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JK POV

"Schickes Mal, das du da hast." Neckend streckte Hoseok den Finger nach meinem Hals aus, grinste amüsiert und wollte den deutlich sichtbare Knutschfleck dort berühren, doch wich ich diesem schnell nach hinten aus und mit roten Wangen schlug Jimin seine Hand weg, unterbrach dabei kurzzeitig das Binden seiner Schlittschuhe, sagte jedoch nichts. Grinsend biss ich mir auf die Lippe und beäugte meinen festen Freund einen Augenblick. Augenrollend plusterte er seine Wangen auf und führte sein Tun nichtsdestotrotz fort. "Vielleicht hätten wir die Zimmer doch anders verteilen sollen, damit Jikook sich nicht ständig ablenkt", merkte Taehyung an, woraufhin Hoseok schleunigst mit dem Kopf schüttelte. "Um Gottes Willen! Dann sind die beiden doch noch schlimmer. Die würden jede freie Minute, die sie hätten, wie zwei Magnete aneinander kleben." "Als täten sie das nicht so schon", fügte Namjoon dem leise schmunzelnd bei. "Oh mein Gott! Nur für den Fall, dass euch noch nicht aufgefallen ist, aber wir können euch hören", murrte Jimin und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er sich leicht eingeschnappt von der Bank erhob und aufs Eis stolzierte, sich unseren Mitschülern dort anschloss.

"Was ist denn jetzt los? Sonst stören ihn unsere Neckereien doch auch nicht. Wir meinten das doch überhaupt nicht böse", erwiderte Hoseok überrascht und blickte dem Braunhaarigen irritiert hinterher. Nicht nur ihn verwunderte Jimins plötzlicher Stimmungswechsel, besonders auch mich. Vorhin war doch noch alles in Ordnung gewesen, aber seit wir zu spät im Bus erschienen waren und die gesamte Aufmerksamkeit aller auf uns gelenkt hatten, verhielt er sich anders, war ruhiger und deutlich in sich gekehrter. "Ich weiß, dass ihr es nicht so meintet und Jimin weiß das sicherlich auch. Ich vermute mal, dass es ihn einfach nur stört, dass die anderen immer noch meinen ihre Nasen in unsere Angelegenheiten stecken zu müssen. Vor meinem Outing hat sich niemand für unsere Beziehung interessiert, eben weil es keiner wusste, aber jetzt sind wir ständig im Fokus. Wir kommen einmal gemeinsam zu spät, schon wird wieder einmal spekuliert und alles auf unsere Beziehung geschoben. Ja, in diesem einen Fall haben wir uns wirklich etwas vergessen, ich geb's zu, aber das trifft doch nicht immer auf alle weiteren Male zu. Wer weiß, vielleicht ist mir ja auch etwas passiert und Jimin hat sich einfach nur um meine Verletzung gekümmert. Natürlich will keiner wissen, was wirklich passiert ist, weil das im Endeffekt nur belächelt wird und jeder sich sich sowieso schon sonst was denkt", gab ich überlegend von mir und ließ meinen Blick über die Eisfläche schweifen und betrachtete den Älteren eine Weile, ehe ich ihm folgte.

Wie so oft zog er mich mit seinen elfengleichen, geradezu perfekten Bewegungen auf dem Eis sogleich in seinen Bann und fasziniert verfolgte ich jeden seiner selbstsicheren Schritte. Jimin schien jedoch nicht nur meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, denn mehr und mehr leises Gemurmel drang mir von den Seiten zu Ohren und gebannt starrten unsere Mitschüler auf das magische Geschehen vor ihren Nasen, hielten in ihren Bewegungen inne. Der Braunhaarige blühte gerade vollends in seinem Element auf, schien absolut zu verdrängen, dass er nicht wie üblich alleine in der Schulhalle war und bot uns eine Show der Extraklasse.

Gott, und wie ich mir doch für ihn wünschte, dass er das Selbstbewusstsein besäße und sich endlich professionell coachen lassen würde. Vielleicht war ich zu voreingenommen, aber ich war mir so sicher, dass er es mit seinem unfassbaren Talent weit bringen könnte. Nationale und internationale Meisterschaften... Ja,  vielleicht sogar Olympia. Ich traute es ihm auf jeden Fall zu.

"Ich wusste gar nicht, dass Jimin so talentiert ist." 

"Das Eis liegt ihm im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen."

"Wow! So elegant und perfekt."

"Ich könnte ihm stundenlang zuschauen."

Fasziniertes Staunen und Raunen erklang und selbstbewusst, wissend, dass das dort auf dem Eis mein Jimin war, der jedem hier gerade den Atem sowie die Sprache raubte, grinste ich vor mich hin. Leichtfüßig und äußerst geübt flog der Ältere über die Fläche, drehte wunderschöne Pirouetten und ließ seine Magie auf uns wirken, ohne dass es ihm wahrscheinlich so richtig bewusst war. 

Die Annahme bestätigte sich, als Jimin zum Stehen kam und realisierte, dass die ganze Aufmerksamkeit auf ihm lag und der Applaus ganz allein ihm galt. Merklich weiteten sich seine Augen und überfordert suchte er die meinen, während er sich beschämt lächelnd verbeugte und eilig auf mich zu glitt. Jammernd ließ er sich in meine Arme fallen und versteckte sein glühendes Gesicht prompt in meiner Brust. "Wieso hast du Idiot mich nicht aufgehalten? Fuck, das ist ja voll unangenehm. Ich hab das Eis unter meinen Füßen gespürt und mich auf einmal total vergessen", nuschelte er und versuchte verzweifelt den vielen erstaunten Blicken unserer Mitschüler zu entkommen, indem er sich mehr und mehr an meine Brust drückte und wohl am liebsten mit mir verschmelzen wollte. 

Schmunzelnd legte ich meine Arme um seinen schmalen Oberkörper und wiegte uns sachte hin und her. "Schäm dich nicht, Min. Es sah wie immer wunderschön aus", flüsterte ich und hauchte ihm einen winzigen Kuss auf den dunklen Haarschopf, "Mein wunderschöner Eisprinz." "Sag das doch nicht so", jammerte er und haute mir gegen den Oberarm. Verlegen hob er den Blick und die roten Wangen ließen mich beinahe auf der Stelle dahinschmelzen. Ein Glück, dass die Temperaturen so tief waren. Völlig entzückt legte ich meine Hände an seine rosigen Wangen, drückte sie sanft zusammen und küsste seine etwas unfreiwillig geschürzten Lippen kichernd. "Es ist einfach nur die Wahrheit", wisperte ich und konnte es mir einfach nicht nehmen lassen einen weiteren kleinen Kuss auf seinen Lippen zu hinterlassen. 

Ein unschuldiges Grinsen umspielte meine Lippen, als ich den Kopf neigte und mich langsam aber sich rückwärts über das Eis bewegte. Da ich Jimins Hände hielt, zog ich ihn einfach mit mir mit. Der Braunhaarige schmollte niedlich und blickte mich aus leicht zusammengekniffenen Augen an. "Sieh mich doch nicht so an, Minnie. Wie soll ich mich denn da zurückhalten?", erwiderte ich grinsend, konnte meine cuteness Aggressionen kaum mehr im Zaun halten. Es kribbelte mir geradezu in den Fingern. Augenrollend schnipste er mir gegen die Stirn, ehe sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen stahl und sich seine Augen zu niedlichen Sichelmonden formten, "Jeon Jungkook, du bist wahrlich ein Idiot... Mein Idiot."

COLD AS ICE // 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt