JIMIN POV
"Hast du auch wirklich alles dabei?" Seufzend nickte ich und sah meinen Dad an, der mich diese Frage nun zum zigsten Mal fragte. Gefühlt war er sogar aufgeregter als ich. Der Februar war angebrochen und brachte uns nicht nur dem Ende des vorletzten Schuljahres näher, sondern auch unserer Abschlussfahrt nach Sapporo, was für mich mit Abstand das größte Highlight des Schuljahres werden würde. Die Hauptstadt der japanischen Insel Hokkaido blühte jedes Jahr aufs Neue zu meiner Lieblingsjahreszeit, dem Winter, in neuen Glanz auf und veranstaltete im Februar das Schneefest, wo dutzende riesige Eisskulpturen zur Schau gestellt werden würden. Dass ich aufgeregt war, war also dementsprechend reinste Untertreibung, denn ich saß wie auf heißen Kohlen und konnte es kaum noch abwarten, bis unser Bus vorfahren und meine Klasse und mich zum Flughafen bringen würde.
"Hab ich", erwiderte ich und setzte mich auf meinen aufgestellten Koffer, "Und wenn nicht, kann ich mir das Vorort jederzeit kaufen. Mach dir keine Gedanken, Dad. Du führst dich auf wie so eine panische Glucke, die eines ihrer Küken aus den Augen verloren hat." Amüsiert musterte ich den Älteren, der vehement den Kopf schüttelte und leicht empört die Brauen kräuselte. "Ich gehe schon nicht verloren. Erstens, bin ich alt genug und zweitens, nicht alleine", fügte ich noch trocken hinzu. Augenrollend (von wem ich das wohl hatte?) verschränkte mein Vater die Arme vor der breiten Brust, doch ich ließ ihn nichts erwidern, als ein allzu bekanntes Auto an der Straße hielt und mein fester Freund, gemeinsam mit San, Taehyung und seiner Tante ausstieg. San verabschiedete sich knapp, winkte mir und meinem Dad zu und verschwand dann eilig nach drinnen, immerhin begann der Unterricht in gut fünf Minuten.
"Hallo", begrüßte Jungkooks Tante uns und richtete ihre interessierten Augen sogleich auf meinen Dad, der die junge Frau mit einer ähnlichen Neugier in seinem Blick musterte. "Hallo. Park Guwon", erwiderte mein Dad charmant lächelnd und reichte der Schwarzhaarige seine Hand, "Jimin und Wooyoungs Vater. Wir hatten die Ehre leider noch nicht miteinander." Schmunzelnd stimmte Jungkooks Tante ihm zu und nickte, "Es freut mich sehr, Guwon-ssi. Ich bin Choi Nuri, Sans Mutter und Jungkooks Tante."
Zwei starke Arme schlangen sich von hinten um meinen Bauch und ein Kinn stützte sich folglich auf meiner Schulter ab. "Hi", flüsterte Jungkook. Das altbekannte Kribbeln wanderte durch meinen Körper und lächelnd hauchte ich dem Schwarzhaarigen einen zarten Kuss auf die kühle Schläfe. "Hi, baby." Ein sanft rosafarbener Schleier legte sich über seine Wangen und seine Lippen verzogen sich zu einem niedlichen Lächeln. "Süß", erwiderte ich noch und schenkte dann unserem gemeinsamen Freund meine Aufmerksamkeit, der seinen Blick sehr dramatisch augenrollend von uns abwandte. "Schon aufgeregt?", fragte ich und spürte Jungkooks heftiges Nicken auf meiner Schulter. "Total. Das wird bestimmt so cool", antwortete auch Taehyung breit grinsend und schob seine vor Kälte zitternden Finger tief in seine Jackentaschen.
- - -
"Du meld-" "Ja, Dad. Ich verspreche hoch und heilig, dass ich mich melden werde", unterbrach ich ihn schnell und seufzend zog mich der Ältere in eine feste Umarmung und ließ mich dann lächelnd in den Bus steigen. Endlich! Grinsend winkte ich ihm noch, doch ich nahm es ihm nicht übel. Wooyoung und ich waren eben sein Ein und Alles und auch wenn er uns manchmal ein wenig zu viel mit seiner Liebe und väterlichen Fürsorge überhäufte, waren wir ihm für alles so unglaublich dankbar. Wenn wir unseren Dad nicht hätten, dann... Nein, das war einfach unmöglich.
"Hat er dich also doch gehen lassen?" Amüsiert musterte mich Hoseok, als er sich auf seinen Sitz kniete und über die Rückenlehne zu Jungkook und mir blickte. "Ich hatte schon gehofft, den Platz neben Jungkook zu ergattern", neckte auch Taehyung, der sich auf den zwei Sitzplätzen zu unseren Linken ausgebreitet hatte. Schnaubend beugte ich mich über den Gang herüber und boxte dem Lockenschopf gegen den Arm. "Vergiss es, Tae." "Ist ja gut, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt. Der Platz hier ist sowieso viel besser", grinste er und schob sich sogleich seine Kopfhörer auf die Ohren, während ich leise schmunzelnd meinen Kopf auf Jungkooks breiter Schulter bettete. Seine langen Finger schoben sich im selben Moment zwischen die meinen und verhakten sich ineinander.
"Ist er immer so?", fragte der Jüngere leise und zaghaft nickte ich, brummte zustimmend. "Nicht immer. Das sind seine Verlustängste, die immer mal wieder durchschlagen. Moms Tod hat uns eben alle auf irgendeine Art und Weise geprägt. Den einen mehr, den anderen weniger. So ist das halt", erklärte ich und zuckte leicht mit den Schultern. "Ich verstehe es", murmelte der Schwarzhaarige und schenkte mir einen verständnisvollen Blick, das Braun seiner Augen voller Wärme und Verbundenheit. Mein Herz hüpfte und wieder einmal führte mir Jungkook vor Augen, wie unglaublich wundervoll er doch war und wie sehr ich ihn liebte. Ganz kurz und gefühlvoll küsste der Jüngere meine Lippen.
Noch immer war Jungkooks Outing für mich so unfassbar surreal und tatsächlich ließ mich die Neugier unserer Mitschüler, die unseren kleinen Moment mitbekamen, ein wenig unwohl fühlen. Jungkooks und mein öffentlicher Kuss nach dem Winterfest-Match war in der Schule eingeschlagen wie eine Bombe. Was hatten wir ertwartet? Das waren DIE News. Nahezu jeder hatte über uns geredet und getuschelt. Sogar die Schülerzeitung hatte einen kurzen Post über uns auf ihrem Instagram hochgeladen und einen spitzen, sehr humorvollen Kommentar an Jungkooks größtenteils weibliche Fanbase gerichtet. Das Feedback war zwar meist positiv ausgefallen und wenn es einem doch missfiel, so wurde dies glücklicherweise nicht geäußert, dennoch war diese ganze Aufmerksamkeit komisch und ungewohnt.
Aber so war das eben, wenn man mit dem Sportsterchen der Schule zusammen war... Mal ehrlich, ändern wollte ich das aber auch niemals.
Warm sammelte sich das Blut in meinen Wangen und verlegen versteckte ich mein Gesicht in Jungkooks Halsbeuge. "Bist du etwa verlegen?", hörte ich den Schwarzhaarigen kichernd fragen und verneinend brummte ich, schüttelte den Kopf und stieß ihm sanft in die Seite. "Ich bin diese ganze Aufmerksamkeit nur noch nicht gewohnt." Wieder erklang Jungkooks niedliches Gekicher, "Ich auch nicht. Ich bereue mein Outing nicht, aber diese Aufmerksamkeit ist eine ganz andere als davor und ich hoffe einfach, dass sich das endlich mal legt. Ich meine, hallo? Das ist jetzt etwas mehr als zwei Monate her. Ja, ich bin offensichtlich schwul oder bi oder was auch immer. Und? Es ist Zeit, darüber hinwegzukommen. Mein Gott!" Als ich den Kopf wieder hob und meinen Blick auf Jungkooks Gesicht richtete, waren seine Wangen nicht weniger gerötet als die meinen und ein kleines Grinsen umspielte seine Lippen. "Bestimmt ist das nach der Fahrt alles Schnee von gestern, weil irgendwas neues spannendes an der Schule passiert ist, das den Fokus von dir beziehungsweise uns auf etwas anderes lenkt. Und spätestens wenn die Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen und alles Drum und Dran der Dreizehnten beginnen, sind wir definitiv nicht mehr interessant genug", erwiderte ich und schenkte dem Schwarzhaarigen ein kleines Lächeln.
Ein vorfreudiges Glitzern leuchtete daraufhin in Jungkooks dunklen Augen auf, als er das Thema wechselte, "Wir fliegen tatsächlich nach Japan!" Ganz hibbelig und aufgeregt schloss ich mich ihm an und offensichtlich bekamen auch Hoseok, Namjoon und Taehyung davon Wind, die ihre Vorfreude nicht weniger noch im Zaum halten konnten.
Auf nach Sapporo!!
DU LIEST GERADE
COLD AS ICE // 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘
Fanfic𝑌𝑜𝑢'𝑟𝑒 𝑙𝑖𝑘𝑒 𝑖𝑐𝑒, 𝑐𝑜𝑙𝑑 𝑏𝑢𝑡 𝑢𝑛𝑑𝑒𝑛𝑖𝑎𝑏𝑙𝑦 𝑏𝑒𝑎𝑢𝑡𝑖𝑓𝑢𝑙. Nach einem Unfall wechselt Park Jimin die Schule, in der Hoffnung dort seine Angst vor dem Eis zu überwinden und wieder zu seinem alten Ich zu finden, denn das Eis...