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JK POV

"Wie lange musst du jetzt eigentlich noch pausieren?" Überrascht von der plötzlichen Frage, die an mich gerichtet war, blickte ich von meinen Händen in meinem Schoß auf. Neben Namjoon, der mir die Frage gestellt hatte, blickten mich noch mindestens drei weitere, neugierige Augenpaare an - Hoseok, Yugyeom und Mingyu. Sie alle zogen sich gerade ihre Trainingsmontur an, während ich lediglich daneben saß und mehr oder weniger geduldig wartete. "Der Arzt meinte, dass ich, wenn ich nächste Woche keine Beschwerden mehr haben sollte, langsam wieder mit dem Training starten kann", erwiderte ich dann leise seufzend und reichte meinem besten Freund seinen Helm. Namjoon nickte verstehend und setzte sich den Helm auf den schwarzen Haarschopf, während Hoseok mir aufmunternd auf die Schulter klopfte und sanft lächelte. Der Ältere strich sich ein paar der wirren, schwarzen Locken aus der Stirn und anders als Namjoon setzte er sich seinen Helm noch nicht auf.

Nicht ohne Grund gehörten die beiden schwarzhaarigen Jungs zu meinen engsten und besten Freunden. Sie kannten mich manchmal besser als ich mich selbst und sie merkten fast sofort, wenn etwas nicht stimmte. Es war also keine Überraschung, dass Hoseok merkte, wie sehr mich der Fakt frustrierte, dass ich nach fast sechs Wochen noch immer nicht mittrainieren durfte. Und das auch nur, weil ich zu unvorsichtig war und mir beim Training vor knapp eineinhalb Monaten einen blöden, unnötigen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zugezogen hatte.

Für jemanden wie mich, der gerne aktiv war und sich körperlich auspowerte, war es die Hölle auf Erden sechs Wochen lang eigentlich rein gar keine sportliche Aktivität ausführen zu dürfen, zumal ich es absolut vermisste, das Eis unter den Kufen meiner Schlittschuhe, das Adrenalin, welches mein Körper beben ließ, und die Euphorie, jedes Mal, wenn der Puck die Torlinie überquerte, zu spüren. Ja, sogar das Tragen meiner ungemein schweren Schutzausrüstung vermisste ich.

"Na kommt, lass uns schon mal in die Halle gehen. Vielleicht ist der neue Coach auch schon da", wechselte Namjoon dann dankbarerweise das Thema und wir folgten ihm. Auch wenn ich schon jetzt fast gar keine Schmerzen mehr hatte, durfte ich noch immer nicht mitmachen, weshalb ich leise vor mich hin seufzte und mir die Beanie über die langen, schwarzen Haare zog. Auch wenn ich die Kälte der Eishalle nach all den Jahren liebte und mich an sie gewöhnt hatte, war sie immer nochmal ein ganz anderes Kaliber, wenn man nur neben dem Feld auf der Bank saß und nichts tat.

Ich war auch eigentlich nur hier, weil wir heute den neuen Coach kennenlernten. Nachdem unser alter Trainer einfach zu einem anderen Verein gewechselt und uns kurz vor den Qualifikationen für die kommende Season verlassen hatte, was ich und viele meiner Teammitglieder noch immer nicht fair fanden, hatte unsere Schule passend zum Schuljahresbeginn einen neuen Trainer anwerben können, der tatsächlich sogar auch neuer Sportlehrer an der Schule sein sollte, sofern ich den Gerüchten denn glauben schenken durfte. Letztendlich war es mir aber egal, er sollte lediglich seinen Job machen und auch ernst nehmen. Einige von uns Jungs machten dieses Hobby eben nicht nur weil es uns Spaß machte, sondern auch weil sie Träume hatten und hofften vielleicht einmal erfolgreiche Sportler ganz oben an der Spitze der Nationalliga zu werden.

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Kaum hatten wir uns alle versammelt, meine Teamkollegen und Freunde mit unserem neuen Trainer auf dem Eis und ich außerhalb an die Bande gelehnt, trat der braunhaarige Mann vor uns. "Bevor wir loslegen, stelle ich mich erstmal vor", schmunzelte er und blickte neugierig in die Runde, "Ich bin Park Guwon, neuer Sportlehrer hier an der Schule und offensichtlich auch euer neuer Coach. Vor knapp zwanzig Jahren musste ich leider aufgrund einer Verletzung aus dem Profisport aussteigen, durfte dann aber als Coach anfangen junge und energiegeladene Jungs wie euch zu trainieren, die, wie ich damals, für das Eishockey brennen. Es ist mir eine wirkliche Ehre euch nun auf eurem Weg begleiten und meine Erfahrungen mit euch teilen zu dürfen. Mir ist durchaus bewusst, dass euch die Qualifikationen für die kommende Season durch die Lappen gegangen sind und verstehe absolut, dass ihr gefrustet seid, immerhin war es ja nicht einmal euer Verschulden, aber seid euch sicher, dass ich alles daran setzen werde euch bestens für die nächsten Qualis vorzubereiten. Auf eine gute Zusammenarbeit!" Applaus und Gejubel ertönte, welchem ich mich stumm anschloss und dann die Hände in den Taschen meiner grauen Sweatjacke vergrub.

Profisport, huh? Skeptisch betrachtete ich den Mann mittleren Alters, vielleicht anfang oder mitte vierzig. Seine Schultern waren breit, die Arme und Schenkel von jahrelangem Training geformt und sein Stand auf dem Eis mehr als nur sicher. Anscheinend hatte er wirklich Ahnung von dem, was er tat. Hoffentlich bewahrheitete sich diese Theorie auch.

"Für heute würde ich erstmal sagen, dass ich euch in zwei Teams einteile und ihr spielt. Auch wenn euer alter Coach mir eure Leistungen mitgeteilt hat, möchte ich mir selbst ein Bild von euch machen", erklärte er dann und begann die Jungs je nach ihren Positionen aufzuteilen. 

"Jeon Jungkook, Mittelstürmer... pausiert", Mr. Park blickte überrascht von dem Klemmbrett auf und ließ seine dunklen Augen über meine Freunde wandern, bis er direkt mich musterte. "Das bist dann wohl du. Was ist mit dir, Jeon, hm?", fragte er und verschränkte die Arme skeptisch vor der Brust. "Verletzung, Sir", erwiderte ich kleinlaut und fühlte mich unter seinen kritischen Augen tatsächlich ein wenig eingeschüchtert. Was war los mit mir? Sonst nahm ich mir doch auch kein Blatt vor den Mund. Der Ältere seufzte tief und lächelte dann schwach, "Da kann man dann wohl nichts machen. Ich hab viele Gerüchte über dich gehört." Er hatte von mir gehört? Wie? Woher? "Also der Arzt meinte, dass ich nächste Woche wieder fit sein sollte", erwiderte ich und blickte den Coach aus großen, hoffnungsvollen Augen an. Vielleicht gab er mir ja die Chance mich nächste Woche nochmal beweisen zu können. 

Und tatsächlich schmunzelte Mr. Park amüsiert und nickte, "Das ist die Art von Motivation, die ich mir gewünscht habe, aber werde erstmal wieder richtig fit, dann schauen wir weiter." Daraufhin wendete er sich wieder an die Spieler auf dem Feld und wies sie an sich aufzuwärmen. Das kleine, selbstgefällige Grinsen, das meine Lippen umspielte, konnte und wollte ich mir nicht verkneifen. Nächste Woche würde ich ihm beweisen, dass das alles nicht nur bloße Gerüchte waren. Park Guwon würde schon sehen.

COLD AS ICE // 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt