Hi ihr lieben Bienchen,
bitte verzeiht mir, dass der Upload heute so spät kommt. Ich wurde bei meinem Tätowierer aufgehalten :-D
Dafür gibt es heute wieder ein etwas längeres Kapitel. Und weil Weihnachten ist, kriegt ihr über die Feiertage jeweils noch Kapitel dazugeschenkt <3
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen und eine entspannte Weihnachtszeit! <3
Eure Bee <3
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YEON
In der Nacht liege ich noch lange wach und scrolle durch mein Handy. Eine innere Unzufriedenheit und Unruhe lässt mich nicht müde werden und irgendetwas geht mir verdammt nochmal auf den Piss! Und ich weiß nicht was und warum! Sumi hat von der Situation mit Areum Park – dieser kranken Schnalle – erzählt und wir konnten sogar kurz über den Kuss reden. Das Gespräch war eigentlich ganz gut – besser als gedacht – und trotzdem bin ich unzufrieden, fast schon enttäuscht. Aber was habe ich erwartet? Dass ich ihn küsse und er sich Hals über Kopf in mich verliebt? Ganz bestimmt nicht! Dafür denke ich zu realistisch und rational, als dass ich so ein Szenario erwartet haben könnte. Er hat bisher immer gedacht, hetero zu sein, natürlich hat ihn der Kuss jetzt völlig durcheinander gebracht. Trotzdem versuche ich, meiner schlechten Laune auf den Grund zu gehen und grüble weiter nach.
Irgendwann muss ich mir eingestehen, dass mein Kopf zwar realistisch denkt, mein Herz sich aber nach dem Kuss unendliche Hoffnungen gemacht hat. Ich kenne Sumi nun eine ganze Weile und habe nicht erwartet, dass er meine Gefühle erwidert, und trotzdem hatte ich tief in meinem Inneren die leise Hoffnung, dass er es vielleicht doch tut. Die Art, wie er mich küsste, verriet mir eigentlich, dass es ihm gefallen haben muss. Und trotzdem reagierte er darauf, indem er ins Badezimmer floh. Irgendwie ärgere ich mich auch über mich selbst, dass ich trotz meines Vorhabens, ihm nichts von meinen Gefühlen zu ihm zu zeigen, genau das Gegenteil getan habe und ihn dadurch nur noch mehr verwirre. Wahrscheinlich habe ich dadurch alles nur noch schlimmer gemacht und ihn total abgeschreckt. Ich hätte es ihm vielleicht in einem anderen, ruhigen Moment sagen sollen. Aber nun ist es eben passiert und ich kann es nicht rückgängig machen. Jetzt kann ich eigentlich nur noch abwarten und auf eine positive Meinung hoffen, aber allzu große Erwartungen sollte ich besser nicht haben! Müde fahre ich mir mit der Hand durchs Gesicht und seufze, dann suche ich auf meinem Handy nach freien Wohnungen.
Am nächsten Morgen – ich habe so gut wie kein Auge zugemacht – stehe ich früh auf und bin gerade dabei, Frühstück zu machen, als Sumi verschlafen ins Wohnzimmer kommt. Schweigsam hilft er mir, schnell den Tisch zu decken und kurze Zeit später sitzen wir uns still gegenüber. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie es ihm nach gestern Abend gehen muss. Areum Park und der Kuss. Ob er genauso wenig geschlafen hat wie ich? Irgendwann gibt Sumi einen lauten und langen Seufzer von sich, dicht gefolgt von einer vorgeschobenen Schmolllippe.
„Ich find's voll kacke, dass ich momentan keine Termine mehr habe!"
Ich schaue ihn zweifelnd an und lasse die Essstäbchen sinken.
„Du weißt schon, dass deine Mutter beziehungsweise Managerin bisher deine Termine für dich gemacht hat? Und dass du sie gefeuert hast?"
Sumi schlägt sich mit der flachen Hand auf die Stirn, dass es laut klatscht und verzieht das Gesicht zu einer Grimasse.
„Ach ja, stimmt!" stöhnt er laut. „Ich muss mich ja jetzt erstmal um einen neuen Manager kümmern! Ob ich wohl einen Aufruf starten sollte?"
Ungläubig halte ich beim Essen inne und starre ihn lange an. Ist das sein Ernst?
„Ich nehme es zurück, dass du nicht dumm bist!" knurre ich gereizt. „Das ist eine ganz beschissene Idee! Was meinst du, was dann los ist, wenn die Medien erfahren, dass du keine Managerin mehr hast?! Reicht doch schon, wenn die Medienheinis erfahren, dass du bei Areum Park verkackt hast!"
Sumi lässt die Kaffeetasse sinken und blickt an die Decke, wie ein kleines Kind, das im Unterricht eine schwere Matheaufgabe gestellt bekommen hat. Manchmal ist er wirklich süß.
„Dann mache ich mich eben im Internet schlau. Ich kann ja eine professionelle Agentur oder so kontaktieren. Apropos schlau machen." Er stellt die Tasse ab und blickt mich mit großen, glitzernden Augen an. „Ich habe ein zwei Wohnungen gefunden, die interessant sein könnten."
„Aber?"
Sumi seufzt und ich kann sehen, dass er seine Hände unter dem Tisch nervös knetet.
„Ich habe irgendwie Schiss. Ich habe noch nicht angerufen."
„Dann machst du das jetzt," meine ich und deute auf sein Handy, dass neben ihm auf dem Tisch liegt. „Du rufst da jetzt an und machst einen Besichtigungstermin. Das ist nicht schwer. Du musst ja deinen richtigen Namen erstmal nicht verraten." Ich schiebe sein Handy näher zu ihm.
„Ich weiß nicht. Sie haben bestimmt schon jede Menge Anfragen."
„Das weißt du erst, wenn du da anrufst."
„Aber was ist, wenn die Wohnungen schon weg sind?"
„Dann wirst du weitersuchen und weiter rumtelefonieren."
„Aber was ist, wenn ich gar keine Wohnung finde?"
„Sumi!"
Nach einigem Hin und Her, bei dem ich einiges an Überzeugungsarbeit leisten musste, hat sich Sumi letztendlich doch getraut und die beiden Nummern angerufen. Zu meiner Überraschung hat er eine verdammt heiße Telefonstimme und er stellt sich besser an, als wir beide gedacht haben. Während der Gespräche lässt er sich seine Unsicherheit nicht anmerken und als er auflegt, bin ich innerlich ein wenig stolz auf ihn.
„Du wirst mich doch begleiten, oder?"
„Wieso?"
„Weil ich das allein nicht schaffe!"
„Sumi, du bist alt genug. Natürlich schaffst du das!"
„Aber ich weiß doch nicht, worauf ich achten soll bei den Wohnungen. Ich habe überhaupt keine Ahnung! Du kannst mich doch jetzt nicht so hängen lassen!"
„Dich hängen lassen?"
„Ja, immerhin hast du mich überredet, da anzurufen. Dann musst du jetzt auch mit!"
„Das macht überhaupt keinen Sinn. Du willst die Wohnung, nicht ich!"
„Yeon, bitte!"
„Nein!"
Das geht noch eine ganze Weile so, während wir frühstücken, bis ich mich letztlich breitschlagen lasse und Sumi am späten Nachmittag zu seinen Besichtigungsterminen begleite. Immerhin muss ich das Prinzchen auch noch fahren, er hat ja keinen Führerschein und mit dem Taxi will der feine Herr nicht fahren.
Am Nachmittag kommen wir vom ersten der beiden Termine zurück und schmeißen uns ins Auto, wo wir für einen Augenblick einfach nur schweigend sitzen bleiben und durch die Frontscheibe starren. Ich kann noch nicht begreifen, was ich da gerade eben gesehen habe. Sumi scheint es ähnlich zu gehen, aber er ergreift zuerst wieder das Wort.
„Wie kann eine so kleine Wohnung so viel Miete kosten?!" empört er sich und wirft die Arme nach oben. „Das ist unverschämt! Und hast du gesehen, wie ranzig die war? Und dann diese schlechte Lage! Ich hätte nicht mal ein eigenes Klo gehabt! Was eine Abzocke!"
Ich starte den Motor und fahre vom Parkplatz, während Sumi weiter zetert und seinem Frust freien Lauf lässt.
„Das ist ganz normal. Gute Wohnungen sind eben teuer und trotzdem heiß begehrt," sage ich dann nach einer Weile, um ihn etwas zu beruhigen. Alles Aufregen bringt ja nichts.
„Ich will nicht wissen, wie die nächste Wohnung aussieht! Ich bin wahrlich kein Geizhals, aber für dieses Geld kann man doch wohl etwas Vernünftiges erwarten!"
„Du solltest deine Ansprüche und Erwartungen etwas zurückschrauben."
Seufzend stützt Sumi sein Kinn auf der Hand hab und blickt durch das Autofenster nach draußen. Die grellen Neonlichter rauschen ans uns vorbei und es dämmert bereits leicht. Wir haben eindeutig zu lange in dieser schäbigen Wohnung verbracht.
„Ein eigenes Leben zu beginnen habe ich mir irgendwie anders vorgestellt," höre ich ihn leise murmeln.
„Das wird schon noch werden. Das war gerade mal die erste."
„Wie bist du an deine Wohnung gekommen?"
„Durch Mr. Namgung."
„Du Glückspilz," seufzt Sumi und atmet lange aus.
„Mhm," brumme ich nur, dann kommt mir eine Frage in den Sinn. „Apropos Geizhals. Hast du deine finanziellen Angelegenheiten ...geregelt?"
Sumi blickt mich kurz fragend an, dann scheint er zu verstehen, was ich meine. Seine Mutter hatte bisher immer Zugriff auf sein Konto, wodurch sie sich dieses luxuriöse Leben erst leisten konnte. Das war wohl noch aus der Zeit, als Sumi noch zu jung war, um eine so große Summe auf seinem Konto verwalten zu können, also hat seine Mutter das übernommen. Da er dies nie geändert hat, hatte seine Mutter bis heute uneingeschränkten Zugriff auf sein Konto und somit auch sein Geld. Da er jetzt nicht mehr zuhause wohnt, sollte er das meiner Meinung nach schleunigst korrigieren.
„Ich habe ihren Zugriff sperren lassen, sie kommt also nicht mehr an die Kohle," meint Sumi trocken und blickt wieder bedrückt aus dem Fenster.
„Mhm," brumme ich wieder und belasse es dabei. Ich will nicht, dass mein kleiner Popstar von anderen, und sei es seine Mutter, so schamlos ausgenutzt wird. Er allein hat Anrecht auf sein wohlverdientes Geld, das sollte er sich von niemandem wegnehmen lassen. Zum Glück kam er von selbst darauf und hat gehandelt.
Auch beim nächsten Termin ist die Wohnung für Sumi nicht sonderlich vielversprechend und bereits nach wenigen Minuten kann ich ihm ansehen, dass er nicht sonderlich angetan ist. Dass er nur das schicke Zuhause von seinen Eltern kennt, erklärt, wieso er so hohe Ansprüche hat. Doch meiner Meinung nach hat die Wohnung eine ruhige Lage, einen tollen, großzügigen Schnitt mit einem großen Badezimmer, einem Balkon und einem eigenen Stellplatz, ganz zu schweigen von den vielen Räumen. Sumi hätte ein großes Schlafzimmer, ein riesiges, offenes Wohnzimmer mit toller Küche und zwei zusätzliche Zimmer, die er als Abstellraum und Gästezimmer oder ähnliches nutzen könnte. Aber der Makler merkt direkt an, dass der Mieter die Wohnung selbst renovieren muss und Sumi sich schnell entscheiden sollte. Zwei Kriterien, die meinen blonden Popstar etwas überfordern. Unsicher nimmt er mich zur Seite.
„Wie findest du die Wohnung?" Ich schenke ihm einen Blick, der sagt, dass ich ihm die Entscheidung nicht abnehmen werde. Sumi stöhnt genervt, wirkt aber unsicher und friemelt an seiner Jacke herum.
„Wenn dir die Wohnung gefällt und du ein gutes Bauchgefühl hast ...? Das bisschen renovieren ist kein Problem."
Sumi nickt langsam, dann scheint er seine Entscheidung getroffen zu haben.
„Sie ist nicht perfekt, aber man kann sicher was Schönes draus machen." Ich nicke zustimmend.
Kurz darauf gibt Sumi dem Immobilienmakler eine feste Zusage und noch vor Ort wird der Mietvertrag unterschrieben und die Schlüsselkartenübergabe abgewickelt. Nachdem der junge Makler uns noch einige Details zur Wohnung und zum Türschloss erklärt, verlassen wir den Wohnkomplex und treten hinaus in die frische Herbstluft. Sumi ist total sprach- und fassungslos, sein Gesicht hat jegliche Farbe verloren. Ich mustere ihn fragend.
„Ging dir das zu schnell?"
Sumi nickt schwach und öffnet leicht den Mund, ihm entweicht nur ein hohes Fiepsen. Ich zünde mir eine Zigarette an und ziehe kräftig daran. Wüsste ich es nicht besser, würde ich ihm jetzt einen Zug anbieten.
„Mach dir mal nicht so viele Gedanken. Ich werde dir helfen, also wirst du das nicht allein durchstehen müssen."
Mein kleiner Popstar blickt zu mir hoch, dann lächelt er mich lange an und ich kann sehen, wie seine Wangen langsam wieder Farbe bekommen. Der erste Schock scheint verdaut zu sein.
„Mit was müssen wir zuerst beginnen?"
„Als Erstes müssen wir die Wohnung auf Vordermann bringen. Streichen und kleinere Reparaturen vornehmen. Zeitgleich solltest du dich um ein Umzugsunternehmen kümmern. Die werden deine Sachen aus der Villa holen und in deine Wohnung bringen. Das, was dann noch fehlt, werden wir dir dann besorgen."
SUMI
Am Abend beim Abendessen bin ich für meine Verhältnisse sehr ruhig und wortkarg, was mir sehr leidtut für Yeon. Er hat mal wieder hervorragend gekocht und gerne würde ich mich etwas mit ihm unterhalten, doch irgendwie ist mir nicht danach. Den heutigen Tag muss ich erst einmal verarbeiten. Irgendwie ging es jetzt doch sehr schnell. Für manch einen ist es kein großes Ereignis, sich eine eigene Wohnung zu suchen, doch für mich ist es vielmehr als das. Der Umzug geht auch mit der Trennung von meiner Mutter einher und das ist für mich der weitaus größere Schritt. Ich kann es immer noch nicht begreifen, dass ich mich endlich, mit 26 Jahren, von meiner toxischen Mutter loslösen und endlich ausziehen werde. Eigentlich sollte es mich freuen, diesen Schritt zu gehen und mein eigenes Leben beginnen zu können, doch stattdessen empfinde ich tiefe Schuldgefühle und das mildert meine Freude über die erste, eigene Wohnung. Ich habe Zweifel, ob es das Richtige ist und ob ich richtig vorgegangen bin. Hätte ich vielleicht vorher noch einmal mit ihr reden sollen? Ich fühle mich, als würde ich sie gerade hintergehen und betrügen, als müsste ich ihr Rechenschaft ablegen und dass das, was ich da tue, mehr als falsch ist. Ich fühle mich erbärmlich.
„Haben sich die Aufregungen über dich in den Medien inzwischen wieder beruhigt?" fragt mich plötzlich Yeon und holt mich damit aus meinen tiefen, düsteren Gedanken.
„Es geht," entgegne ich und blicke von meinem Teller auf, „viele zerreißen sich das Maul über mich. Stellen Spekulationen an, was es mit meiner Panikattacke auf sich hat, dass meine Karriere nun ruiniert wäre, ich unheilbar krank bin. Das Übliche eben."
„Ich finde es sehr beeindruckend, wie du mit so was umgehst. Es ist sicher nicht einfach, mit so viel Kritik umzugehen und so um Fokus anderer Menschen zu stehen."
Mein Herz macht einen Satz und mir wird regelrecht warm bei seinen Worten. So viel Verständnis und Empathie, wie Yeon mir in letzter Zeit entgegengebracht hat, kannte ich bisher einfach nicht. Weder von meinen Eltern noch von sonst irgendwem. Niemand hat sich bisher darum geschert, wie es mir geht oder hat sich die Mühe gemacht zu verstehen, was in mir vorgeht. In diesem Moment bin ich wieder so dankbar für Yeon, dass mir die folgende Frage einfach so rausrutscht.
„Wie kann ein Mensch wie du nur Single sein?"
Yeon grinst mich an und lehnt sich im Stuhl zurück. Inzwischen haben wir fertig gegessen und ich fühle mich ein wenig besser. Er ist ein hervorragender Koch!
„Wieso? Bin ich etwa Boyfriend Material?"
Plötzlich merke ich, dass es ein Flirt sein soll und schlagartig werde ich rot. Verdammt, wie soll ich damit umgehen? Soll ich darauf eingehen? Und ja, verdammt, er ist Boyfriend Material!
„I-Ich habe n-nur so darüber nachgedacht und ...mich das gefragt," stammle ich nervös.
„Du denkst also über mich nach?" fragt Yeon und sein Grinsen wird breiter. Ich merke, dass meine Wangen regelrecht glühen und ich rutsche auf meinem Stuhl unruhig herum. Was soll ich nur sagen? Yeon blickt mir tief und durchdringend in die Augen.
„Ich hoffe, es sind gute Gedanken über mich."
Ich starre ihn sprachlos und heillos überfordert an, während mein Herz komplett verrückt spielt. Was macht er nur mit mir! Wieso flirtet er auf einmal mit mir? Mein Bodyguard lacht, als er meinen wahrscheinlich dümmsten Gesichtsausdruck aller Zeiten sieht und steht auf, um den Tisch abzuräumen. Wieso fällt ihm alles so leicht und mir so verdammt schwer? Gerne würde ich etwas dazu sagen, doch ich weiß nicht was, aus Angst, etwas Falsches zu sagen.
Ich stehe ebenfalls auf und helfe Yeon, das Geschirr in die Küche zu bringen. Wir stehen nebeneinander, während er abspült und ich abtrockne. Irgendwie habe ich den sehnlichsten Drang, etwas sagen zu müssen, um diese stille Mauer wieder zu durchbrechen, die sich zwischen uns aufgezogen hat, nachdem ich nicht auf seinen Flirt eingegangen bin. Plötzlich fühle ich mich so weit weg von ihm, als würde ich langsam auf einem Floß von ihm wegtreiben und das will ich nicht.
„Meine Frage war ernst gemeint," sage ich schließlich nach einer Weile der Stille.
„Meine auch."
Ich schlucke schwer.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann wie du Single ist."
„Wieso?"
„Na, wegen vielen Dingen!"
Yeon seufzt kurz und reicht mir den letzten Teller, bevor er die Gläser abwäscht.
„So ist es eben. Mein Job ist nicht sehr beziehungstauglich und bisher hat es auch niemand lange mit mir ausgehalten."
„Wegen deiner kühlen, ehrlichen, zynischen, sarkastischen und lakonischen Art?"
Der Schwarzhaarige lacht kurz rau und kehlig auf, was mir einen wohligen Schauer verpasst, dann blickt er mich aus den Augenwinkeln an.
„Das bringt es auf den Punkt."
Ich merke wieder einmal, dass ich diese lockere und heitere Art an ihm unheimlich mag und am liebsten jede einzelne Sekunde jedes einzelnen Tages sehen will.
„Meine Mutter sagte letztens, nur die richtigen Menschen werden immer erkennen, dass man ein gutes Herz hat. Tja, und dieser Mensch war wohl noch nicht dabei," erzählt Yeon dann weiter, „ich habe es aber auch irgendwann aufgegeben, denke ich. Ich habe keine Lust mehr auf dieses dumme Kennenlernen und auf Dates gehen und den ganzen Scheiß."
„Keine Lust mehr? Du klingst wie ein Rentner, der in seinem Leben keinen Sinn mehr sieht! Du bist wie alt?" frage ich scherzhaft, doch mir fällt auf, dass ich wirklich nicht weiß, wie alt er eigentlich ist. Was weiß ich denn über ihn.
„32," ist seine knappe Antwort.
Oha.
„Und was ist an mir jetzt so anders?" frage ich schnell unüberlegt und erst, als ich die Frage bereits gestellt habe, fällt mir auf, was ich da eigentlich wissen will. Will ich ihm eine Antwort entlocken, wieso er auf mich steht? Doch statt mich auszulachen oder mir einen blöden Konter zu geben, blickt mich Yeon nur fragend an. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
„Na, der Kuss und deine Aussage, du hättest nicht spontan gehandelt und dass du es mir eigentlich nicht sagen wolltest. Da-Daraus erschließt sich mir, dass du schon ...länger darüber nachdenkst."
Yeon seufzt erneut, stellt das Glas ab und dreht sich zu mir um, um mich besser ansehen zu können. Er scheint einen Moment zu zögern, was mich immens verunsichert.
„Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen. Also eigentlich überhaupt gar nicht! Und nicht, bevor du dir nicht deine eigene Meinung gemacht hast, um dich nicht zu beeinflussen. Aber ...ich mag dich. Ich mag dich sehr, Sumi. Mehr als nur als Freund. Ich wollte dir das eigentlich nie sagen, um unser Arbeitsverhältnis nicht negativ zu beeinflussen, aber die Dinge haben sich eben anders entwickelt. Nun weißt du, dass ich auf dich stehe."
„A-Aber warum?" Ich schaue ihm tief in die Augen, mein Herz rast wie verrückt und mein Atem geht schneller. Nicht vor Panik, sondern vor Aufregung und innerlich spüre ich eine Anspannung, die mich kaum merklich zittern lässt. Ich will es hören. Ich will es so unbedingt von ihm hören!
„Ich weiß es nicht. Es ist einfach so."
Diese knappe Antwort kommt so plötzlich, wie meine innere Aufregung daraufhin wieder verschwindet. Irgendwie ist sie sehr frustrierend und ernüchternd und ich stutze kurz, weil ich nicht damit gerechnet habe. Was zum Geier habe ich denn jetzt überhaupt erwartet? Dass der lakonischste Mann, denn ich auf diesem Planeten kenne, mir einen ellenlangen Liebesbrief zitiert? Ich wende mich wieder dem Abtrocknen des Geschirrs zu und versuche, mich damit abzufinden, doch ich merke, dass das meine Frage noch nicht beantwortet hat und meine Neugier nur noch mehr schürt. Ich will und muss wissen, wieso ein Mann wie er auf einen wie mich steht!
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From Guardian to Lover - A Korean Lovestory
RomanceWährend Yeon sein Dasein als Gelegenheitsbodyguard mit einem ziemlich brutalen Ruf fristet, lebt Sumi als weltbekannter Kpop-Star und regelrechter Strahlemann ein Leben in übermäßigem Reichtum. Unterschiedlicher könnten die beiden also nicht sein. D...