Kapitel 17

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SUMI

Als ich mich umdrehe, ist Yeon plötzlich aufgestanden und geht schnellen Schrittes zur Tür.

„Wo gehst du hin?" frage ich ihn verwirrt. Was hat er auf einmal?

„Ich warte draußen!" mault er und bevor ich noch etwas sagen kann, ist er auf den Flur getreten und lässt die Tür recht unsanft hinter sich ins Schloss fallen. Verdutzt und überfragt schaue ich ihm noch einen Moment hinterher. Ich verstehe nicht, was das gerade war. Habe ich etwas falsch gemacht? Oder etwas Dummes gesagt? Ich seufze schwer und drehe mich wieder zu meinem Schrank um. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Ohne es zu wollen oder dass ich wirklich Einfluss darauf habe, werde ich wieder unsicher.


Nachdem ich endlich ein Outfit gefunden, mich zurecht gemacht und das Zimmer grob aufgeräumt habe, hole ich Yeon wieder zurück ins Ankleidezimmer. Seine Miene ist finsterer als zuvor. Ich lasse mich davon nicht beirren und stelle mich vor ihm auf, um mein Abendoutfit zu präsentieren.

„Und? Was meinst du? Kann ich mich so blicken lassen?" frage ich optimistisch und drehe mich mehrmals im Kreis. Ich trage einen wunderschönen, nachthimmelblauen Anzug mit feinem Brokat an Kragen und Säumen, goldenen Manschettenknöpfen, einer farblich abgestimmten Fliege und einem Korsett aus demselben Stoff wie der Anzug. Dazu trage ich passenden Goldschmuck an Ohren, Hals und Fingern. Ich persönlich finde mich hinreißend und würde mich am liebsten selbst vernaschen. Yeon dagegen starrt mich überfragt an und zuckt mit den Schultern. Ich halte in meiner Drehung inne und lasse die Arme sinken.

„Ich habe keine Ahnung, ich bin kein Stylist," grummelt mein Bodyguard und wendet seinen Blick ab.

„Du wirst doch wohl noch erkennen können, ob jemand gut aussieht oder nicht!" sage ich schmollend und betrachte mich prüfend im Spiegel. Doch, ich sehe bezaubernd aus!

Yeon schaut finster drein und zuckt erneut mit den Achseln, was mich innerlich sofort wieder verunsichert und irgendwie auch frustriert. Sollte mir seine Meinung nicht eigentlich egal sein?

„Hach, ich bin wohl selbst schuld," seufze ich schließlich theatralisch und fasse mir an die Stirn, „wie konnte ich auch von einem einfachen Mann wie dir eine so komplexe Antwort erwarten. Du kannst so etwas Schönes ja gar nicht beurteilen. Schrecklich."

Ich richte meine Haare im Spiegel und bemerke einen bösen Blick in der Seite. Auch wenn es Sarkasmus meinerseits war, scheint ihn mein Kommentar verärgert zu haben. Das bringt mich unweigerlich zum Schmunzeln. Dann drehe ich mich wieder zu Yeon um und mustere ihn kurz von oben bis unten. Er sieht fantastisch aus in seinem klassischen Smoking. Doch dann fällt mir trotzdem noch etwas auf und gehe schließlich entschlossen auf ihn zu, um seine Fliege neu zu binden. Sie sieht furchtbar aus. Yeon versucht sich zu wehren und den Knoten festzuhalten, aber ich schlage seine Hand weg und ziehe ihn an dem dünnen Stoffband wieder näher zu mir heran. Kleines, bockiges Kind! Geschickt öffne ich den Knoten und beginne, die Fliege neu zu binden. Aus irgendeinem Grund gelingt es mir nicht sofort, weil meine Hände ein wenig zittrig sind. Ich spüre Yeons ruhigen Atem und rieche seinen unverkennbaren Duft, eine Mischung aus herbem Parfüm und ein Hauch von Zigaretten. Plötzlich werde ich nervös, als ich seinen durchdringenden Blick auf mir spüre und bemerke zeitgleich, dass er angespannt ist. Seine kräftigen Armmuskeln zeichnen sich nun mehr als deutlich unter dem Anzugstoff ab. Angestrengt versuche ich, nicht hoch zu blicken und mich auf die Fliege zu konzentrieren, denn ich weiß genau, dass ich sofort rot anlaufen würde.

„Ich möchte nur, dass du gut aussiehst," murmle ich und tue so, als wäre ich nur auf das Binden des Stoffes fixiert. Dabei ignoriere ich das warme Kribbeln, das mir durch den gesamten Körper fährt und mir eine Gänsehaut verpasst. Wieder den Knoten verkackt! Nochmal von vorne.

From Guardian to Lover -  A Korean LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt