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JK POV

Ganz ehrlich, dass ich Jimin ausgerechnet zu dieser Uhrzeit draußen antreffen würde, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, umso mehr überraschte es mich, dass ich es tat.

Jetzt gerade stand der Braunhaarige vor mir und ich glaubte wirklich, dass ihm die Augen gleich aus dem Schädel fielen, wenn er sie weiterhin so weit aufriss. Ein sanfter Rosaschimmer zierte seine Wangen und seine dunklen Haare schienen noch vor nicht allzu langer Zeit feucht gewesen zu sein, denn sie waren ein wenig gewellt und definitiv ungestylt, so wie sie ihm ein wenig wirr ins Gesicht fielen. Es war ein wahnsinnig süßer Anblick, der mein Herz sogleich ein wenig schneller schlagen ließ und ein kleines, vertäumtes Lächeln auf meine Lippen zauberte.

"Willst du mir nicht endlich aufhelfen?" Ein kleines bisschen provokant blickte ich zu dem Älteren auf und hob fragend die Brauen. Das schien Jimin aus seinem Schock zu reißen, denn er verschränkte die Arme der Brust und schüttelte frech grinsend den Kopf, "Nö." Diesmal war ich es, der mit den Augen rollte und mich ohne seine Hilfe erhob. Schnell klopfte ich mir den Staub von der Hose, ehe mein Blick zu dem hellbrauen Fellbündel neben Jimin wanderte und sich meine Miene strahlend erhellte.

"Wer bist du denn?" Ich ging ein wenig in die Hocke und wollte meine Hand bereits nach dem Hund ausstrecken, zögerte dann aber doch und blickte fragend zu dem Braunhaarigen auf, "Darf ich?" Jimin lächelte überrascht und nickte dann, hockte sich ebenfalls zu mir und drückte mir sogar noch Leckerlis in die Hand. "Abby ist immer erst etwas skeptisch, was fremde Personen betrifft, aber ihre Liebe geht definitiv durch den Magen", erklärte er schmunzelnd und lockte die Hündin zu sich, die mich zwar ein wenig skeptisch musterte, jedoch nicht abgeneigt zu sein schien, weshalb sie sogar im nächsten Moment von selbst auf mich zu kam und neugierig an der Hand, in der ich die Leckerlis hielt, schnüffelte.

Kichernd, da sich ihre kalte, feuchte Nase merkwürdig auf meiner Haut anfühlte, öffnete ich meine Hand und lächelte glücklich, als der Pudel gierig zulangte und sich dann abwartend vor mich setzte, die Rute freudig wedelnd. "Hast du noch welche?", richtete ich meine Frage sogleich an Jimin neben mir, der mindestens genauso glücklich strahlte wie ich - verdammt, er war einfach perfekt - und griff in seine Jackentasche, ehe mir eine neue Ladung Hundeleckerlis in die Hand drückte, die ich mehr als glücklich entgegennahm und wieder der süßen Hündin meine vollste Aufmerksamkeit schenkte. "Kannst du 'Gib Pfote'?", überlegte ich leise und streckte probehalber meine andere Handfläche aus und tatsächlich, ohne das ich überhaupt etwas sagen musste, legte die Hündin ihre zarte Pfote in meine Hand. "Aww", quietschte ich, reichte ihr sogleich eine Belohnung und streckte meine Hand vorsichtig nach ihrem Hals aus. Als sie tatsächlich nichts dagegen tat, ließ ich sie sanft in ihre hellbraunen Locken gleiten und begann sie zu kraulen. Es dauerte dann nicht lange, da kam sie mir schon entgegen und leckte mir liebevoll über die Wange.

Ich weitete überrascht die Augen und hörte Jimin neben uns amüsiert kichern. Als ich zu ihm blickte, betrachtete er uns mit solch einem liebevollen Blick, dass mir schlagartig ganz warm ums Herz wurde, und ein breites Lächeln umspielte seine vollen Lippen. Damit ich nicht noch auf irgendwelche dummen Gedanken kommen würde, die ich im Nachhinein wahrscheinlich ziemlich bereute, wie zum Beispiel den Älteren hier und jetzt einfach zu küssen, blickte ich schnell wieder weg. Der bloße Gedanke daran ließ mein Herz vor Aufregung höher schlagen und trieb mir die Röte nahezu ins Gesicht.

Dass ich überhaupt mit solch Gedanken spielte, damit hatte ich niemals gerechnet, denn bevor ich Jimin kennengelernt hatte, wäre ich nie auf auch nur auf die Idee gekommen, auch auf Jungen stehen zu können. Mich störte es nicht, dass es so war, keineswegs, aber irgendwie verwirrte es mich und irgendwo schüchterte es mich auch ein wenig ein. Ich hatte zuvor halt immer geglaubt hetero zu sein, aber dann war jener braunhaarige, wunderschöne Junge auf meine Schule gewechselt und hatte meine Gefühlswelt einmal komplett auf den Kopf gestellt. Wen würde das also nicht verwirren?

"Ich sollte los", entschied ich dann, erhob mich und sah den Braunhaarigen verstehend nicken. Ihm schien ebenfalls aufzufallen, wie normal wir uns gerade verhielten und wie ungewohnt das tatsächlich war. Dennoch empfand ich es nicht als unangenehm und ich glaubte, Jimin auch nicht. Er kaute lediglich ein wenig unsicher an seiner plumpen Unterlippe und vergrub die Hände in den Taschen seiner hellblauen Jeansjacke, als wir uns wieder auf Augenhöhe befanden. "Vielleicht trifft man sich ja mal wieder, du Süße", kicherte ich und reichte seinem Hund die letzten Leckerlis, ehe ich meinen Blick auf Jimin richtete und ihn sanft anlächelte, "Bis später dann." Ein wenig schüchtern erwiderte er die Geste und nickte. "Bis dann", flüsterte er und verschwand dann schnell mit seinem Hund in die Richtung, aus der sie zuvor schon gekommen waren. Ich blickte den beiden noch einen kleinen Moment hinterher, lächelte sanft vor mich hin, bis ich mich selbst daran erinnerte vor der Schule noch dringend duschen zu müssen und das würde ich nur schaffen, wenn ich mich jetzt beeilte. 

Als ich zur Haustür hineintrat, hörte ich bereits leises Gemurmel und Geschirrgeklimper aus der Küche und ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass mein frühster Wecker jeden Augenblick klingeln würde. "Guten Morgen", begrüßte ich die zwei Frauen gutgelaunt, die sich überrascht zu mir drehten und etwas erschrocken die Augen weiteten, als sie mich im Türrahmen erblickten. Nachvollziehbar, denn normalerweise war ich immer der letzte, der in diesem Haushalt aufstand. "Kookie, du bist schon wach?" Die Jüngere der zwei Frauen, meine Tante, musterte mich verwirrt, während meine Oma mir besorgt eine Hand auf die Stirn legte, "Geht's dir gut?" Amüsiert schmunzelte ich und nickte, nahm ihre warme Hand in meine und küsste sanft ihre Wange. "Ich konnte nur nicht mehr schlafen, also bin ich Laufen gegangen", erklärte ich, spürte aber noch immer ihren besorgten Blick auf mir, "Es ist wirklich alles in bester Ordnung, aber wenn ihr mich entschldigen würdet, ich müsste noch duschen." Daraufhin scheuchte mich meine Tante quasi schon die Treppe nach oben, "Dann los, los. Wir wollen ja nicht, dass ihr wieder zu spät seid."

Irgendwie bezweifelte ich, dass es seine übliche Tagesroutine war, so früh mit dem Hund rauszugehen. Ob Jimin auch nicht mehr schlafen konnte? Mich ließ der Gedanke nicht los, dass möglicher ich der Grund gewesen bin, der ihm den Schlaf geraubt hatte, so wie er mir meinen genommen hatte. Vielleicht dachte er ja auch an mich...

COLD AS ICE // 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt