𝐊 𝐀 𝐏 𝐈 𝐓 𝐄 𝐋 𝟐 𝟑

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J     I     S     U     N     G
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ICH HATTE ALLES stehen und liegen gelassen. Es interessierte mich nicht, was Changbin jetzt sagen oder von mir halten würde, aber ich brauchte ihn und — in diesem Moment noch viel wichtiger — sein Auto. Mit Eile war ich in sein Zimmer gestürmt und hatte ihm quasi befohlen, dass er mich sofort zu Minho bringen müsste.

Changbin war natürlich erst besorgt, ob etwas passiert wäre. Im nächsten Moment legte sich aber auch ein schelmisches Grinsen auf sein Gesicht und er fragte mich, ob ich es so dringend nötig hätte. Ich ignorierte diesen Kommentar und wiederholte mich nochmal:»Es ist wirklich wichtig!« Das hatte ausgereicht, damit er sich erhob und mit mir nach draußen eilte.

Zu gerne würde ich ihm erklären, warum ich jetzt so dringend wieder zu Minho wollte, aber ich hatte Minho versprochen, dass ich meinen Mund halten würde, und daran wollte ich mich selbstverständlich halten. Das war Minhos Geschichte und ich wollte ihm das nicht vorwegnehmen, gerade nicht bei jemandem, den er noch gar nicht kannte.

Wir stiegen ins Auto, schnallten uns an und Changbin fuhr mit mäßiger Geschwindigkeit in den Verkehr hinein. Der Regen hatte sich in der kurzen Zeit zu dem angekündigten Sturm entwickelt, was alle Autos deutlich langsamer und vorsichtiger fahren ließ. Normalerweise würde ich das als ziemlich vernünftig und selbstverständlich ansehen, aber heute wollte ich am liebsten den unbequemen Beifahrer spielen, der jedes zweite Auto anschrie, dass er einen Gang zulegen sollte.

»Ist wirklich alles okay? Du wirkst irgendwie total gestresst«, fragte Changbin mich erneut, wobei er einen kurzen Blick zu mir herüber wagte. Ich hatte mich in meinem Sitz heruntergleiten lassen und stieß genervt Luft durch meine Nase. »Fahr einfach, bitte.«

Zum Glück konnten wir uns beide merken, wo Minho wohnte. Es war auch nicht sonderlich weit entfernt, es sollte fünf Minuten dauern. Acht, wenn man den langsamen Verkehr berücksichtigte. Das verbesserte nicht das Gefühl, dass es wie eine Ewigkeit war, bis wir endlich vor Minhos Auffahrt standen. Es war ein Mehrfamilienhaus, und der werte Herr hatte uns natürlich nicht verraten, in welcher Wohnung er nun genau wohnte — wieso sollte er auch? —, was mich noch ein wenig mehr unter Druck setzte.

Ich schmiss den Anschnallgurt aus meiner Hand, nachdem ich ihn aus dem Gurtschloss befreit hatte, und hatte die Autotür schon halb geöffnet, bevor ich nochmal einen Rückzieher machte. Danach sah ich zu Changbin, welcher schon in seinem Handy verloren war, und fragte:»Wartest du hier? Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, aber nicht allzu lange.« Der Fahrer grinste verschmitzt und hob seine Augen in meine Richtung. »Ein Quickie also?«

Ich verdrehte meine Augen, gab ihm darauf keine Antwort und ließ meine Mimik für mich sprechen. Dies zeigte auch schnell Wirkung und Changbin fuhr fort:»Ich warte hier. Macht euch keinen Stress.« »Danke«, sagte ich noch schnell und trat dann aus dem Auto aus, direkt in den prasselnden Regen hinein.

Innerhalb weniger Sekunden war ich triefend nass, aber das machte mir nicht wirklich etwas aus. Ich stürmte herüber unter die kleine Unterdachung, welche mich vor dem anbahnenden Sturm schützen sollte. Dabei stand ich nun direkt vor der Eingangstür und rechts von mir waren eine Menge von Namensschildern angebracht, direkt daneben die jeweiligen Klingeln für die zugeordneten Bewohner der Wohnungen.

Es dauerte nicht lange, da stich mir der Name ›Lee Minho‹ ins Auge und ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, drückte ich auf die dazugehörige Klingel. Die Eingangstür stand einen Spalt offen, weswegen ich meine Vernunft kurz bei Seite ließ und das Gebäude sofort betrat. Die Tür schloss ich hinter mir und eilte dann durch den Flur des Erdgeschosses. Bei jeder Wohnungstür sah ich flüchtig auf die Namensschilder, die auch hier anzeigten, wer wo wohnte.

𝗙𝗔𝗞𝗘 | 𝖬𝖨𝖭𝖲𝖴𝖭𝖦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt