➥ CH.52 | "UNVERHOFFTES WIEDERSEHEN"

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DIE GESAMTE AUTOFAHRT war eine Tortur. Ich war selbst kein Fanatiker von unnötig erzwungenen Konversationen, aber die Art, wie Jeongin und ich uns anschwiegen, während wir auf dem Weg zum Gefängnis waren, war absolut nervenaufreibend. Dazu kam, dass ich der Beifahrer war. Ich hatte nichts, worauf ich mich konzentrieren musste und war somit meinen freien Gedanken komplett ausgeliefert.

Aber Jeongin schien meine Verzweiflung nach Kommunikation gespürt zu haben. Wenn auch auf die peinlichste Art, die in diesem Moment möglich gewesen wäre.

Während er in die nächste Straße einbog, trafen sich unsere Blicke kurz und er rümpfte die Nase.»Man, wie lange hast du nicht mehr geduscht? Du riechst fürchterlich!«, sagte er. Dabei hatte er einen Ton in der Stimme, als wollte er mir Vorwürfe machen wollen aber auch im selben Moment nicht verletzend wirken. Ich jedoch tat es mit einem Lachen ab.

»Hätte ich gewusst, dass du vorbei kommst, hätte ich mich rausgeputzt«, entgegnete ich mit meinem üblich sarkastischen Ton. Er ließ sich aber von meinem vergeblichen Versuch, davon abzulenken, nicht verwirren. Trotzdem behielt er seine Aufmerksamkeit auf dem Verkehr, sprach aber weiter:»Nein, ehrlich. Du siehst schrecklich aus. Als wärst du von den Toten auferstanden.«

Ich senkte meinen Blick und sah auf meine verschränkten Hände, wo ich langsam mit meinen Fingern herum spielte. Nur zögernd konnte ich leise erwidern:»Naja, es war nicht... einfach die letzten... Wochen.« Es überhaupt auszusprechen, wie lange ich mich in meinem depressiven Selbst gewuhlst hatte, war beschämend.

Der egoistische Teil in mir hoffte aber darauf, dass Jeongin so frei war und Jisung von meinem Zustand erzählen würde. Nur dass dieser dann völlig besorgt bei mir auftauchen würde und ich bloß nichts selbst in die Hand nehmen musste.

Immerhin war er ja auch sehr überzeugt davon, mir aufzubinden, wie schlecht es Jisung gerade ging. Natürlich machte es mich fertig, aber ich sah mich nicht in der Position des ursprünglich Schuldigen.

»Du tust dir selbst keinen Gefallen damit, wenn du dich so gehen lässt«, meinte Jeongin dann ernst, behielt aber den Teil in seiner Stimme bei, der schon ein wenig Besorgnis aufwies. Er beäugte mich für einen kurzen Moment, der für ihn möglich war, bevor uns das Schild vorgeführt wurde, welches uns verriet, dass das Gefängnis nur noch zwei Kilometer entfernt war.

Er bog auf die Anweisung des Navigationsgeräts in die nächste Richtung ein, während er seinen angefangenen Satz weitersprach:»Ich verstehe, dass du verletzt bist, aber es wird keinem helfen, wenn du dich in Selbstmitleid ertränken wirst. Niemand wird auch nur ansatzweise so stark darunter leiden wie du selbst.«

𝗙𝗔𝗞𝗘 | 𝖬𝖨𝖭𝖲𝖴𝖭𝖦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt