Kapitel 42

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Die Küche war still, abgesehen von dem leisen Summen der Küchengeräte. Ivy und Lucas traten ein, und das Licht der Hängelampen warf sanfte Schatten auf die glänzenden Arbeitsflächen und die kühle Stahloptik der Geräte. Ivy ließ sich auf einen Barhocker an der Kücheninsel sinken und verschränkte die Arme vor sich, während Lucas sich ohne ein Wort zum Kühlschrank begab. Die Küche war eine kleinere Industrieküche, perfekt ausgestattet für die Bedürfnisse eines Rudels, aber dennoch gemütlich genug, um ein vertrautes Gespräch zu führen. Der riesige Kühlschrank stand wie ein Monolith in der Ecke, gefüllt mit allem, was das Herz begehrte.

Lucas zog die Tür des Kühlschranks auf und griff nach ein paar Eiern, dann drehte er sich zu Ivy um, die ihn aufmerksam beobachtete. „Ich bin nicht Boris, aber ich kann dir Rührei anbieten," schlug er vor, seine Stimme war ruhig, fast beiläufig.

Ivy sah ihn überrascht an, dann schüttelte sie den Kopf. „Du musst nicht für mich kochen. Ich kann das selbst," erwiderte sie, doch ihre Worte klangen zögerlich, als ob sie sich selbst nicht sicher war.

„Ich muss meine Hände beschäftigen," gestand Lucas, während er eine Pfanne von einem der von der Decke hängenden Haken nahm. Er drehte das Gas auf, zündete es kurz an, und ein kleines Feuer entfachte sich unter der Pfanne. Routiniert mischte er die Eier mit etwas Milch, warf einen Löffel Butter in die Pfanne und kippte die verquirlten Eier hinein, während das Geräusch von leichtem Zischen die Stille erfüllte.

Ivy beobachtete ihn schweigend, das Surren der Flamme war das einzige Geräusch im Raum. Es war eine seltsame Situation, in der sie sich wiederfand, eine, die sie an eine Nacht erinnerte, die sie nie vergessen hatte. Sie hatte auf einem Barhocker gesessen, genau wie jetzt, und Lucas hatte ihr einen Cocktail gemixt, nur um sie anschließend, ausgiebig auf einem solchen Hocker mit dem Mund zu befriedigen. Es war eine der intensivsten und schönsten Erfahrungen, die sie jemals gemacht hatte. Der Gedanke ließ ihre Wangen leicht erröten, und sie senkte den Blick, um Lucas nicht in die Augen sehen zu müssen.

Doch als sie den Kopf hob, trafen sich ihre Blicke, und es war, als ob sie beide an genau dasselbe dachten. Lucas ließ sich nicht ablenken, doch seine Augen verrieten, dass auch er diese Erinnerung hatte. Ihr stieg die Röte in die Wangen.

Er griff nach einem Teller, und als die Eier soweit waren, schüttete er sie darauf. Aus dem Kühlschrank holte er noch ein paar vorgeschnittene Frühlingszwiebeln und streute sie über die Eier, bevor er den Teller vor Ivy stellte und ihr eine Gabel reichte.

Zögernd nahm sie die Gabel und begann zu essen, während Lucas sich neben sie stellte und sie dabei beobachtete. Der Duft von Whisky stieg ihr in die Nase, ein teurer, schwerer Duft. Sie fragte sich, wie viel eine Flasche dieses Whiskys wohl kosten mochte – vermutlich so viel wie die Jahresmiete ihres kleinen Hauses. Doch der Geruch war nicht unangenehm, er passte sich seinem Duft an, vermischte sich mit dem Rasierwasser, das er benutze, und sie musste lächeln.

„Das ist gut," sagte sie schließlich überrascht, als sie einen Bissen genommen hatte.

Lucas lächelte leicht. „Ich habe mein gesamtes Studium von Rührei gelebt. Ich habe es perfektioniert.," gestand er. „Es ist jetzt allerdings viel praktischer, wenn Boris das Kochen übernimmt."

Beide lächelten über den kleinen Moment des Friedens, einen kurzen Waffenstillstand zwischen ihnen.

„Ich habe mich hauptsächlich von dem Chinesischen Essen um die Ecke ernährt," erzählte Ivy, während sie ein weiteres Stück Rührei auf ihre Gabel spießte. „Ich würde töten, um noch einmal die Dim Sum von dort zu probieren. Wahrscheinlich ist er gar nicht mehr da. Er stand immer kurz vor der Pleite."

Lucas nickte, hörte ihr aufmerksam zu, während sie fortfuhr. „Mir hat sonst nie jemand etwas zubereitet. Nicht, seit ich meinen Coven mit sechzehn verlassen habe. Sobald ich ein Teenager war, musste ich mich selbst darum kümmern. Erst als Ellie und ich... wobei selbst da nicht..." Sie stockte, ihre Stimme verlor an Stärke, und sie schüttelte leicht den Kopf. „Wir essen immer zusammen, aber meist bin ich die Köchin."

Forbidden Desire: Alpha's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt