Kapitel 4

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Lucas beobachtete Ivy aufmerksam, als sie zögerte, ihren Namen zu nennen. Ihre Augen flackerten unsicher, während ihre Gedanken förmlich zu rasen schienen. 

Schließlich seufzte sie genervt und sagte: "Ivy. Mein Name ist Ivy."

Ein sanftes Lächeln huschte über Lucas' Gesicht, als er ihr seine Hand entgegenstreckte. "Ich bin Lucas," sagte er. Zögernd ergriff sie seine Hand, und in dem Moment, als ihre Finger sich berührten, spürte Lucas ihre Unsicherheit noch mehr. Es war, als würde eine leichte elektrische Spannung durch ihre Berührung fließen. "Du hast gekämpft wie eine Wildkatze. Alle Achtung," sagte er bewundernd, seine Augen funkelten anerkennend.

Ivy errötete, und obwohl sie offensichtlich versuchte, ihre Verlegenheit zu verbergen, konnte Lucas das leichte Rot auf ihren Wangen nicht übersehen. Die Röte verlieh ihrem Gesicht einen feineren Ausdruck, der im krassen Gegensatz zu ihrer entschlossenen Haltung gestern stand. Es war offensichtlich, dass sie sich in dieser Situation unwohl fühlte, und Lucas konnte nicht anders, als dies faszinierend zu beobachten. „Danke," sagte sie schließlich, "Auch dafür, dass du mir geholfen hast."

Er lächelte. „Wenn es meine Schwester gewesen wäre, hätte ich mir ebenfalls gewünscht, dass ihr jemand geholfen hätte."

"Du hast eine Schwester?", fragte Ivy.

"Ja, sie studiert derzeit in New York.", erklärte Lucas, "Sie ist froh mal von zuhause weg zu sehn. Meine Eltern können manchmal ziemlich erdrückend sein."

Sie nickte, als würde sie ihm vermitteln wollen, dass sie es verstand, aber ihre Augen sagten ihm etwas anderes. 

"Ist deine Familie hier in der Stadt? Sollen wir jemanden für dich anrufen? Deine Familie oder deinen Freund...", fragte er.

Sie runzelte die Stirn, dann schüttelte sie den Kopf. "Nein, auf keinen Fall.", sagte sie steif. „Ich würde mich jetzt gern frisch machen."

Lucas nickte verständnisvoll und trat einen Schritt zurück. „Klar," sagte er gedehnt und wandte sich dann zum Gehen. Bevor er die Tür erreichte, warf er einen letzten Blick über die Schulter und sah, wie Ivy erleichtert aufatmete.

Im Flur standen seine Freunde und musterten ihn neugierig, als er herauskam. Sie wirkten gespannt, als hätten sie nur darauf gewartet, ihn ausfragen zu können. „Was ist?" fragte Lucas mit hochgezogenen Augenbrauen. „Habt ihr noch nie eine Dame in Not gesehen?"

Jason, einer seiner Freunde, lachte laut auf, sein Lachen hallte durch den Flur. „Wenn sie eine Dame in Not ist, fresse ich einen Besen," sagte er spöttisch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Sie frisst uns alle zum Frühstück."

Max, der neben Jason stand, nickte zustimmend und grinste. „Sie würde nicht im Potion Pub arbeiten, wenn sie eine ängstliche Elfe wäre," fügte er hinzu. „Ich meine, dieser Laden ist alles andere als in einer sicheren Gegend. Chrissy stellt nur Leute ein, die wissen, wie sie sich selbst verteidigen können."

Lucas sah nochmal zur Tür. "Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte mich einer der Typen mit dem Messer erwischt."

"Es war eine beschissene Idee, dorthin zu gehen.", sagte Max mit Blick auf Jason.

"Wenn wir nicht dagewesen wären, hätten sie sie verschleppt.", entgegnete Lucas nachdenklich. Er fragte sich, wie eine junge Frau wie Ivy überhaupt in einer Bar wie der Potion Pub gelandet war. Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, hörte er schwere Schritte im Flur. Er drehte sich um und sah seinen Großvater Jackson näher kommen. Jackson war ein großer, hochgewachsener Mann, mit grauen, gewellten Haaren, einem etwas längeren, ordentlich gestutzten Bart und breiten Schultern. Unverkennbar der Alpha des Fitzgerald-Rudels.

Sofort stellten sich seine Freunde in Reih und Glied, als würden sie gleich zur Ordnung gerufen werden. „Hey Grandpa," begrüßte Lucas ihn mit einem gezwungenen Lächeln.

Jacksons Gesichtszüge entspannten sich ein wenig, als er seinen Enkel sah. „Dir geht es gut," sagte er erleichtert. „Als ich informiert wurde, dass du im Krankenhaus bist, bin ich sofort hergekommen. Was ist passiert?"

Lucas erklärte es ihm knapp. „Eine Frau wurde vor dem Potion Pub angegriffen. Ich bin ihr zur Hilfe gekommen. Sie ist nach einer Verletzung in Ohnmacht gefallen und wir haben sie hierher gebracht."

Jacksons Augen weiteten sich, und er rieb sich nachdenklich das Kinn. „Verflucht," murmelte er und sein Blick wurde ernst. „Was hattet ihr überhaupt dort verloren?"

Lucas zuckte mit den Achseln und spürte eine Welle von Unbehagen durch seinen Körper ziehen. „Wir wollten nur feiern, Grandpa.", sagte er ruhig dann schluckte er kurz bevor er die schlechte Nachricht übermittelte, "Ich musste mich verwandeln um sie zu schützen."

"In der Öffentlichkeit.", murmelte Jackson, nicht sonderlich begeistert.

"Es waren nur die Angreifer und wir... und einpaar vorbeifahrende Autos.", erklärte Jackson, "Keiner wird ihnen glauben, was sie gesehen haben, da sie ziemlich betrunken waren."

Jacksons Blick verfinsterte sich, und Lucas konnte die Sorge und das Misstrauen in seinen Augen sehen. „Und das Mädchen? Hat sie dich gesehen?" fragte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Lucas nickte, seine Gedanken wanderten zurück zu Ivy. Er erinnerte sich an den Moment, als sie seine Schnauze berührt hatte, ihre Augen weit vor Staunen und Angst. „Ja, sie hat mich gesehen," bestätigte er und spürte ein seltsames Ziehen in seiner Brust. „Aber sie schien mehr überrascht als erschrocken zu sein. Als ich gerade mit ihr gesprochen habe, hat sie mich nicht mit meinem Wolf in Verbindung gesetzt. Sie dachte, er sei von irgendwo aufgetaucht und hätte die Angreifer verschreckt."

"Ist sie ein Mensch?"

Lucas nickte auf die Frage seines Großvaters.

„Das könnte ein Problem sein. Wenn sie jemandem davon erzählt, könnte es Schwierigkeiten geben."

„Ich glaube nicht, dass sie es jemandem erzählen wird," sagte Lucas schnell, obwohl er sich selbst nicht sicher war, warum er das sagte. "Ich werde mich darum kümmern."

Jackson klopfte seinem Enkel auf den Rücken. "Besser wär das. Wir können uns nicht erlauben in Montreal aufzufallen. Es reicht schon, dass Hexen und Rogues hier ihr Unwesen treiben."



Forbidden Desire: Alpha's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt