𝐊 𝐀 𝐏 𝐈 𝐓 𝐄 𝐋 𝟐 𝟖

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M I N H O
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MEINE AUGEN VERFOLGTEN Donghos Umhergelaufe durch die rauchverstickte Wohnung. »Wieso bin ich hier?«, fragte ich. Ich stützte meine Ellbogen auf meinen Knien ab und verschränkte meine Hände miteinander. Dongho durchsuchte jede Schublade und hielt eine Hand hoch, mir signalisierend, dass ich innehalten sollte. Wonach suchte er?

Er war nicht der Einzige, der wie verrückt durch den Raum irrte und etwas zu suchen schien. Auch sein Gefolge hatte sich in der gesamten Wohnung verteilt, genauso wie hier. Zwischendurch hörte man ein:»Hier ist es auch nicht, Boss.«

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und wechselte immer wieder die Person, die ich beobachtete. Verdammt, wieso bestellte er mich zu sich rüber, wenn ich jetzt wieder seine Anstalten durchhalten musste?

»Ist alles okay?«, setzte ich erneut an, aber Dongho zog seine gehobene Hand nochmal zurück und intensivierte die Geste. Hilfesuchend sah ich zu Jaegyuk — dem Typ, der mir immer den neuen Stoff gab. Dieser blickte kurz prüfend zu Dongho, offensichtlich wortlos nach Erlaubnis fragend. Ein Nicken vom Boss aus und Jaegyuk fing an zu erklären:»Wir vermuten einen Spitzel, der für die Polizei arbeitet. Sie haben gestern einige Überbringer gefasst, konnten aber noch keine Verbindung herstellen.«

»Wenn ich dieses mickrige Arschloch erwische...«, zischte Dongho, wobei seine Worte so stark aus seinem Mund kamen, dass er beinahe eine gute Ladung Spucke mitschickte. Angeekelt rümpfte ich meine Nase und sah wieder zu Jaegyuk, welcher mich bereits mit einem entschuldigenden Blick ansah.

Ich kannte ihn nicht. Wie gesagt, er gab mir die Tütchen, die ich brauchte, und mehr passierte da nicht. Und doch machte er einen relativ korrekten Eindruck auf mich. Er war in meinem Alter, höchstens. Wenn nicht, sogar noch jünger, was in mir das Mitleid automatisch auslöste. In so einem Alter sollte sich niemand in solche Geschäfte verwickeln lassen. Oder generell. Aber nicht so eine junge, zu gutem Potential fähige Person.

»Was ist jetzt der Plan?«, fragte ich in die Runde. Es interessierte mich aber nicht im Geringsten. Ich hoffte eher darauf, dass sie mich verdächtigen und einfach rausschmeißen würden. Jedoch würde ich nicht so leicht davon kommen. Ich würde eher mit meinem Leben dafür bezahlen. Dongho stellte sich wieder gerade hin und zuckte mit den Schultern. Jede einzelne Bewegung seinerseits war voller Anspannung und des Drangs, diesen überkochenden Emotionen freien Lauf zu lassen. Aber er hatte keine Beweise. Er konnte niemanden verantwortlich machen. Das machte ihn wahrscheinlich umso wütender.

»Der Plan ist—«, er sprach es mit voller Verachtung aus, als hätte er wirklich ein Auge auf mich geworfen, »—dass ich jeden meiner Dealer genau im Auge behalte. Auch dich, Minho.« Mich selbst in Schutz nehmend hob ich meine Hände und versicherte ihm aufrichtig:»Ich habe damit nichts zutun. Du weißt, warum ich hier bin. Was habe ich davon, wenn ich euch an den Pranger stelle?«

Ich hätte wahrscheinlich einfach meinen Mund halten sollen. Aber, wenn ich ehrlich war, war mir heute nicht danach, mein Leben für etwas zu geben, für das ich wahrlich nicht verantwortlich war.

Dongho musterte mich misstrauisch und schnalzte genervt mit seiner Zunge. Er stämmte seine Hände in die Hüften und gab klein bei:»Ja, das ist mir bewusst. Ich habe deine kleine, selbst aufgebende Geste nicht vergessen.« Im selben Moment kam der Rest von seinen Anhängern zurück zu uns ins Wohnzimmer. Sie hatten bis eben noch die übrig gebliebenen Ecken der Wohnung abgesucht und einer von ihnen berichtete ihm nun:»Die Wohnung ist sauber, Boss.«

𝗙𝗔𝗞𝗘 | 𝖬𝖨𝖭𝖲𝖴𝖭𝖦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt