𝐊 𝐀 𝐏 𝐈 𝐓 𝐄 𝐋 𝟏 𝟑

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J     I     S     U     N     G
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SEUNGMINS HAND WINKTE vor meinem Gesicht hin und her und zwischendurch schnipste er vor sich hin, um meine Aufmerksamkeit wieder für sich zu gewinnen. Jedoch war ich wieder einmal so sehr in meinem eigenen Kopf verloren, dass es mir nicht mal etwas ausmachte.

Ein Teil von mir dachte sich: Lass ihn doch einfach machen. Der andere Teil, der sich langsam nach oben kämpfte, versuchte mich bei der Vernunft zu halten. Denn auch, wenn ich heute nur für die Sauberkeit des Cafés zuständig war, wollte ich nicht wie ein totaler Idiot aussehen.

Aber es ging mir einfach nicht aus dem Kopf. In welcher Hinsicht verwirrte ich Minho? War ich nicht immer recht offen — insofern das für unsere Verhältnisse in Ordnung war — mit ihm?

Vielleicht war ich auch einfach schon viel zu weit gegangen, indem ich ihn immer wieder anschrieb, wenn ich Hilfe brauchte. Vielleicht hatte ich mich zu früh darauf verlassen, dass wir auf derselben Wellenlänge wären und dass er es mir vielleicht immer noch nachsagte, dass ich mich zu dieser Bekanntschaft zwang.

Dabei wurde er immer interessanter für mich. Ich wollte wissen, wie er im echten Leben so ist. Wie seine Stimme klang, wenn er diese Witze machen würde. Wie sein Lachen klang, wenn ich dann realisieren würde, dass er mich wieder einmal auf den Arm nahm.

Seungmin wedelte immer noch wie ein Bekloppter vor meinen Augen mit seinen Händen herum. Und doch bekam er auch immer noch keine Reaktion von mir.

Ich fragte mich, wie sein Parfüm roch. Welche Vorschläge er für ein Treffen von uns beiden hätte — denn, sind wir mal ehrlich, es sagt viel über einen Menschen und seine Intentionen aus, was er sich für Aktivitäten oder Orte aussucht, wo man zusammen Zeit verbringen würde.

Oder war es vielleicht sogar meine Aufgabe, ihm mit diesen Gesten zu zeigen, dass ich mehr in ihm sah als nur eine Chance, um meine Morale nochmal zu überdenken. Dabei war es doch immer noch nur eine winzige Überreaktion, die man mir doch nicht verübeln konnte.

Jedoch schien Minho gute Gründe zu haben, immer noch ein wenig sauer auf mich zu sein deswegen. Genau das spornte mich an, es ihm irgendwie zu entlocken.

Moment.

Ich schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn, während ich zu mir selber murmelte:»Mehr in ihm sehen? Verdammt, reiß dich zusammen!« Meine Hände umgriffen den Besen wieder fester und ich begann wieder, dem Boden seine verdiente Sauberkeit zu schenken.

Seungmin hob beide Augenbrauen und kommentierte mein Verhalten mit einem:»Nun, willkommen zurück auf dem Planeten Erde. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.«

»Mir geht's gut, war nur ein wenig in Gedanken versunken«, erklärte ich mich, immer noch mit den besagten Gedanken beschäftigt. Mein Gegenüber stämmte die Hände in seine Hüften und betrachtete meine Tat für einen weiteren Moment, bevor er dann sagte:»Ja, ist ja schön und gut, aber du fegst seit zehn Minuten denselben Platz auf dem Boden—«, er nahm mir den Besen aus der Hand und sah mir in die Augen. Ich roch den anbahnenden Sarkasmus, »—und ich glaube, hier blitzt und glänzt es jetzt.«

»Und genau deswegen hasse ich es, die Putzfee in der Schicht zu sein«, meinte ich und versuchte, mit einem nervösen Lachen abzutun, dass ich gerade wegen der Gedanken an einen Mann, den ich nichtmal kannte, gerade beinahe ein Loch in den Boden gefegt hatte.

𝗙𝗔𝗞𝗘 | 𝖬𝖨𝖭𝖲𝖴𝖭𝖦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt