M I N H O
______NOCH NIE WOLLTE ICH so dringend und so schnell wieder aus einer Wohnung verschwinden, wie aus der von Dongho. Es stank fürchterlich nach Zigaretten in jeder möglichen Ecke, und wenn nicht, dann wurde dieser Geruch mit dem von Drogen ersetzt, welchen ich noch nicht mal einen Namen geben konnte und auch nicht wollte.
Aber der Gestank war nicht einmal das Schlimmste. Viel mehr war es das andauernde Gefühl, beobachtet zu werden.
Ich hatte mich auf seiner versifften Couch niedergelassen, nachdem er mich zu sich rüberbestellt hatte. Und seine zahlreichen Anhänger standen alle in der Wohnung verteilt, als hätte ich das Reich eines Königs betreten.
Sie alle waren mindestens doppelt so gut mit Muskeln bepackt wie ich und könnten mich mit der Krümmung ihres kleinen Fingers umhauen. Ich hatte schon mehr als einmal gespürt, wie hart sie tatsächlich zuschlagen können, und ich wollte es nun verhindern, dass es zu einem weiteren Mal kommen müsste.
Aber wenn der König höchstpersönlich hier gleich nicht auftaucht, dreh ich durch.
Nach Ablenkung suchend entsperrte ich mein Handy und sah auf die unbeantwortete Nachricht, die ich Jisung vor wenigen Stunden geschickt hatte. War das ein Schritt zu weit? Oder schrieb er gerade tatsächlich an einem Text über mich?
Sicherlich nicht. Es war sowieso nur ein blöder Witz.
Was sollte er auch groß über mich schreiben können? Wir kannten uns immer noch nicht, und auch, wenn ich ziemlich interessiert daran war, ihn besser kennenzulernen, hatte ich den Eindruck, dass es erstmal besser wäre, ihn nicht an mich ranzulassen. Es war schon schwer genug, das Ganze hier vor meiner Mutter und meinen zwei besten Freunden geheim zu halten.
Jisung wusste nur, dass ich Drogen vertickte. Er wusste nicht, warum, wie und bei wem, und das sollte auch so bleiben. Er hatte es selbst schon gut in Worte gefasst; Er wollte und sollte da nicht mit reingezogen werden.
Unruhig rutschte ich auf dem Sofa leicht hin und her und sah immer wieder von meinem Handy auf, um zu schauen, ob Dongho sich endlich blicken ließ. Und wieder gingen meine Gedanken zu Jisung. Seit Tagen rutschte mein Kopf immer wieder zu ihm, und immer dann, wenn es passierte, drängelte sich ein komisches, flaues Gefühl in meinem Magen aus. Es war so warm und hatte einen schönen Beigeschmack von Komfort. Gleichzeitig wollte ich das Gegrummel in meinem Bauch einfach nur auskotzen und vergessen.
Ich hatte jeden Tag aufs Neue das Bedürfnis, mich bei ihm auszuheulen und ihm zu erzählen, was mich beschäftigte, und unserer Begegnung vielleicht so eine tiefere Bedeutung geben zu können. Irgendwo hoffte ich nämlich auch darauf, dass er sich mir auch öffnen würde.
Denn auch, wenn er seine Gefühle oftmals beim Namen nannte, kam es mir so vor, als wollte er mich nicht davon überzeugen, dass er so fühlte, sondern sich selbst. Als würde er mit sich selbst einen Krieg führen und ganz versteckt nach Hilfe rufen, um gesehen zu werden. Aber in was er genau gesehen werden wollte, war mir nicht bewusst. Denn unsere Gespräche gingen nie weiter als leichte Sticheleien und Anspielungen auf die Tiefgründe unserer Gedanken.
Danach wurde direkt wieder dicht gemacht und ich bekam immer mehr das Bedürfnis, mehr zu erfahren.
Wir hatten dieses eine Gespräch, was uns die Tür für einen zweiten Versuch geöffnet hatte, und seitdem hat sich etwas schlagartig verändert. Von heute auf morgen wurden wir sowas wie... Freunde? Eine Bekanntschaft?
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𝗙𝗔𝗞𝗘 | 𝖬𝖨𝖭𝖲𝖴𝖭𝖦
FanfictionNach einer verlorenen Wette muss Jisung sich auf der Dating Plattform "Love-Shot" anmelden und sich dort für vier Wochen aufhalten. Minho wurde von seinen Freunden ein Streich gespielt und ebenfalls auf dieser App angemeldet. Jisung ist ein schüchte...