Kapitel 14

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Lucas lag still im Halbdunkel seines Apartments, während die ersten Strahlen der Morgensonne durch die großen Fenster fielen und den Raum in bernsteinfarbenes Licht tauchten. Ivy schlief neben ihm, fest an ihn geschmiegt, und er konnte den leisen Rhythmus ihres Atems spüren. 

Er war schon länger wach und zeichnete sanfte Kreise auf ihren Rücken, genoss das Gefühl ihrer weichen Haut unter seinen Fingerspitzen. Die Nacht war wie ein Traum gewesen, ein Traum, den er nicht enden lassen wollte. Es gab eine Verbindung zwischen ihm und Ivy, die er noch nicht verstehen konnte. In der kurzen Zeit, in der er sie kannte, hatte er das Gefühl, sich ihr hingezogen zu fühlen. Nicht auf die menschliche Art. er konnte es nicht beschreiben, aber er würde es noch herausfinden.

Plötzlich spürte er, wie Ivy sich regte. Sie öffnete langsam ihre katzenartigen Augen und blickte zu ihm hoch, ihre Augen noch verschlafen.  "Es ist hell," sagte sie leise, als ob sie damit andeuten wollte, dass sie gehen müsse.

"Ich will, dass du bleibst," sagte er sanft, seine Stimme war eine Mischung aus Entschlossenheit und Bitte. Er hielt ihren Blick fest. "Bei mir. Verbring die Semesterferien mit mir."

Ivy zögerte, und er konnte die Zweifel in ihren Augen sehen. 

"Ich kann nicht," flüsterte sie, ihre Stimme war kaum hörbar, doch die Worte trafen ihn. Der Gedanke, sie loszulassen, gefiel ihm absolut nicht.

"Warum?" fragte er schlicht. 

Sie senkte den Blick und er bemerkte, wie sie sich vor ihm abschottete, als würde sie ihre eigenen Gefühle verriegeln wollen. "Du hättest es sowieso bald herausgefunden...", sagte sie leise, "Ich bleibe nicht mehr lange in der Stadt." 

Er suchte ihren Blick und einen Hinweis darauf, was sie zurückhielt. "Wo willst du hin?" fragte er.

"Das ist noch nicht klar. Ich habe etwas Geld gespart und... ."

"Bringst du dich wieder in Gefahr, Ivy?", fragte er todernst. Er kannte sie nicht lange, und er wußte kaum etwas über sie, aber dass sie Ärger wie Mist die Fliegen anzog, das hatte er inzwischen verstanden.

Sie schüttelte den Kopf. "Nein. Ich bin nur lange genug hier gewesen."

Er schnaubte. "Und du wartest mit der Information, bis heute?"

Sie blickte ihn unsicher an. "Wieso? Hättest du nicht mit mir geschlafen, wenn du gewusst hättest, dass ich wegziehe?", fragte sie gereizt.

"Ich hätte gestern mit dir geschlafen, selbst wenn draußen die Erde gebrannt hätte.", garantierte er ihr. 

Sie lachte bei seiner Wortwahl. "Etwas theatralisch." 

"Finde ich nicht.", verneinte Lucas und sah sie ernst an. "Ich hätte es nur gern gewußt."

"Nur weil ich dein Geheimnis kenne, heißt das nicht, dass du oder ich irgendeine Verpflichtung gegenüber dem anderen haben." Sie stand auf und zog ihr Kleid wieder an, suchte ihre Unterwäsche und Strumpfhosen zusammen, zog diese über. Er beobachtete sie vom Bett aus dabei. In einem kleinen Spiegel richtete sie die Haare und zog anschließend ihre Schuhe an.

"Du willst also einfach verschwinden, ... nach der gestrigen Nacht?", fragte er ruhig und stand langsam auf.

"Wir hatten eine Abmachung. Bis der Vollmond vorbei ist.", sagte sie ruhig, "Und das ist er." 

"Der Vollmond dauert drei Nächte.", erinnerte er sie.

"Leider habe ich heute Nacht schon etwas vor.", wehrte sie ab.

"Was zum Teufel ist los mit dir? In der einen Minute bist du diese warmherzige, attraktive, super intelligente Frau, deren Nähe mich verrückt macht und in dem anderen Moment bist du kalt und distanziert, als wäre ich dein Feind.", fragte er.

"Vielleicht erliegt nicht jede deinem Charm, Harper.", schlug sie süffisant vor.

Lucas ließ sich das nicht zweimal sagen. Er trat zu ihr, zog sie zu sich und küsste sie, berührte mit seinem Körper den ihren und ließ seine Hitze ihre werden. Ivy reagierte sofort, ihre Härte schmolz wie Butter in seinen Armen. Der Kuss war intensiv, voller unausgesprochener Gefühle und Verlangen. Als er sich schließlich von ihr löste, sah er sie mit einem nachdenklichen Ausdruck an. "Ich glaube nicht, dass das das Problem ist, Ivy." sagte er leise, seine Augen suchten ihren Blick.

Ivy schubste ihn aufgeregt weg. "Manchmal kannst du ein Arsch sein!" fauchte sie, ihre Wut und Verwirrung waren deutlich zu spüren. Doch bevor die Situation weiter eskalieren konnte, wurden sie von einem plötzlich klingelnden Handy unterbrochen. Ivy griff hastig nach ihrem Telefon in ihrer Jackentasche und hob ab, hörte kurz und antwortete. "Ja, ich komme," sagte sie kurz angebunden und legte auf.

"Meine Chefin will mich sehen," erklärte sie knapp und machte sich schnell fertig, ihre Haltung wieder distanziert. Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Apartment, und Lucas konnte nur noch zusehen, wie sie ging, seine Gedanken wirbelten durcheinander, während die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.



Forbidden Desire: Alpha's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt