle dabei sind!"
Doch ich bin bereits im Flur und gehe auf Yeon zu. Ich muss die Gelegenheit nutzen, wenn ich schon mal den Mut dafür gefunden habe.


From Guardian to Lover -  A Korean LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt