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JIMIN POV

"Hyung~", jammerte Jungkook nun zum unzähligsten Mal und bewarf mich mit einem weiteren Stift, "Du wolltest schon vor einer halben Stunden aufhören." Amüsiert biss ich mir auf die Lippe und ignorierte meinen quengelnden Freund weiterhin sehr gekonnt. Inzwischen fand ich es sogar ziemlich witzig zu beobachten, wie Jungkook mehr und mehr die Geduld verlor und wie ein kleiner, vernachlässigter Welpe nach meiner Aufmerksamkeit gierte. Ein weiterer Stift - dieses Mal ein neongelber Textmarker - landete unmittelbar vor meinem Collegeblock und als ich aufblickte, warf sich der Schwarzhaarige theatralisch auf den Rücken und schmollte. Wenn er so weitermachte, hatte er bald keine Stifte mehr.

"Baby, es ist nicht mehr viel. Gleich bin ich fertig, kann das Taehyung für die Präsentation schicken und dann hab ich ganz, ganz viel Zeit für meinen bedürftigen Kookie", erwiderte ich schmunzelnd. Jungkook gab lediglich ein frustriertes Schauben von sich, jammerte zu meiner Überraschung aber nicht weiter.

Jungkook war nach der Schule mal wieder mit zu mir gekommen und bis vor einer halben Stunde war auch noch alles in Ordnung gewesen. Wir saßen auf dem Boden in meinem Zimmer, während mein Hund leise schnarchend auf meinem Bett in sich zusammengerollt schlief. Jeder hatte still an seinen Hausaufgaben oder Gruppenprojekten gearbeitet, bis Jungkooks Konzentration anscheinend nachgelassen und er sehr niedlich begonnen hatte nach Aufmerksamkeit zu betteln.

Ich war so vertieft in meiner Recherche über Erbkrankheiten für Taehyung und mein Biologiereferat - es war sogar recht interessant, wie ich feststellen musste -, dass ich nicht mitbekommen hatte, dass Jungkook seinen Platz gewechselt hatte. Erst als ich seine warme, breite Brust an meinem Rücken und seine langen, muskulösen Beine entlang den meinen spürte, wurde ich mir seiner Präsenz hinter mir bewusst. Der Jüngere blickte mir erst noch eine ganze Weile über die Schulter, las die Artikel im Internet mit oder beobachtete, wie ich hastige Notizen auf meinen Zettel kritzelte, die für meinen Projektpartner hoffentlich noch leserlich genug waren, wenn ich sie ihm schickte. Dann ganz langsam wanderten Jungkooks langen Finger meine Seiten entlang nach über meinen flachen Bauch, den ich direkt etwas anspannte und begann flacher zu atmen. Jungkook schmunzelte rau gegen meinen Nacken. Sein Atem kolliedierte dabei heiß mit meiner Haut und sogleich stellten sich die feinen Härchen in meinem Nacken auf, während sich mein Bauch kribbelnd zusammenzog. 

"Was wird das, wenn ich fragen darf?", fragte ich leise, als der Jüngere flink seine Finger unter den Saum meines grauen Sweater schob. Seine leicht rauen Fingerspitzen auf meiner weichen Haut zu spüren, trat ganz neue Empfindungen los und ich biss mir fest auf die Lippe, obwohl ich das Blut bereits heiß und laut in meinen Ohren rauschen hörte. "Ich weiß nicht, was du meinst", flüsterte mir der Schwarzhaarige zuckersüß ins Ohr. Das freche Grinsen konnte ich dabei regelrecht heraushören. Als ich Jungkooks weichen Lippen dann heiß an meinem Hals spürte, der kleine Ring im Kontrast kalt, setzte mein Verstand aus. Wie zarte Federn kitzelten sie meine empfindlich Haut, während der Jüngere meinen Hals kribbelnd entlang küsste. Ganz unbewusst neigte ich den Kopf zur Seite und streckte Jungkook meinen Hals wollend weiter entgegen. Seine Hände, noch immer unter meinem Sweater, verfestigten ihren Griff sachte, weshalb ein überraschtes Keuchen über meine geöffneten Lippen rollte und mir die Hitze prompt in die Wangen schoss. 

Im nächsten Moment lag Jungkook auf dem Rücken, mein flauschiger Teppich weich unter ihm und ich über ihm. Ich stützte mich auf meinen Unterarmen neben seinem Kopf ab. Seine großen, runden Augen blickten funkelnd zu mir auf und ein schüchternes Lächeln umspielte seinen pinken Lippen. Rabenschwarze, seidige Locken fielen ihm wirr ins Gesicht und lagen wie ein Kunstwerk um seinen Kopf herum auf dem Teppich. Ausnahmsweise schien heute mal die Sonne und ihre Sonnenstrahlen fielen hell durch das Fenster, erleuchteten nicht nur mein Zimmer, sondern auch seine honigfarbene Haut. Wie konnte ein Mensch so wunderschön sein? 

Seine Fingerspitzen tanzten noch immer unter meinem Oberteil über meine Haut, zeichneten meinen Rippenbogen und die feinen Linien meiner Bauchmuskeln nach, bis er sie wieder hervorzog. Sogleich vermisste ich die kribbelnde Wärme. Er ließ mich dem Gefühl seiner warmen Hände auf meiner Haut jedoch nicht lange hinterhertrauern, denn schneller als ich reagieren konnte, lag ich selbst auf dem Rücken unter dem Jüngeren. Seine Lippen trafen sogleich auf meinen Hals und küssten jeden Zentimeter Haut, der sich ihnen bot, intensiv und sinnlich. Leise Laute rollten unaufhaltsam über meine Lippen, während ich nach irgendwas suchte, dass mich den Verstand behalten ließ. So viele neue Empfindungen trafen auf mich ein und überforderten meine Sinne total. Mir war wahnsinnig heiß und obwohl alles so viel auf einmal war, wollte ich mehr. Letzendlich verfingen sich meine Finger in seinen weichen Haaren und Jungkook, der tatsächlich vorsichtig in meine freigelegte Schulter biss und folgend sanft an meinem Schlüsselbein leckte, nagte und saugte, schlug ich mir eine Hand auf den Mund und glaubte für den Bruchteil einer Sekunde wirklich vor Euphorie zu platzen. 

"Kook, ah~ S-stop...- Zu viel, shit", presste ich überfordert hervor und spürte meine Wangen nur noch heißer werden. Schüchtern lächelnd ließ Jungkook von meiner Schultern ab und betrachtete den rötlich-violetten Fleck fasziniert, ließ seine Fingerspitze hauchzart über die empfindliche Haut wandern und sogleich erschauderte ich. Ich blinzelte einige Male etwas ungläubig, versuchte das Chaos in meinem Kopf zu ordnen und kicherte dann leise. "Wie soll ich den Knutschfleck denn vor meinem Dad oder Wooyoung verstecken, Kookie?", fragte ich amüsiert und drehte meinen Kopf zur Seite. Jungkook lag nun neben mir auf dem kleinen Teppich und blickte mich voller Liebe an. Mein Herz hüpfte verliebt in meiner Brust und mein Bauch kribbelte wie verrückt. "Gar nicht", nuschelte er und platzierte einen winzigen Kuss auf meiner Wange. Überrascht weitete ich die Augen und mein Herz klopfte nur noch schneller gegen meine Brust, "Meinst du...-?" Jungkook nickte verlegen und legte seinen Kopf auf meiner Brust ab, "Meine Sexualität verwirrt mich zwar immer noch, dennoch möchte ich zumindest vor unseren Freunden und deiner Familie zu uns stehen."

"Manchmal frage ich mich, warum man immer allem sofort einen Namen geben muss", murmelte ich und strich meinem Freund langsam durch langen Haare. Verwirrt zog Jungkook die Brauen zusammen und musterte mich fragend, "Was meinst du?" "Was ich damit sagen will, ist, dass es okay ist, wenn du absolut keine Ahnung hast, welche Sexualität du hast. Nur weil ich fast sofort wusste, als ich das erste Mal einen süßen Jungen gesehen habe, dass ich absolut durch und durch schwul bin, muss es nicht das gleiche für dich heißen", erklärte ich dann und beugte mich erneut über den Jüngeren, kletterte auf seine Hüften. Fast schon sofort fanden Jungkooks Hände Platz an meinen Seiten. Währenddessen blickte er mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen und einem verträumten Glitzern in den rehbraunen Augen zu mir auf.

"Weißt du, es ist total egal, als was du dich identifizierst, solange sich das hier für dich richtig anfühlt", flüsterte ich und sah ihn nicken. "Gut", ich nickte selbst langsam und legte meine Hand zart an seine Wange, ließ meine Fingerspitze kurz flüchtig über die winzige Narbe dort wandern und küsste sanft seine weichen Lippen, "Und solange das so ist, bist du einfach nur jiminsexuell." Daraufhin kicherte Jungkook amüsiert und schloss seine Arme fest um mich, drückte mich nah an seinen warmen Körper. "Danke, hyung. Wenn ich dich nicht hätte...-", er schüttelte schnell den Kopf, als würde ihm nur der bloße Gedanke daran Unbehagen bereiten und schloss seine Arme nur noch fester um mich, "Daran möchte ich gar nicht denken." "Ich auch nicht, Kookie, ich auch nicht", lächelte ich. Ein weiteres süßes Kichern entfloh seinen Lippen, als ich mich das letzte Stück zu ihm herunterbeugte und erst das kleine Muttermal an seinem Nasenflügel, dann das direkt unter seinen Lippen und als letztes direkt seine zarten Lippen küsste, voller Gefühl und ohne Eile.

Ich liebe dich.

Diese drei Worte beschlagnahmten meinen Kopf ganz urplötzlich und ließen mein Herz noch höherschlagen und meinen Bauch noch kribbeliger werden. Ich liebte Jungkook, diesen wundervollen Jungen, der meine Gefühle so dermaßen auf den Kopf stellte, so unbeschreiblich sehr. Am liebsten hätte ich es in die Welt hinausgeschrien, wie sehr ich meinen Jungkookie liebte, dennoch glaubte ich, dass es ein unpassender Zeitpunkt war und wir noch nicht so weit waren. Ich würde für den richtigen Moment warten und vorerst formulierte ich die Worte anders, aber mit der gleichen Intention,

"Du bedeutest mir so unbeschreiblich viel, Jungkook."

"Du mir auch, Jimin. So, so viel."

COLD AS ICE // 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt