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Weil ihr so wundervoll seid, gibt's heute noch ein weiteres Kapitel :))

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JIMIN POV

"Sicher, dass alles okay ist?" Inzwischen stand ich unmittelbar vor meinem Dad, welcher mich weiterhin besorgt musterte. Ich seufzte leise für mir selbst und grinste ihn dann frech an. "Ganz sicher. Jetzt zieh deine Stirn nicht so kraus oder willst noch mehr Falten bekommen, als du sowieso schon hast?" Entsetzt sah er mich an und wollte seine Hand allem Anschein nach nach meinen Haaren ausstrecken, weshalb ich mich schnell von der Bande abdrückte und meine Haare vor einem gnadenlosen Durcheinander bewahrte. Grinsend streckte ich die Zunge raus, woraufhin er nur amüsiert den Kopf schüttelte und nicht weiter daraufeinging.

"Ich räume hier noch fertig auf und dann will ich los. Wenn du dann noch hierbleiben möchtest, müsstest du den Bus nehmen", hörte ich ihn dann sagen und brummte verstehend. Eigentlich würde ich schon noch gerne etwas hier in der Halle bleiben. Das Eis war einfach perfekt. Wenn ich könnte, würde ich jede freie Minute hier verbringen, was natürlich absolut unmöglich war. Mit dem Bus nach Hause fahren wollte ich dann aber auch nicht. "Ich fahr mit dir", rief ich ihm hinterher und sah ihn seinen Daumen heben. Dann drehte ich mich in einer schnellen Drehung auf dem Eis und ließ mich einfach von meinen Gefühlen leiten, genoss das geschmeidige Gefühl unter meinen Kufen und schloss für einen Moment die Augenlider.

Das Gefühl, wie der Wind durch meine Haarsträhnen wehte, war berauschend. Doch als ich ganz instinktiv zum Sprung ansetzte, stoppte ich abrupt und hielt mir panisch die Brust. Scharf sog ich die Luft ein. Frustriert über mich selbst raufte ich mir die Haare und ballte die Hände zu Fäusten. Es war als wären meine Füße auf dem Boden angewurzelt und mein Gehirn spielte unmengen an Bildern von meinem letzten Sturz vor meinem geistigen Auge ab, die mir die Kehle zuschnürten und die Luft zum Atmen nahmen. Wann hörte das endlich auf? Ich war in all den Jahren, in denen ich schon auf dem Eis stand, unzählige Male gestürzt, hatte mich verletzt, mal schwerer und mal weniger schwer, und hatte mich dennoch nie davon abhalten lassen. Was war also beim letzten Mal anders gewesen?

Seufzend verließ ich das Eis und setzte mich auf die Bank zu meiner Tasche. Dad müsste wahrscheinlich sowieso gleich soweit sein. Absolut gereizt pfefferte ich meine Handschuhe in die Sporttasche und wechselte zurück in meine Converse. Ohne es recht zu wollen, drifteten meine Gedanken ab und mir fiel wieder ein, dass ausgerechnet Jungkook mich auf dem Eis entdeckt hatte, was mich mehr nervte als es eigentlich sollte. Er war der Letzte, der irgendwas über mich wissen sollte. Die LIppen fest aufeinander zu einer schmalen Linie gepresst, stopfte ich auch meine Schlittschuhe achtlos in die Tasche und sah dann auch schon meinen Vater auf mich zu laufen.

Im Auto lehnte ich mich in den Sitz zurück und seufzte auf, ignorierte den verwirrten Blick, den Dad mir seutlich zuwarf, stattdessen drehte ich das Radio lauter und zog mein Handy nach einem langen Schultag zum ersten Mal wieder so richtig aufmerksam hervor. Direkt empfingen mich zwei Nachrichten meiner besten Freundin, die mir sogleich ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberten. Ich vermisste sie so sehr.

[Wheein] Heyyy :)

[Wheein] Später telen? Du musst mir alles über deinen ersten Schultag und die neue Schule generell erzählen

Natürlich, ich melde mich

"Ist Jungkook im Team?" Ich konnte mir die Frage einfach nicht mehr länger verkneifen und musste es jetzt wissen. Überrascht, dass ich fragte, drehte mein Vater die Lautstärke des Radio wieder herunter und sah zu mir herüber, als er an einer roten Ampel halten musste. "Ja. Geht er in deine Klasse?" Knapp nickte ich. Na toll! Also würde ich ihn jetzt wohl öfter in der Halle antreffen. "Wieso fragst du? Versteht ihre euch-" "Nein!", unterbrach ihn direkt und merkte leider erst zu spät, wie auffällig schnell und laut ich ihm geantwortet hatte, weshalb ich mich räusperte und etwas beschämt an meiner Unterlippe nagte. "Ne, ich war nur neugierig, weil er vorhin in der Halle war", murmelte ich deutlich leiser. Ich war der Ampel sehr dankbar dafür, dass sie im selben Moment auf grün wechelte und Dad mich nicht weiter mustern konnte, sondern sich dem Verkehr anpassen und links abbiegen musste.

Mein Vater hatte noch nicht mal richtig den Motor abgestellt, da stürmte ich bereits zur Haustür. Da Wooyoung wahrscheinlich schon seit Stunden zuhause war, war die Haustür auch dementsprechend nicht verriegelt und ich konnte mich schon wenige Minuten später in meinem Zimmer verbarrikadieren. Sogleich warf ich mich auf mein weiches Bett und streckte meine Glieder wie ein Seestern von mir. Ich wusste nicht, wie viel Luft sich in meinen Lungen angestaut hatte, aber es war erleichternd, als ich sie ausstoßen konnte.

Wahrscheinlich wäre ich auch eingenickt, wenn es nicht im nächsten Moment laut auf dem Flur poltern würde. "Wooyoung, knall doch nicht so mit deiner Tür!", ertönte es prompt von unten. Daraufhin folgte nur ein sehr gleichgültiges "ja, ja" seitens meines Bruders und ich konnte das Augenrollen unseres Vaters vor meinem geistigen Augen sehen. Dann stolzierte Wooyoung schon mit einem viel zu breiten Grinsen durch meine Tür. Genervt rollte ich mich auf die Seite. Ich hätte die Tür abschließen sollen. Jetzt war es zu spät, denn ich hörte, wie sich Wooyoung in den dunkelgrauen Sitzsack in der Ecke pflanzte. Da er mir charakterlich leider ähnlicher war, als mir manchmal lieb war, ließ er sich auch nicht von meiner eher abweisenden Art abschrecken.

Dad sagte immer, dass wir diese Züge von unserer Mutter geerbt hatten. Das alleine erfüllte mich mit wahnsinigem Stolz. Die ein oder andere Eigenschaft war vielleicht nicht die Beste – wie zum Beispiel die Sturheit und Engstirnigkeit, die Wooyoung und ich sogar ein wenig mehr teilten –, so lebte diese wundervolle Frau, die uns zu Welt gebracht hatte, in Teilen in uns weiter.

"Jetzt sag schon, Hyung. Wie war die Halle? Hast du die die Hockey-Jungs trainieren sehen?" Mein Bruder saß wie erwartet in meinem Sitzsack vor dem weißen Regal, worauf sich wenige Pokale und deutlich mehr Bücher und Schulsachen befanden. Er hatte die Lippen zu einem Schmollen vorgeschoben und die Arme vor der Brust verschränkt. Die Neugier schien ihn gerade zu verschlingen. Ein amüsanter Anblick.

"Dir auch ein Hallo. Ja, mir geht's gut, und dir?", provozierte ich ihn noch ein wenig mehr und beobachtete, wie Wooyoung sich gestresst durch die Haare fuhr und die Augen verdrehte, ehe er zu mir auf die Matratze stürmte und mit dem nächstbesten Kissen, das er zu fassen bekam, auf mich einprügelte. "Mann, Hyuuuung", jammerte er. Lachend drückte ich ihn von mir und wuschelte ihm durch die dunklen Haare. "Ist ja gut, ist ja gut. Ich erzähle ja schon", gab ich nach. Erwartungsvoll blinzelte mich Wooyoung an, die Augen groß und rund. Dieser Idiot.

COLD AS ICE // 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt