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JIMIN POV

Augenblicklich schloss ich den Mund und spürte meine Wangen voller Scham nur noch heißer werden. Das alles war so einfach nicht geplant gewesen. Natürlich liebte ich Jungkook und ich wollte es ihm ja auch sagen, aber doch nicht heute. Schon gar nicht so zwischen Tür und Angel. Überrascht blinzelte mein Freund mich an, ehe sich seine Miene unglaublich glücklich erhellte. Keine Sekunde später fand ich mich in seinen starken Armen wieder. "Ich liebe dich auch", flüsterte er fast schon etwas ungläubig, aber nicht aus dem Grund, weil er sich seinen Gefühlen nicht sicher war, sondern weil er einfach nicht glauben konnte, dass ihm diese Worte dann doch so leicht über die Lippen fallen würden. Ich hatte nie daran gezweifelt, dass der Schwarzhaarige die magischen drei Worte nicht erwidern würde. Denn auch wenn er es manchmal nicht gut mit Worten zeigen konnten, sprachen seine vielen Gesten und Taten eine ganz klare Sprache.

Dennoch hatte ich mir das alles ganz anders vorgestellt.

Und genau aus diesem Grund gab ich einen leisen, jammernden Laut von mir und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, spürte mein Herz trotz allem unbeschreiblich schnell in meiner Brust klopfen und auch die Schmetterlinge in meinem Bauch rasteten total aus. "Was ist los, hyung?", wollte Jungkook kichernd wissen und ließ seine langen Finger sanft und ungemein beruhigend durch meine Haare gleiten. Ich konnte sein Herz hören, wie es ihm lautstark gegen den Brustkorb hämmerte. "Das war ganz anders geplant", nuschelte ich gegen seine Haut und sogleich überzog sie eine sanfte Gänsehaut. "Liebst du mich etwa doch nicht?", erwiderte er und als ich den Kopf hob, grinste er mich keck an. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und schloss meine Arme fester um seinen Nacken, "Das ist es nicht. Ich wollte es dir zu einem ganz besonderen Zeitpunkt sagen, während einem Date oder an Weihnachten vielleicht. Doch nicht so, wenn ich immer noch nasse Socken anhabe, meine Hose mir unangenehm an den Oberschenkeln klebt und wir gerade meinen Bruder bei... du weißt schon erwischt haben. Außerdem sind wir doch noch gar nicht so lange zusammen. Gerade mal zwei Monate. Ich wollte das einfach nicht überstürzen", gestand ich und schob meine Lippen leicht schmollend vor.

Jungkooks Augen glitzerten voller Wärme und ein strahlendes Lächeln umspielte seine Lippen. "Wen interessiert schon, wann und wo. Normal kann jeder, wir sind eben anders und das ist genau perfekt so. Die Tatsache, dass wir überhaupt zusammen sind, ist so kurios und rückblickend auf unsere Anfänge einfach nur komisch", erwiderte er lächelnd und küsste meine Stirn sanft. Genießend flatterten meine Augenlider zu und verliebt lächelte ich. "Du liebst mich und ich liebe dich. Warum auf den angeblich richtigen Augenblick warten, wenn es sich doch jetzt genau richtig anfühlt? Das Leben kann so schnell vorbei sein, also sollten wir jeden Moment nutzen und genießen, als wäre es unser letzter", fuhr er fort und erstaunt hob ich die Augenbrauen, grinste ihn frech an. "Jeon Jungkook, wann sind wir denn so weise geworden, hm?", neckte ich ihn und lachend schüttelte er den Kopf. "Ich habe gestern die Hausaufgaben für Philo gemacht. Mit Sicherheit hat das auf mich aufgefärbt", kicherte er und betrachtete mich dann amüsiert, "Du bist echt wahnsinnig gut darin die Stimmung zu killen, weißt du das?" Mir dem sehr wohl bewusst nickte ich und drückte seinen Lippen einen kurzen Kuss auf, "Aber du hast recht, mein kleiner Philosoph."

Auch wenn es jetzt doch anders kam, als ursprünglich gewollt, erfüllte es mich mit so viel Glück und Freude, dass ich das Strahlen gar nicht mehr aus meinem Gesicht bekam. Jungkook erging es aber nicht anders. Seine Augen leuchteten und funkelten nur so vor sich hin, konkurrierten mit den Sternen am dunklen Nachthimmel und brachten mein Herz zu Rasen. Er liebte mich tatsächlich. Wow.

Den Scham sich voreinander umzuziehen hatten wir schon lange abeglegt. Wieso sollte uns das auch stören? Vor dem Sportunterricht zogen wir uns ebenfalls voreinander um und es war jetzt nicht unmittelbar so, dass wir uns irgendwas abschauen konnten. Dazu kam, dass wir zusammen waren und es war gängige Sache geworden, dass wir zusammen duschen gingen, wo wir sogar komplett nackt waren. Dementsprechend kümmerte es mich gar nicht, dass der Jüngere in meinem Sitzsack herumlungerte, während ich in eine schwarze Trainingshose wechselte und mir trockene Socken anzog.

"Was machst du?", wollte ich neugierig wissen und stand vor meinem Freund. Er hatte sich ein Fotoalbum neben sich aus dem Regal gezogen und machte lächelnd seine kräftigen Oberschenkel für mich frei, deutete mir mich zu setzen. Kaum hatte ich auf seinem Schoß Platz gefunden, legte er sein Kinn auf meiner Schulter ab und zeigte auf ein Bild, genauer gesagt auf die braunhaarige, junge Frau, die einen kleinen Jungen auf den Armen und einen weiteren an der kleinen Hand hielt - Mum, Wooyoung und ich.

"Deine Mum?", fragte er und ich nickte, ließ meinen Finger gedankenverloren über das Bild fahren. Mein Dad hatte das Foto an meinem 6. Geburtstag geschossen, Wooyoung war damals gerade mal drei Jahre alt. Ich erinnerte mich daran, dass wir an diesem Tag im Zoo waren und mich das große Aquaruim, welches im Hintergrund zu sehen war, ganz besonders fasziniert hatte.

Jungkook betrachtete mich eine Weile nachdenklich, nagte überlegend an seinem Piercing und schlang seinen Arm fester um meine Taille. "Frag ruhig", versicherte ich ihm dann, dass es wirklich okay war und etwas zögerlich nickte er. Ein winziges Lächeln zierte meine Lippen, als ich meinen Kopf auf seiner Brust bettete und seinem beruhigenden Herzschlag lauschte. "Darf ich fragen, wann und wie deine Mum gestorben ist?", sprach er dann die Frage aus, von der ich irgendwie schon geahnt hatte, dass sie kommen würde. Es fiel mir zwar immer noch wahnsinnig schwer über dieses Thema zu reden, dennoch wollte ich es auch nicht weiter vor dem Jüngeren verheimlichen. Außerdem verstand er mich. Jungkook wusste selbst, wie es war, keine Mutter mehr zu haben.

Vielleicht half es ja sogar darüber zu reden? Ein Versuch war es zumindest wert.

Schluckend nickte ich und atmete tief durch. Es war okay. "Sie starb vor fünf Jahren an einem Hirnaneurysma. Wir kamen vom Einkaufen wieder, als sie einfach bewusstlos wurde", zum Ende hin wurde ich immer leiser, bis meine Stimme endgültig verstummte und sich alles schmerzlich zusammenzog. Tränen rollten mir heiß über die Wangen und ein leises Schluchzen entfloh meinen Lippen. Augenblicklich schloss Jungkook das Fotoalbum und legte es zur Seite, um seine Arme fest um meinen zitternden Körper zu schließen.

Immer wieder hauchte er mir zarte Küsse auf den Haarschopf, meine Schläfe und meine Stirn. Er ließ mich weinen, gab mir alle Zeit der Welt, die ich brauchte und genau das bedeutete mir so unglaublich viel, mehr als ihm wahrscheinlich selbst bewusst war. "Ich bin da", flüsterte er mir liebevoll zu und bescherte mir damit trotz allem unbeschreibliches Herzklopfen, "Lass es raus." Der Schwarzhaarige spürte, wie sehr ich das gerade brauchte und ehrlich gesagt, tat es wirklich gut einfach mal alles aus mir herauszuweinen. Es war wie eine Last, die mir von den Schultern genommen wurde - erleichternd und befreiend.

Eine ganze Weile saßen wir einfach nur da, jeder in seinen eigenen Gedanken gefangen, während ich mich allmählich beruhigte und Jungkooks Wärme genoss und der rhythmischen Melodie seines Herzens lauschte. Gedankenverloren ließ er seinen Daumen immer wieder zart über meinen Handrücken streichen. Ich schloss meine Augenlider und erhob leise meine Stimme, "Sie hatte den ganzen Tag schon über Kopfschmerzen geklagt u-und dann ganz einfach so brach sie zusammen. Dad war noch in der Schule. Wooyoung hat so bitterlich geweint... und ständig gesagt, dass sie wieder aufwachen solle, aber das tat sie nicht." Die Erinnerungen schmerzten ungemein und zitternd holte ich Luft, öffnete etwas zögerlich die Augen. Jungkooks waren glasig und er nagte konzentriert an dem kleinen Ring in seiner Lippe. Er fühlte mit mir, teilte mein Leid.

Schwach lächelnd legte ich meine Hand an seine Wange und fing die winzige Träne, die seinem Auge entfloh, mit meinem Daumen auf. Mit geschlossenen Augenlidern schmiegte er sich in die sanfte Berührung. "Ich liebe dich so sehr, Jungkookie", flüsterte ich und augenblicklich erstrahlte ein süßes Lächeln auf Jungkooks Lippen. "Ich liebe dich auch, Jiminie", erwiderte der Schwarzhaarige leise. Letztendlich hielt es nicht mehr länger aus und unsere Lippen trafen sich so unbeschreiblich zart und gefühlvoll.

Jungkook hatte recht. Warum sollte man auf den angeblich richtigen Zeitpunkt warten, wenn es sich doch gerade so richtig anfühlte?

COLD AS ICE // 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt